Johann Wolfgang v. Goethe - Faust I

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 23.191 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bücheraxt.

  • Hallo,


    der ganze Beitrag hört sich doch etwas geschwollen an.
    Na ja, der Dr. Faust ist ja quasi ein Kollege von ihm.


    Ich hätte auch gerade eine Lektürehilfe hier rumliegen, die sehr zu empfehlen ist

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    :zwinker:


    Wie heißt es doch: "Ein Schelm der schlimmes dabei denkt" oder so ähnlich, bin aus dem Kopf raus nicht so zitatefest.


    schönen Abend noch....


    gretchen

  • Johann Wolfgang von Goethe - Faust I

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    Meine Meinung:


    In diesem Werk von Goethe geht es um seine Auslegung des historischen Fausts. Sein Lebensziel ist es, sich so viel Wissen anzueignen um die ganze Welt erklären zu können. Doch alles, was in Büchern steht, bringt ihn nicht weiter und er versucht mit Experimenten und Magie den Geheimnissen der Natur auf die Sprünge zu kommen.
    Allerdings möchte er auch gerne die sinnlichen Freuden kennen lernen und so schließt er einen Pakt mit dem Teufel, Mephisto.


    Faust ist in zwei Teile gegliedert. Einmal in die Gelehrtentragödie und in die Gretchentragödie. Insgesamt hat mir die Gretchentragödie mehr zugesagt, aber natürlich fand ich auch die Gelehrtentragödie sehr interessant.
    Besonders Mephisto mochte ich sehr gerne und konnte mich gut über ihn amüsieren, wie z.B.

    Zitat

    Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben,
    Wenn ich nur selbst kein Teufel wär!


    Zwar gab es Stellen, die ich nicht auf Anhieb verstanden hatte, aber insgesamt gesehen, hat mir Faust sehr gut gefallen und gehört, für mich, eindeutig zu den besseren Schullektüren.
    4ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Meine Meinung:
    Ich bin mir selbst noch völlig uneinig wie ich Faust finden soll. Zum einen haben mich die Verse völlig in den Bann gezogen, aber inhaltlich habe ich dadurch kaum was mitbekommen, so dass ich viele Stellen bewusst noch mal lesen musste. Ohne Lektürenhilfe hätte ich wohl bei Faust wenn überhaupt nur die Rahmenhandlung verstanden. Die Denkanstöße aus den Lektürenhilfen oder gleich ganze Interpretationen fand ich unglaublich interessant. Wenn ich Faust alleine (ohne Leserunde und ohne Lektürhilfe) gelesen hätte, dann würde meine Bewertung wohl nicht allzu positiv ausfallen, weil mir aus Unwissenheit vieles entgangen wäre. Ich denke aber, dass ein Buch, was mich dazu bringt mir freiwillig nebenbei noch Interpretationshilfen anzuschauen auf jeden Fall eine positive Bewertung verdient. Mir ist auch aufgefallen, dass ich nachdem ich die Interpreation gelesen habe und mit diesem Wissen mich noch mal dem Text gewidmet habe, mir es leichter fiel dem Text zu folgen und das hat das Lesen vergnüglicher gemacht.


    Mein Fazit: Ich bin sehr froh, dass ich Faust eine Chance gegeben habe! 4ratten

  • Faust - Der Tradödie erster Teil von Johann Wolfgang Goethe

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    Umschlagtext: Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie! Durchaus studiert, mit heisem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor...
    Verlag: Reclam
    Seiten: 135


    Ich habe Faust in der Schule zu lesen begonnen, wir haben Literaturgruppen gebildet und ich gehörte zur Faust-Gruppe. Leider war das Jahr um, bevor wir das ganze Buch behandeln konnten. Es hat mir aber von Anfang an so gut gefallen, dass ich es jetzt in den Sommerferien noch zu Ende gelesen habe.
    Goethe schreibt über das Leid des alten Doktor Faustus, der einsam in seinem Studierzimmer sitzt, alles erdenkliche bereits studiert hat und noch immer keinen Sinn findet. Er versucht sich in einer Beschwörung, beschwört den grossen Erdgeist, in dessen Gegenwart er sich aber nur nichtig und klein fühlt und den er auch nicht zu erklären vermag.
    Da bekommt er eines Abends Besuch von Mephistopheles, dem Herrn Teufel höchstpersönlich, in Gestalt eines schwarzen Pudels. Er offenbart sich Faust und verspricht ihm allerlei Dinge. Faust willigt ein in den Handeln mit dem Teufel und so beginnt das Drama... Faust erhält durch die Hilfe Mephistopheles' eine jugendliche Gestalt und verführt die fromme Margarete "Gretchen". Gretchen, völlig verzweifelt, weil Faust sich nicht mehr bei ihr blicken lässt, nachdem er eines Nachts ihren Bruder ersticht, bringt das Kind um, welches sie von ihm bekommt. Dafür wird sie ins Gefängnis gesteckt, wo Faust sie rauszuholen versucht. Das geht jedoch schief, weil Gretchen nicht mit ihm gehen will.


    Soweit meine persönliche kleine Zusammenfassung. Ich habe einiges ausgelassen und es ist gut möglich, dass ich einiges falsch verstanden habe. Verzeiht! ;D Mir gefiel von Anfang an die Versform, ich fand die Lektüre eigentlich sehr spannend, es hat nicht "geharzt", es liest sich ziemlich flüssig. Aber öfters hatte ich das Gefühl, dass ich nicht ganz durchblicke, dass ich nicht alles verstehe oder vielleicht falsch verstehe. Die Sprache ist ja nun doch schon etwas älter und dann noch in Versform... das war nicht ganz einfach.
    Aber mir gefielen vorallem die Themen, welche Goethe in seinem Werk anspricht. Themen, die noch heute topaktuell sind: Wissenschaftskritik, Glaube an die Wissenschaft, Ethik und Moralphilosophie, Ich-Findung, Abtreibung/Kindesmord... jede Menge Stoff über den sich diskutieren lässt.
    Mir gefiel auch sehr der Prolog im Himmel und die Hexenküche.
    Nun ja, wie gesagt, wahrscheinlich habe ich nicht ganz alles verstanden. Ich muss mich nochmals hinsetzten und ein bisschen in Sekundärliteratur wühlen. Ich glaube ich habe bis zum Ende vom Studierzimmer das meiste mitgekriegt, weil wir das noch in der Schule behandeln konnten, dann habe ich alleine weitergelesen.
    Ich mochte das Buch aber ziemlich gerne, ich werde demnächst auch mal Faust II beginnen. Steht auch noch hier im Regal.


    4ratten

  • Nun ja, wie gesagt, wahrscheinlich habe ich nicht ganz alles verstanden.


    An dem Tag, wo Du sagst, Du hättest den ganzen Faust verstanden wirst Du entweder ins nächste Irrenhaus spediert oder zum lieben Gott der Literatur ernannt. Oder beides ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Heiße Magister, heiße Doktor gar,
    Und ziehe nun schon an die zehen Jahr
    Herauf, herb und quer und krumm


    Meine Schüler an der Nase herum –
    Und sehe, dass wir nichts wissen können!
    Das will mir schier das Herz verbrennen.
    (...)
    Es möchte kein Hund so länger leben!
    Drum hab ich mich der Magie ergeben.
    (...)


    Allein dieser Monolog in Fausts Studierzimmer enthält so viel Wahrheit und zeitlose Gültigkeit, dass ich ihn immer wieder lese.
    Dann erst der Dialog Mephistos mit dem Schüler Fausts!


    M: Zwar ist´s mit der Gedankenfabrik
    Wie mit einem Weber-Meisterstück,
    Wo ein Tritt tausend Fäden regt,
    Die Schifflein herüber hinüber schießen,
    Die Fäden ungesehen fließen,
    Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt.
    Der Philosoph, der tritt herein
    Und beweist Euch, so müsst es sein:
    Das Erst wär so, das Zweite so,
    Und drum das Dritt und Vierte so
    (...)
    Das preisen die Schüler allerorten,
    Sind aber keine Weber geworden.
    (...)


    S: Kann euch nicht eben recht verstehen.


    M: Das wird demnächst schon besser gehen,
    Wenn ihr lernt alles reduzieren
    und gehörig klassifizieren.


    Wissenschaftskritik und ein Plädoyer für geistige Freiheit in so viel Sprachwitz und Ironie zu kleiden, ist alleine schon ein Meisterstück.


    Den Faust sollte man auf der Bühne sehen, das finde ich auch. In einer traditionellen, gut besetzten Inszenierung ohne Firlefanz. Es ist ein Genuss.

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Lange ist es her dass ich Faust gelesen habe und das auf türkish ! Ich fand es kompliziert. Hab ehrlich gesagt auch nicht immer den Sinn verstanden :gruebel: Musste mich also ab und zu sehr darauf konzentrieren, obwohl es auch anstrengt war fand ich es gut.


    Bei der türkischen Verfassung gibt es noch das Gedicht/ Lied ? von Gretchen auf türkisch fing es so an...


    Bitti artik huzurum
    Gitti elimden sükunum
    Onu nerede bulurum !


    Jedenfalls steht in dem Buch dass es von dem Übersetzer etwas umgeändert wurde etwas erneuert um es besser zu verstehen. Würde mich interessieren wie das Orginalle ist bzw war.

  • Den ersten Teil der Tragödie habe ich vor einigen Jahren gelesen, kurz bevor ich meinen Blog eröffnete (deshalb hab ich hier auch keine Rezi eingestellt :breitgrins: )


    Welch ein Erlebnis war diese Lektüre! Mephisto ist und bleibt einer meiner Lieblingsfiguren der gesamten Literatur. Das Hin und Her zwischen Faust und Mephisto war spannend zu verfolgen und das, obwohl mir die Versform ansonsten wirklich nicht liegt. Aber hier hat es Spass gemacht, sie zu lesen. Mehr und mehr verfällt man dem Rhythmus und während der Lesepausen stolperte ich über meine eigene Sprache.


    Interessant ist ebenfalls, wie viel von diesem Stück in unsere Sprache eingeflossen ist. So vieles kam mir bekannt vor und zum ersten Mal erkannte ich "des Pudels Kern". Goethe hat sehr viel Wahrheit, Wissen, aber auch Fragen in diesen Text einfliessen lassen. "Faust" ist eines meiner Lesehighlights überhaupt.


    4ratten & :marypipeshalbeprivatmaus:

    //Grösser ist doof//

  • Hallo Zusammen,


    ich habe mich Anfang dieser Woche mit einer Freundin über Faust unterhalten und während dieser Unterhaltung kam von Ihrer Seite die These auf: das es mehr Frauen sind die von Goethes Faust begeistert sind obwohl es von der Thematik her eigentlich mehr was für Männer wäre. Nun würde ich gerne mal erfahren was Ihr so von der Behauptung haltet. Eine Überlegung die ich noch hatte war das Lyrik im Allgemeinen mehr von Frauen gelesen und geliebt wird als von Männern. Aber das ist auch nur ein rein subjektiver Eindruck.


    MfG: Daginr

  • Interessanter Gedanke.
    Das könnte vielleicht an der Gretchenhandlung legen. Durch die Beziehung zu Faust und dem unehelichen Kind wird sie sozial geächtet, sodass ihr Untergang unausweichlich ist. Ich kann mir vorstellen, dass viele mit Gretchen mitfühlen und sie ihr Schicksal berührt.
    Natürlich wäre dann aber auch die andere Seite spannend: Was reizt Männer dann weniger, Faust zu lesen?

  • Interessant, dazu hätte ich tatsächlich gerne eine Statistik. :breitgrins:
    Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Männer explizit sagen, dass die "Faust" nicht lesen wollen, sondern dass es eher daran liegt, dass die meisten Männer, die ich kenne, wenig lesen. Wenn sie dann etwas lesen, wollen sie sich nicht mit eher anspruchsvollerer Literatur abgeben, sondern etwas lesen, worüber man nicht stundenlang nachdenken kann. Das soll nicht heißen, dass es nicht auch Männer gibt, die "Faust" oder ähnliche Bücher lesen werden, aber es ist nun mal ein nicht zu kleiner Teil.

  • Ich hatte bisher eher das Gefühl, dass es ausgeglichen sei. Zumindest im meinem Bekanntenkreis hält sich das die Waage. Ein paar Zahlen dazu wären bestimmt interessant.

    //Grösser ist doof//

  • Es ist schwierig was zu sagen, denn die Männer die ich kenne lesen kaum Bücher und wenn dann nicht so anspruchsvolle.
    Faust haben dafür einige Frauen in mein Umfeld gelesen, aber soviel ich weis waren nicht alle begeistert davon.
    Ich mochte das Buch fand es aber auch schwierig.


    Stimme kleinerHase zu ich hätte auch gerne eine Statistik. :zwinker:

  • Es fällt auf jeden fall schon auf das sich hierzu bis jetzt auch nur Frauen zu Wort gemeldet haben.


    Die Erklärung von Bücheraxt finde ich recht interessant, wobei ich die Aussage vom unausweichlichen Untergangs Gretchens in Frage stellen würde.


    Etwas womit ich hingegen nicht so recht einverstanden bin ist die Behauptung das wenn Männer lesen, also das es mehr Frauen gibt die Lesen als Männer da bin ich mir ziemlich sicher, es sich dann meistens um leichtere Lektüren handelt.

  • Nein, vielleicht nicht bei allen Männern.
    Ein Beispiel: einer meiner Freunde liest nur anspruchsvolle Texte, die ihm auch in der Uni weiter helfen. Viele andere meiner männlichen Freunde wollen aber in ihrer Freizeit dann nicht noch "Faust" oder ähnliches lesen, sie wollen z. B. einen Krimi, wo man abschalten kann. Es ging mir nicht darum, dass hier platte, anspruchslose Literatur gewählt wird, aber gerade Klassiker erinnern an die Schulzeit und an Lernen, weil man dort alles und nichts hinein interpretieren kann.


    Dass sich hier nur Frauen gemeldet haben, könnte daran liegen, dass das Verhältnis Frau/Mann hier im Forum wohl bei 4:1 liegt, wenn ich mich recht erinnere.

  • Da habe ich ja ganz gegensätzliche Erfahrungen gemacht.


    Ich kenne eher Männer, die sich gerade mit klassischer Literatur auseinander setzen. Die meisten Frauen, die ich kenne, hingegen lesen lieber die etwas anspruchsloseren Sachen wie Liebesromane. Höchstens Shakespeare "tun die sich noch an", meist bleibts da aber auch bei "Romeo und Julia".


    Wenn ich mich über klassische Literatur austauschen möchte, geht das fast zu 100% nur mit männlichen Freunden...

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.<br /><br />Heinrich Heine

  • Bisher waren hier hauptsächlich Aussagen dazu, ob Männer generell gerne Klassiker lesen oder nicht. Es bliebe immer noch die Frage, warum sie gerade Faust meiden. Ich bin selber von meiner These nicht ganz so überzeugt; die Gretchenhandlung ist schließlich nur ein Handlungsstrang, der größte Teil geht an Fausts und Mephistopheles Abenteuer, die nach meinem Empfinden für Mann und Frau interessant zu lesen sein sollten.


    Dagnir: Warum meinst du, dass Gretchen nicht direkt dem Untergang geweiht ist?

  • Hm also zumindest bei uns im Abiturjahrgang kam Faust bei männlichen Lesern auch gut an. Sogar bei denen die ansonsten eigentlich nicht gelesen haben. Ich erinnere mich gerne an einen grandiosen Mephisto, der so gut vorgelesen hat, das unsere Lehrerin ihn jedes Mal ausgewählt hat wenn dieser besetzt werden musste.
    Schaut man übrigens ins Klassikerforum rüber sieht man ein etwas andres Bild. Dort haben sich auch mehrer männliche Forenmitglieder zu diversen Faust-Themen geäußert. Hier im Forum sind eben einfach mehr Frauen und das spiegelt sich eben einfach auch in den einzelnen Unterkategorien wieder.


  • Dagnir: Warum meinst du, dass Gretchen nicht direkt dem Untergang geweiht ist?


    Nun, klar mit dem unehelichen Kind gehört ist Sie zu einer Aussätzigen am Rand der Gesellschaft geworden aber damit steht der Weg noch nicht fest. Sie hätte Ihr Kind ja nicht ersaufen müssen und vor allem hätte Sie sich dabei nicht erwischen lassen müssen. Keine Frage komplett wäre das Gretchen aus der Scheiße nicht mehr rausgekommen. Aber es hätte nicht mit dem Tod der kompletten Familie enden müssen.

  • Nun, klar mit dem unehelichen Kind gehört ist Sie zu einer Aussätzigen am Rand der Gesellschaft geworden aber damit steht der Weg noch nicht fest. Sie hätte Ihr Kind ja nicht ersaufen müssen und vor allem hätte Sie sich dabei nicht erwischen lassen müssen. Keine Frage komplett wäre das Gretchen aus der Scheiße nicht mehr rausgekommen. Aber es hätte nicht mit dem Tod der kompletten Familie enden müssen.


    Ja, da hast du natürlich recht. Bei Gretchen findet sich ja schon das worst-case-Szenario. Sie tritt in den meisten (weiblichen) Augen aber wohl als Opfer auf, welches mitleidbedürftig ist und deswegen großen Anklang findet.