Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Die Pianistin Sarah d'Albis verfügt nicht nur über das absolute Gehör, sondern auch über die Gabe der Synästhesie. Musik ruft bei ihr intensive Bildeindrücke hervor. Das hat ihr im Verlauf ihrer Karriere oft geholfen, sich neue Stücke einzuprägen, sie ist die farbenprächtigen Tupfen und Bänder schon gewohnt, die sich beim Musikhören vor ihren Augen ausbreiten. Doch was sie eines Abends in Weimar erlebt, als sie ein zuvor unbekanntes Stück von Franz Liszt hört, schlägt alles bisher Dagewesene: sie sieht vor ihrem inneren Auge ein rätselhaftes, beängstigendes Gedicht!
Dieses Gedicht ist der Anfang einer Odyssee durch Europa, denn Sarah erfährt, dass Liszt (übrigens ebenfalls Synästhetiker) hier vor einer großen Gefahr zu warnen versucht. Es gibt einen geheimen Bund der "Farbenlauscher", der die Macht der Klänge genau kennt und sich vor langer Zeit in die "Lichten" und die "Dunklen" gespalten hat, wovon heute nur noch die "Dunklen" existieren. Diese wollen mit Hilfe suggestiver Klänge unterschwellig Millionen von Menschen beeinflussen und nach ihrem Belieben eine neue Weltordnung erschaffen. Zudem wissen sie, wo sich die geheimnisvolle "Purpurpartitur" befindet, ein Musikstück mit großer Macht.
Bereits in Weimar muss Sarah um ihr Leben fürchten und kann niemand mehr wirklich vertrauen. Die Reise in verschiedene europäische Länder entlang der "Windrose" auf einer geheimen Karte, die ihr zugespielt wird, birgt weitere Gefahren, aber auch aufregende Entdeckungen über die Verschwörung der Dunklen, über Liszts Leben, die "Lichten" und auch über Sarahs eigene Vorfahren.
Mit diesem Buch betritt Ralf Isau das Terrain der Mystery-Schnitzeljagd und zeigt, dass er auch dies kann. Den Aufbau kennt man aus diversen anderen Büchern des Genres, auch die kleinen Abstriche bei der Logik, die man hier und da machen muss. Kommissar Zufall bringt Sarah mehr als einmal im richtigen Moment mit den richtigen Menschen zusammen oder gibt ihr die passende Idee ein. Darüber mögen sich Puristen ärgern, in einem flotten Mysterythriller stört es mich persönlich weniger. Hollywood ist zum Glück nicht im Übermaß vertreten, obwohl es natürlich ein paar "Ballerszenen" gibt.
Manipulation durch Musik ist ein weites Feld, und so führt Sarahs Weg an ganz unterschiedliche Orte, die allesamt plastisch geschildert werden, und zu diversen Weggefährten, bei denen man sich als Leser oft selbst nicht sicher ist, auf welche Seite der- oder diejenige nun wohl gehören mag. (Besonders nett für Isau-Fans: man trifft mal wieder ein paar alte Bekannte als Randerscheinungen, diesmal gibt es Querverweise auf den "Kreis der Dämmerung" und "Thaddäus Tillmann Trutz".)
Auch in diesem Buch verflicht Isau zahlreiche kleine Tatsachen mit der Handlung, lässt ein sogar ein paar tatsächlich existierende Personen als "Gäste" auftreten und gibt in einem informativen Nachwort einige Erläuterungen zu diesen Versatzstücken.
Für mich war es ein tolles, durchweg spannendes, gut recherchiertes Lesevergnügen.