Tanja Kinkel - Venuswurf

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.015 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Die kleinwüchsige Tertia wird von ihrem Vater als Sklavin nach Rom verkauft. Aufgrund der Hungersnot auf dem Land kann er das 14jährige Mädchen nicht mehr ernähren.


    In Rom landet sie zunächst in der Subura, wo die billigen Mietskasernen stehen und sie in einer Garküche mit angeschlossenem Bordell Unterkunft findet. Bei einer zufälligen Begegnung verpasst ihr der Dichter Ovid den Spitznamen „Andromeda“, den sie fortan als Rufnamen trägt.


    Andromeda ist als „Zwergin“ eine Attraktion und entwickelt sich zu einer begabten Unterhalterin, die mit ihrer spitzen Zunge zur Erheiterung des Publikums eine Meisterin des Wortgefechts ist.


    Eines Tages macht ihr neuer Besitzer Andromeda der Herrin Julilla zum Geschenk, einer Enkelin von Kaiser Augustus, deren Mutter wegen Ehebruchs auf eine ferne Insel verbannt worden ist. Bei Julilla genießt Andromeda einen nie gekannten Luxus – und trifft zum ersten Mal in ihrem Leben auf einen anderen Zwerg, die Ex-Gladiator Conopas.


    Insgeheim schmiedet Julilla eine Intrige und benutzt Andromeda für ihre Zwecke, während Conopas augenscheinlich im Auftrag von Augustus’ Frau Livia Julillas Haushalt ausspioniert…


    Die Lebenswelt des alten Rom ist in diesem Buch recht schön eingefangen, die klaffenden Unterschiede zwischen dem „Fußvolk“ in der Subura und den luxuriösen Villen auf dem Palatin, Gladiatorenkämpfe und Machtspielchen, und über allem hängt ein Hauch des legendären Garum, der stinkenden Fischsauce.


    Die Handlung an sich hat mich leider gar nicht überzeugt, das ewige Hin und Her und jeder-gegen-jeden fand ich ziemlich nervig, und ich muss gestehen, dass ich irgendwann den Überblick verloren habe, wer warum gegen wen intrigiert.


    Richtig sympathisch fand ich vom Personal auch nur den Dichter Ovid, der Rest kam mir nicht wirklich nahe, auch Andromeda als Hauptfigur nicht.


    Schade, denn Tanja Kinkel kann es eigentlich viel besser.


    Ein kleiner Lichtblick war der informative Anhang mit einigen Details über den Alltag in Rom, ein Rezept für Garum inklusive :breitgrins:


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Valentine,


    das Buch steht schon seit dem Erscheinungsdatum auf meinem Wunschzettel. Den habe ich jetzt erstmal überarbeitet und Dank Deiner Rezension dieses Buch erstmal wieder gestrichen.


    Vielleicht später mal, als Taschenbuch...


    Lieben Gruß,


    Sansa

  • Sansa, eigentlich schade.
    Ich persönlich fand es nun gar nicht so schlecht.
    Klar es kommt nicht an die Puppenspieler heran, doch ansonsten ist es eine recht zügig, spannend
    geschriebene Geschichte, die mir jetzt auch noch nach ein paar Jahren ganz gut in Erinnerung ist.


    Vielleicht fällt es hier etwas schwerer sich mit den verschiedenen Charakteren zu assezoieren,
    da sie wie Valentine ja schon erwähnte ziemlich überdeutlich heraus gearbeitet wurden.


    Alles in allem ein Buch das sich ziemlich flüssig und rasant weglesen lässt und so
    würde ich doch eine Ratte mehr vergeben.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo Marion,


    ich will es ja nicht gänzlich ausschließen, das Buch nochmal zu lesen, aber ich habe soviele tolle Bücher auf meinem Wunschzettel, die zu lesen sich dann doch erstmal mehr lohnen würde.


    Aber schön, dass Du positives über das Buch zu berichten hast :zwinker:


    Lieben Gruß,


    Sansa

  • Tanja Kinkel: Venuswurf
    Im Jahre sieben nach Christus, herrscht der Imperator Augustus nun schon so lange über das Römische Reich, dass viele sich an gar keinen anderen Herrscher erinnern können. Ein ganze Generation kennt nur den “Princeps” an der Spitze. Einige wenige erinnern sich, eher ungern, noch an die langen Jahre des Bürgerkriegs.
    Zur Zeit des Romans ist Augustus schon ein alter Mann. Er tut alles um seine Nachfolge zu sichern und einen weiteren verheerenden Bürgerkrieg zu verhindern. Hinter dem, schon zu Lebzeiten göttlich verehrten Herrscher, steht Livia seine Frau, die geschickt im Hintergrund die Fäden zieht.


    Auf der Suche nach einem besseren Leben in Rom, kommt die Zwergin Tertia in den Haushalt von Augustus Enkelin Julilla. Dort muss sie sich behaupten, immer ein Ziel vor Augen: Die Freiheit, denn als Sklave kann man nur darauf hoffen, sich irgendwann frei kaufen zu können oder von seinem Besitzer für besondere Verdienste oder Treue die Freiheit geschenkt zu bekommen. Die Verwicklungen im kaiserlichen Rom sind komplex. Brenzlig wird Tertias Situation durch die Tatsache, dass ihre Herrin Julilla sich keineswegs mit ihrer bescheidenen Rolle zufrieden geben will und ihrem Großvater das Exil ihrer Mutter nicht verzeihen kann. Tertia soll für ihre Herrin spionieren und wird auch von Livia, der Frau des Herrschers, als Spionin angeworben und dann ist da auch noch der Sklave und Zwerg Julillas Conopas, dessen Loyalität immer fragwürdig bleibt.


    Der Roman ist fast ausschließlich aus der Perspektive Tertias geschrieben. Nur an wenigen Stellen wechselt die Autorin zu einer anderen Person, was meist eher verwirrend wirkt, da diese kurzen Ausflüge auch schnell wieder vorbei sind. Die eingegrenzte Perspektive des Romans ist eine seiner, eher spärlichen, Schwächen.
    Großes Augenmerk wird auf die Charaktere des Romans gelegt. Eine stattliche Anzahl nicht nur glaubwürdiger, sondern äußerst markanter, denkwürdiger Personen warten auf den Leser, die man so schnell nicht wieder vergisst. Sämtliche Schicksale und Handlungen sind dabei stets nachvollziehbar.
    Beeindruckend ist auch der lesenswerte Anhang, der einen über Sitten, Lebensumstände und einiges anderes Wissenswerte über das Rom der Zeitenwende informiert. Tanja Kinkel ist sichtlich um historische Genauigkeit bemüht, das merkt man auch während der Lektüre. Trotzdem nehmen die Informationen am Rande nie überhand und fügen sich lesbar in die Handlung ein.
    Aufgrund des Hauptcharakters mangelt es dem Roman ab und zu an etwas Action, das hätte die Geschichte sicher noch etwas aufgelockert. Jeder geschichtskundigere Leser ahnt zumindest, wohin die Intrigen Julillas führen werden, etwas vorhersehbar kommt die Handlung also doch daher. Das Ende ist jedoch wieder spannend zu lesen und nicht ohne die eine oder andere Überraschung.


    Ein interessantes, lesenswertes Buch, dem es manchmal etwas an Schwung und der Umfassenden Perspektive mangelt. Voller interessanter Dialoge und mit absolut liebenswerten kleinen und großen Helden.

    Phantastik Geschichten aus eigener Feder, gibt es hier:<br /><br />mindworlds.de

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    Eine prima Rezi, Holger, der ich mich gerne anschließen möchte. Denn auch mir hat dieses Buch sehr gut gefallen.
    Es ist zwar schon eine ganze Weile her, genauer gesagt im April 2006, aber wenn ich mir nun deine einzelnen Punkte so durch lese muss ich zu jedem einzelnen eifrig nicken.



    Die Verwicklungen im kaiserlichen Rom sind komplex.


    Genau dies kam während des Lesens immer wieder gut durch und ich wollte nie wirklich mit der kleinen Tertia tauschen. :entsetzt:


    Dieser Roman kam auch bei mir sehr authentisch an und zog mich so richtig hinein in das damalige Leben in Rom dieser Zeit.
    Zusammen mit der Protagonistin Tertia konnte ich so wirklich gut die einzelnen Stimmungen aufnehmen und so umgab mich beim Lesen eine sehr buntgemischte Kulisse, welche alles herrlich abrundete.


    Im Gegensatz zu ihrem Roman "Die Puppenspieler" empfand ich ihn sogar noch etwas flüssiger geschrieben.


    Die Karten, Stammbäume und vielen anderen Erläuterungen wie Währung und Preise, über das Thema Essen, über Sklaven und vieles mehr, haben mir sehr gut geholfen mich doch noch einmal alles richtig vorstellen zu können.


    Deshalb von mir: 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo !


    Ja, besonders der Anhang hat mir gut gefallen. Die ungefähre Umrechnung der damaligen Preise für Waren und Dienstleistungen war sehr interessant. Man fragt sich, ob der Preis (in Rom = 1€) für eine Prostituierte etwas über den Stellenwert der Menschen/Individuen in einer Gesellschaft aussagt - da sollte mal jemand nachforschen !


    Gruß Holger

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  • Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich bei den Beispielpreisen eifrig überlegt habe und versucht habe mir vorzustellen, wieviel das damals so war und was es für die einzelnen Gesellschaftsschichten bedeutete.
    Konkret hab ich dies jetzt über den Zeitraum etwas aus den Augen verloren. Doch ich weiß noch, dass ich ein ziemlich plastisches Bild damals vor mir hatte.


    Und was den Anfang angeht. Es stand alles so bildhaft vor mir. Ich konnte wirklich gut in diese Kulisse hinein schlüpfen.
    Später dann kamen ja die politisch orientierten Intriegen und die höhere Gesellschaftsschicht immer mehr in den Vordergrund. Was mir aber auch sehr gut gefallen hat.


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi