Adalbert Stifter - Brigitta

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    Der Ich-Erzähler, ein junger Globetrotter, besucht einen älteren Mann, mit dem er sich auf Reisen angefreundet hatte, und der ihn für "einen Sommer, ein Jahr oder fünf oder zehn Jahre" eingeladen hatte, auf dessen Landgut in der ungarischen Puszta. Er fühlt sich dort sehr wohl, nimmt Teil an der Arbeit seines Gastgebers und lernt allmählich auch dessen Nachbarn kennen. Unter denen befindet sich auch die titelgebende Brigitta Maroshely, eine nicht mehr ganz junge Frau, die vor Jahren von ihrem Mann verlassen worden war und die jetzt sehr erfolgreich ihr eigenes Gut bewirtschaftet.
    Die Frau macht einen starken Eindruck auf den Erzähler und allmählich lernt er ihre Lebensgeschichte kennen. Sie hatte das Pech, ein hässliches Kind zu sein, eines, das nicht den üblichen "Ist das aber ein süßes Baby"-Knuddelreflex hervorrief. Da sie zudem ältere, schönere Schwestern hatte, wuchs sie unbeachtet und ungeliebt auf. Nun könnte man erwarten, dass Brigitta sich beim Heranwachsen vom hässlichen Entlein in einen schönen Schwan verwandeln würde, aber das passiert nicht. Umschwärmt werden ihre Schwestern, sie wird kaum wahrgenommen. Bis schließlich ein Mann ihre innere Schönheit entdeckt, sie umwirbt und zum Schluss für sich gewinnt.
    Eine glückliche Zeit beginnt für die beiden, aber nach einigen Jahren verliebt sich der Mann in eine richtige Schönheit und verlässt sie.


    Stifters Erzählung dümpelt recht lange vor sich hin. Viel passiert nicht. Der Erzähler beschreibt die ungarische Landschaft, das Gut und dessen Bewirtschaftung, wobei mir besonders die Erwähnung der Gewächshäuser gefallen hat, die Menschen dieses Landstrichs, die Persönlichkeit seines Gastgebers; alles nicht uninteressant, aber man fragt sich doch, worauf er hinaus will und was das Ganze mit seinen anfänglichen Überlegungen zu Schönheit zu tun haben soll.
    Mit der Schilderung von Brigittas Kindheit ändert sich das. Wie es Stifter gelingt, das Leiden eines ungeliebten und unbeachteten Kindes zu beschreiben, das ist ebenso beeindruckend wie bedrückend. Man wünscht diesem Kind/dieser jungen Frau, dass sich ihr Leben ändern möge und ahnt bzw. weiß doch schon, dass ihr Glück nicht von Dauer sein wird. Ein sehr fesselnder Abschnitt dieser Erzählung also.
    Leider ist die Auflösung der Geschichte etwas zu vorhersehbar; zwar wurde der Erzähler von den sich ergebenden Ereignissen überrascht, aber nicht ich.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    vor einigen Jahren habe ich diese Erzählung gelesen und fand sie auch eher mittelmäßig, obwohl im Buchcover übertrieben wurde, diese Erzählungen gehöre zu den schönsten Erzählungen deutscher Sprache (so ähnlich). Naja, den "Nachsommer", auch wenn es ein Roman ist, und ich ihn nur zu Hälfte gelesen habe, gefiel mir doch besser. Gewundert habe ich mich auch, dass Stifter von Wäldern in der Puszta erzählt. Also, es ist korrekt, dass das Gebiet ganz früher mal recht bewaldet war, heute gibt es nur noch ein paar Waldrestbestände (davon konnte ich mich persönlich überzeugen).


    Liebe Grüße
    mombour