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"Die Juden konnten alles überleben, womit Europa sie bombadierte. Ich meine, die Glücklichen, die übrig blieben. Aber jetzt kommt der nächste Test - Amerika. Können sie sich auch da noch behaupten, oder werden die USA sie überforden?"
Inhalt
Der Erzähler, ein in Amerika geborener Jude, ist Gründer des Mnemosyne Instituts in Philadelphia und somit ein Experte des Erinnerns. Er blickt zurück und erkennt, das zwei Personen besonderen Einfluß auf sein Leben genommen haben. Der eine ist Harry Fonstein, ein europäischer Jude, dem durch unbekannte Retter die Flucht aus der Gefangenschaft nach Amerika gelang. Die andere Sorella, dessen amerikanische Frau, die Fonstein dabei unterstützt seinem Retter gegenüberzutreten, um ihm persönlich zu danken.
Hingegen sagt der Klappentext: Unbekannte Retter befreien den Juden Harry Fonstein während des Krieges aus einem italienischen Gefängnis und ermöglichen ihm die Flucht nach Amerika. Sie bewahren ihn so vor dem sicheren Tod in einem Konzentrationslager. Sein Leben lang sucht Fonstein dann nach diesen geheimnisvollen Rettern.
Meine Meinung
Der Klappentext ist sehr irreführend, denn danach ließe sich vermuten, dass die Geschichte Fonsteins erzählt wird. Fonsteins Geschichte taucht durch Rückblicke zwar auf, aber in erster Linie geht es innerhalb der Handlung um die Beziehung des unbekannten Erzählers zu dem Ehepaar. Allerdings passiert auf den knapp 125 Seiten nicht viel, man folgt vielmehr den Gedanken des Erzählers. Und diese drehen sich um Themen wie das Erinnern, das Altern und Freundschaft, besonders aber um das Judentum in Amerika und die Unterschiede zwischen europäischen Juden, die sich nach der Flucht ein neues Leben aufbauen mussten, und der Folgegeneration der in Amerika geborenen Juden.
Mir blieb das alles ziemlich fremd, vor allem weil Bellow selbst sehr distanziert bleibt. Die Themen wurden von anderen Autoren bereits eindringlicher behandelt. Dennoch ist die Erzählung gut lesbar, Bellow hat einen angenehmen Stil. Von den Figuren bleibt Sorella mir sicherlich am besten in Erinnerung. Sie ist nicht nur in sich der konsequenteste Charakter sondern auch am besten ausgearbeitet und für mich die eigentliche Schlüsselfigur des Buches. Von ihr stammt auch das Eingangszitat.
Über den Autor
Saul Bellow, 1915 in Lachine (Kanada) geboren, wuchs in Chicago auf, wo er Soziologie und Anthropologie studierte. Er lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Saul Bellow erhielt für sein umfangreiches literarisches Werk zahlreiche Auszeichnungen, 1976 den Nobelpreis für Literatur „für das menschliche Verständnis und die subtile Kulturanalyse, die in seinem Werk vereinigt sind“. Bellow starb 2005.