Marvin Harris - Wohlgeschmack und Widerwillen: Die Rätsel der Nahrungstabus

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Originaltitel: Good to eat


    Ich habe nicht die (aktualisierte) 4., sondern die 3. Auflage gelesen.


    Marvin Harris versucht in seinem Buch “Wohlgeschmack und Widerwillen. Die Rätsel der Nahrungstabus“ zu ergründen, warum das Rind in Indien heilig ist, Schweine von Moslems und Juden abgelehnt werden und wir Mitteleuropäer weder Hunde noch Insekten auf unserem Speiseplan haben. In der Anthropologie wird sein Theorieansatz als Kulturmaterialismus bezeichnet, da für ihn die Entscheidung, welches Fleisch auf dem Speiseplan landet und welches tabu ist, aufgrund von ökonomischen Gesichtspunkten gefällt wird. Der Hauptgrund für Präferenzen ist scheinbar eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung: Welches Tier nutzt mir am meisten und nutzt es mir tot oder lebendig mehr?


    Obwohl das Buch bereits 1985 zum ersten Mal erschienen ist, gilt es heute noch als Standardwerk zu seinem Thema. Anthropologisch betrachtet, mag das durchaus berechtigt sein, aber gerade am Anfang, wenn Harris einige ernährungsphysiologische Ansätze anführt, ist er mit Vorsicht zu genießen, bzw. das Alter des Buches zu bedenken. Selbst mir, als Laien, kommen seine Erläuterungen, beispielsweise zum Cholesterin veraltet und somit nicht korrekt vor.


    Vom Kapitel über Menschenfleisch war ich etwas enttäuscht, hier zitiert er übermäßig viele Berichte von Missionaren etc. die Kannibalismus bei indianischen Stämmen o. ä. miterlebt haben (wollen), so dass man von diesen Schilderungen trotz ihrer Schrecklichkeit eher genervt war und doch irgendwann mal wissen wollte, wie Harris selber denn den Verzehr von Menschenfleisch begründet, wobei seine Begründungen hierfür wohl die argumentativ schwächsten des ganzen Buches sind. Die von vertretenen Theorien kann er aber ansonsten generell sehr schön erläutern, seine Schlussfolgerungen klingen logisch und nachvollziehbar. Ich fand das Buch sehr interessant und auch dank ausführlichem Literaturverzeichnis im Anhang eignet sich „Wohlgeschmack und Widerwillen“ meiner Meinung nach sehr gut als Einstieg in die Geheimnisse der Ernährung in den verschiedenen Kulturen.


    4ratten