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Inhalt: Der Ich-Erzähler, Wiktor Skrake, erzählt vor allem das Leben seines Vaters Werner und sein eigenes, auch wenn eine Reihe weiterer Personen gleichfalls eine Rolle spielen, die Mutter Vera natürlich, die Großmutter Maggie, Werners Onkel Leo, bereits verstorbene Skrakes wie der Großvater Bruno und noch ältere Familienangehörige. Werners Leben ist von besonderen Unglücksfällen überschattet. So gehört er zu denjenigen, die bei der Einführung von Cola auf dem finnischen Markt einen der Laster bei der Startveranstaltung fahren sollen. Er träumt aber von anderen Dingen und fährt vor einen Baum. Danach ist er für Jahre der Skrake, der den Cola-Laster an den Baum fuhr. Er flüchtet vor dem Spott in das Skrake-Haus in der kleinen Stadt Råberga in der Nähe von Helsinki. Mit der Zeit beruhigen sich die Gemüter und Werner hat einigen Erfolg mit selbstverfaßten Fischergeschichten. Seine zweite große Leidenschaft ist das Hammerwerfen, und er schafft es sogar einmal bis in die finnische Nationalmannschaft. Jahr für Jahr trainiert er selbst noch weiter, als er schon längst nicht mehr an Wettkämpfen teilnimmt, weil er unbedingt die 60-Meter-Marke schaffen will. Aber als das endlich gelingt, geht es sofort mit weiterem Pech einher. Werner ist danach ein gebrochener Mann. Wiktor bleibt davon nicht unberührt und sein eigenes Leben und seine Entwicklung zeigen zwar nicht die Tendenz zu den gleichen Katastrophen wie sein Vater, aber er stellt doch fest:
Zitat(...) dass es in unserem Erdenleben einzig und allein um Glück und Timing geht. Es geht darum, der richtige Mann oder die richtige Frau am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Und hat man dieses Glück nicht und ist dennoch eine starke Persönlichkeit und besessen davon, Grenzen zu sprengen und sich selbst zu übertreffen, dann kann man, und dies schreibe ich in meiner Eigenschaft als Nachfahre, mit den Jahren das eine oder andere vom Risiko erzählen, ein Skrake zu sein.
Meine Meinung: Besonders gut hat mir gefallen, wie Westö Landschaften, Wetter, Stimmungen und Ereignisse in Deckung bringt. Zwar kenne ich den Norden nur im Sommer und Winter, aber ich konnte mir auch die beschriebene Luft und das Licht im Frühling und Herbst gut vorstellen. Schwieriger fand ich es manches Mal, den Andeutungen und Halbsätzen zu folgen, die auf die finnische Geschichte im 20. Jahrhundert Bezug nehmen, da ich zugegebenermaßen nur sehr oberflächliche Kenntnisse darüber habe. Aber in der Familie verflechten sich offensichtlich verschiedene Seiten in den diversen Kriegszeiten – und nicht immer die angenehmsten Erinnerungen, die daher auch schweigend begraben werden. Wiktor versucht dem nachzuspüren, angeregt durch die Erzählungen Leos, und weil er hofft, mit der Lösung des Rätsels um Großvater Bruno auch dem Wesen seines Vaters näher zu kommen. Wie so oft in Familien ist es schon reichlich spät, als er damit beginnt, weil die Familie bereits arg geschrumpft ist und viele Fragen ohne Antworten bleiben werden.
Vor allem im schweigsamen Werner habe ich vieles von dem wiedergefunden, was mir eine finnische Freundin über ihre Landsleute und ihre – nach mehreren Jahren Aufenthalt in Deutschland – Wahrnehmung von deren „Macken“ berichtet hat, die Geschichte scheint also nicht ganz untypische Charaktere zu zeigen. Und erfreulicherweise spielt das Angeln, wenngleich gerade für Werner zentral, keine so dominierende Rolle, daß ein Nicht-Angler wie ich davon abgeschreckt würde, sondern fügt sich einfach perfekt in den Gesamtkontext ein.
Schönen Gruß,
Aldawen