Ray Bradbury - Die Mars-Chroniken

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    "Die Mars-Chroniken. Ein Roman in Erzählungen" von Ray Bradbury


    Dieses Buch über die Kolonisation des Mars besteht aus 26 Kurzgeschichten, die in den Jahren 1999-2026 spielen. Obwohl ich Kurzgeschichten eigentlich nicht mag, konnte ich als SF- und Marsfan an diesem Buch nicht vorbei. Ich kannte vor diesem Buch schon einige Bradbury-Werke, und besonders eines - "Lange nach Mitternacht" (ebenfalls Kurzgeschichten) - hatte es mir erzähltechnisch sehr angetan. Was das angeht, haben mich die "Mars-Chroniken" allerdings enttäuscht.


    Der Mars ist bei Bradbury ein erdähnlicher, bewohnter Planet, die Bewohner sind den Menschen in mancher Hinsicht verdächtig ähnlich. Das ist zwar stellenweise recht witzig, aber ansonsten nicht mein Fall. Wenn der Autor dann noch beschreibt, welche Menschen zum Mars kommen und vor allem wie (Stichwort: Familienrakete), kann ich nur den Kopf schütteln.


    Einige der Geschichten spielen auf der Erde, andere auf dem Mars. Einige handeln von Menschen, andere von Marsianern. Einige sind witzig, andere traurig.
    Einige haben mir mehr, andere weniger gefallen.
    Im Grunde habe ich mich mal wieder davon überzeugt, dass SF aus den 50ern mich nicht anspricht. Auch wenn es sich dabei um Klassiker handelt.


    3ratten


    ***
    Aeria

  • Ich finde die Martian Chronicles sehr gut. Ich habe das Buch zwar schon vor 10 Jahren gelesen, aber es ist doch interessant, dass Bradbury in den 40ern schon die Vision hatte, dass Menschen eines Tages zum Mars fliegen würden. Zwar sind wir immer noch nicht soweit, aber zumindest wurde die Marssonde hingeschickt, Eis entdeckt etc. Ich kann das Buch empfehlen, auch wenn es für den heutigen Geschmack vielleicht nicht so spektakulär ist.

  • Im Grunde habe ich mich mal wieder davon überzeugt, dass SF aus den 50ern mich nicht anspricht. Auch wenn es sich dabei um Klassiker handelt.


    Ich finde die Mars-Chroniken sehr poetisch und sie enthalten m.M.n. viel Nachdenkenswertes. Science Fiction? Bradbury selber hat die Mars-Chroniken als Fantasy eingestuft:


    First of all, I don't write science fiction. I've only done one science fiction book and that's Fahrenheit 451, based on reality. Science fiction is a depiction of the real. Fantasy is a depiction of the unreal. So Martian Chronicles is not science fiction, it's fantasy. It couldn't happen, you see? (Quelle)


    :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • [quote author=sandhofer]
    First of all, I don't write science fiction. I've only done one science fiction book and that's Fahrenheit 451, based on reality. Science fiction is a depiction of the real. Fantasy is a depiction of the unreal. So Martian Chronicles is not science fiction, it's fantasy. It couldn't happen, you see? (Quelle)
    [/quote]


    Trotz meines (noch nicht beendeten) Englisch-Kurses kann ich gerade mal "Nice to meet you" sagen :zwinker: . Was also hier im Zitat steht, kann ich nur raten.


    Was das Nachdenkenswerte angeht, so gebe ich dir recht, Sandhofer. Ein paar Erzählungen haben mich tatsächlich nachdenklich gemacht.


    ***
    Aeria

  • First of all, I don't write science fiction. I've only done one science fiction book and that's Fahrenheit 451, based on reality. Science fiction is a depiction of the real. Fantasy is a depiction of the unreal. So Martian Chronicles is not science fiction, it's fantasy. It couldn't happen, you see? (Quelle)


    Äh, und was ist mit der Erzählung Usher II in den Chroniken, in der das Thema Bücherverbrennung vorweggenommen(ein Entwurf für Fahrenheit?) wird? Dann müßte Fahrenheit 451 auch Fantasy sein.


    Nebenbei bemerkt, schlecht ist das Buch nicht.


    Schlimm war allerdings, was die TV-Serie daraus gemacht hat(Starring u.a. Rock Aidson and Maria Schellfisch) - froh sein kann der, der dies niemals gesehen hat :spinnen:

  • Ich finde die Mars-Chroniken sehr poetisch und sie enthalten m.M.n. viel Nachdenkenswertes. Science Fiction? Bradbury selber hat die Mars-Chroniken als Fantasy eingestuft:


    First of all, I don't write science fiction. I've only done one science fiction book and that's Fahrenheit 451, based on reality. Science fiction is a depiction of the real. Fantasy is a depiction of the unreal. So Martian Chronicles is not science fiction, it's fantasy. It couldn't happen, you see? (Quelle)


    Eine befreundete Autorin hat zu mir mal gesagt, man solle Autoren verbieten über ihre eigenen Bücher zu reden.
    Sandhofer, hast Du nicht selbst mal gesagt, in Fantasy müssten sprechende Tiere vorkommen?
    Ich liebe die Mars-Chroniken und halte sie für eine der zugänglichsten literarischen Auseinandersetzungen mit dem Kolonialismus.


    Herzlich: Bartlebooth.

  • Eine befreundete Autorin hat zu mir mal gesagt, man solle Autoren verbieten über ihre eigenen Bücher zu reden. [*g* - sandhofer]
    Sandhofer, hast Du nicht selbst mal gesagt, in Fantasy müssten sprechende Tiere vorkommen?
    Ich liebe die Mars-Chroniken und halte sie für eine der zugänglichsten literarischen Auseinandersetzungen mit dem Kolonialismus.


    Inkl. dem amerikanischen gegenüber den Indianern, ja. Was die Definition von "Fantasy" betrifft, vermute ich, Bradbury schert sich den Teufel drum, wie sandhofer das definiert. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ja, nur wenn man sich einen Teufel um Definitionen schert, kann man sich eigentlich auch nicht mehr sinnvoll über die Zugehörigkeit bestimmter Texte zu bestimmten Genres unterhalten...


    Herzlich: Bartlebooth.

  • Ne, was ich meinte, war, dass Bradbury sich den Teufel um meine Definition scheren wird, wenn er seine eigene hat.


    Und er hat insofern recht, als dass die Mars-Chroniken keine der zu jener Zeit noch übliche Hard-SF sind, keine Space Opera mit gigantischen Raumschlachten von mit riesigen Strahlenkanonen bestückten, gigantischen Raumschlachtschiffen darstellen. Sondern die Phantasie in bedeutend harmloserer, fast hätte ich gesagt: kindlicherer Weise betätigt. Um es überspitzt zu formulieren: Die Mars-Chroniken stehen dem Kleinen Prinzen näher als dem Lens-Man ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo sandhofer,


    was ich sagen wollte war: "Seine eigene Definition" von etwas haben und sich um die übliche Definition nicht scheren, ist einfach in einer Diskussion nicht anschlussfähig. Anders ausgedrückt: Was will uns Ray Bradbury eigentlich mit seinem Satz sagen? Das ist überhaupt nicht so leicht zu beantworten, wenn Du ihn so ernst nimmst, wie Du es tust ;-).


    SF bestand immer schon aus mehr als nur aus Weltraumgeballer. Wenn wir das als das entscheidende Ausschlusskriterium nehmen, dann lese ich eigentlich keine SF. Ich lese sie aber ;-).


    Herzlich: Bartlebooth.

  • Hallo zusammen!


    Was will uns Ray Bradbury eigentlich mit seinem Satz sagen?


    Ich vermute: Dass er es hasst, in eine Schublade gesteckt zu werden ... :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Das bezweifle ich, denn er steckt sich ja einfach nur in eine andere.


    Herzlich: Bartlebooth

  • Hallo zusammen,


    eine Frage an die, die "Die Mars-Chroniken" schon gelesen haben: kommt hier auch eine Szene vor, in der die Erdbewohner


    ?


    Die Szene wird von Stephen King in einem seiner Bücher zitiert und dazu wollte ich schon lange die gesamte Geschichte nachlesen.


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Hallo Manjula,


    nein das gibt es so nicht. Vielleicht bezieht sich King aber auf die Episode "Der Marsianer" und hat sie für seine reißerischen Zwecke etwas abgewandelt. :breitgrins:


    Herzlich: Bartlebooth.

  • Von "Heimtücke" kann da allerdings nur die Rede sein, wenn man die Episode isoliert betrachtet. Was man nicht tun sollte. Die "Mars-Chroniken" sind ja keine Erzählungssammlung, sondern ein Roman.


    Herzlich: Bartlebooth.


    EDIT Manjula, wahrscheinlich suchst du die von Aeria angegebene Stelle.

    Einmal editiert, zuletzt von Bartlebooth ()

  • Hallo Bartlebooth,


    jetzt hast Du mich erst recht neugierig gemacht - habe eben auf ebay für die Mars-Chroniken geboten.


    Vielen Dank für Eure Hilfe, Bartlebooth und Aeria :smile:


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Ich habe grade die Mars-Chroniken beendet und muss sagen, dass ich lange kein Buch mehr gelesen habe, was so ein beklemmendes Gefühl hinterlassen hat! Eigentlich ist SciFi (oder wo immer man jetzt das Buch einordnen will, wenn ich eure alten Posts so lese :elch:) so gar nicht mein Ding, aber Bradbury konnte mich hier richtig mitreißen. Besonders der Anfang war super, als man noch nicht so recht wusste, wo man die Marsianer einordnen soll. Besonders beeindruckend finde ich, dass diese Geschichte schon in den 40er Jahren geschrieben wurde und trotzdem noch sowas von akutell ist. Ich glaube, jetzt muss ich erstmal etwas lustiges lesen oder ansehen...
    Trotzdem gibt es von mir 4ratten!

    ~ The world is quiet here ~

  • Ray Bradbury ~ Die Mars-Chroniken



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    Seiten: 373
    Verlag: Diogenes
    Erscheinungsjahr: 1950


    [hr]



    "Es ist gut, das Staunen neu zu erlernen", sagte der Philosoph. "Die Raumfahrt hat uns alle wieder zu Kindern gemacht."


    In 28 Erzählungen, die für sich selbst stehen, inhaltlich aber miteinander zusammenhängen und zum Teil ineinandergreifen, thematisiert Bradybury die Besiedlung der Menschen auf dem Planeten Mars. Im Jahr 2030 landet die erste bemannte Rakete auf dem Planeten mit den blauen Felsen, doch diese und einige folgende Missionen gehen gründlich schief - manche Marsianer sind nämlich nicht so freundlich, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.


    Doch geht es in diesem Werk zentral nicht um technische Errungenschaften und Raumfahrt an sich - Bradbury entlarvt hier vielmehr den Menschen als Okkupierer, Zerstörer, unverbesserlichen "Weltverbesserer", Missionar und Kriegstreiber. Er bricht zu fremden Planeten auf, um dem Leben auf der Erde zu entrinnen, und kann doch das Anderssein der Marsbewohner und ihres Planeten nicht akzeptieren. Er formt und biegt sich die neue Heimat so hin, wie er sie gerne haben möchte - möglichst erdähnlich! Er könnte es besser machen, er könnte aus der Vergangenheit lernen und neu beginnen, doch er gibt keine Ruhe, bis nicht der letzte Marsianer vom Mars verschwunden ist. Diese an und für sich sehr zynischen und bedrückenden Gedanken verpackt Bradbury in einem unglaublich fantasievollen, bunten, poetischen und ironischen Sammelsurium aus Geschichten, die einen ganz eigenen erzählerischen Sog entwickeln und nicht mehr loslassen.


    Das Ende ist in seinem Zynismus sehr passend - allerspätestens da beginnt man als Leser, sich seine eigenen Gedanken zu machen.


    5ratten