Astrid Lindgren - Die Brüder Löwenherz

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 14.602 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tamlin.

  • Astrid Lindgren


    Die Brüder Löwenherz


    Bröderna Lejonhjärta


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    Karl Löwe ist ein kleiner, todkranker, ängstlicher Junge, ganz anders als der von ihm bewunderte und auch ein wenig beneidete ältere Bruder Jonathan. Als Karl (genannt Krümel) erfährt, dass er bald sterben wird, tröstet Jonathan ihn mit Nangijala, das Land der Abenteuer und Sagen, in das man nach dem Tod kommt.


    Als es zu einem Wohnungsbrand kommt, rettet Jonathan Karl das Leben und stirbt selbst. In seinem Nachruf wird der mutige Junge nun Jonathan Löwenherz genannt. Karl vermisst ihn schrecklich, ist elend krank und ängstlich. Er stirbt einige Zeit später und findet sich tatsächlich in Nangijala wieder, wo die Brüder Löwenherz eine Reihe von Abenteuern zu bewältigen haben.



    Ein wirklich schönes, trauriges, wunderbares, melancholisches, tolles Kinderbuch, auch absolut erwachsenentauglich.



    5ratten


    Zitat:


    Ja, es war jetzt frei, ihr Tal. Doch die Toten lagen da und wussten es nicht.




    --------------Komisch, das es zu diesem tollen Buch noch keinen Thread gab, oder hab ich schlecht gesucht?--------------------

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich habe das Buch letztes Jahr (wieder) gelesen, aber damals keine Rezi verfasst. Deinem Fazit kann ich mich nur anschließen, das Buch rührt mich auch als Erwachsene noch zu Tränen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch ist wirklich ein ganz ganz tolles und es hat sogar einen recht aktuellen Bezug. Über Missstände im Regime laufen ja momentan laufend Berichte in den Nachrichten.


    Ich finde, Astrid Lindgren hat hier zwei absolut tolle Helden erschaffen, mit denen sich Kinder (und eventuell auch Erwachsene) gut identifizieren können. Einmal den kleinen etwas ängstlichen Krümel ("Skorpan" ist das schwedische Wort, ich liebe es!) und dann den großen mutigen Brüder, verbunden durch eine geschwisterliche Liebe, die alles andere egal werden lässt. Es ist rührend, wie sehr sie sich umeinander kümmern.
    Und dann wollen sie das Heckenrosental von den Tengilmännern befreien und wie sie sich dabei immer wieder abwechselnd Kraft und Mut geben, ist so schön. Toll fand ich auch, dass Jonathan irgendwann sagt, er will auf keinen Fall irgendjemanden töten - und darauf entgegnet wird


    Eine tolle Szene und die Stelle zeigt auch, dass das Buch absolut auch für Erwachsene geeignet ist.


    Das Buch kann man einfach nur empfehlen.


    5ratten

  • Inhalt:


    Es gibt ein Land, das ist voller Legenden und Märchen, dort sitzt man am Lagerfeuer und erlebt die wildesten Abenteuer. Dieses Land heisst Nangijala, aber dorthin kommt man erst nach seinem Tod.
    Zum Glück weiss der kleine Krümel, dass er dort wieder mit seinem geliebten Bruder Jonathan zusammen sein kann. Als dann auch Krümel endlich nach Nangijala gelangt, ist es überglücklich. Alles ist schön und toll und wunderbar!
    Aber leider muss Krümel bald herausfinden, dass Nangijala in grosser Gefahr schwebt...


    Meine Meinung:


    Astrid Lindgrens Geschichte um die Brüder Löwenherz lässt mich zwiegespalten zurück.


    Einerseits ist es eine wundervolle Geschichte, die von Mut, Gerechtigkeit und Liebe handelt. Der kleine Krümel sieht sich nicht als unbedingt mutig an. Anders Jonathan, der zwar jung, aber bereits furchtlos wie ein Löwe ist. Krümel, der eigentlich Karl heisst, ist eine eher passive Hauptfigur, und auch sehr empfindsam. Das machte ihn mir symapthisch und ich konnte mich sehr gut mit ihm identifizieren. Viele Kinder werden das auch können. Krümel tut uns gut!


    Andererseits lässt mich das Buch auch zweifeln. Vor allem am Schluss fragte ich mich, ob das nun wirklich hätte sein müssen. "Die Brüder Löwenherz" ist ein Buch, in welchem auch der Tod direkt angesprochen wird. Auf diese Weise kann man Kindern das Leben und Sterben auf einfache und gut verständliche Weise näher bringen. Ihnen vielleicht sogar eine Antwort liefern.


    Aber ob ich mit einem kleinen Kind bereits über den Freitod diskutieren möchte, ist fraglich. Natürlich gehört es dazu, doch beherbergt dies auch eine gewisse Gefahr. Ist das Buch noch zuvor lebensbejahend und gibt einem viele Gründe, weshalb es sich lohnt, niemals aufzugeben, so fragte ich mich dann doch, ob man die schlussendliche Botschaft des Buches nicht falsch verstehen könnte.


    Ich bin keine Mutter, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mein Kind das Buch selbstständig lesen lassen würde. Aber das kommt wahrscheinlich auf das Individuum an.


    Was ich an diesem Buch ohne zu werten interessant fand, war die Beziehung zwischen Jonathan und Krümel. Der kleine Karl blickt zu seinem grossen Bruder auf und dieser hat einen starken Beschützerinstikt. So hält Jonathan Krümel aus dem Gröbsten raus und wie schon gesagt ist Karl eher passiv. Dennoch würde es die Geschichte ohne ihn nicht geben.


    Ob Jonathan oder die anderen Figuren das überhaupt realisiert haben?


    Für mich persönlich war Krümel übrigens viel mutiger als Jonathan. Der Grosse scheint sich ständig einfach so ins Getümmel zu schmeissen. Krümel dagegen bekämpft seine Angst. Angst, der grösste Gegner überhaupt. Vielleicht sollte das jemand dem Kleinen mal ausrichten?


    Fazit:


    Ein wunderschöner und verzauberter Abenteuerroman und düsteren Episoden, die viel Diskussionsstoff bieten werden. Jedenfalls eine Geschichte, die im Kopf bleiben wird.


    Mir ist Krümel sehr ans Herz gewachsen und ich bin fast schon ein wenig neidisch auf Jonathan. Aber dies ist eine andere Geschichte.


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    4ratten

    //Grösser ist doof//

  • Ich bekam das Buch als Kind zu Weihnachten - und ich habe es geliebt!
    Ich weiß nicht, wie oft ich es wohl gelesen habe. :smile:

    🐌


  • Aber ob ich mit einem kleinen Kind bereits über den Freitod diskutieren möchte, ist fraglich. Natürlich gehört es dazu, doch beherbergt dies auch eine gewisse Gefahr. Ist das Buch noch zuvor lebensbejahend und gibt einem viele Gründe, weshalb es sich lohnt, niemals aufzugeben, so fragte ich mich dann doch, ob man die schlussendliche Botschaft des Buches nicht falsch verstehen könnte.


    Ich habe das Buch als Kind mehrere Male gelesen. Wie alt ich beim ersten Mal war, weiß ich nicht mehr, aber ich habe entweder nicht verstanden, was da am Ende passiert, oder ich habe es nicht als so tragisch aufgefasst. Es hat mich in keiner Weise negativ beeinflusst. Bei uns war es auch nicht üblich, dass ich mit meiner Mutter über die von mir gelesenen Bücher gesprochen habe. Ich denke, mit dem Verstand und der Erfahrung eines Erwachsenen steht man solchen Inhalten ganz anders gegenüber als ein Kind.


    Bei meiner neunjährigen Tochter, die sehr viel liest, verhält es sich so, dass sie Bücher, die sie nicht versteht, nur manchmal gemeinsam mit mir hinterfragt. Eher bricht sie es ab und sucht sich ein anderes. Dabei muss aber nicht unbedingt der Tod der Anlass sein. Im Fall der Brüder Löwenherz hätte sie vor Tengil und Katla Angst.

  • Gab es da nicht auch mal einen Film dazu? Irgendwie kommt mir das alles so bekannt vor, aber gelesen habe ich es nicht, daran würde ich mich erinnern. :zwinker: Muss wohl mal Onkel Google befragen.

  • Doris: Als Kind nimmt man natürlich vieles anders wahr als später, wenn man erwachsen ist. Wie gesagt, für mich ist es bloss ein denkwürdiger Fakt und jedes Individuum wird darauf anders reagieren.


    @Stormy: Doch, doch, den gibt es:


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    //Grösser ist doof//

  • Wie gesagt, für mich ist es bloss ein denkwürdiger Fakt und jedes Individuum wird darauf anders reagieren.


    Das ist klar. Auch für mich gibt es Bücher, die ich meinen Kindern vorenthalte, weil ich den Inhalt oder die Botschaft als ungeeignet empfinde, z. B. Sonnenau, ein anderes Buch von Astrid Lindgren, in dem ernste Dinge wie der Tod thematisiert werden. Aber da sie selbst Kinder hatte, konnte sie bestimmt gut einschätzen, was sie ihren jungen Lesern zumuten darf.

  • Obwohl ich als Kind viel von Astrid Lindgren gelesen habe und einiges auch immer und immer wieder, so kannte ich die "Brüder Löwenherz" bislang noch nicht. Allerdings las ich schon öfter über die Kritik, vor allem am Ende des Buches.


    Jetzt habe ich die "Brüder Löwenherz" endlich selbst gelesen.
    Zunächst einmal ist es eine wundervolle Geschichte. Sie beginnt sehr traurig, als die beiden Brüder nacheinander sterben. (Die arme Mutter, sie wurde ja danach nicht mehr erwähnt, weil die "alte" Welt nicht mehr vorkommt, aber dennoch...) Es folgt ein großes, spannendes Abenteuer für die beiden Brüder, in dem sie abwechselnd ihren Mut unter Beweis stellen müssen, sich gegenseitig, aber auch anderen immer wieder helfen und selbst gerettet werden - bis ihr Tal befreit werden kann. Und dann das Ende, an dem sich die beiden nicht mehr trennen wollen.


    Öfter dachte ich beim Lesen, dass dieses Buch wohl eher nicht für kleinere Kinder geeignet ist.
    Meine Tochter (bald 5) kennt bislang Pippi Langstrumpf und Madita und Lotta aus der Krachmacherstraße, bis ich ihr die Brüder Löwenherz geben würde, das dauert noch. Dies liegt zwar vor allem daran, dass sie recht schnell ängstlich wird, sobald etwas Spannendes passiert - aber wie ich den Schluss finde und wie Kinder ihn auffasen, darüber habe ich auch länger nachgedacht. Letztendlich glaube ich, dass Erwachsene (oder zumindest ich) den Schluss als heftiger empfinden als Kinder. Am Ende sind die beiden Brüder für immer zusammen, sie werden auch ihre verlorenen Freunde wiedertreffen, alles ist gut. Warum dies so ist, was die beiden dafür tun mussten, das wird wahrscheinlich kaum wahrgenommen.


    Fazit: Eine tolle Geschichte mit vielen traurigen, aber auch ermutigenden Momenten


    4ratten


    Außerdem finde ich die Ausgabe richtig toll, ich mag das Coverbild und mein Buch hat am Rücken so einen roten Stoffeinband. Hach, schade, dass noch so viele Astrid-Lindgren-Bücher von mir vorhanden sind, sonst würde ich meiner Tochter die wohl alle einheitlich kaufen... :breitgrins:

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    Einmal editiert, zuletzt von Enid ()

  • Es gibt eine skandinavische Verfilmung der "Brüder Löwenherz", die bei uns seinerzeit als Miniserie - in m.W. vier Episoden - ausgestrahlt wurde. Im dritten Programm, glaube ich. Das Drehbuch schrieb Astrid Lindgren höchstselbst, so daß bis auf wenige Veränderungen, die sie selbst vornahm, der Film zu fast 100% der Romanvorlage entspricht. Der an skandinavischen Schauplätzen gedrehte Film, resp. die Serie ist grandios - allein schon die Filmmusik (Titelmusik) ist klasse.


    Ich weiß, daß Astrid Lindgren von christlichen Verbänden wegen dem "Freitod-Aspekt" ("Suizidverherrlichung") angegriffen und kritisiert wurde. Als isoliertes Ereignis herausgegriffen kann man das Ende des Buchs in diesem Lichte sehen, aber im Gesamtkontext erschließen sich Leben und Tod als Kreislauf oder als kontinuierliche Reise. Die Ausgangskonstellation eines Übergangs zwischen zwei Welten wird am Ende wieder aufgegriffen. Das Leben endet nicht mit dem Tod, sondern setzt sich in einem anderen Kosmos fort. Obwohl Lindgren tatsächlich die Meinung vertrat, daß jeder Mensch das Recht habe, seinen Tod selbst zu bestimmen, läßt sich das Ende der "Brüder Löwenherz" eher als eine "Walhalla-Alternative" zur christlichen Auffassung verstehen. Diese Interpretation erscheint umso naheliegender als da Dreiviertel des Buches ohnehin in einem rustikalen, nordischen Reich der Sagen und Mythen angesiedelt ist.


    Wie dem auch sei - wer sich für die "Brüder Löwenherz" ein versöhnlicheres - oder zumindest Kindern leichter zu erklärendes - Ende wünscht, wird mit dem Filmende zufrieden sein. Der Film endet eindrucksvoll mit der Botschaft "Licht am Ende des Tunnels" und dagegen können noch nicht einmal christliche Verbände etwas einwenden.


    :grmpf: