Laila El Omari - Tage des Monsuns

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    Verlag: Knaur
    ISBN: 978-3-426-63820-0
    Seiten: 640
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 8,95
    ET: 04.2008


    Kurzbeschreibung


    1875


    Inmitten der üppigen Schönheit Südindiens lebt Katrina Alardyce nach einer skandalösen Scheidung zurückgezogen bei ihrem Bruder. Der damit verbundenen Unmündigkeit hofft sie durch eine Vernunftehe mit dem undurchsichtigen Aidan Landor zu entkommen. Mit ihrer Mitgift erwirbt er eine Teeplantage in den fruchtbaren Bergen von Nilgiri. Doch es ist überwiegend Katrina, die sich den Teegärten widmet, denn Aidan verschwindet immer wieder unter fadenscheinigen Begründungen. Mehr und mehr wird Katrina bewusst, dass sie kaum etwas von ihrem Mann weiß, an den sie mittlerweile mehr als nur Vernunft bindet …


    Meine Meinung


    „Tage des Monsuns“ ist mein erster Roman von Laila El Omari und hat mir insgesamt gesehen recht gut gefallen, auch wenn mich hier und da etwas gestört hat. Aber ich hatte wunderbare, kurzweilige Lesestunden und werde sicherlich noch weitere Bücher der Autorin lesen.


    Der Einstieg fiel mir recht schwer und ich brauchte einige Seiten, bis ich mich mit dem Stil der Autorin angefreundet hatte. Den einen oder anderen Satz musste ich mehrmals lesen, bis ich ihn verstanden hatte, aber nach zwei Kapiteln war ich richtig gut in der Geschichte drin und hatte mich auch mit dem Stil arrangiert. Von da an stand dem Lesevergnügen nichts mehr im Wege und die Seiten flogen nur noch so dahin. Einen Abend habe ich um die 300 Seiten in einem Rutsch gelesen, was wohl für sich spricht.


    Die Handlung gefiel mir gut, auch wenn sie vielleicht ein bisschen zu vorhersehbar war. Gleich zu Anfang werden die Figuren in meinen Augen leider etwas ungeschickt eingeführt, so dass man sofort die richtigen Schlüsse ziehen kann, wie es im Folgenden weitergehen wird. Dennoch hatte ich meine Freude an den Ereignissen und konnte gut mit fiebern. Ein richtiger, atemraubender Spannungsbogen fehlt zwar, aber Langeweile kam bei mir nicht einmal auf. Im Gegenteil, die Geschichte ist durch angedeutete Geheimnisse so gut angelegt, dass ich unbedingt wissen musste, wie es mit den Figuren und der Handlung weitergeht.
    Indien und der Teeanbau sind mir leider nicht so nah gekommen, wie ich es mir gewünscht hätte, dafür konnten mir die Landschaftsbeschreibungen und Ausführungen über die Teegärten zu selten klare Bilder vor Augen zaubern. Für mein Empfinden wurden Details zur Geschichte Indiens ab und an unnötig eingebunden, denn für die Handlung waren so manche geschichtlichen Informationen einfach nicht zwingend angebracht und haben mich daher gelegentlich aus der Handlung heraus gerissen.
    Dafür gibt es aber wunderbare Einblicke in die „englisch-indische“ Gesellschaft, mit all ihren Konventionen. Das hat mir äußerst gut gefallen und in meinen Augen hat „Tage des Monsuns“ viel von einem Gesellschaftsroman.
    Das Ende des Romans hat mich leider überhaupt nicht glücklich gemacht und konnte mich nicht überzeugen. Sehr enttäuscht, dass sich viele Handlungsstränge einfach im Sand verlaufen haben und so manche Frage offen bleibt, habe ich das Buch beendet. Ich brauche kein bis ins kleinste Detail erklärendes, rundes Ende, aber dieser Roman blieb mir einfach zu offen und auch zu wenig emotional. Einen Epilog hätte ich schön und nützlich gefunden.


    Die Figuren fand ich sehr schön ausgearbeitet, und ich konnte zu allen äußerst schnell eine Beziehung aufbauen, was mir ungeheuer wichtig ist. Sehr gelungen fand ich die Entwicklung einiger Figuren im Handlungsverlauf und dass sich Laila El Omari nicht nur Mühe mit ihren Protagonisten gemacht hat, sondern auch ihren Nebenfiguren und Antagonisten viel Tiefe und Facetten gegeben hat. Jede Figur hatte ich deutlich vor Augen. Zwar konnte ich nicht jede Handlungsweise der Charaktere nachvollziehen, aber das machte sie eigentlich nur interessanter. Allerdings gingen mir Katrina und Aidan mit ihrem ewigen Hin und Her doch manchmal auf den Nerv. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen.


    Insgesamt ein schöner Schmöker, der mit Kartenmaterial und Personenverzeichnis gelungen abgerundet ist.


    Bewertung


    4ratten

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Hallo liebe Leseratten.


    Eine schöne Rezi, Cait. Ich kann mich in sehr vielen Dingen grundweg anschließen. Dass du auf den ersten Seiten Schwierigkeiten mit den Sätzen hattest, habe ich gerade mit einem Schmunzeln gelesen. Mir erging es da ganz ähnlich, doch hatte auch ich dann ziemlich schnell den Rythmus drin. Ich dachte aber, es läge mehr an mir, da ich zuvor etwas gänzlich anderes gelesen hatte. Diesen Komentar von dir jetzt hier zu lesen, brachte mir die ersten Seiten noch einmal in Erinnerung. :zwinker:


    So, dann will ich doch auch mal probieren, meine Meinung zu diesem Buch kund zu tun:


    Eine Vernunftehe soll Katrina Alardyce etwas von jener Freiheit zurückgeben, welche sie nach einer aufsehen erregenden Scheidung hatte einbüßen müssen. Gezwungen von einem gesellschaftlichen Korsetts des 19. Jahrhunderts, inmitten einer englischen Enklave, tief im Süden Indiens, heiratet sie aus einer Not heraus einen Mann, dessen geheimnisvoller Hintergrund selbst sie nicht zu durchschauen vermag. Wer ist dieser Mann, dessen Leidenschaft es zu sein scheint sich immer wieder aufs Neue auf Reisen zu begeben, von deren Bedeutung Katrina nichts ahnt…?


    Ein wundervoller Roman voller blühend-schöner Bilder und den herrlichen Düften nach Tee und Natur. Ein Buch, welches durch sehr liebevoll und menschlich gezeichnete Charaktere bestechen konnte und welches mir Einblick in die damalige Gesellschaft, fern ab der Heimat, vermittelt hat.
    Dabei hat es die Autorin durch eine flüssig zu lesende Sprach geschafft, ein richtiges Wohlfühlbuch zu kreieren, welches ich vom Fleck weg fort lesen konnte.
    Dabei war es immer wieder aufs Neue spannend und versehen mit wandelbaren Charakteren, die überraschen konnten. Dies hat mir sehr gut gefallen, da sie die Geschichte sehr lebendig hielten. Einzig ein, zwei Seiten mehr hätte es für mich am Schluss noch bedurft, doch dies kann man sicherlich unterschiedlich empfinden.
    Die richtige Lektüre, um sich in ein anderes Land und eine andere Kultur hineinverzaubern zu lassen, denn Laila El Omari hat es hier wirklich geschafft eine sehr anmutende Kulisse der südindischen Berglandschaften und Teeplantagen zu vermitteln.
    Ein Buch indem man vermag die einzelnen Tropfen des Monsuns auf der eigenen Haut zu verspüren…


    Deshalb von mir: 4ratten


    Liebe Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

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    Klappentext:


    1875: Inmitten der üppigen Schönheit Südindiens lebt Katrina Alardyce nach einer skandalösen Scheidung zurückgezogen bei ihrem Bruder. Der damit verbundenen Unmündigkeit hofft sie durch eine Vernunftehe mit dem undurchsichtigen Aidan Landor zu entkommen. Mit ihrer Mitgift erwirbt er eine Teeplantage in den fruchtbaren Bergen von Nilgiri. Doch es ist überwiegend Katrina, die sich den Teegärten widmet, denn Aidan verschwindet immer wieder unter fadenscheinigen Begründungen. Mehr und mehr wird Katrina bewusst, dass sie kaum etwas von ihrem Mann weiß, an den sie mittlerweile mehr als nur Vernunft bindet ...


    Meine Meinung:


    Katrina Alardyce wird in der Gesellschaft von Ootacamund (Indien) gemieden, aufgrund ihrer Scheidung, die viel Aufsehen erregte. Um wieder dazu gehören zu können, beschließt sie den Soldat Aidan zu heiraten. Dieser möchte eine Teeplantage betreiben und hofft, durch Katrina zu genug Geld zu kommen. Doch in ihrer Vernunftehe fangen schon bald an, Gefühle zu sprießen und Katrina bemerkt, dass sie kaum etwas von ihrem Mann weiß...
    Doch nicht nur Aidan hat ein Geheimnis, sondern auch Ashley, die mit Aidan und Katrina befreundet ist. Wenn ihr Geheimnis an die Öffentlichkeit gerät, könnte es schlimme Folgen für sie haben...


    Das ist mein erstes Buch, das ich von Laila El Omari gelesen habe und mir hat es sehr gut gefallen.
    Die verschiedenen Charaktere kamen gut zur Geltung und die Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen und ich konnte kaum aufhören zu lesen. Ich habe mit den Protagonisten sehr mitgefiebert, vorallem wie es zwischen Katrina und Aidan lief. Aber auch die verschiedenen Nebenhandlungen fand ich sehr interessant und teilweise fand ich es sehr erschreckend, wie die Frauen behandelt wurden. Die Regeln und Ordnung der damaligen Gesellschaft wurden sehr deutlich.


    Und besonders schön fand ich die Beschreibungen Indiens, was für mich jetzt auf alle Fälle eine Reise wert ist, ebenso, als begeisterte Teetrinkerin, fand ich die Herrstellung und Mischung, etc. von Tee sehr faszinierend.


    Für mich ein sehr gelungener Wohlfühlschmöcker, der mir nicht nur Lust auf Tee und Indien gemacht hat, sondern auch auf die weiteren Romane der Autorin.
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Meine Meinung:


    "Tage des Monsuns" hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen und abtauchen lassen in die exotische Welt Indiens Ende des 19. Jahrhunderts. Dies ging ganz leicht, denn Laila El Omari hat durch ihre wunderbaren und poetischen Beschreibungen der Landschaft eine sehr dichte Atmosphäre geschaffen, die durch die Auskleidung mit Farben und Gerüchen vervollkommnet wurde. Ein wahres Fest für die Sinne!


    Vor dieser Kulisse breitet sich eine Familien- und Liebesgeschichte aus, die stark vom damaligen gesellschaftlichen Leben beeinflusst ist und damit einen tiefen Einblick in die englische Kolonialzeit bietet. Die Protagonisten sind sehr stark abhängig davon, was über sie gedacht und geredet wird, und viele Entscheidungen und Lebenswege werden von diesen äußeren Zwängen beeinflusst. Dabei könnte doch alles so einfach sein... aber schließlich ist es für den Leser das Salz in der Suppe, die Figuren bei ihren kleinen und großen Tragödien zu begleiten, ihre Wünsche und Sehnsüchte kennenzulernen, die meistens doch nicht erfüllbar sind.


    So geht es auch Katrina und Aidan, die miteinander eine Vernunftehe eingehen, um gemeinsam eine Teeplantage zu betreiben und ansonsten sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Aber wie das Leben so spielt, lässt sich eine solche Angelegenheit nicht am Reißbrett planen und bald schon ist Liebe mit im Spiel, ohne dass einer von beiden es zugeben würde. Die dadurch entstehenden Konflikte sind der Zündstoff, der die Handlung vorantreibt. Da kommt es Aidan gerade recht, dass er so oft auf Reisen ist - diese Ausflüge nach Nordindien und Afghanistan haben mir sehr gut gefallen, nicht zuletzt, weil dadurch ein reizvoller Kontrast entsteht. So grün und blühend wie Nilgiri-Hügel in Südindien sind, so karg und menschenfeindlich erscheint der Hindukkusch. Außerdem hat dieser Handlungsstrang einiges an spannenden und aufregenden Szenen zu bieten, so dass eine willkommene Abwechslung zu dem doch sehr beschaulichen Leben auf der Teeplantage entsteht.


    Zahlreiche Nebenstränge haben mich ebenfalls gefangen genommen, so zum Beispiel das Schicksal eine Freundin Katrinas, die ihrem Ehemann eine kleine, aber doch wichtige Information hinsichtlich ihrer Herkunft vorenthalten hat. Oder Gilian, die gestrandete Tochter aus gutem Hause, die sich auf den falschen Mann eingelassen hat und nun ziel- und haltlos ihr Dasein fristet. Nicht zu vergessen Charles, der Bruder von Katrina, der als Teespezialist brilliert und sich nach vielen Jahren der Ehe fragen muss, ob er nicht einen Fehler gemacht hat. Ganz abgesehen von Raymond, der die Bühne relativ spät betritt und sich vom Saulus zum Paulus wandelt... sie alle sind von der Autorin liebevoll ausgearbeitet worden und jeder von ihnen hat mich interessiert und berührt.


    Am Ende bekommt die Geschichte zeitweise einen tragischen Anstrich, den ich aber sehr passend und realistisch fand. Mit dem knappen und bewegenden Schluss bin ich sehr gut klar gekommen, wenn auch nicht jedes Einzelschicksal bis dahin geklärt ist. Mir hat dieser Einblick in die Tage des Kolonialismus gut gefallen, und der ruhige und dennoch flüssige Schreibstil der Autorin hat das Lesen zum Vergnügen gemacht. Besonders hervorheben möchte ich die eingeflochtenen Passagen, in denen es um den Teeanbau und den Teegenuß geht; diesen Aspekt fand ich sehr lehrreich und selbstverständlich hatte ich beim Lesen immer eine Tasse Tee vor mir stehen, was mein Leseerlebnis zu einer runden Sache machte.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo Ihr Lieben,


    Meine Meinung:
    Ende des 19. Jahrhunderts in Indien lebt Katrina in Obhut ihres Bruders und seiner Familie zusammen mit ihrem Sohn, nach dem sie durch eine skandalöse Scheidung in der Gesellschaft quasi komplett geächtet wurde. Durch Zufall lernt sie Aidan Landor kennen, der ihr anbietet sie zu heiraten und damit wieder gesellschaftsfähig zu machen. Aus verschiedenen Gründen willigt Katrina in die Vernunftehe ein, in erster Linie natürlich v. a., damit sie wieder ein eigenes Leben bekommt. Aus der Vernunftehe entwilligt sich im Laufe der Zeit mehr, jedoch verbirgt Aidan etwas vor Katrina, was das Glück droht zu zerbrechen...


    Die Gerüche, Atmosphäre und Gefühle in dem Buch sind sehr intensiv beschrieben und man hat das Gefühl sich direkt vor Ort zu befinden. Man kann quasi beim Lesen den Regen auf der Haut bzw. das Brennen der Sonne spüren. Genauso fühlt man mit den Personen mit und ist zu Tränen gerührt, wütend bzw. schwebt mit auf rosa Wolken.


    Die einzelnen Charakter sind sehr facettenreich beschrieben und man kann bei einigen Figuren eine Entwicklung und auch eine Veränderung im Laufe der Zeit feststellen. Es gab tatsächlich einen wirklich bösen Charakter, aber ansonsten hatten alle Charaktere ganz unterschiedliche Seiten und beinahe jede Figur war zumindest in ihren Beweggründen nachvollziehbar.
    Was mir auch sehr gut gefallen hat, dass jeder Figur ziemlich viel Platz im Buch eingeräumt wird und der Fokus nicht nur auf Katrina und Aidan liegt, sondern noch mehr Charaktere in den Vordergrund rücken.


    Das Buch vermittelt einem während dem Lesen viele zusätzliche Informationen zum Teeanbau, -herstellung und -verarbeitung während des Lesens kriegt man richtig Lust darauf selber Tee zu trinken!


    Ein Buch, dass man einmal angefangen sehr schwer aus der Hand legen kann und das einem zum einem Indien, aber v. a. auch die englische Kolonialherrschaft in Indien sehr eindrucksvoll näher bringt!


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich vergebe: 4ratten


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hat ein bisschen länger gedauert, bis ich die Bücher von Laila El Omari für mich entdeckt habe. Deswegen kommt meine Rezension erst jetzt. :winken:


    ***


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    Laila El Omari: Tage des Monsuns – Roman, München 2008, Droemer Knaur, ISBN 978-3-426-63820-0, Taschenbuch, 640 Seiten, mit Landkarten und einem Personenregister, EUR (D) 8,95. Es gibt auch Bertelsmann- und Weltbild-Ausgaben dieses Romans.


    Ootacamund, Nilgiri-Distrikt, Südindien, 1875: Katrina Alardyce, Mitte 20, ist die intelligente und selbstbewusste Tochter eines erfolgreichen Teepflanzers – und gesellschaftlich ruiniert. Ihr Fehler: ein Missgriff bei der Wahl des Ehemanns. Ihr Gatte, Stephen Alardyce, erweist sich nicht nur als unfähiger Geschäftsmann sondern auch als Charakterschwein.


    Als Katrinas Familie es ablehnt, ihm finanziell unter die Arme zu greifen, beschließt er, seine Frau loszuwerden und sich anderweitig zu orientieren. Er kauft sich ein paar „Zeugen“, bezichtigt Katrina des mehrfachen Ehebruchs und lässt sich scheiden. Auch die Vaterschaft des gemeinsamen Sohns Caleb zweifelt er vor Gericht an. Nur aus diesem Grund wird der Sohn der Mutter zugesprochen.


    Seit ihrer skandalösen Scheidung lebt Katrina im Haus ihres Bruders Charles, von ihm geduldet, von seiner gehässigen Gattin Cynthia gepiesackt – und argwöhnisch beobachtet von der guten (englischen) Gesellschaft in „Ooty“. Und diesen Leuten kann Katrina es einfach nicht Recht machen, egal, wie zurückgezogen sie lebt. Um einen erneuten Skandal hervorzurufen, genügt es schon, dass ein Fremder im Park des Ooty-Clubs ein paar belanglose Worte mit ihr wechselt.


    Der Fremde ist Aidan Landor. Was der Leser sogleich erfährt, aber die gute Gesellschaft von Ooty nicht: Aidan ist Lieutenant der Bengalen-Kavallerie und für die Armee als Kundschafter tätig. Kurz gesagt: Er ist ein Spion. Nach außen hin lebt er das Leben eines Müßiggängers, eines Ex-Soldaten, der nicht so recht weiß, was er will und rastlos durch die Gegend reist. Selbst sein eigener Vater, Baron Mountbatton, denkt das – und verweigert seinem „missratenen Sohn“ die finanzielle Unterstützung für den Erwerb einer Teeplantage im Nilgiri-Distrikt. Das aber ist Aidans großer Traum.


    Durch Zufall hört Aidan Landor vom Schicksal der geschiedenen Katrina Alardyce. Dass ihr Bruder jeden Betrag als Mitgift zahlen würde, um sie vom Hals zu haben, lässt ihn aufhorchen. Er ist Katrina ein paar Mal begegnet und weiß, wie sehr sie unter dem Leben als geduldeter und scharf beobachteter Gast im Hause ihres Bruders leidet. Er bietet ihr einen Tauschhandel an: „Ich dachte ein einen Tausch jener Art, in der Ihr Bruder Ihnen eine Mitgift stellt, die ausreicht, das Haus zu kaufen, und ich biete Ihnen dafür meinen Namen und die Freiheit, die Sie sich wünschen.“ (S. 58)


    Spontan ist Katrina empört über diesen Vorschlag. Erst als ihr Ex-Gatte Anstalten macht, seinen Sohn und Erben zurückzubekommen, willigt sie in die Zweckehe mit Aidan ein. Einer wiederverheirateten Frau kann er den Sohn nicht mehr wegnehmen. Denkt sie ...


    Wesentlich besser wird Katrinas Leben nach der Heirat nicht. Aidan bleibt seltsam distanziert und verschwindet oft wochen- und monatelang ohne eine zufrieden stellende Erklärung. Die Arbeit auf der Teeplantage bleibt allein an Katrina hängen. Rat und Hilfe findet sie nur bei ihrem Bruder Charles, auch wenn ihre Schwägerin Cynthia das missgünstig zu hintertreiben versucht. Mit Katrinas Freiheit ist es auch nicht weit her. Die Gesellschaft beobachtet sie weiterhin mit Argusaugen, vor allem, wenn ihr Ex-Mann Stephen ihre Nähe sucht. Dabei will er nur eines von Katrina: seinen Sohn Caleb.


    Und dafür, dass im großen und ganzen alles so schlimm ist wie vorher auch, hat Katrina nun einen unzuverlässigen und womöglich untreuen Ehemann am Hals?


    Das wäre alles nicht nötig gewesen, wäre der Ruf einer Frau nicht so ein zerbrechliches Gut. Wie schnell man aus der guten Gesellschaft ausgestoßen werden kann, das erfahren auch andere Damen in Ooty:


    Da wäre Gillian McEwan, eine Kaufmannstocher aus Kalkutta. Jung und naiv hat sie den schönen Worten von Lieutenant Brian Casey geglaubt und ist mit ihm durchgebrannt. Doch statt zur Offiziersgattin hat sie es nur bis zum gefallenen Mädchen gebracht. Allerdings ist Gillian keine, die sich so leicht unterkriegen lässt ...


    Amelia Holt ist an ihrem Schicksal einer „lebendig begrabenen“ Frau gänzlich unschuldig. Sie ist vom gesellschaftlichen Leben praktisch ausgeschlossen, nachdem ihr Mann gestorben ist. Und genau wie Katrina kämpft sie darum, ihren Sohn behalten zu können. In ihrem Fall sind es die Schwiegereltern, die ihr den Jungen wegnehmen wollen.


    Besonders hart trifft es Ashley, die junge Ehefrau von Captain Nicolas Allenger-Brown. Als sie einen aufdringlichen Verehrer in die Schranken weist, rächt sich dieser auf besonders perfide Weise: Er verbreitet pikante Details aus dem Leben ihrer Mutter. In der guten Gesellschaft ist es offenbar wie bei der Zucht von Rassekatzen: ein Makel im Stammbaum und man ist draußen. Auf einmal will niemand mehr etwas mit Ashley Allenger-Brown zu tun haben. Und genau wie Katrinas sauberer Ex-Ehemann kommt auch der abgewiesene Verehrer mit dieser Nummer durch. Zunächst ...


    Wie eng das gesellschaftliche Korsett tatsächlich ist, merkt eine junge Frau, die trotz der Ächtung Ashleys weiterhin mit ihr in Kontakt bleiben möchte. Ein gesellschaftlicher Makel ist ansteckend – und scheint einem ein Leben lang anzuhaften. Katrina Landor kann ein Lied davon singen.


    Als Katrina mit Aidan zur Hochzeit seiner jüngsten Schwester nach Kalkutta reist, wird sie während ihres gesamten Aufenthalts von seiner Familie beleidigt, gedemütigt und außerordentlich respektlos behandelt. Unfassbar, dass Aidan nicht auf dem Absatz kehrt macht und mit Frau und Stiefsohn wieder nach Hause fährt, zumal Katrina gerade von ihm schwanger ist! Aber Aidans Prioritäten liegen eben nicht unbedingt bei Frau und Kindern. Würde er sonst, kaum dass seine Tochter auf der Welt ist, in den Norden des Landes aufbrechen? Zu einer gefährlichen militärischen Mission, wie der Leser, nicht aber Katrina weiß.


    Dieses Mal geht es schief. Auf dem Weg nach Kabul geraten Aidan und ein Kamerad in einen Hinterhalt. Banditen haben sie als Soldaten enttarnt und wollen bei der Armee Lösegeld für sie erpressen. Doch die Armee stellt sich quer. Da erfährt Baron Mountbatton, Katrinas verhasster Schwiegervater, von der wahren Profession seines Sohnes – und begibt sich schnurstracks zu seiner Schwiegertochter auf die Teeplantage. Was hat er vor? Wie wird Katrina die aktuellen Entwicklungen verkraften? Und gibt es noch Hoffnung für Aidan Landor, den Spion im Dienste der Krone?


    Auch wenn die Covergestaltung diesen Eindruck erwecken mag: Ein Liebesroman ist TAGE DES MONSUNS nicht. Oder zumindest nicht in erster Linie. Natürlich spielen Gefühle eine Rolle: Die Partner in einer Zweckehe nähern sich mit der Zeit emotional einander an. Doch durch die Einblicke ins Aidans Kundschaftertätigkeit erhält die Geschichte auch Motive eines Abenteuerromans. Doch vor allem ist es ein Gesellschaftsroman, der uns das Leben im kolonialen Indien plastisch und farbenprächtig vor Augen führt.


    Insbesondere die Frauenschicksale sind sehr fesselnd und berührend. Man leidet mit ihnen mit, ob sie nun Haupt- oder Nebenfiguren sind und ist ein ums andere Mal entsetzt und fassungslos darüber, welche enormen Beschränkungen die gesellschaftlichen Regeln damals den Frauen auferlegt haben. Auch wenn man es „theoretisch“ wusste – es an konkreten Beispielen und Personen mitzuerleben, ist doch etwas ganz anderes.


    TAGE DES MONSUNS ist aufregend, mitreißend und exotisch. Der Roman ist lebendig und sachkundig geschrieben und noch dazu informativ. Was will man mehr? Weitere Bücher von Laila El Omari, vielleicht? Das ist zum Glück kein Problem. TAGE DES MONSUNS ist der dritte Roman der Autorin. Und der vierte erscheint im September 2009.


    Die Autorin
    Laila El Omari, geboren in Münster als Tochter eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter, studierte Orientalistik, Germanistik und Politikwissenschaften in Münster und Bonn. Sie arbeitet in den Bereichen Kommunikation und Forschung.

  • Mit ihrem Roman „Tage des Monsuns“ brachte mich die Autorin Laila El Omari an einen meiner fiktiven Lieblingsschauplätze – Indien. Er spielt Ende des 19ten Jahrhunderts und porträtiert die indische Besatzungszeit durch die Briten in einer fast magischen Weise. Durch die Augen von Katrina und Aidan aber auch durch die, der weiteren Charaktere kann man sie fast selbst sehen und spüren … die Kühle der Nilgiri Berge (blaue Berge), die wegen des milden Klimas von den Briten als Sommerfrische entdeckt wurden, an denen sie der Hitze des Flachlandes entfliehen konnten. Aber auch die flirrende Hitze in Kalkutta blieb mir nicht erspart. Es hat mich beeindruckt und auch erschreckt, wie die Frauen zu damaliger Zeit auf der einen Seite sehr viel Einfluss auf die Männerwelt hatten und auf der anderen Seite von der Gesellschaft bei Nichtgefallen verbannt wurden. Mit jedem Kapitel habe ich mit gelitten und freute mich über ein freies Wochenende, sodass ich die gut vierhundert Seiten in einem Rutsch durchlesen konnte. Laila El Omari, den Namen muss ich mir merken!