Stefán Máni - Das Schiff

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    Teuflischer Tanz mit dem Tod


    Inhalt:


    Saeli, Runàr, Jòn Karl, Àsi, Isàk, Òli, Gummi und Jònas bilden die Crew des Frachtschiffes Per se. Doch über jedem Mitglied der Crew schwebt ein dunkler Schatten. Kurz vor der Abfahrt wird auch noch bekannt, das die Reederei die Veträge kündigen will, was die Besatzung sehr ärgerlich und ängstlich stimmt. Das Schiff gerät in einen Sturm, der Hass, die Angst und das misstrauen kochen in den einzelnen Männern und treiben einige von ihnen in den Wahnsinn. Funk, Radar... keiner kann sich mehr sicher fühlen. Doch nicht nur Männer sind gefährlich, auch das Meer bietet einige Gefahren und so beginnt bald ein Tanz mit dem Tod...


    Meine Meinung:


    Ein hoch verschuldeter Familienvater, ein skrupelloser Geldeintreiber, ein Mann der seine Frau erschlagen hat, ein von Schuldgefühlen geplagter Kapitän, ein von Satan faszinierter Seemann, ein Mann im Kampf gegen den Alkohol und weitere Crewmitglieder voller dunkler Gefühle - das sind die Protagonisten von Stefàn Màni's Romans "Das Schiff". Ihre Namen sind genauso gewöhnungsbedürftig wie ihr Charakter, sie alle sind knofus & verwirrt, alle haben Dreck am Stecken und manche von ihnen dazu noch ein paar Schrauben locker. Das alles wirkt arg konstruiert und wenig glaubwürdig, ein Zusammentreffen so vieler dunkler Persönlichkeiten ist doch eher unwahrscheinlich.
    Überzeugend dagegen sind die Parallelen die der Autor zwischen den Protagonisten und ihrer Umwelt schafft. Während die Männer gegen ihre Probleme kämpfen, kämpft die Per se gegen die äußeren Bedingungen. Si entsteht trotz inhaltlicher Schwächen ein annehmbares Konzept.
    Unterstützend wirkt hier auch die Covergestaltung, die diese Umstände übermitteln kann.


    Die Handlung umfasst 412 Seiten und einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten. Der Roman beginnt mit mehreren Handlungssträngen die erst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, aber dann schnell zusammenfließen. Die Handlung im Roman wird meist parallell verlaufend geschildert, d.h. ein Zeitraum wird aus Sicht verschiedener Protagonisten geschildert. Teils läuft die Handlung aber auch chronologisch ab. Leider sind auch zum Teil sehr große Zeitsprünge enthalten. Dies alles macht es an manchen Stellen etwas anstrengend das Buch zu lesen.
    Fast die komplette Handlung spielt sich auf dem Schiff, dadurch enthält der Mittelteil viele, recht langatmige Passagen. Doch ein paar unerwartete Vorkommnisse sorgen für Lichtblicke und erzeugen Spannung.


    Die Sprache ist düster & teils nüchtern, bedrohlich & beunruhigend, offen & ungeschönt. Sie ist der Stimmung an Bord, aber auch dem wilden Treiben des Meeres angepasst. Der Autor spricht auch das Gehör des Lesers an, in dem er Geräusche wie "Bumm Bumm" oder "Klick Klick" umgangssprachlich übermittelt. Diese Geräusche haben auch erheblichen Einfluss auf die Handlungsweisen der Protagonisten.


    Fazit:


    Alles in allem ein lesenswertes Buch, in dem Handlung, Psyche und Witterung perfekt aufeinander abgestimmt sind. Ein Buch voller Höhen und Tiefen, wie auch die Wellen des Meeres, die das Schiff umspülen.

  • Am Anfang werden die einzelnen Mannschaftsmitglieder und deren soziales Umfeld vorgestellt. Danach dreht sich alles nur noch um die Per Se. Durch die recht detaillierten Beschreibungen einzelner Situationen, konnte ich mich gut in die Stimmung an Bord einfinden. Immer wieder gibt es ungeahnte Wendungen, die den Spannungsbogen aufrechterhalten. Das Ende war mir zu plötzlich und viele am Anfang aufgeworfene Fragen blieben unbeantwortet.

    Das Buch war gut zu lesen und hat Spaß gemacht. Das Cover passt zum Buch.

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Menschliche Abgründe


    Das Buch beginnt für einen kleinen Moment sehr harmlos. Ein Matrose verbringt den letzten Abend bei seiner Familie, bevor er für viele Wochen auf einem Frachtschiff an heuert.
    Doch schon nach kurzer Zeit überschlagen sich die Ereignisse und man ist mitten drin in dieser unglaublich spannenden Geschichte. Zu Beginn kann man noch gar nicht erahnen, wie sich die einzelnen Schicksale zusammen fügen werden. Stefán Máni macht das sehr geschickt, indem er die verschiedenen Situationen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der einzelnen Charaktere darstellt. Jedes Besatzungsmitglied schnürt sein Päckchen, um sich auf das Schiff zu begeben, und diese Päckchen sind gefüllt mit Gewalt, Mord, Verzweiflung, Sehnsucht und Hoffnung.
    Sie begeben sich unwissentlich auf die schwimmende Hölle im Schiffsgewand, in der Hoffnung, daß sich am Ende der Fahrt alles zum Guten wendet. Doch jedes mal wenn sie denken, schlimmer geht es nicht mehr, schwimmt von irgendwo eine neue Katastrophe her.
    Als wirklich einziges (aber absolut nebensächliches) Manko sind die isländischen Namen anzumerken, mit denen ich mir am Anfang ein bischen schwer getan habe. Aber als Tipp für die zukünftigen Leser kann ich es empfehlen sich einen kleinen Zettel mit den Namen der Charaktere, deren Aufgaben auf dem Schiff und ihren jeweiligen Verbrechen anzulegen.
    Zum Abschluß kann ich nur sagen, daß ich das Buch wirklich außergewöhnlich finde. Die Figuren sind so unterschiedlich und fassettenreich und immer wenn man denkt, daß es nicht mehr schlimmer kommen kann, wird man eines Besseren belehrt wodurch die Spannung gnadenlos aufrecht erhalten wird.

  • Neun Matrosen auf ihrer letzten Fahrt.


    Der Leser weiß, dass es die letzte Fahrt für diese Crew ist, weil die Reederei das Schiff verkauft hat. Er weiß auch, dass es die letzte Fahrt für den Kapitän ist, weil sich dieser zur Ruhe setzen will. Also ist es eine besondere Fahrt für alle. Wie besonders sie wird, ahnt der Leser spätestens nach der detaillierten Vorstellung der einzelnen Crewmitglieder, von denen einer sogar vollkommen ungeplant und zufällig auf das Schiff kommt.


    Das Buch beginnt mit der vergleichsweise harmlosen Beschreibung des letzten Abends an Land bei der Familie eines Matrosen. Doch schon die letzten Stunden der anderen Männer an Land lassen Böses ahnen. Und in der Tat entwickelt sich der Plot schnell zu einer düsteren Beschreibung der üblen Schicksale, Machenschaften und Charaktere der Crewmitglieder. Gewalt, Hass, Wut und Verzweiflung habe ich lange nicht mehr in einer solchen Vollendung beim Lesen gespürt. Selbst Szenen, die bei Tag spielten, wirkten düster und niederschmetternd. Wenn aus dieser Ausgangskonstellation am Ende alle lebend, gesund und zufrieden heraus gekommen wären, hätte ich die Welt nicht mehr verstanden.


    Faszinierend empfand ich die Erzählweise von Stefán Máni, der mitunter eine Szene aus drei verschiedenen Blickwinkeln erzählte. So wird die Sicht und Handlungsweise der Besatzungsmitglieder klarer, die Spannung erhöht sich weiter.
    Dass ausgerechnet der offensichtliche Verbrecher bei mir die größten Sympathien erwirbt, verblüfft mich beim Lesen sehr. Alle Charaktere sind interessant gezeichnet. Auch deren Empfindungen kann ich gut nachvollziehen, besonders eben das stete, nervenaufreibende bumm - bumm - bumm empfand ich allein beim Lesen schon als beklemmend.


    Meine Wertung: 4ratten Einen fünften Punkt verweigere ich dem Buch, weil mir in der zweiten Hälfte die Vielzahl der aufeinander folgenden Katastrophen nun doch etwas zu konstruiert wirkt. Insgesamt aber war es ein großer Lesegenuss und bestimmt nicht das letzte Buch, das ich von diesem Autor lese.


    P.S. Mir will nicht klar werden, ob dieses Buch wirklich in der Kategorie "Kriminalroman" gut aufgehoben ist. Vielleicht eher Thriller? Selbst Abenteuerroman oder Horror würden m.E. eine Spur besser passen


  • Wenn aus dieser Ausgangskonstellation am Ende alle lebend, gesund und zufrieden heraus gekommen wären, hätte ich die Welt nicht mehr verstanden.


    Allerdings! Ich stecke gerade mitten im Buch und so eine irre Anhäufung an Gewalt, Verderben, Hass und Furcht habe ich noch nie gelesen. Da hat Mani ganz ordentlich in die Klaviatur sämtlicher finsterer Charaktere gegriffen. Aber er schreibt wahnsinnig gut! Das hat mich wirklich überrascht.



    P.S. Mir will nicht klar werden, ob dieses Buch wirklich in der Kategorie "Kriminalroman" gut aufgehoben ist. Vielleicht eher Thriller? Selbst Abenteuerroman oder Horror würden m.E. eine Spur besser passen.


    Krimi passt m.E. auch nicht wirklich. Thriller wäre wirklich besser. Meinst Du, Abenteuer oder Horror wären noch besser? Das Horror-Genre kenne ich gar nicht, das kann ich gar nicht beurteilen. Über Abenteuer grüble ich noch nach. Spontan tendiere ich nicht in diese Richtung, aber das ist ein Gefühl, das ich nicht belegen oder begründen kann.

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  • Dazu kann ich auch noch eine Rezi liefern:


    Wahnsinn, dieser Roman! Was am Anfang als raffiniert ausgeklügelter Krimi rüberkommt, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Psychoachterbahn der Superlative.


    Dabei dreht es sich um neun Männer, die mit ihrem Frachtschiff Per se von Island nach Surinam aufbrechen. Jeder bringt von vornherein seine ganz persönliche Geschichte des menschlichen Scheiterns mit an Bord, und darin liegt eine der Stärken des Romans: die Charakterzeichnungen der Figuren. Der Autor hat mit einem feinen Blick für die Nuancen der menschlichen Seele neun völlig unterschiedliche Individuuen ausgearbeitet, die ganz verschieden ticken und deren Handlungen und Ziele teilweise so gegensätzlich sind, dass es letztendlich zur Katastrophe kommen muss.


    Dabei kann ich gar nicht sagen, wer von den Seemännern mich am meisten faszinierte; ist es der melancholische Kapitän, der sich auf seiner letzten Schiffsreise wähnt, oder der erste Steuermann, der vor der Abfahrt noch schnell die Leiche seiner Frau verscharren muss und nun auf das jüngste Gericht wartet; vielleicht der Heizer, der seine düstere Seele dem Teufel verschrieben hat, oder doch gleich Satan persönlich, der in Gestalt eines bekannten isländischen Schwerverbrechers an Bord ist? Der Alkoholiker, dessen Teufel der Cognac ist, oder der Bootsmann, der sich wegen seiner Spielschulden auf ein gefährliches Schmuggelmanöver eingelassen hat?


    Mit einem unglaublichen Tempo peitscht Stefán Máni das Schiff in den aufkommenden Sturm und die Handlung voran, so dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Am Ende driftet die Story ab ins Surreale, ein genialer Zug des Autors und sehr gekonnt gemacht.


    Die Atmosphäre auf dem sturmgeschüttelten Schiff fand ich sehr eindrucksvoll und überzeugend geschildert, der Sprachstil ist präzise und schnörkellos. Der häufige Perspektivenwechsel und auch die durchgängige Verwendung des Präsens gefielen mir sehr gut und passen meiner Meinung nach perfekt zur Geschichte.


    Das gibt die Höchstwertung und bestimmt werde ich diesen Autor im Auge behalten.


    5ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Und dann würde ich gerne noch ein paar Anmerkungen dazu machen:


    Für mich gehört das Buch in die Horrorabteilung.



    Einen fünften Punkt verweigere ich dem Buch, weil mir in der zweiten Hälfte die Vielzahl der aufeinander folgenden Katastrophen nun doch etwas zu konstruiert wirkt.


    Genau das ist der Punkt; die Katastrophen sind nicht konstruiert, sondern regelrecht vorprogrammiert. Hier muss ich mal ein bisschen verspoilern:



    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Nach Abschluss der Lektüre stecke ich das Buch spontan in Mystery :gruebel: Das Ende kapiere ich gerade nicht; ich habe einige Szenen erneut gelesen und rumgeblättert, aber ich weiss nicht, wie ich eine bestimmte Szenen am Ende deuten soll.


    Mal über Ostern wirken lassen und dann eine Rezi schreiben.

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  • Nach Abschluss der Lektüre stecke ich das Buch spontan in Mystery :gruebel: Das Ende kapiere ich gerade nicht; ich habe einige Szenen erneut gelesen und rumgeblättert, aber ich weiss nicht, wie ich eine bestimmte Szenen am Ende deuten soll.


    Oh, das würde mich jetzt aber brennend interessieren! :breitgrins:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Nach Ostern werde ich Dir die Frage beantworten. Die nächsten Tage werde ich vor lauter Besuch nicht dazu kommen, Szenen und Gedanken dazu ordentlich zu beschreiben :winken:

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  • Hallo Miramis, heute komme ich dazu, Dir ein bisschen besser zu beschreiben, was ich mir nicht erklären kann. Bis auf diese Szene habe ich ansonsten für alles "Verständnis", sozusagen :zwinker:
    So, für alle Buch-noch-nicht-gelesen-Leute wird jetzt gespoilert:



    Im Roman spielt ein gewisser Cthulhu eine Rolle. Ich finde, selbst wenn einem der werte Herr und seine Geschichte nichts sagen, wirkt "Das Schiff" dennoch sehr gut. Inzwischen weiß ich aber durch Nachschlagerei, dass der Spruch "Was ewig schläft, ..." aus dieser Cthulhu-Story stammt. Nun, ich nehme das so alles zur Kenntnis und finde den Roman - wie gesagt - auch ohne diesen merkwürdigen Tentakel-Fritzen klasse.


    Übrigens: Ich persönlich sortiere die Story inzwischen unter Roman ;) Da passt dann im Zweifelsfall alles drunter...
    Eine Komplett-Rezi gibt es diese Woche hoffentlich noch.

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  • Hallo Bettina,


    ich denke, der Autor wollte mit dieser mehrfach vorkommenden Szene


    Sollte ich das Buch ein zweites Mal lesen, werde ich mich auf alle Fälle vorher intensiv mit dem Chtulhu-Mythos befassen. Wobei ich es auch ohne das Wisen um die Verknüpfung mit Lovecraft wahnsinnig spannend fand.


    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo Miramis, mit einem Punkt in Deinen Erläuterungen komme ich nicht klar:



    Ich hatte den Eindruck, dass die dritte Szene von den vorigen viel zu sehr abweicht. Daher weiß ich nicht, wie ich sie verstehen soll.



    Wobei ich es auch ohne das Wisen um die Verknüpfung mit Lovecraft wahnsinnig spannend fand.


    *Unterschreib*
    Manchmal ist es aber halt schade, wenn man eine Art tieferen Sinn vermuten muss, den man nicht begreift. Hier scheint mir das so zu sein, dass der Autor eine Menge Anspielungen versteckt hat und Lovecraft-Kenner vielleicht mehr rausholen können. Gibt es hier allerzufälligst jemanden, der Lovecraft und den Mythos kennt und auch noch das Maní-Buch? Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal :breitgrins:

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  • Hallo Miramis, mit einem Punkt in Deinen Erläuterungen komme ich nicht klar:



    Ich hatte den Eindruck, dass die dritte Szene von den vorigen viel zu sehr abweicht. Daher weiß ich nicht, wie ich sie verstehen soll.


    Nun ist es an mir, dich zu vertrösten :zwinker:, ich hab das Buch nämlich gerade ausgeliehen und kann nichts nachlesen. Sobald ich es wieder habe, werde ich dem Rätsel auf den Grund gehen. Ich kann mich erinnern, dass ich nach der Lektüre auch intensiv über diese Szene nachgedacht habe.



    Gibt es hier allerzufälligst jemanden, der Lovecraft und den Mythos kennt und auch noch das Maní-Buch? Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal :breitgrins:


    Da schliesse ich mich natürlich gerne an!


    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • *Unterschreib*
    Manchmal ist es aber halt schade, wenn man eine Art tieferen Sinn vermuten muss, den man nicht begreift. Hier scheint mir das so zu sein, dass der Autor eine Menge Anspielungen versteckt hat und Lovecraft-Kenner vielleicht mehr rausholen können. Gibt es hier allerzufälligst jemanden, der Lovecraft und den Mythos kennt und auch noch das Maní-Buch? Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal :breitgrins:


    Hm ... der Cthulhu-Mythos [sic! - :winken:  Miramis *g*] ist zwar von Lovecraft erfunden worden. Es haben aber schon zu seinen Lebzeiten und mit seinem Einverständnis andere daran gewirkt, und das ging bis heute so weiter. (Abgesehen davon, dass auch Lovecraft nicht einen einheitlichen Mythos geschaffen hat. Von fremden, unheimlichen Göttern oder Dämonen wurden die Figuren im Laufe der Zeit zu uralten, mächtigen Aliens umgedeutet. Von Lovecraft selber.) Einen guten Überblick über den Mythos verschafft m.M.n. Freund Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Cthulhu-Mythos . :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Einen guten Überblick über den Mythos verschafft ...


    Findest Du? Ich habe aus dem Artikel nicht viel rausholen können. Auch nicht, nachdem ich ihn heute bereits ein drittes Mal gelesen habe.
    Wenn man viel ruminterpretieren will, könnte man meinen, Cth... wollte das Schiff nach R'lyeh holen. :breitgrins:

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  • Findest Du? Ich habe aus dem Artikel nicht viel rausholen können. Auch nicht, nachdem ich ihn heute bereits ein drittes Mal gelesen habe.
    Wenn man viel ruminterpretieren will, könnte man meinen, Cth... wollte das Schiff nach R'lyeh holen. :breitgrins:


    Ich habe ja, ganz dezent, anzudeuten versucht, dass der Mythos schon von Anbeginn an ein Kuddelmuddel war ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • So, ich habe das schöne Wetter genutzt und mich auf die Terrasse zum Rezensieren gesetzt. Bei zu dem im Buch vorkommenden komplett gegenteiligen Wetterbedingungen kam folgende Rezension zum Buch raus:


    Im vertrauten Heim verabschiedet sich ein Seemann von seiner Familie, bevor er für Wochen auf See ist. Die junge Frau ist schwanger und bald soll auch der Sohn erfahren, dass er ein Geschwisterchen bekommt. So idyllisch das Buch beginnt, diese Szene ist so ziemlich die einzig friedliche im ganzen Buch. Bei der Vorstellung der Crew-Mitglieder öffnet sich im Anschluss das ganze Kaleidoskop einsamer, verzweifelter oder abgerutschter Menschen. Den einen plagen Spielschulden, weswegen er zur Rettung der Familie widerwillig zum Drogenschmuggler werden soll, ein anderer will stockbesoffen auf dem Schiff antreten, ein dritter erschlägt im Affekt seine Frau, einer will eine Meuterei anzetteln, weil Kündigungen drohen und der Kapitän sehnt sich nach einer normalen Ehe mit seiner verschlossenen Frau. Zu allem Überfluss gerät durch eine Verwechslung ein bekannter Krimineller mit an Bord, als das Schiff Per se bei stürmischem Wetter nach Surinam ausläuft.


    Das kann nicht gut gehen! Diese Vorahnung begleitete mich das gesamte Buch über - und Maní bestätigte sie, wo immer möglich. Der Kriminelle Jón Karl, genannt Satan, kümmert sich nicht die Bohne um die Mitarbeit auf dem Schiff. Der aufgekommene Sturm scheint die ganze Fahrt über nicht aufzuhören und die ohnehin belasteten Männer geraten in dieser klaustrophobischen Atmosphäre unter enormen Druck. Das geht so weit, dass ein Crew-Mitlgied seine Ängste nicht mehr unter Kontrolle bekommt und das Schiff komplett von der Kommunikation nach außen trennt. An eine Reparatur ist bei dem bleibend hohen Wellengang jedoch nicht zu denken.


    Maní lässt alles schiefgehen, was schiefgehen kann und braut die Suppe für eine umfassende Katastrophe zusammen. Dass Surinam nie erreicht wird, ist bei dieser Konstellation das einzig Sichere. Obwohl diese Vorahnungen von Beginn an bei der Lektüre dabei sind, bleibt die Atmosphäre immer beängstigend und dunkel. Gleichzeitig beschreibt Maní eindrucksvoll, welche kleinen, eigenen Geister die Besatzungsmitglieder mit sich herumschleppen. Keiner der Protagonisten wird zum Sympathieträger - wir Leser lassen sie sozusagen auch noch alleine. Satan beispielsweise erweist sich zwar als souveräner Gegner für die Piraten, versiebt sich seine Sympathien aber durch seine Vergangenheit, seine Faulheit und später nochmals durch eine völlig unüberlegte Aktion. Auch der Kapitän, dem man zwar eine Erneuerung seiner Ehe gönnen würde, hat durch sein Zögern die Asse verspielt.


    Ein wenig irritiert haben mich Anspielungen auf den Cthulhu-Mythos von Lovecraft und anderen Autoren, weil er das Gefühl vermittelte, mit deren Kenntnis könne man das Buch noch besser oder anders verstehen. Dennoch: Auch ohne Cthulhu und trotz aller Finsternis war "Das Schiff" ein mitreißendes Buch, das noch einige Zeit nachwirkt - gerade auch durch die Konsequenz, alles in einer Katastrophe kumulieren zu lassen.


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Eigentlich sind ja eher Großsegler meine Sache, aber zur Not nehme ich auch Frachtschiffe :breitgrins:


    Zum Inhalt ist hier schon vieles gesagt, mehr kann man wohl nicht sagen, ohne zu viele Details vorwegzunehmen. Da ich hier natürlich vor dem Lesen nicht hineingeschaut hatte, habe ich erst jetzt durch das Nachlesen Eurer Beiträge die Verbindung zum Cthulhu-Mythos mitbekommen. Es hätte mir zwar während der Lektüre des Romans auch nichts genutzt, da ich die zugehörigen Werke nicht kenne, aber es ist immerhin interessant zu wissen, daß es hier möglicherweise noch Querverbindungen und Anspielungen gibt.


    Spannend fand ich es schon irgendwie, und beklemmend erst recht. Máni hat tatsächlich, wie Bettina schon schrieb, keine Gelegenheit für Katastrophen und dunkle Machenschaften ausgelassen. Daß hier keine normale Fahrt stattfinden konnte, war angesichts der Vorgeschichten der Besatzungsmitglieder von Beginn an klar, allerdings war mir an der Zusammenführung dieser Sammlung kaputter Typen schon entschieden zu viel konstruiert. Eine derartige Ansammlung von gescheiterten Existenzen und psychischen Wracks läßt doch keine Reederei auf ein Schiff los! :entsetzt: Immerhin hatte das aber den Vorteil, daß mich ein Übermaß an Konstruiertheit zum Ende hin auch nicht mehr stören konnte, sondern ich es einfach als Bestandteil der Geschichte akzeptiert habe.


    Wenigstens gab's auch noch Sturm und andere Gefahren der Seefahrt. Für dergleichen bin ich ja immer zu haben, wenn auch die Reaktionen der Besatzung auf einiges davon – nun, sagen wir: kaum nachvollziehbar waren. Bis auf Satan sind sie immerhin allesamt gestandene Seeleute! Als Betrachtung dessen, was Menschen in einer derart beengten Lage unter widrigen äußeren Bedingungen und mit individuellen psychischen Belastungen an sich selbst erfahren und einander antun können, hatte es aber durchaus Reiz. Und zumindest habe ich damit aber mal einen Ausflug in ein Genre gemacht, das ich normalerweise nicht lese, egal ob es nun Krimi (würde ich aber auch eher nicht sagen) oder Thriller oder Horror ist ...


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

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    Meine Rezi:
    Die ganze „Vorgeschichte“, bis es endlich aufs Schiff geht ist schon ziemlich rasant, und dadurch stellt sich die Frage, wie wird’s denn dann erst auf dem Schiff? *g*


    Jeder trägt ein Geheimnis mit sich rum und ganz langsam nimmt das ganze Form an.
    Was ist in der Tasche, die Satans Frau holen musste?
    Was spielt der „Heizer“ für eine Rolle?
    Was für ein Päckchen soll Saeli in Surinam abholen?
    Und wieso bringt Jonas seine Frau um?


    Fragen über Fragen *g*


    Sobald man auf dem Schiff ist, geht’s auch langsam los.
    Drei bis Fünf Männer wollen meutern, da sie sonst von der Reederei gekündigt werden. Einer will Kontakt zur Außenwelt verhindern, weil er seine Frau ermordet hat. Ein anderer hat Probleme mit Alkohol und mit sich selbst. Der Kapitän will schnellstmöglichst wieder heim zu seiner Frau, auch wenn er nicht weiß, was ihn dort erwartet.
    Und mittendrin der sogenannte „Satan“, der eigentlich nur durch Zufall mit von der Partie ist... und einer, der angeblich von „Satan“ bedroht wird, steht ihm ausgerechnet auf diesem Schiff plötzlich gegenüber... Verzwickter kann es gar nicht werden...


    Zwischendrin hört man immer dieses „bumm, bumm, bumm“ der Wellen...


    Und dann kommen auch noch Piraten, und nur einer kann helfen: Satan!
    Aber für manche ist es zu spät...
    Zum Schluss wird noch alles von den letzten paar Männern abverlangt. Werden sie überleben?
    Am Ende kam dann plötzlich der Gedanke: Habe ich ein Déjà-vu?


    So verworren wie diese Geschichte, war glaub ich noch keine, die ich gelesen habe.


    Nach ca. der Hälfte des Buches hatte ich auch endlich den Dreh raus, welche Vorgeschichte zu wem gehört. Ist ein bisschen schwer, da Anfangs meiner Meinung nach einfach zu oft der Protagonist gewechselt wurde.
    Der Autor lässt auf alle Fälle keine Langeweile aufkommen. Das wechseln der Protagonisten ist sehr interessant, denn dadurch liest man manchmal eine Situation aus zwei verschiedenen Sichtweisen. (Auch wenn es, wie oben schon erwähnt, Anfangs etwas verwirrend ist.) Und stellt dadurch die Charaktere gut vor. Er stellt auch die Probleme, die jeweils vorhanden sind, gut dar.
    Auch das Schiff ist gut beschrieben und der Autor driftet nicht in Fachsprache ab, das man nicht mehr mitkommen sollte.
    Die Kapitel sind teilweise sehr lang, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut. Sie sind mit den Lateinischen Zahlen betitelt, was meiner Meinung nach gut zu der Story passt.


    Mit was ich etwas Probleme hatte, das sind die isländischen Städtenamen und manche Namen von Personen *g* Das hat mich immer wieder durcheinander gebracht...
    Etwas enttäuscht war ich von dem „Satan“, der Anfangs immer Satan, Teufel und Luzifer in sich vereinigt hat und dann sieht er nur rot? Da dachte ich immer, gleich verwandelt er sich in ein Monstrum *g*
    Auch wird von den Ehefrauen nix mehr geschrieben, die Anfangs teilweise sehr in die Vorgeschichte eingepflanzt waren. Die Frage bleibt offen, was wurde aus ihnen? Das finde ich etwas schade.
    Und auch die Abdriftung in die Gedanken von manchen Protagonisten sind so komisch, das man sich fragt, was soll das denn jetzt?


    (Mir ist ein Fehler aufgefallen. Es ist zwar nur ein kleiner, aber ich wollte ihn ehrlicher halber nennen:
    Erst ist Isak auf der Brücke, fängt gerade seinen Dienst an und genehmigt sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Und im nächsten Moment ist er in seiner Kajüte und schläft seinen Rausch aus... Wie passt das zusammen?)


    Mein Fazit:
    Wenn man von den komischen Gedankengängen absieht, ein superspannendes Buch, in der sich die Handlung immer wieder dreht, wie das Schiff im Meer.
    Nur das Ende ist traurig...
    3ratten

    gesegnete grüße, dine *wink* :schmetterling: