Haruki Murakami - Seine Romane

Es gibt 94 Antworten in diesem Thema, welches 23.529 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von qed.

  • Ich hätte den Unterschied zwischen Naokos Lächeln/Gefährliche Geliebte und den anderen Romanen, die ich von Murakami gelesen habe (Hard-Boiled Wonderland, Wilde Schafsjagd, Kafka am Strand, Mister Aufziehvogel) eher in der prozentualen Beigabe von Fantasy-Elementen gesehen :smile: :winken:

    :schmetterling: <br /><br />Wer zu lange in sich geht, kommt auf der anderen Seite wieder heraus.


  • Einen Lieblings-Murakami könnte ich eigentlich erst benennen, wenn ich alle Werke gelesen habe, was nicht der Fall ist


    Ähnlich geht es mir auch. Ich kenne bisher nur "Wilde Schafsjagd", die ich eher schwach fand (zuviel Gerede über Pasta kochen bei Klassik- oder Jazz-Berieselung, fantasielose Betrachtungen über die Ohren anderer Leute, eine bizzare Suche nach einem angeblichen Schaf, das (zumindest laut deutsche Klappentextbewerbung) etwas mit rechts-nationalen oder gar kriegsverbrecherischen Herrschaften zu tun haben soll: ein intellektueller, politischer Anspruch, den das Werk unerfüllt lässt.), und "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt", das ich fast sehr gut fand ("fast": es war 100 Seiten zu lang, insbesondere die unterirdische Kraxelei, deren einzig Interessantes die Wegbeschreibung war, die man überirdisch nachverfolgen konnte auf einem Tokyoter Stadtplan; der Endpunkt war Aoyama Itchôme, wo es ein Kaufhaus geben soll - eine Fehlübersetzung, da es dort kein Kaufhaus gibt :-), weil die Idee mit dem Schalter im Gerhirn und der inneren Vorstellungswelt echt clever war. Das Buch fand ich so gut, dass ich auf jeden Fall noch weitere Romane von Murakami Haruki lesen will (von Ryû übrigens auch, von dem ich "Almost transparent blue" als Film sah).


    Murakamis Kurzgeschichten kenne ich nur aus "Ein Elephant verschwindet" (die Titelgeschichte ist gut, aber auch "Scheunen verbrennen") und anderen Sammlungen, wobei auch schwächere Stories dabei sind, wie "Toni Takitani", das ich in beiden deutschen Übersetzungen gelesen uns als Verfilmung gesehen habe und es recht unspektakulär fand.


    Mir scheint er trotzdem besser Kurzgeschichten schreiben zu können. Er recycelt aber offenbar viele seiner Ideen: in jedem dritten Werk taucht ein Schaf auf, und auf Kleiderbügeln hängende menschliche Schatten sind mir in der kurzen Ausdwahl die ich kenne auch wiederbegegnet ...


    Ich wäre gelegentlich an einer Murakami-Leserunde interessiert, sie dürfte aber nicht in 'ner knappen Woche runtergehetzt werden ... als nächstes kommt bei mir "Naokos Lächeln" dran.

  • Ich hingegen habe gerade Kafka am Strand und Gefährliche Geliebte sehr genossen. Naokos Lächeln war eher naja für mich.
    Woran das liegt, könnte ich jetzt aber gar nicht benennen. Manchmal ist, glaub ich einfach der Grund, dass ich mit ein, zwei Büchern von einem Autor schon genug habe und alles, was ich danach lese dann nicht mehr so toll finde. So ist es mir bei Irving gegangen und jetzt ist es vielleicht bei Murakami das gleiche. (Von Murakami hab ich übrigens noch Wilde Schafsjagd auf dem SuB, wie findet ihr das?) Aber vielleicht tu ich sowohl Irving als auch Murakami unrecht und vielleicht kann ich mich für die anderen Romane wieder mehr begeistern.


    LG, kat


    wieder: wider

    Einmal editiert, zuletzt von kat ()


  • Von Murakami hab ich übrigens noch Wilde Schafsjagd auf dem SuB, wie findet ihr das?



    Ich kenne bisher nur "Wilde Schafsjagd", die ich eher schwach fand (zuviel Gerede über Pasta kochen bei Klassik- oder Jazz-Berieselung, fantasielose Betrachtungen über die Ohren anderer Leute, eine bizzare Suche nach einem angeblichen Schaf, das (zumindest laut deutsche Klappentextbewerbung) etwas mit rechts-nationalen oder gar kriegsverbrecherischen Herrschaften zu tun haben soll: ein intellektueller, politischer Anspruch, den das Werk unerfüllt lässt.)


    Womit meine Frage schon von jemandem beantwortet wäre :breitgrins:

  • Von den sechs Büchern, die ich bis jetzt von ihm gelesen habe, finde ich die Wilde Schafsjagd ehrlich gesagt eher eines der Schwächeren. Wenn man Murakami mag, kann man es auf alle Fälle lesen und auch geniessen - meine Empfehlung ist trotzdem Mister Aufziehvogel :zwinker:

    :schmetterling: <br /><br />Wer zu lange in sich geht, kommt auf der anderen Seite wieder heraus.

  • Wenn ich das hier so lese, sollte ich Murakami vielleicht doch noch eine Chance geben. Ich habe "Wilde Schafsjagd" gelesen und fand es einfach nur langweilig, es hat mir gar nicht gefallen und ich musste mich durch das buch quälen. Dann habe ich auf dem Flohmarkt "Gefährliche Geliebte" gekauft und das war ok, hat mich aber auch nicht sonderlich begeistert.
    Aber es scheint ja auch nach der Meinung von euch Murakami-Fans bessere Bücher von ihm zu geben...

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • hallo, hier kann ich mich anschließen, ich habe vor ein paar wochen die "wilde schafsjagd" zum zweiten mal (!) begonnen und lese selten ein buch NICHT zu ende, aber dieses schaff ich nicht, das ist mir zu langweilig, schade :sauer:


  • Von den sechs Büchern, die ich bis jetzt von ihm gelesen habe, finde ich die Wilde Schafsjagd ehrlich gesagt eher eines der Schwächeren.


    Ich lese gerade "Wilde Schafsjagd" (mein erster Murakami) und ehrlich gesagt, gefällt es mir ganz gut.

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Hallo ihr Lieben.


    Ich bin etwas verwundert und zwar habe ich eben bemerkt, dass bei manchen seiner Romane steht: "aus dem Japanischen" (z.B. Naokos Lächeln, Afterdark) und bei anderen "aus dem Englischen" (Mister Aufziehvogel, Gefährliche Geliebte). Warum werden denn nicht alle Bücher aus dem Japanischen übersetzt ohne einen "Umweg" übers Englische zu machen? Oder schreibt Murakami manche Romane auf japanisch und andere auf englisch? Das wäre aber doch etwas seltsam :gruebel:


    Vielleicht hat da ja jemand mehr Ahnung als ich :smile:


    :winken:

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  • Er scheint wohl auf Japanisch zu schreiben. Guck mal hier bei Wikipedia, da steht was zu den Übersetzungen.


    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • Ah ok, danke sandi.
    Auf die Idee mit wikipedia wäre ich sicherlich nie gekommen :breitgrins:

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  • Aha ... würde mich interessieren, was andere dazu meinen, die auch schon mehr von ihm gelesen haben!?
    Ich kenne ja ansonsten nur das autobiographische "What I talk about when I talk about running" sowie "Afterdark". Letzteres ist zwar ebenfalls surrealistisch und hat das Verschwimmen zweier Realitäten zum Thema, ist aber viel dünner als der Wind-up Bird und dementsprechend ganz anders aufgebaut.
    Somit habe ich drei völlig unterschiedliche Murakamis gelesen, wovon mich jeder auf seine eigene Weise erobert hat - und ich weiß nur, dass noch weitere folgen sollen ... aber noch nicht welche. :zwinker:


    Schwer zu sagen - "Wilde Schafsjagd" und "Norwegian Wood" (Naokos Lächeln) kann ich empfehlen. Das "Marathon"-Buch hab ich mit Entsetzen gelesen, obwohl ich mich im Prinzip für Bücher über das Schreiben interessiere. Es wirkte auf mich sprachlich wenig elegant, was aber auch (wieder) an der Übersetzung liegen mag.


    An Kurzgeschichten gefielen mir jene in "Nach dem Beben" besonders gut.


    Ansonsten: Mr. Aufziehvogel war meines Wissens das einzige Werk, das in den Augen Kenzaburo Oes Gnade fand. Der teilt sonst eher Sigrid Löfflers Auffassung von literarischem Fastfood - was ich nachvollziehen kann, aber ganz und gar nicht teile.


    LG
    Marcel


    EDIT: Habe diese Diskussion vom Thread zu Mister Aufziehvogel abgetrennt. LG, Saltanah

  • Das Marathonbuch war mein erstes von dem ihm. Ich hatte in einer Laufzeitschrift ein Interview mit Murakami gelesen und dachte mir: Hey, da kannst du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - erstens scheint das endlich mal wieder ein lesenswertes Buch übers Laufen zu sein, und zweitens kriegst du so vielleicht ENDLICH einen Eindruck von diesem omnipräsenten Japaner. Damals kam mir wirklich vor, dass ich eines der letzten nicht-klassikerfixierten Wesen war, das noch gar nichts von ihm kannte. Aber die Klappentexte hatten mich bis dahin sowas von überhaupt nicht angesprochen, und für nähere Recherchen war ich noch nicht neugierig genug ...


    Ich las also "What I talk about when I talk about running" (fand an der englischen Version sprachlich nichts auszusetzen) und schlug die letzte Seite zu mit dem Gefühl: WOW, was für ein unheimlich sympathischer und interessanter Mensch, ich muss es uuunbedingt mit seinen Romanen versuchen ...


    Allerdings wusste ich lange nicht so recht, womit beginnen, bis mir mein Freund die Entscheidung abnahm: er kaufte sich im Urlaub "Afterdark-" und war dermaßen begeistert, dass ich es bei der nächsten Gelegenheit selbst las (nicht, dass er andernfalls locker gelassen hätte :breitgrins: ).
    Ich war ebenso angetan wie er, aber einige Leser, die schon mehr von Murakami kannten, meinten, dass er durch den begrenzten Umfang des Buches nicht zu seiner Höchstform kommen konnte, weil scheinbar dicke Bücher das sind, was er am besten kann.
    Also musste was Dickeres her ... und schließlich schlug sich der Wind-Up Bird haarscharf durch. :zwinker:


    Aber deine beiden Tipps stehen neben Hard-boiled Wonderland auf meiner engsten Auswahlliste für den nächsten Versuch! :smile:

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Hallo Bluebell,


    angeblich ist Hard-Boiled Wonderland das einzige Buch Murakamis, für das er vorab ein Exposé geschrieben hat - also sich nicht hat treiben lassen. Insofern ist es etwas untypisch. Es stimmt auch nicht, dass er in den "längeren Formen" besser ist, eigentlich empfinde ich das Gegenteil und habe besonders einige Kurzgeschichten sehr geschätzt.


    Irgendwann wurde Murakami etwas literarischer, wie in "Nach dem Beben" und "Afterdark". Letzteres wirkte auf mich sprachlich fortgeschritten, aber inhaltlich wie ein Aufguss. Müde. In "Kafka am Strand" gab es wundervolle Szenen, aber auch das ist eher zusammengesetzt aus "Hard Boiled Wonderland" und älteren Büchern.


    Was ich an Muarakami besonders sympathisch finde, ist, dass er zusammen mit seiner Frau eine Jazzbar mit "Katzen-Nippes" betrieb und dort abends sein erstes Buch schrieb :) Weniger, dass er inzwischen fast buchhalterisch seine Schreibzeit plant. Hemingway hat das nach eigener Aussage auch gemacht, nach "Zeugenaussagen" aber nicht allzu konsequent - das heißt, er hat sich durchaus schon vor 12 Uhr die Kante gegeben.


    Aber irgendwie beneide ich darum, dass für dich die Bücher neu und frisch sind. Die Erfahrung "Murakami" möchte ich nicht missen; ein wenig ist es wie mit Hesse, es geht weniger um die erzählte Geschichte, sondern die "Welt mit anderen Augen sehen zu können". Irgendwann gewöhnt man sich wohl daran und dann verliert es an Magie.


    Vielleicht irre ich mich da aber auch.


    LG,
    Marcel


  • Es stimmt auch nicht, dass er in den "längeren Formen" besser ist, eigentlich empfinde ich das Gegenteil und habe besonders einige Kurzgeschichten sehr geschätzt.


    Nachdem ich erst so wenig von ihm kenne, traue ich mich darüber noch nicht zu urteilen - aber für sich betrachtet gefiel mir "Afterdark" wie gesagt ganz wunderbar und ich habe auch jetzt im Vergleich mit dem Aufziehvogel nicht den Eindruck, als ob er Kurzes weniger gut beherrscht als Langes.


    Zitat

    Irgendwann wurde Murakami etwas literarischer, wie in "Nach dem Beben" und "Afterdark". Letzteres wirkte auf mich sprachlich fortgeschritten, aber inhaltlich wie ein Aufguss. Müde.


    Soso ... na dann bin ich ja froh, dass ich bei "Afterdark" noch keinen inhaltlichen Vergleich hatte, sondern es ganz frisch und jungfräulich genießen konnte. :zwinker:
    Für mich war es unvergleichlich, ich hatte noch nie etwas in der Art gelesen.


    Zitat

    Aber irgendwie beneide ich darum, dass für dich die Bücher neu und frisch sind. Die Erfahrung "Murakami" möchte ich nicht missen;


    Ja, ich bin auch noch lange nicht fertig mit ihm. :smile:
    Mal sehen, ob und wann ich mich satt lese ... auf jeden Fall habe ich vor, an meiner Overkill-Vermeidungstaktik festzuhalten und möglichst nie zwei Bücher vom selben Autor direkt hintereinander zu lesen.

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  • Ja der gute Murakami :smile:


    Mein erstes Buch war Kafka am Strand ,welches mich trotz einiger Verwirrung sehr begeisterte.
    Danach gefährliche Geliebte ,völlig anders aber sehr gut!
    Er überrascht ständig und verwirrt und versteht es eine besondere Atmosphäre aufzubauen.


    Als ich Mister Aufziehvogel kaufte ,sagte mir die Verkäuferin :"ja das ist gut,schräg ,typisch Murakami halt ,in der Mitte sehr langatmig ,aber es lohnt sich weiterzulesen" .
    :smile:


    Tja ich bin in der Mitte hängengeblieben und warte darauf das es mich irgendwann mal wieder reizt,aber ich bezweifle das ein wenig.



    Ich habe mal die vielen Leerzeilen am Ende zugunsten der Übersichtlichkeit etwas reduziert. LG, Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Ich bin total begeistert von Murakami.


    Mein erstes Buch von ihm war "Naokos Lächeln", das ich danach noch mehrfach gelesen habe. Es folgten alle weiteren Romane von ihm. Meine Favoriten sind


    1) Naokos Lächeln
    2) Hardboiled Wonderland und das Ende der Welt
    3) Mister Aufziehvogel / Kafka am Strand


    Ich finde seinen Ideenreichtum und seine Art zu schreiben und die Geschichten zu entwickeln einfach unvergleichlich.


    Das Marathonbuch habe ich nicht gelesen (es hatte ja ausschließlich schlechte Kritiken in den Zeitungen).
    Von den Romanen hat mir am wenigsten "Afterdark" gefallen.


    Die Kurzgeschichten aus dem Band "Der Elefant verschwindet" fand ich auch ganz ok.


    Ich hoffe, es erscheint irgendwann mal wieder ein richtig guter Romand von ihm!


    Grüße,
    mightyrome :winken: :winken:


    P.S. Auch sehr interessant für Fans: "Murakami und die Melodie des Lebens"

  • Noch ein kleiner Nachtrag. Habe gerade entdeckt, daß demnächst tatsächlich ein sehr vielversprechendes Werk von ihm erscheint.


    1Q84


    Da kann man sich schon drauf freuen :klatschen: