Jonathan Franzen - Die Korrekturen

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 9.531 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Natalie.

  • Hallo,


    Silke und ich haben spontan beschlossen, zu diesem Buch eine kleine Leserunde einzulegen:


    <img src="http://www.buecherwurmseite.de/gifs/cover/fran_korr.jpg">


    Klappentext:
    Nach fast fünfzig Ehejahren hat Enid Lambert nur ein Ziel: ihre Familie zu einem letzten Weihnachtsfest um sich zu scharen. Alles könnte so schön sein, gemütlich, harmonisch. Doch Parkinson hat ihren Mann Alfred immer fester im Griff, und die drei erwachsenen Kinder durchleben eigene tragikomischen Malaisen. Gary steckt in einer Ehekrise. Chip versucht sich als Autor. Und Denise ist zwar eine Meisterköchin, hat aber in der Liebe kein Glück.


    Vielleicht mag ja noch jemand einsteigen? Da das Buch so dick ist, werden wir sicherlich einige Zeit damit beschäftigt sein, es dürfte also kein Problem sein, erst später einzusteigen!


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo,


    ich habe gestern Abend bereits das erste Kapitel gelesen. So ganz weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll, es war auf jeden Fall recht ungewöhnlich. Am Anfang diese Sätze im Telegramm-Stil haben mich sehr irritiert, so etwas lese ich gar nicht gerne. Zum Glück war das schnell vorbei. Die Beschreibung des Ehepaares fand ich zum Teil bedrückend, zum Teil fast schon amüsant. Franzen wählt ungewöhnliche Vergleiche, was das ganze aber interessant macht. Das Chaos in der Wohnung als Guerilla-Krieg zu beschreiben, auf die Idee wäre ich wohl nicht gekommen.


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie und alle anderen mitlesenden !


    Ich habe zwegs verschobenen Buch, schon am Samstag mit dem Buch angefangen. Bin inzwischen auf Seite 195 beim sogn. 3. Kapitel.
    Inzwischen kapiere ich die Story, die man dem ersten noch nicht wirklich versteht.
    Allerdings gibt es ohne Vorwahnung Rückblenden und Gedankensprünge, die einen etwas aus dem Konzept bringen.


    Das Buch soll irgendeinen Preis bekommen habe aber ich verstehe noch nicht warum !


    Mal sehen wie es mir weiterhin gefällt!


    Gruß SilkeS.

  • Hallo Silke,


    ich bin mittlerweile auf Seite 140 (der gebundenen Ausgabe), also irgendwo mitten im zweiten Kapitel.

    Zitat

    Allerdings gibt es ohne Vorwahnung Rückblenden und Gedankensprünge, die einen etwas aus dem Konzept bringen.


    Das geht mir auch so. Ich finde das Buch ist auch nicht sehr flüssig zu lesen, dennoch bin ich inzwischen von den Personen fasziniert. So traurig es ist, ich denke, die Beschreibungen sind teilweise sehr realistisch, jedenfalls die von Enid und Al. Mit Chip kann ich bisher nicht so viel anfangen.


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie!


    Da ich inzwischen wegen momentan unangenehmen Art Bazillen zu verschleudern *hatschi* nach Hause geschickt wurde, bin ich im Buch bald auf Seite 300 (gebundene Ausgabe).


    Ich finde das Buch inzwischen ziemlich gut. Die Familie hat ein riesen Problem des Kommunizierens und dem menschlichen Miteinander wie mir scheint.
    Die Kinder egoistisch jeder auf seine Weise kann und will einfach jeder für die Eltern das Beste, aber das man mal ganz klein anfängt, die Wünsche der Eltern zu erfüllen, -ein letztes Weihnachten in St. Jude- ist zuviel.


    Die Personen sind, nachdem man sie mal alle kennt gut charakterisiert.



    So verkrümmel mich wieder ins Bett, schwitzend und in häufiger regelmäßigkeit die eh schon gerötete Nase putzen!


    Gruß SilkeS.


    Da ich Dir nicht zu schnell davon lesen will und jetzt Krankheitsbedingt Ziet zum Lesen habe, habe ich Ann Granger: ein Hauch von Sterblichkeit auch noch dazugenommen!

  • Hallo Silke,


    Zitat von "Silke"


    Da ich inzwischen wegen momentan unangenehmen Art Bazillen zu verschleudern *hatschi* nach Hause geschickt wurde, bin ich im Buch bald auf Seite 300 (gebundene Ausgabe).


    Du Arme! Ich wünsche Dir auf jeden Fall gute Besserung!



    Zitat von "Silke"


    Ich finde das Buch inzwischen ziemlich gut. Die Familie hat ein riesen Problem des Kommunizierens und dem menschlichen Miteinander wie mir scheint.
    Die Personen sind, nachdem man sie mal alle kennt gut charakterisiert.



    Den Eindruck habe ich auch. Ich bin jetzt auch schon sehr gespannt, wie es weiter geht.



    Zitat von "Silke"

    Da ich Dir nicht zu schnell davon lesen will und jetzt Krankheitsbedingt Ziet zum Lesen habe, habe ich Ann Granger: ein Hauch von Sterblichkeit auch noch dazugenommen!


    Das ist nett von dir ;) Ich habe gestern leider auch nur 30 Seiten geschafft, bin also immernoch hoffnungslos weit hinter dir. Dabei lese ich sogar ausnahmsweise gar nichts parallel, habe nur einfach keine Zeit gehabt. Aber ich denke, dass ich heute wenigstens bis ins dritte Kapitel komme.


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Nachtrag:
    Zuletzt las ich übrigens die Szene, in der Chip zu seinem Job in Litauen kommt. Höchst amüsant! Vor allem das Verhandlungsgeschick von Eden hat mich beeindruckt. Da ich aus dem Klappentext ja schon weiß, dass er in Litauen landet, bin ich schon gespannt, wie sich die Geschichte dort weiter entwickelt. Und vor allem auch neugierig, ob Franzen bezüglich des Jobs korrekt recherchiert hat, mit so Sachen kenne ich mich ja ein wenig aus ;)


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie!


    Dein Nachtrag war sehr hilfreich, denn jetzt kann ich eher damit was anfangen, wo Du bist.


    Habe Ann Granger beendet, war super spannend und ich habe heute den ganzen Tag draußen auf der Terasse gesessen unter dem Sonnenschirm und gelesen, der Umwelt haben meine Bazillen nicht geschadet :zwinker: .
    Ab und zu bin ich aufgestanden und habe mir eine frische Kanne Tee gekocht (habe es doch heute glatt auf 4 Liter gebracht!!! :klatschen: )


    So nun gehe ich kopfschmerzgeplagt (meine Stirnhöhlen sind zu) wieder Richtung Couch und lese weiter "Die Korrekturen".


    Gruß SilkeS.

  • Hallo Silke,


    ich hoffe, es geht dir heute wieder besser! Und falls nicht, dann wünsche ich dir wenigstens ein paar schöne Lesestunden auf der Terrasse!


    Ich habe inzwischen das dritte Kaptiel beendet. Mittlerweile hat man ja nun alle Familienmitglieder bis auf Denise näher kennen gelernt. Und ich muss sagen, eigentlich sind sie mir alle ziemlich unsympathisch. Dennoch ist die Handlung interessant.
    Im Kapitel über Gary ist man ja fast versucht, dem Typen einen Vortag zu halten, dass er endlich aufwachen soll und nicht seine Familie so entgleiten lassen darf. Caroline kann man dann ja gleich mit anschreien, denn mit Kindererziehung hat das, was die beiden da betreiben, ja wohl nicht viel zu tun. Ich finde es sowieso schlimm, wenn Eltern ihre Kinder benutzen, um sich gegenseitig eins auszuwischen. Hoffentlich werde ich nie so wie diese beiden!
    Insgesamt macht mich das Buch sehr nachdenklich, fast finde ich es sogar deprimierend. Denn obwohl natürlich alles Fiktion ist, kann man sich doch gut vorstellen, dass es sich wirklich so tagtäglich in manchen Familien abspielt.


    So, und jetzt bin ich schon gespannt, warum Enid vom Schiff aus anruft und ob man auch demnächst näheres über Denise erfährt. Außerdem würde mich doch sehr interessieren, wie es Chip in Litauen ergeht.


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie!


    Ich bin wieder im Dienst, einigermaßen einsatzfähig!
    Geruchs- und Geschmacksinn sind noch nicht voll hergestellt, aber der Schnupfen fast weg und Kopfweg ganz weg!



    Oh, dann bist DU ja ein ganzes Stück weiter, oder?


    Hattest Du schon die Stelle wo Gary betrunken probiert die Hecke zu schneiden.


    Die Ehe zwischen Caroline und Gary finde ich schrecklich. Können die nicht normal miteinander reden oder streiten. Muß es gleich mit solchen Untertönen sein.
    Das Kinder für Elternteile Partei ergreifen kenne ich aber selber aus Kindertagen. :entsetzt:


    Irgendwie ist das Buch meiner Meinung nach ziemlich realistisch und spiegelt denke ich mal viele Familiensituationen wieder!


    Gruß SilkeS.


    P.S. Bin irgendwo auf Seite 330

  • Zitat von "Silke"

    Oh, dann bist DU ja ein ganzes Stück weiter, oder?


    Ja, ich habe gestern Abend vor dem Schlafengehen ein ganz schönes Stück geschafft. Ich war dann auch so fasziniert, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte.


    Zitat von "Silke"

    Hattest Du schon die Stelle wo Gary betrunken probiert die Hecke zu schneiden.


    Ja, hatte ich schon. Schön blöd, nicht wahr?
    Aber die Tatsache, dass er hinterher entdeckt, dass die Küche doch überwacht wird, fand ich ganz schön hefitg. Seltsames Spielzeug für einen Jungen. Und mit 650 $ auch nicht gerade billig.


    Zitat von "Silke"

    Die Ehe zwischen Caroline und Gary finde ich schrecklich. Können die nicht normal miteinander reden oder streiten. Muß es gleich mit solchen Untertönen sein.


    Ja, die Ehe macht einen ziemlich schrecklichen Eindruck. Es ist ja nicht nur das Problem, dass die beiden nicht normal streiten können, offensichtlich können sie auch nicht normal miteinander reden, wenn sie gerade nicht streiten.


    Zitat von "Silke"

    Irgendwie ist das Buch meiner Meinung nach ziemlich realistisch und spiegelt denke ich mal viele Familiensituationen wieder!


    Das denke ich leider auch. Ich bin froh, dass ich das in meiner eigenen Familie bisher nicht so kennen gelernt habe, und hoffe, das wird auch so bleiben!


    Zitat von "Silke"

    P.S. Bin irgendwo auf Seite 330


    *ggg* Da sind wir ja im Moment genau gleich weit, ich bin auf Seiten 333. Im Moment stehen die Chancen wohl recht gut, dass ich das Buch noch vor Ende der Leihfrist nächsten Donnerstag beenden kann, dann muss ich mir gar keine Gedanken darüber machen, ob ich es verlängern kann, oder nicht.


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie!


    Es macht Spaß mit Dir Bücher zu lesen, a) haben wir ziemlich den gleichen Geschmack und b) anscheinend auch diesselbe Meinung.,


    So da Du ja ziemlich uptodate bist


    Findest Du Gary ist depressiv?
    Da ich dieses Problem momentan leider aktuell in meiner Familie habe, würde ich nicht sagen, er ist depressiv.
    Ich bin der Meinung daß Caroline, etwas "faul" ist.
    Gary kommt nach Hause, muß essen kochen, macht danach die Küche und wird von seiner Frau "dummangemacht" und bekommt noch die Kinder aufgehetzt!


    Wie fandest DU die Situation wo Caroline Gary anruft, weil sie Angst hatte aus dem Haus zu gehen, sie fühlte sich beobachtet.
    Etwas krass in meinen Augen, nur weil ein Auto vor der Tür gleich so hysterisch zu reagieren.
    Gary Reaktion war scheiße, die Situation mehr oder weniger so auszunutzen seine Frau ins Bett zu bekommen!



    Gruß SilkeS:

  • Hallo,



    nachdem ich auch gerade "Die Korrekturen" lese und mehr oder weniger durch Zufall entdeckt habe, dass zu diesem Buch eine "Leserunde" eingeläutet wurde, möchte ich gerne mitdiskutieren.


    Mich fasziniert an diesem Roman in erster Linie, dass endlich mal wieder Gesellschaft (in diesem Fall die amerikanische) porträtiert wird. Allein deswegen lassen sich "Die Korrekturen" sehr gut mit den "Buddenbrooks" vergleichen. (In Deutschland gab es seither keinen weiteren bedeutenden Gesellschaftsroman.)


    Wie in den "Buddenbrooks" beginnt das Buch damit, die (extrem) unterschiedlichen Charakteren systematisch vorzustellen (Enid, Al, Chip, Denise, ...).
    Gespannt bin ich auf Gary. So weit ist meine Lektüre noch nicht fortgeschritten.


    Es zeichnet sich - ebenfalls wie in den "Buddenbrooks" - ab, dass eine Hauptperson besonders sympathisch bzw. intensiv trotz oder gerade wegen Ihrer Schwächen dargestellt wird (Tony Buddenbrook, Chip).


    Weitere Gemeinsamkeiten: Sprache (bildhaft und intelligent) und Erzähltechniken (unterschiedliche Perspektiven im Wechsel)


    Die wichtigste Gemeinsamkeit: Es wird in den jeweiligen Romanen die jeweilige Gesellschaft konzentriert (verschiedene Generationen, auch in Nebenpersonen - das ist glänzend!) dargestellt. Wie "Enid" und "Al" konnte auch "Thomas Buddenbrook" nur im konventionellen Sinn handeln. "Chip" ist eher mit "Christian Buddenbrook" vergleichbar und somit ein Repräsentant für eine subversive, wenn auch eher erfolglose Haltung. Schließlich sind sich "Denise" und "Tony Buddenbrook" insofern ähnlich, als sie zwischen "Chip" und "Enid, Al" bzw. "Thomas" und "Christian" stehen.
    Wie Gary einzuordnen ist, ist mir noch nicht klar.


    Es geht in beiden Büchern nicht darum, dass eine wahrscheinliche Familenchronik erzählt wird, sondern eher darum, dass aus dem Gesellschaftsbild, das sich in Jonathan Franzen (bzw. in Thomas Mann) manifestiert hat (bzw. hatte), eine solche Familie hervorgehen könnte.


    Alles in Allem: Bisher bin ich von dem Roman hellauf begeistert!



    Liebe Grüße
    Frank

  • Hallo Frank!


    Schön, daß hier noch jemand dazu gestoßen ist. :knuddel:
    Ich finde das echt toll, daß Du Parrallelen zu den Buddenbrooks ziehst. Ich selber habe das Buch leider bisjetzt nicht gelesen, es nur vorgehabt! :entsetzt:


    Werde es mir dann doch mal einverlaiben!


    Wie weit bist Du genau?


    Vielleicht können Natalie und ich ja ein wenig langsamer lesen, daß Du mitkommst!


    Gruß SilkeS:

  • Hallo Silke, hallo Frank,


    erst einmal herzlich Willkommen hier, Frank! Schön, dass wir nun doch noch zu dritt sind. Deinen Vergleich zu den Buddenbrroks finde ich sehr interessant, auch wenn ich ihn leider nicht nachvollziehen kann, da ich das Buch noch nicht gelesen habe. Allerdings habe ich auf jeden Fall vor, das in nächster Zeit zu tun.


    Zitat von "SilkeS:"

    Es macht Spaß mit Dir Bücher zu lesen, a) haben wir ziemlich den gleichen Geschmack und b) anscheinend auch diesselbe Meinung.


    Ja, mir macht es auch Spaß, dass Buch mit dir gemeinsam zu lesen. Zumal ich mir relativ sicher bin, dass ich ohne diese Diskussion mich wahrscheinlich nicht zum Lesen aufgerafft hätte und das Buch wieder ungelesen in die Bib zurück gebracht hätte.


    Zitat von "SilkeS:"

    Findest Du Gary ist depressiv?
    Da ich dieses Problem momentan leider aktuell in meiner Familie habe, würde ich nicht sagen, er ist depressiv.
    Ich bin der Meinung daß Caroline, etwas "faul" ist.
    Gary kommt nach Hause, muß essen kochen, macht danach die Küche und wird von seiner Frau "dummangemacht" und bekommt noch die Kinder aufgehetzt!


    Ehrlich gesagt kenne ich mich mit den Symptomen für eine Depression nicht aus, ich vermute mal, ist gibt da auch verschiedene Formen. Dennoch würde ich dir zustimmen, irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass er depressiv ist, sich diese Krankheit allerdings begeistert einredet, auch wenn er sich das Gegenteil vormacht.
    Caroline ist für mich der Inbegriff einer verwöhnten, gutsituierten Frau. Auf Geld zu achten, hat sie nicht nötig, ebensowenig wie zu arbeiten. Deshalb hat sie teiweise schon den Bezug zur Realität verloren und merkt gar nicht mehr, dass es eigentlich nicht normal ist, seinem Kind technisches Spielzeug im Wert von mehreren 1000 Dollar zu schenken.


    Zitat von "SilkeS:"

    Wie fandest DU die Situation wo Caroline Gary anruft, weil sie Angst hatte aus dem Haus zu gehen, sie fühlte sich beobachtet.
    Etwas krass in meinen Augen, nur weil ein Auto vor der Tür gleich so hysterisch zu reagieren.
    Gary Reaktion war scheiße, die Situation mehr oder weniger so auszunutzen seine Frau ins Bett zu bekommen!


    Das kann ich ein wenig nachvollziehen, ich neige nämlich auch manchmal (leider) ein wenig zu Hysterie. Wenn abends jemand hinter mir zufällig in die gleiche Richtung geht und sich in etwa in meinem Tempo bewegt, meine ich schon immer gleich, der will mir was Böses. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Reaktion etwas überzogen war. Dennoch: normalerweise kennt man in einer ruhigen Wohngegend die Nachbarn und deren Autos, und wenn jemand in einem fremden Wagen mehrere Stunden vor der Tür sitzt, kann ich mir schon vorstellen, dass das nervös macht.


    Zitat von "SilkeS:"

    Vielleicht können Natalie und ich ja ein wenig langsamer lesen, daß Du mitkommst!


    Ich fürchte, langsamer machen kann ich nicht, aber ich lese ja auch gar nicht so schnell. Allerdings werde ich wohl versuchen, das Buch am Wochenende fertig zu lesen, da ich Anfang nächster Woche viele Termien habe und so nicht mit dem Ende der Leihfrist in Bedrängnis komme.


    Ich habe übrigens gestern das vierte Kapitel beendet. Die Ehe von Enid und Al scheint ja auch ziemlich schlecht gelaufen zu sein - die armen Kinder! Dass Chip so lange am Esstisch ausgehaart hat finde ich ungewöhnlich. Ich hätte da als Kind vermutlich schnell kapituliert, alleine schon, um an den versprochenen Nachtisch zu kommen. So und jetzt kommt ein kleiner Spoiler. Für den Fall, dass einer von Euch noch nicht so vertraut ist mit den Gepflogenheiten in diesem Forum: Spoiler werden in Gelb geschrieben, weil das am Bildschrim schlecht lesbar ist. Wenn man es trotzdem lesen will, muss man den Text lediglich mit der Maus markieren, dann ist er gut lesbar.


    Spoiler Ende viertes Kapitel (ca. Seite 460)
    Habe ich das richtig verstanden, Al ist über die Reeling gestürzt? Das ist ja gemein, das Kapitel mit solch einem Cliffhanger enden zu lassen und dann an einer ganz anderen Stelle weiter zu machen. Ich will wissen, was passiert ist!


    So, das wars erstmal von meiner Seite,
    viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie, Hallo Frank!


    Natalie Du bist ja schon ein ganz schönes Stückchen weiter als ich!
    Habe heute die Seite 400 umgeschlagen. Stecke irgendwie gerade fest.


    Dieses hin- und herspringen von Vergangenheit und Gegenwart
    :grmpf:


    Dass Chip so lange am Esstisch ausgehaart hat finde ich ungewöhnlich.
    Das kenne ich persönlich aber auch aus meiner Kindheit.
    Ich war eine schlechte Esserin (Betonung liegt auf WAR) und mein Vater achtete sehr darauf, daß ich meinen Teller leer aß und wenn ich vier Stunden brauchte, brauchte ich vier Stunden !!!!


    Ich kann Alfred nicht richtig begreifen.
    Die Situation wo er Enid zwei Wochen alleine gelassen hatte, gegangen ist ohne Abschiedkuss und nach Hause kommt und gleich Vorwürfe äußert. ER scheint ja sehr dominant zu sein und dann erfährt man, daß er als alter Mann nur in seinem blauen Sessel sitzt und keine Meinung zu ihrgendwas hat, das passt meiner Meinung nicht zusammen.


    Die Sitation mit der "Kacke" die durch die Schiffskajüte kriegt und Alfred terroristiert. Das war ein Traum, oder, - sorry ich habe die Stelle nicht so ganz kapiert, war anscheinend noch zu müde.


    Tja und das ist eigentlich auch die Stelle wo ich gerade bin, habe daher Deinen Spoiler nicht gelesen!!


    Gruß SilkeS.

  • Hallo Silke,


    Zitat von "SilkeS."


    Dieses hin- und herspringen von Vergangenheit und Gegenwart
    :grmpf:


    Das macht mir interessanterweise inzwischen gar nicht mehr so viel aus, obwohl es im vierten Kapitel teilweise wirklich wieder sehr verwirrend war.


    Zitat von "SilkeS."

    Dass Chip so lange am Esstisch ausgehaart hat finde ich ungewöhnlich.
    Das kenne ich persönlich aber auch aus meiner Kindheit.
    Ich war eine schlechte Esserin (Betonung liegt auf WAR) und mein Vater achtete sehr darauf, daß ich meinen Teller leer aß und wenn ich vier Stunden brauchte, brauchte ich vier Stunden !!!!


    Wirklich? Ich war zwar auch kein toller Esser, aber irgendwie habe ich dann die vorgeschriebene Menge doch lieber runtergewürgt als stundenlang am Tisch zu sitzen. Aber ehrlich gesagt finde ich es gar nicht so schlecht, wenn Eltern darauf bestehen, dass etwas gegessen wird. Ich kenne viele Kinder, die wirklich fast gar nichts "Anständiges" essen und habe schon häufig miterlebt, dass die Eltern da schnelle kapitulieren und auch noch Süßigkeiten direkt nach dem Essen erlauben. Ich finde, da darf man ruhig etwas konsequenter sein.


    Aber um nochmal auf die Situation aus dem Buch zurück zu kommen: wie fandest du Enids Verhalten? Nicht gerade eine Bilderbuchmutter, oder? Einfach in die Wanne flüchten, und so tun, als hätte man keine Verantwortung ist auch eine ziemlich einfache Lösung, oder?



    Zitat von "SilkeS."

    Ich kann Alfred nicht richtig begreifen.
    Die Situation wo er Enid zwei Wochen alleine gelassen hatte, gegangen ist ohne Abschiedkuss und nach Hause kommt und gleich Vorwürfe äußert. ER scheint ja sehr dominant zu sein und dann erfährt man, daß er als alter Mann nur in seinem blauen Sessel sitzt und keine Meinung zu ihrgendwas hat, das passt meiner Meinung nicht zusammen.


    Ich finde schon, dass das zusammen passt. Zum einen hat das was mit seiner Krankheit zu tun, zum anderen wird ja auch deutlich, dass er selbst mit seinem Verhalten seiner Familie gegenüber nicht zufrieden ist. Ich vermute mal, wenn ein Mensch sich selbst immer mehr Verantwortung aufgehalst hat, als eigentlich nötig war, oder das zumindest so empfindet, dann resigniert er irgendwann und schiebt alle Verantworung weit von sich.


    Zitat von "SilkeS."

    Die Sitation mit der "Kacke" die durch die Schiffskajüte kriegt und Alfred terroristiert. Das war ein Traum, oder, - sorry ich habe die Stelle nicht so ganz kapiert, war anscheinend noch zu müde.


    Diese Stelle habe ich auch nicht ganz verstanden, habe das dann aber auch so interpretiert, dass er geträumt hat, oder zumindest phantasiert hat.


    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie!


    Aber um nochmal auf die Situation aus dem Buch zurück zu kommen: wie fandest du Enids Verhalten? Nicht gerade eine Bilderbuchmutter, oder? Einfach in die Wanne flüchten, und so tun, als hätte man keine Verantwortung ist auch eine ziemlich einfache Lösung, oder?


    JA, ich habe da auch überlegt, aber sie sprach ja mir Gary darüber, als er abends in Bett ging, gesprochen. Er hat ihr ja gesagt, daß sein Brunder noch am Tisch ist, und sie hat geantwortet, daß sei eine Sache zwischen ihm und seinem Vater.
    Sie hat irgendwie recht, denke wenn sie ihn "erlöst" hätte, hätte sie Alfred Autorität untergraben. Auf der anderen Seite hätte ich an Enids Stelle mit Alfred geredet, oder mich wenigstens zu ihm gesetzt!



    Ich vermute mal, wenn ein Mensch sich selbst immer mehr Verantwortung aufgehalst hat, als eigentlich nötig war, oder das zumindest so empfindet, dann resigniert er irgendwann und schiebt alle Verantworung weit von sich.


    Ja, so könnte man es sehen, hast recht, so habe ich mir das noch nicht überlegt!


    Gruß SilkeS.

  • Hallo Natalie, Hallo Silke,



    da ich beruflich leider immer wieder mal sehr im Stress bin, kann ich nicht verlangen, mit der Lektüre auf mich zu warten. Das macht aber gar nichts.


    Ich bin im Moment auf S. 240 und somit auch endlich bei Gary angekommen, über den ich auch gleich schreiben möchte.


    Zuvor: Der Schluss des ersten Teils, in dem Chip sich auf eine berufliche Zukunft mit Gitanas in Litauen einlässt, hat mir überhaupt nicht gefallen. Das fand ich zu konstruiert. Die Technik, Betonung und dadurch vielleicht auch Bewertung einzelner Stellen durch Kommentare von April, der Tochter von Eden, hervorzurufen, ist allerdings große Kunst, die im Übrigen dann im zweiten Teil noch intensiver eingesetzt wird.


    Nebenbei: Seid ihr der Meinung, dass Franzen die Namen Chip (--> "Gehirn eines PC"), April (--> "weiß nicht, was sie will (oder tut))"), Eden (--> "Paradies, Schlange, die verführt") zufällig ausgewählt hat?


    So, nun zum zweiten Teil: Hier ist mir gleich mal aufgefallen, dass er im Gegensatz zum ersten Teil "sonderbar", ausführlicher betitelt ist. In der Tat sind auch einige Ergänzungen, Verdeutlichungen zum ersten Teil festzustellen. Es wird eine weitere Familiengeschichte erzählt, es werden Verbindungen zwischen den Familien geschaffen und gehalten, es wird (auch dadurch) intensiver polarisiert und zwischen den Polen ist nun eine Leere an Werten, an realisierbaren Vorstellungen greifbar. Wie es Franzen gelingt, diese Atmosphäre zu erzeugen, ist hervorragend. Der Leser ist sich selbst nicht mehr sicher, was Wirklichkeit, was Fiktion ist. Was bildet sich Gary ein bzw. was wird ihm suggeriert und was stimmt tatsächlich (--> Depression)? Wann lügt Caroline, wann spricht sie die Wahrheit? Bis zu welchem Grad gelingt es, mit dem Ausleben des Kapitalismus humanitäre Ziele zu erreichen (--> Gary (Als Patent), Caleb, Jonah (!!!))? Der Kapitalismus in einer starken Ausprägung entfremdet und spaltet, die Familie, den Leser und überhaupt jeden Einzelnen, besonders Gary, aus dessen Sicht erzählt wird. Nun erhält auch der Dialog zwischen Gitanas und Chip, der den amerikanischen Kapitalismus zum Thema hat, eine größere Berechtigung (Dennoch: die Situatione(en) ist (sind) zu künstlich beschaffen.) Wie ist es Jonah möglich, sich selbst in einer solchen Familie "Werte" zu vermitteln? Was bewegt ihn, sich damit zu begnügen, ein phantasiereiches Buch zu lesen? Ist es eine Flucht vor der Wirklichkeit, während seine Brüder und seine Mutter in ständig wechselnde Konsumwelten fliehen und eine Wirklichkeit gar nicht kennen? Da würde mich sehr interessieren, was ihr dazu meint.


    Also, ich bin in jedem Fall sehr gespannt, wie es weitergehen wird.



    Liebe Grüße
    Frank

  • Hallo Natalie, Hallo Silke,



    da ich beruflich leider immer wieder mal sehr im Stress bin, kann ich nicht verlangen, mit der Lektüre auf mich zu warten. Das macht aber gar nichts.


    Ich bin im Moment auf S. 240 und somit auch endlich bei Gary angekommen, über den ich auch gleich schreiben möchte.


    Zuvor: Der Schluss des ersten Teils, in dem Chip sich auf eine berufliche Zukunft mit Gitanas in Litauen einlässt, hat mir überhaupt nicht gefallen. Das fand ich zu konstruiert. Die Technik, Betonung und dadurch vielleicht auch Bewertung einzelner Stellen durch Kommentare von April, der Tochter von Eden, hervorzurufen, ist allerdings große Kunst, die im Übrigen dann im zweiten Teil noch intensiver eingesetzt wird.


    Nebenbei: Seid ihr der Meinung, dass Franzen die Namen Chip (--> "Gehirn eines PC"), April (--> "weiß nicht, was sie will (oder tut))"), Eden (--> "Paradies, Schlange, die verführt") zufällig ausgewählt hat?


    So, nun zum zweiten Teil: Hier ist mir gleich mal aufgefallen, dass er im Gegensatz zum ersten Teil "sonderbar", ausführlicher betitelt ist. In der Tat sind auch einige Ergänzungen, Verdeutlichungen zum ersten Teil festzustellen. Es wird eine weitere Familiengeschichte erzählt, es werden Verbindungen zwischen den Familien geschaffen und gehalten, es wird (auch dadurch) intensiver polarisiert und zwischen den Polen ist nun eine Leere an Werten, an realisierbaren Vorstellungen greifbar. Wie es Franzen gelingt, diese Atmosphäre zu erzeugen, ist hervorragend. Der Leser ist sich selbst nicht mehr sicher, was Wirklichkeit, was Fiktion ist. Was bildet sich Gary ein bzw. was wird ihm suggeriert und was stimmt tatsächlich (--> Depression)? Wann lügt Caroline, wann spricht sie die Wahrheit? Bis zu welchem Grad gelingt es, mit dem Ausleben des Kapitalismus humanitäre Ziele zu erreichen (--> Gary (Als Patent), Caleb, Jonah (!!!))? Der Kapitalismus in einer starken Ausprägung entfremdet und spaltet, die Familie, den Leser und überhaupt jeden Einzelnen, besonders Gary, aus dessen Sicht erzählt wird. Nun erhält auch der Dialog zwischen Gitanas und Chip, der den amerikanischen Kapitalismus zum Thema hat, eine größere Berechtigung (Dennoch: die Situatione(en) ist (sind) zu künstlich beschaffen.) Wie ist es Jonah möglich, sich selbst in einer solchen Familie "Werte" zu vermitteln? Was bewegt ihn, sich damit zu begnügen, ein phantasiereiches Buch zu lesen? Ist es eine Flucht vor der Wirklichkeit, während seine Brüder und seine Mutter in ständig wechselnde Konsumwelten fliehen und eine Wirklichkeit gar nicht kennen? Da würde mich sehr interessieren, was ihr dazu meint.


    Also, ich bin in jedem Fall sehr gespannt, wie es weitergehen wird.



    Liebe Grüße
    Frank