Alan Bennett - Die souveräne Leserin

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    Amazon Kurzbeschreibung
    Wer hätte gedacht, dass eine Liebeserklärung an die Queen und die Literatur so gut zusammenpassen? Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. Ma'am ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch aus - und kommt auf den Geschmack.


    Die Auswirkungen der majestätischen Leselust sind unvorhersehbar, die Grundfeste des Buckingham Palace werden jedenfalls gehörig durcheinander gewirbelt und für den Leser bleibt kein Auge trocken.


    Meine Meinung
    "Die souveräne Leserin" ist nicht von der Art schwarzen Humors wie "Cosi fan tutte" oder "Handauflegen". Dieser Kurzroman ist eine Huldigung des Lesens. Bennett beschreibt Dinge, die jeder Leser wiedererkennt. Wie ein Buch zum nächsten führt, das Anlegen von Leselisten, Notizen über das Gelesene. Aber auch, wie die Umwelt oft mit Unverständnis auf die ständige Lektüre reagiert und versucht diese zu unterbinden.
    Die Queen als prominenten Handlungsträger zu wählen, gibt dem Ganzen einen zusätzlichen Kick. Und ich möchte nicht zu viel verraten, aber der letzte Absatz des Buches ist wirklich typisch Bennett und läßt einen erst einmal mit offenen Mund dastehen… :zwinker:
    Das Buch bekommt von mir 5ratten und ist ein :tipp:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Über den Autor:


    Alan Bennett, 1934 in Leeds geboren, wurde bekannt durch seine TV Comedy-Revue "Beyond the Fringe" sowie durch die 1987 unter dem Titel "Talking Heads" von der BBC gesendeten Monologe. Neben zahlreichen Theaterstücken - unter anderem eine Theaterfassung des englischen Kinderbuchklassikers "Der Wind in den Weiden" - und seinen Arbeiten für Fernsehen und Rundfunk schreibt Bennett seit Mitte der neunziger Jahre auch Prosa.


    Weitere Informationen:
    Alan Bennett - Eintrag bei Wikipedia
    Alan Bennett - Eintrag bei perlentaucher.de
    Alan Bennett - Steckbrief bei "Museum of Broadcast Communications" (Englisch)



    Klappentext:


    Wer hätte gedacht, dass eine Liebeserklärung an die Queen und die Literatur so gut zusammenpassen? Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. Ma'am ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch aus - und kommt auf den Geschmack.


    Die Auswirkungen der majestätischen Leselust sind unvorhersehbar, die Grundfeste des Buckingham Palace werden jedenfalls gehörig durcheinander gewirbelt und für den Leser bleibt kein Auge trocken.


    (entnommen von Amazon.de)



    Meine Meinung:


    Die Hunde haben die Schuld. Beim Spaziergang durch den Park des Buckingham Palace entdeckt die Queen einen "Bücherwagen" der örtlichen Bibliothek. Pflichtbewusst wie sie ist, ohne den Bibliothekar beschämen zu wollen, leiht sie sich ein Buch aus. Queen Elizabeth stellt sehr schnell fest, dass sie es mit sehr zäher, trockener Kost zu tun hat, bringt das Buch zwar gelesen, aber nicht genossen, zurück. So geschehen auch mit der zweiten und dritten Lektüre. Bis Norman, ein Küchenjunge, Fan von Autoren der homosexuellen Szene, sie langsam an das "richtige", nämlich unterhaltende, spannungsreiche und neue "Lesen" heranbringt. Die Erfahrung, dass Bücher einen vollkommen andere Welten eröffnen, vollkommen neue Charaktere erschließen lassen, macht sie bei der Lektüre von Kilvert und Carol, genauso wie bei Wilde und McEwan. Langsam entwickelt sie Empathie für ihre Mitmenschen, entwickelt eigene Gedanken zu dem Gelesenen, notiert sich Szenen, Sequenzen, Zitate, versieht sie mit eigenen Notizen, Kommentaren und Fragen. Geradezu obsessiv beschäftigt sie sich mit ihrem neuen Hobby - Die Paradekutsche verspätet sich regelmäßig, ihre Kleidung gebraucht sie mehrmals, auf Spaziergängen mit den Hunden ist sie kaum mehr anzutreffen und wenn nur mit Buch in der Handtasche oder in den Händen. Gespräche mit Ministern anderer Länder laufen nicht mehr nach geltenden Konventionen ab; nicht mehr das Wetter oder die Anfahrt ist das Thema zwanglosen Smalltalks, sondern Lieblingslektüren, Skandalautoren und Buch-Neuerscheinungen. Logischerweise bleibt diese Obsession, dieses Hobby nicht ohne Befürworter oder Feinde. Gerade im engsten Beraterkreis brodelt es, bricht die Queen doch palastinterne Regeln und Maßnahmen, die nicht nur ihr sondern auch ihren Mitmenschen das Leben erleichtern sollen. Und auch ihr neuer Lesegehilfe, Norman, ist kein gern gesehener Gast. Und doch setzt sie sich durch, über alle Schranken hinweg, bricht aus gegebenen Regeln aus, auf ihre Art und Weise, ohne Aufsehen zu erregen. Dies tut sie erst, als in ihr ein Plan reift nicht nur zu lesen, sondern durch dieses Lesen auch etwas voranzutreiben, fortzuschreiten, etwas zu verändern.


    "Ein großes Lesevergnügen" prophezeite Frau Heidenreich und das war es auch wirklich. Mit viel schwarzem Humor, immer einen Augenzwinkern beim Schreiben, liest sich diese kleine Hommage an das Lesen sehr flüssig, sehr locker und vor allem sehr witzig. Man kommt nicht umhin zu lachen, wenn Frau Königin den französischen Präsidenten nicht wie vorgesehen nach der Anreise fragt, sondern was er von einem Skandalautor des 19.Jahrhunderts weiß. Man fiebert mit, wenn Norman aus dem Umfeld der Queen "entfernt" wird, ausgestoßen aus dem Kreis der Dienerschaft, die alles andere als Vorteile in der Lektüre ihrer Königlichen Hoheit sehen. Und hält schließlich den Atem an, wenn sie am Ende das verkündet, was aus ihrem Lesen und Schaffen resultiert.


    Eine spannende, viel zu kurze Lektüre eines so guten, humorvollen Buches, welches einen mit viel Vergnügen einen Nachmittag lang begleitet. Witzig, kurzweilig, einfach eine kleine, wunderbare Geschichte aus dem Hause der Windsors.



    Bewertung:


    5ratten und somit ein :tipp:

  • Danke für die Rezis, ihr Beiden! Das Buch hatte ich kürzlich in schwedischer Übersetzung in den Buchhandlungen gesehen und ich war schon am Überlegen, es mir zu kaufen. Jetzt steht es fest auf meiner LAB*.


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    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Das Buch gehört zu den wenigen, die ich mir jemals während einer "Lesen"-Sendung als Buchtipp notiert habe. Danke für die schönen Rezis!

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Tja bei mir ist es natürlich auch wieder gelandet :rollen:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Inhaltlich ist den beiden erbrachten Rezensionen nichts hinzuzufügen.


    Auch mich hat dieses kleine Büchlein sehr begeistert.
    Die Liebe zur Literatur mit all ihrem Unverständnis der Umwelt (mal mehr mal weniger) mag vielen hier bekannt vorkommen.
    Aber auch die Weisheiten über das Lesen, die Alan Bennett durch die Königinmutter weitergibt, dürfen Lesern wohlbekannt sein.


    Nun bin ich nicht mit dem englischen Königshaus vertraut, so dass ich nicht weiß, was ich in Bezug auf dieses alles überlesen habe, aber das macht nichts.
    Auch so ist dieses Büchlein ein Juwel und wurde nicht umsonst von Elke Heidenreich als auch von Dennis Scheck hochgelobt.


    5ratten :tipp:

    Einmal editiert, zuletzt von Papyrus ()

  • „Die Zeit vertreiben?“ fragte die Queen. „Bücher sind kein Zeitvertreib. Sie handeln von anderen Leben. Anderen Welten. Man will sich ganz und gar nicht die Zeit vertreiben, Sir Kevin, man wünscht sich im Gegenteil mehr davon. Wenn man sich die Zeit vertreiben wollte, könnte man nach Neuseeland reisen.“


    Die Queen entdeckt die Leidenschaft des Lesens. Eigentlich sind ihre Hunde daran schuld, die sie unversehens zum bis dahin nie wahrgenommenen Bücherbus führen. Aus Höflichkeit leiht sie sich ein Buch aus, und liest es auch. Man könnte ja gefragt werden, wie es einem gefiel.
    Es folgen weitere Bücher, über dem Lesen leidet sogar das tägliche Regierungsgeschäft. Denn es bleibt nie genug Zeit für all die Bücher, die noch gelesen werden wollen. Welcher Vielleser kennt dieses Gefühl nicht?
    Ihre Hoheit wird in diesem kleinen Buch über die Liebe zu den Büchern sehr sympathisch und menschlich dargestellt. Dank des Lesens entdeckt sie Facetten der Menschen, die ihr in all den Jahren auf Grund ihrer gehobenen Stellung verborgen blieben.


    Mit gerade einmal 115 Seiten hat das Büchlein die richtige Dicke für einen gemütlichen Leseabend.
    Wer gerne und mit Leidenschaft liest, wird seine Freude an diesem Werk haben, da es die Faszination des Lesens einfach wunderschön beschreibt.


    4ratten

  • So, jetzt habe ich das Buch auch gelesen.


    Viel kann ich den Ausführungen meiner Vorredner, bzw. Vorschreiber eigentlich nicht hinzufügen.


    Es ist ein sehr kurzweiliges Vergnügen, das insbesondere für uns Leseratten hervorragend geeignet ist.
    Mit viel Vergnügen habe ich die Schwierigkeiten und das Unverständnis der Umgebung der Queen mit verfolgt.
    Mir geht es auch oft wie ihr:
    Man hat eigentlich etwas anderes zu tun, aber das Lesen macht doch viel mehr Spaß.
    Auch das Ende hat mich erstmal total verblüfft.



    Meine Wertung:


    5ratten:tipp:

  • Hey,


    ich kann mich da hier allen nur anschließen, was will man groß inhaltlich oder sonst wie über das Buch erzählen, es ist wunderbar geschrieben, durchweg sehr amüsant und mit einem geradezu fulminanten Ende versehen, finde ich.


    Sehr sympathisch bzw. interessant auch, dass nach den Anfängen der Queen`schen Lesefanatik sich eine etwas andere Entwicklung einstellt, die das ganze zeitweilig abzuschwächen scheint - eine Leseblockade kann man es nicht nennen, aber wer kennt ähnliche Phänomene nicht? :zwinker:


    Auch von dem Aspekt her, wie Thomas schon sagte, irgendwie besonders für Leseratten hervorragend geeignet!




    LG

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    Alan Bennett (geb. 1934)[br]Die souveräne Leserin[br]Originaltitel: The Uncommon Reader[br]Erstveröffentlichung: 2007[br]Aus dem Englischen von Ingo Herzke (2008)[br]Verlag: Wagenbach[br]gebundene Ausgabe[br]114 Seiten


    Meine Meinung zu diesem feinen kleinen Büchlein:


    Die Queen entdeckt durch einen Zufall ihre Leidenschaft für das Lesen und die Literatur. Wer hätte das gedacht? Noch dazu im stolzen Alter von fast achtzig Jahren. Nun, ob die Queen tatsächlich Bücher liest, weiß ich nicht. Weiß das überhaupt jemand? Aber die Möglichkeit, dass sie es könnte, ist ein reizvoller Gedanke, und dieser Gedanke wird von Alan Bennett äußerst amüsant und locker ausfabuliert. Mitzuverfolgen, wie die Queen den belesenen Küchenjungen Norman kennenlernt und von ihm in die Welt der Literatur eingeführt wird, sich zunächst zögernd den empfohlenen Büchern zuwendet, anfangs natürlich Probleme mit der ihr unbekannten Materie hat, aber im Laufe der Zeit auch nicht vor schwieriger Literatur zurückschreckt und immer leidenschaftlicher ihrer Leselust nachgeht, schließlich sogar in Erwägung zieht, selbst etwas zu schreiben - das bereitet großes Vergnügen.


    Natürlich ist es im Hofstaat nicht gern gesehen, dass die Queen ihre Amtgeschäfte schleifen lässt und sogar ihr Äußeres vernachlässigt (die gleichen Ohrringe zu zwei Anlässen hintereinander - shocking!), nur um dem zweifelhaften Vergnügen des Bücherlesens zu frönen. Ihre Assistenten und Vertrauten tun ihr Möglichstes, um sie wieder davon abzubringen. Aber die Queen, durch das Bücherlesen aufmerksamer und nicht gerade dümmer geworden, bemerkt natürlich, dass ihr neues Hobby nicht auf große Gegenliebe stößt, und beschließt, sich nicht mehr von ihren vermeintlich wohlwollenden Beratern einengen zu lassen. Das Ende - das hier nicht vorweggenommen werden soll - ist deshalb natürlich der große Paukenschlag, mit dem niemand gerechnet hat.


    Mir hat das Buch sehr viel Freude bereitet und so manches Schmunzeln im Gesicht beschert. Durch den geringen Umfang war es natürlich nur ein kurzes Lesevergnügen, aber das ist kein Nachteil, sondern der kurzweiligen Geschichte angemessen.


    Ich empfehle dieses Buch nicht nur allen Bücherfreunden und Leseratten. Es ist auch ein wunderbares Geschenk an Menschen, die nicht oder nicht sehr viel lesen, weil es niemanden überfordert, gleichzeitig aber auf ganz wunderbare Weise zeigt, wie viel Lebensqualität jeder durch das Lesen von Büchern dazugewinnen kann. Und ich weiß jetzt schon, dass einige meiner Verwandten und Freunde das Buch auf ihrem Gabentisch wiederfinden werden...


    Meine Wertung: 4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Alan Bennett - Die souveräne Leserin

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    Durch einen Zufall entdeckt die Queen einen Bücherbus, der regelmäßig im Palast hält. Zuerst ist sie noch skeptisch, doch nach ihrem zweiten Buch hat sie die Leselust gepackt und besucht oft den Bücherbus, auf der Suche nach neuer Lektüre. Ihr ehemaliger Koch, der vorher bereits ein eifriger Leser war, soll sie dabei unterstützen.
    Doch durch ihre neue Leidenschaft lässt sie allmählich ihre Ämter etwas schleifen um mehr Lesezeit zu haben und das gefällt den Menschen um sie herum ganz und gar nicht und wollen daher verhindern, dass die Queen weiter liest...


    Seit Elke Heidenreich und Denis Scheck so begeistert von dem Buch erzählt hatten, wollte ich es unbedingt lesen. Nur leider hat mich der Preis immer etwas abgeschreckt, denn das Buch umfasst gerade mal 115 Seiten und dafür 15 Euro zu verlangen ist doch etwas happig. Wie glücklich war ich, dass ich "Die souveräne Leserin" dann zu Weihnachten bekommen hatte. Und jetzt nach Beenden des Buches muss ich sagen, selbst wenn ich es nicht geschenkt bekommen hätte - die 15 Euro wären auf alle Fälle eine tolle und lohnende Investition gewesen.


    Ich habe mich während des Lesens sehr amüsiert, besonders wenn die Queen ihre Minister, etc. immer fragte, was sie denn zur Zeit lesen, obwohl die Antwort immer dieselbe war: Nichts.
    Ihre Leseleidenschaft ist toll dargestellt und auch die Ablehnung, die sie von den Mitmenschen erhält, ist vielen Leserin sicherlich sehr bekannt. Ebenso wie die oft fehlende Lesezeit, unter der auch die Queen leidet.


    Alan Bennett hat hiermit ein ganz besonderes Buch geschaffen, tolle Story, klasse Umsetzung und vorallem ein geniales Ende. Damit hätte ich sicherlich nie gerechnet.
    Für mich ist "Die souveräne Leserin" ein wunderschönes kleines Buch, über das sich sicherlich jede Leseratte freut und ihren Spaß daran haben wird. Ich kann es jedenfalls uneingeschränkt weiterempfehlen und ich werde es sicherlich noch oft lesen.
    5ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Hello, my dears! :winken:


    Angeregt durch Elke Heidenreich habe auch ich dieses kleine Juwel von einem Buch gelesen und bin durch und durch entzückt.


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    Meine Meinung:
    Zum Inhalt ist nicht mehr viel zu sagen, aber wenn ich es ganz kurz zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Die Queen verfällt den Büchern. Und wir wissen alle, wie sich das anfühlt. :breitgrins:


    Was mir als erstes an diesem Buch auffiel und was ich absolut "charming" fand ist die Art der Queen, sich auszudrücken. Sie spricht nie von sich selbst als "ich", sondern immer als "man". "Is one allowed to borrow a book?", fragt sie da auf Seite 3 und bringt so den ganze Stein ins Rollen.


    Es ist wirklich schön zu sehen, über welche Bücher und Autoren die Queen ihren Weg in die Literatur findet und wie sich dies auf ihr alltägliches Leben auswirkt, das sich doch ein kleines bisschen von dem unseren unterscheidet. Mag sein, dass bei uns mal der Abwasch etwas länger stehen bleibt, wenn wir uns gerade in einem spannenden Roman befinden, aber den Präsidenten von Frankreich hängen zu lassen, das kann uns Normalsterblichen nicht passieren. Und das finde ich auch gut so.
    Auch die Queen wird mit der Zeit neidisch auf Menschen, deren Lebensinhalt nicht nur die Pflicht ist, Menschen, die nicht von allen Seiten schief angeguckt und angesprochen werden, wenn sie ein Buch in der Hand halten.


    Meine Ausgabe ist eine "rough cut edition", also die hat diese ausgefransten Seiten, was mir zum ersten Mal wirklich gefällt und dieses kleine Büchlein noch entzückender macht. :herz:


    Voller Humor und very british erzählt Alan Bennett (der übrigens auf meine Merkliste gewandert ist) wie sehr einen Bücher verändern können und spricht damit jedem Literaturschockler aus der Seele. Zum Ende hin ging meines Erachtens nach die witzig-spritzige Seite des Buches etwas verloren, dafür wartet aber eine äußerst amüsante Überraschung auf den Leser dieser 120 Seiten schlanken Geschichte.
    Ein ganz großartiges Buch für zwischendurch, das einem wieder in Erinnerung ruft, wie man selbst in diese Liebe zur Literatur hineingerutscht ist und dass es nie zu spät ist um neue Dinge zu probieren.


    5ratten


    Have a good day,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Eine schöne und auch etwas traurige Geschichte über einen Menschen der immer funktioniert hat wie ein guter Motor und durch seine neu entdeckte Liebe zur Literatur bei seinem Umfeld nur auf Unverständnis stößt.
    Mit einem Augenzwinkgern erzählt der Autor diese Geschichte und ich habe sie gerne gelesen. Das scheinbar seltsame Verhalten der Queen wird sehr unterhaltsam geschildert und die ein oder andere Situation dürfte vielen Buchbegeisterten bekannt sein. Ihr Hofstaat steht dem Ganzen etwas ratlos gegenüber und versucht dezent die Queen wieder „auf Kurs“ zu bringen.
    Erstaunt hat mich, dass es, außer einem Küchenjungen, niemanden gab, der Verständnis für das neue Hobby der Queen hatte, oder es sogar teilte.
    Diese Geschichte ist eine Liebeserklärung an die Literatur und an die Queen die vom Autor liebevoll und mit feinem Humor beschrieben wird und der dabei ganz ohne große Effekte auskommt.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


  • Erstaunt hat mich, dass es, außer einem Küchenjungen, niemanden gab, der Verständnis für das neue Hobby der Queen hatte, oder es sogar teilte.


    Naja, wieviele Leute in deinem näheren Umfeld gibt es, die deine Lesesucht so richtig verstehen oder sogar teilen? Ohne dieses Forum würde ich persönlich mich sehr verloren fühlen. :zwinker: Insofern finde ich es nicht so abwegig, dass auch die Queen mit ihrem Hobby fast komplett alleine ist.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Naja, wieviele Leute in deinem näheren Umfeld gibt es, die deine Lesesucht so richtig verstehen oder sogar teilen? Ohne dieses Forum würde ich persönlich mich sehr verloren fühlen. :zwinker: Insofern finde ich es nicht so abwegig, dass auch die Queen mit ihrem Hobby fast komplett alleine ist.


    Da hast du schon irgendwie recht. :gruebel: Es gibt wirklich sehr wenige Menschen in meinem Umfeld, die so viel lesen wie ich und die sogar einen ähnlichen Buchgeschmack haben. Die Queen hätte sich sicher über ein Forum wie "Literaturschock" gefreut. Aber stell dir nur vor auf wieviel Unverständnis bei ihrem Hofstaat sie gestoßen wäre, wenn sie dann auch noch ständig im Internet surfen würde. :breitgrins:

  • Ich habe Literaturschock im Buckingham Palace zwar noch nicht empfohlen, aber das Bennett-Buch empfehle ich an dieser Stelle gerne weiter:


    Meine Eindrücke
    Der Bücherbus im Buckingham Palace lässt das strenge Hofprotokoll aus den Fugen geraten: Zwar ist die erste Lektüre der Queen ein Griff daneben und trockene Kost, aber bereits die weitaus bessere zweite sorgt dafür, dass die Queen eine treue Bibliotheksnutzerin wird. Ihr zur Seite steht ein Küchenjunge, der sich dank seiner Tipps und auch in Ermangelung anderer Gleichgesinnter plötzlich in steter Nähe zur Queen bewegen darf. Dem royalen Gatten ist's gleichgültig; weniger Gefallen findet der Privatsekretär an der neuen Beschäftigung seiner Dienstherrin. Sie wird chronisch unpünktlich und übersieht z. B. immer wieder, dass sie Kleidungsstücke mehrfach trägt.


    Es stellt sich heraus, dass die Queen sicher wenig Erfahrung mit Belletristik hat, dafür aber mit deren Autoren. Der einen hat sie einen Orden verliehen, einen anderen bei Banketten mit royalen Smalltalk Anerkennung gezollt. Verbunden mit dem neuen Hobby beginnt die Queen, sich Gedanken über ihre Mitmenschen zu machen und immer wieder vom strengen Hofprotokoll abzuweichen. Zeit für's Personal, der Queen die Vorlieben ganz intrigant madig zu machen.


    Ganze 115 Seiten hat Bennetts Werk, aber es ist gespickt mit Witz und Charme und mit ganz und gar britischem Humor (bestes Beispiel dafür ist der Überraschungseffekt am Ende). Fast jeder Seite gelingt es, micht zum Schmunzeln zu bringen und überall stecken kleine, aber feine Gedanken über die Literatur, die das Zeug zum Aphorismus haben. Ein perfektes Geschenk für den begeisterte Leser, wäre da nicht die Gefahr, dass der das schon längst besitzen könnte ;)


    5ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa