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Linwood Barclay, Dem Tode nahe
(Ullstein Verlag, September 2008)
ISBN 978-3-548-26744-9
512 Seiten; € 8.95 (Taschenbuch)
Originaltitel: Too close to Home
Zum Autor:
Linwood Barclay hat einen Abschluß in Literatur an der Trent University in Petersborough, Ontario, Kanada gemacht und anschließend lange Zeit als Journalist gearbeitet. In Nordamerika veröffentlicht er nun seit einigen Jahren Sachbücher und Krimis – auf deutsch war seine erste Veröffentlichung 'Ohne ein Wort', die zweite jetzt 'Dem Tode nahe'. Barclay lebt mit seiner Familie in Toronto, Kanada.
Zum Buchinhalt:
Der 17jährige Derek ist auf der Suche nach einem ungestörten Liebesnest für sich und seine Freundin, dabei ergibt sich eine für ihn passende Gelegenheit: sein Freund und Nachbar Adam verreist für eine Woche mit seinen Eltern. Derek kommt somit auf einen ziemlich dreisten Plan – er verabschiedet sich von den Nachbarn und tut anschließend nur so, als würde er das Haus verlassen. In Wirklichkeit lässt er sich aber einschließen und sobald die Familie weg ist, schaltet er die Alarmanlage aus und geht durch die Hintertür, die er unverschlossen lässt, erstmal nachhause.
Doch es kommt anders: während Derek im Keller in einem Versteck ausharrt, reisen die Nachbarn zwar ab, kommen aber – als Derek gerade neugierig das Haus durchstreift – wieder zurück und so findet sich Derek abermals im Keller wieder... Und während er fieberhaft überlegt, wie er entweder ungesehen aus dem Haus kommt oder aber seine Anwesenheit erklären kann, klingelt es und der öffnende Vater Adams wird sofort niedergeschossen. Derek bekommt völlig angsterfüllt die Ermordung aller Familienmitglieder mit, kann selbst aber nach dem Verschwinden des Mörders entkommen. Total verstört flüchtet sich der Junge nachhause – ohne ein Wort zu irgendjemanden über das, was er miterlebt hat, zu sagen...
Meine Meinung:
Der Beginn ist packend – sofort ist man mit Derek in der Situation, auch wenn ich mich anfangs über die etwas pubertäre Art und Weise des Jungen geärgert habe (sie aber nicht sonderlich unrealistisch finde). Und so erlebt man quasi mit, welche Angst Derek im Keller der Nachbarn hat, als er die Geschehnisse über ihm wahrnimmt... Noch schlimmer: der Killer kommt sogar in den Keller, findet den Jungen aber glücklicherweise nicht. Und so kommt dieser anschließend angsterfüllt nach oben, sieht die Leichen seines Freundes und dessen Eltern, und kehrt völlig verstört in sein Zuhause zurück.
Aus lauter Angst schweigt er über das Gesehene und verhindert so erstmal, dass die Polizei von ihm als einzigen Zeugen erfährt.
Dann wechselt die Perspektive: Derek übergibt an seinen Vater, der fortan die Geschehnisse aus seiner Sicht schildert. Diesen Wechsel empfand ich als ziemlich geglückt, da Derek noch ziemlich grün hinter den Ohren ist, der Vater hingegen einigermaßen vernünftig auf das nun über die Familie Hereinbrechende reagiert und es eben auch so schildert.
Nun kommt keine Ruhe mehr beim Lesen auf, die Spannung ist gut portioniert und steigert sich stetig. Man ahnt gewisse Dinge, kann sie aber noch nicht schlüssig zusammenführen oder aber lässt sich von ihnen täuschen... Alles in allem ist 'Dem Tode nahe' ein sehr gelungener Thriller, der sein gesamtes Personal als ziemlich plausibel dastehen lässt – nicht gerade üblich für einen Spannungsroman. Was mir besonders gut gefällt, ist, dass die Figuren nie ganz schwarz oder weiß gezeichnet werden: auch die (vermeintlich) guten Figuren sind nie hundertprozentig 'sauber' – umgekehrt überrascht die 'Gegenseite' aber auch...
Leichte Abzüge gibt es bei mir lediglich für eine einen Tick zu frühe Vorahnung des Plots; ein weiterer Haken hätte noch mehr Spaß gemacht, aber das ist wirklich ein minimaler Kritikpunkt. Ein deutlich größerer Kritikpunkt ist die teilweise sehr häufige Erwähnung irgendwelcher Marken: früh beginnt es mit bekannten europäischen Automarken, geht über amerikanische Riesensupermärkte hin zu FastFood-Anbietern und niederländischem Bier und endet wieder bei Ingolstädter Limousinen... Das ist in meinen (europäischen) Augen etwas zu viel des guten: schließlich reicht es mir zu wissen, dass Dereks Vater ein Bier trinkt; die Marke ist völlig uninteressant.
Fazit: Nachdem ich das Buch in Händen hielt, wollte ich eigentlich erstmal nur reinschnuppern, stattdessen habe ich es in einem Rutsch durchgelesen. Dafür bin ich nach wenigen Stunden Schlaf zwar hundemüde, aber für ein spannendes Leseerlebnis nehme ich das gerne mal in Kauf.