Michel Faber - Das karmesinrote Blütenblatt

Es gibt 50 Antworten in diesem Thema, welches 16.508 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nimue.

  • Hallihallo,


    Angua: So weit bin ich noch gar nicht ;)


    @Beatrix: Ich muss zugeben, dass ich mir auch ein bißchen Sorgen wegen dem Buch mache. Ich schaue es an und denke "Oh weia...mit dem Ding wirst Du NIE fertig!" - ich komme auch nur relativ langsam voran: Bin inzwischen auf Seite 210 und das liegt nicht daran, dass das Buch so dick ist. Es ist einfach nicht so flüssig zu lesen wie so manch anderer historischer Wälzer. Es bremst mich da doch etwas aus.


    Sprachlich allerdings finde ich es wirklich toll! Auch die Protagonisten wirken auf mich immer faszinierender.


    William, der Mann, der für eine Prostituierte das tut, was er für seine Frau nicht getan hat: Arbeiten. William, der ein kleines Mädchen seine Tochter nennt und dem nicht mal auf Anhieb dessen Name einfällt! William, der besessen ist von seiner "Liebe" zu Sugar.


    Auch die zarte, verwirrte Agnes, die Hausangestellten und natürlich Sugar beeindrucken mich. Ich bin gespannt, wie das noch endet, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Happy End wird.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hi zusammen!


    Angua: Nett, dass du uns auch ein bisschen Gesellschaft leistest! :klatschen:


    @Beatrix & Nimue: Ich bin auch verhältnismäßig langsam unterwegs - nämlich auf Seite 202. Das liegt aber nur zum Teil am Buch, ich hab derzeit einfach viel um die Ohren.
    Stimmt schon, ich frage mich auch ein bisschen, ob ich das Ding wohl jemals durchkriege. Aber es eilt ja nicht, ich habe mir kein Mindestpensum an Büchern pro Monat oder so auferlegt! :breitgrins:


    Was Nimue in ihrem letzten Posting über die Charaktere geschrieben hat, dem kann ich nur voll zustimmen. Ob Sugar realistisch ist oder nicht, habe ich mich aber auch noch nicht gefragt, bisher nehme ich sie eben einfach so hin.
    Eine Sache, die ich sehr faszinierend fand: als die Szenen mit Sugar und William (erst in der Kneipe und dann in ihrem Zimmer) aus seiner Sicht erzählt werden, gewinnt man tatsächlich den Eindruck, sie wäre trotz der Dinge, die sie tut, die strahlende Unschuld in Person und der ganze (tatsächliche und moralische) Dreck um sie herum würde einfach an ihr abperlen. Auch ihre intellektuellen Gespräche vermitteln den Eindruck, als hätte sie Freude an ihnen und als wäre William ihr sympathisch - auch wenn mir diese außergewöhnlich vielen Übereinstimmungen zwischen den beiden etwas verdächtig vorkamen.
    Als William dann weg ist und sie sich an ihn zurückerinnert, kommt erst zutage, wie schlecht es ihr eigentlich geht und dass sie ihn in Wahrheit genauso verachtet wie jeden anderen dahergelaufenen ihrer Kunden.
    Und was tut William? Er krempelt sein ganzes Leben um, weil er genug Geld haben will, damit sie nur ihm gehört. Und irgendwie entsteht der Eindruck, dass er nicht der erste ist, der sich diese Illusion macht.


    Diese zwischenmenschlichen Beziehungen und persönlichen Schicksale arbeitet der Autor meiner Meinung nach sehr gut aus. Auch die Rackhamsche Familiensituation scheint ja eine einzige Tragödie zu sein. Und selbst die Dienstboten kommen nicht zu kurz, sogar aus ihrer Perspektive verfolgt man teilweise die Geschichte.


    (Ich weiß, dass ihr schon weiter seid als ich, aber den Spoiler hab ich trotzdem lieber in Gelb geschrieben, falls doch noch jemand zu uns stoßen sollte.)


    Wie es aus sieht, wird es bei mir wohl in diesem Schneckentempo weitergehen, weil ich nicht sonderlich viel Zeit zum Lesen habe. Aber ich halte euch natürlich über meinen Fortschritt auf dem Laufenden! :zwinker:


    Bis bald,
    Bluebell

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Hi!


    Hab nicht viel Zeit, daher nur ganz schnell eine Bemerkung: Ich hatte beim Lesen genau dasselbe Gefühl, wie ihr. Ich dachte auch, dass ich das Buch niemals schaffe - und dann hatte ich es doch in ca. 1 Woche aus... :)


    Die wechselnden Perspektiven sind mir übrigens auch in guter Erinnerung, das hat der Sache einen zusätzlichen Reiz verliehen. Na, und die Familiensituation bei Rackhams ist ein zentraler Punkt des gesamten Buches...


    Ich schau später nochmal rein, dann hoffentlich nicht so auf dem Sprung wie jetzt. *hetz*


    Tschüs,
    Angua

  • Huhu,


    ich bin inzwischen auf Seite 283 vorgedrungen und werde die 300er Marke auf dem Heimweg überschreiten können.


    Zitat von "Bluebell"

    als die Szenen mit Sugar und William (erst in der Kneipe und dann in ihrem Zimmer) aus seiner Sicht erzählt werden, gewinnt man tatsächlich den Eindruck, sie wäre trotz der Dinge, die sie tut, die strahlende Unschuld in Person und der ganze (tatsächliche und moralische) Dreck um sie herum würde einfach an ihr abperlen. Auch ihre intellektuellen Gespräche vermitteln den Eindruck, als hätte sie Freude an ihnen und als wäre William ihr sympathisch - auch wenn mir diese außergewöhnlich vielen Übereinstimmungen zwischen den beiden etwas verdächtig vorkamen.


    Und genau da wurde Sugar mir übrigens sympathisch und wirkte auf mich realistischer!


    Diese zwischenmenschlichen Beziehungen und persönlichen Schicksale arbeitet der Autor meiner Meinung nach sehr gut aus. Auch die Rackhamsche Familiensituation scheint ja eine einzige Tragödie zu sein. Und selbst die Dienstboten kommen nicht zu kurz, sogar aus ihrer Perspektive verfolgt man teilweise die Geschichte.


    Und inzwischen bin ich auch bei Henry und Emmeline (??) gelandet. Ich finde es nicht so unspannend, weiß aber auch noch nicht, wo das hinführen mag. Jedenfalls ist mir vor allem Emmeline noch am sympatischsten von allen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass in dem Buch der Aspekt "Emanzipation" eine tragende Rolle erhält.


    Bluebell: Hast Du im Klassikerforum gesehen, dass ich die Leserunde für ETA Hofmann's Elixiere des Teufels auf 22. Mai festgesetzt habe? Denkst Du, wir schaffen das?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Bluebell: Hast Du im Klassikerforum gesehen, dass ich die Leserunde für ETA Hofmann's Elixiere des Teufels auf 22. Mai festgesetzt habe? Denkst Du, wir schaffen das?


    Hmmm, was mich betrifft, hab ich ehrlich gesagt meine Zweifel. :redface:
    Ich glaub, ich mach nach dem Blütenblatt erstmal eine kleine Leserundenpause (im Juni startet dann eh schon wieder Pompeji).
    Außer, mir springen die Elixiere bis 22. noch ganz unverhofft in die Arme (hab sie ja noch nicht mal auf dem SUB) - das sehe ich dann als Wink des Schicksals! :breitgrins:


    Ciao,
    Bluebell

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  • Hallo Nimue und Bluebell!


    Ich habe mich doch auch für die Leserunde gemeldet und es dann total vergessen, da die letzten Wochen sehr stressig waren.


    Ich habe mir das Buch als englisches Taschenbuch bestellt und es ein paar Tage später zufällig in der Bibliothek ergattert. Jetzt lese ich die deutsche Ausgabe, wobei ich auch ab und zu in die englische Ausgabe reinschaue, die ich aber troztdem noch lesen möchte.


    Diese Woche (inklusive Wochenende) habe ich mir einfach zum Lesen "gestohlen" ... ich bin momentan auf Seite 660. Und das Buch hat mich sehr in seinen Bann gezogen, den ganzen Tag Kreisen meine Gedanken um die Familie Rackham und Sugar. Wobei das am Anfang nicht so war, da ist es mir gleich wie euch gegangen. Die ersten zwei Kapitel habe ich beinahe verschlungen und dann hat es ein paar Tage gedauert bis ich das Buch wieder zur Hand genommen und weiter gelesen habe. Das lag aber nicht am Stil des Autors, den Leser bei der Hand zu nehmen und ganz langsam in die Handlung und das Jahrhundert etc. einzuführen, sondern weil einfach irgendwie zu viel passiert ist und dann gar nichts weiter.


    Von den Figuren sind mir Sugar und Caroline (obwohl sie nicht so eine wichtige Rolle zu spielen scheint) am meisten sympathisch. Emmeline Fox hingegen mag ich nicht, wahrscheinlich weil sie mir zu "religiös" und korrekt ist.


    Und Agnes Rackham fasziniert mich, obwohl ich teilweise auch etwas genervt von ihren Gedanken bin.


    Zuerst dachte ich ja, dass sie an Hysterie leidet, da der Doktor immer ihre Gebärmutter untersucht hat. "Hystera" heißt Gebärmutter, und im antiken Griechenland wurde die Bildung hysterischer Symptome auf die Wanderschaft der Gebärmutter zurückgeführt. (Die Gebärmutter wurde als eine Art "Tier" aufgefaßt, das in verschiedene Organe wandern könne und von dort die Symptome verursache. Besänftigt und an seinen Platz zurückgebracht werden konnte dieses Tier durch Geschlechtsverkehr und Schwangerschaft.)


    Hippokrates sah dann die Ursache der Hysterie in einer Erkrankung der Gebärmutter, und Galen führte die Hysterie auf einen Sekretstau im Uterus zurück, der sich durch Geschlechtsverkehr heilen lasse. Einige Aspekte blieben über Jahrtausende erhalten, wie die einstimmige Meinung der männlichen Wissenschaftler, daß es sich um eine Frauenkrankheit, die mit Sexualität zu tun habe, handle.


    Entsprechend waren auch die Heilmethoden: Galen forderte die sexuelle Befriedigung der Frau als Heilmittel, während in der christlich bestimmten mittelalterlichen Medizin die Austreibung des Sexuellen aus dem Körper der Frau als Mittel gegen die hysterischen Symptome gesehen wurde.


    Aber dann erwähnt der Autor einen Tumor im Gehirn, von dem weder Agnes noch der Arzt was ahnen, der anscheinend der Auslöser für ihre "Verrücktheiten" ist ...


    Jedenfalls bin ich gespannt wie sich das mit Agnes weiterentwickelt und auch welche Rolle Sophie Rackham noch spielen wird. Irgendwie tut mir das Kind leid, von Mutter und Vater total ignoriert und vernachlässigt zu werden :sauer:


    Übrigens ist "The Crimson Petal and the White" auch schon verfilmt worden und zwar mit Kirsten Dunst als Sugar. Ein genaues Datum für den Start des Films konnte ich jedoch nicht ausfindig machen, jedenfalls sollte der Film noch 2004 starten.


    Liebe Grüsse,
    Daniela




  • Hallihallo,


    ich bin inzwischen auf Seite 460 - und finde das Buch immer noch gut. Allerdings muss ich Beatrix zustimmen: Es hat durchaus Längen. Die schöne Sprache, die Atmosphäre und die faszinierenden Charaktere machen das aber allemal wett.


    Was mir aufgefallen ist: Es ist kein Buch, bei dem ich mit den Hauptprotagonisten lebe. Sie berühren mich zwar, lassen mich aber gefühlsmäßig doch recht kalt. Ich weiß weder, was ich von William zu halten habe, noch weiß ich das von Sugar. Sie ist mir auch ehrlich gesagt nicht übermäßig sympathisch.


    Einzig für Agnes empfinde ich tiefstes Mitleid. Sie ist ein Kind, gefangen in einem kranken, erwachsenen Körper.


    Außerdem hoffe ich, dass man von der kleinen Sophie noch etwas liest. Das Verhältnis der Eltern zu ihrem Kind ist ja ausgesprochen seltsam. Man könnte nicht annehmen, dass überhaupt ein Kind im Hause lebt.


    @rainbow: Schön, dass Du hier auch noch was zum Buch schreibst!
    Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dieses Buch auf englisch zu lesen!


    Emmeline Fox finde ich übrigens bei weitem nicht so nervtötend wie Henry mit seinen wirren Gedanken fleischlicher Lust und Religiösität.


    Übrigens fand ich gerade das Erwähnen von Agnes Tumor so in einem Nebensatz erschütternd. Das war sehr gelungen und es hat mich bisher am meisten mitgenommen.


    Eine Verfilmung, die dieses Jahr in die Kinos kommt? Wie genial!


    Bluebell: Sollen wir die Leserunde im Klassikerforum dann verschieben? Für mich wäre das kein Problem - aber wenn Du das Buch in der nächsten Zeit sowieso nicht lesen möchtest.....


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hi!


    Mir erging es ähnlich wie Euch allen, ich wollte damals beim Lesen auch mehr über Sophie erfahren. Falls es Euch beruhigt - da kommt noch was :breitgrins:.


    Das mit der Verfilmung finde ich wirklich interessant - ich würde gerne wissen, ob es eine Art Hintergrunderzähler gibt, denn dieser Stil gibt dem Buch meiner Meinung nach erst die richtige Würze. Und Kirsten Dunst - hat sie nicht in Superman (äh, oder war das Spiderman?) mitgespielt? So eine Rothaarige? Würde ja passen...


    Viel Spaß noch beim Lesen!
    Angua

  • aha, nimue scheint doch am ehesten aehnliche Gefuehle beim lesen zu haben wie ich. Es stimmt, dass man sich kaum mit einem Hauptcharakter identifizieren kann. Und das macht es fuer mich wohl auch schwieriger das Buch zu lesen.


    Eigentlich find ich in jedem Buch (d.h. jedes Buch, das mir gefaellt!) eine Figur, mit der ich mehr oder weniger mitfuehlen, mich identifizieren kann. Ich mag es nicht, wenn ich auf Distanz gehalten werde. Das fand ich bei diesem Buch von Anfang an problematisch. Der Erzaehlstil erzeugt fuer mich Distanz zu den Charakteren, verhindert Naehe.


    Dabei muss die Figur ja nicht total sympathisch sein um mir zu gefallen. Gerade Fehler und Schwaechen machen sie doch menschlich. Sugar ist sicherlich kein Engel, aber je mehr Platz ihr im Buch eingeraeumt wird, desto eher find ich, dass ich ihr naeher kommen kann. Und dann gefaellt mir das lesen auch.


    Gruss
    Beatrix

  • Hallo zusammen!


    Habe das Buch am Samstag beendet. Ich bin immer noch sehr fasziniert von den vielen Charakteren und wie sich die Geschichte weiterentwickelt hat. So ca. der Hälfte des Buches konnte ich es gar nicht mehr weglegen. Von Seite zu Seite wurde mir Sugar immer sympathischer und ich fieberte mit ob es zu einem Happy End zwischen Sugar und William kommen wird...


    Sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor es schafft den Leser in die damalige Zeit hineinzuversetzen, besser als in manch anderen historischen Romanen. Ich konnte den schwarzen Ruß regelrecht spüren :zwinker:


    Angua: Ja, Kirsten Dunst ist die Schauspielerin aus Spiderman. Sie hat auch schon bei Interview mit einem Vampir an der Seite von Tom Cruise u. Brad Pitt mitgespielt und zuletzt bei Mona Lisas Lächeln.


    Liebe Grüsse,
    Daniela

  • Wow, du bist schon fertig? Ich bin erst auf S. 455, werde jetzt aber gleich weiterlesen.
    Den Film werde ich mir sicher anschauen! Kirsten Dunst als Sugar? Man darf gespannt sein ... ich stelle mir Sugar bei weitem nicht so hübsch wie K.D. vor, aber wozu Maskenbildner fähig sind, haben ja zuletzt Nicole Kidman und Charlize Theron eindrucksvoll bewiesen.
    Andererseits werden die Hauptcharaktere von Büchern für die Verfilmungen oft "optisch optimiert" :breitgrins: oder auch ganz anders dargestellt, vgl. William Baskerville aus "Der Name der Rose" ...


    Ciao, bis bald
    Bluebell

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Daniela,


    fuer mich war die zweite Haelfte des Buches auch viel besser.


    spoiler Anfang
    *
    *
    *
    *
    Richtig spannend wurde es fuer mich als Sugar bei den Rackhams einzieht. Vorauszusehen war es fuer mich schon zu dem Zeitpunkt als zum ersten Mal die Frage der Governante aufkam. Das musste ja Sugar werden. Seit sie im Haus ist, ist die Geschichte sehr spannend geworden und auch weniger leicht vorhersehbar. Na ja, DASS sie schwanger wird, war natuerlich auch schon vorhersehbar. Aber WIE es geloest wird, ist wieder was anderes.
    *
    *
    *


    Spoiler Ende


    Ich bin jetzt nur noch 100 Seiten vom Ende entfernt und werd es bestimmt bald schaffen.


    Ach ja, ich hab meinem Spoiler in orange geschrieben, das gelbe kann ich schlichtweg GAR NICHT lesen.


    Gruss
    Beatrix

  • Hallo Beatrix,


    ich habe den Spoiler jetzt mal gelb gemacht, weil das nicht-lesen-können ja auch der Sinn der ganzen Sache ist (ich habe nämlich den Spoiler nun schon gelesen und war noch nicht so weit im Buch).


    Deshalb gelb und wenn man den Spoiler lesen möchte, dann einfach mit der Maus markieren. Geht ganz leicht :)


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hi nimue,


    tut mir leid, dass du nun doch aus versehen lesen musstest. Das mit dem markieren wusste ich nicht, habs gerade ausprobiert und es klappt.


    Ich bin mit dem Buch jetzt durch und muss sagen, dass mir die zweite Haelfte wirklich so gut gefallen hat, dass sie mich fuer den doch zu langatmigen Anfang entschaedigen konnte. Wenn ich nicht die Leserunde mitgemacht haette, haette ich das Buch nach den ersten 150 Seiten oder so nicht mehr weiter gelesen. So bin ich froh, dass ich durchgehalten hab. Ich hab dem Buch eine 7/10 gegeben.


    Ich denke es wuerde dem Buch gut tun es um 200 Seiten oder so zu kuerzen. Selbst zum spannenderem Ende hin hab ich immer wieder Abschnitte uebersprungen, weil mir die vielen Beschreibungen und langen Gedankengaenge der Charaktere zu viel wurden.



    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix

  • Ach ja, ich hab noch eine Frage. Wie kommt's dass das deutsche Buch so viel mehr Seiten hat? Meins hat 835 Seiten. Ist es mit groesserem Druck und weniger Text pro Seite oder koennte es an der deutschen Uebersetzung liegen? Wenn ich Zeit hab koennte ich ja mal fuer eine Seite die Wortzahl zaehlen und wir koennten vergleichen.


    Gruss
    Beatrix

  • Huhu ihr Lieben,


    Zitat von "Beatrix"

    Ach ja, ich hab noch eine Frage. Wie kommt's dass das deutsche Buch so viel mehr Seiten hat? Meins hat 835 Seiten. Ist es mit groesserem Druck und weniger Text pro Seite oder koennte es an der deutschen Uebersetzung liegen? Wenn ich Zeit hab koennte ich ja mal fuer eine Seite die Wortzahl zaehlen und wir koennten vergleichen.


    Ich glaube, das liegt wirklich an der Übersetzung. Deutsche Übersetzungen sind ja grundsätzlich länger als die Originale :)


    Zum Buch selbst muss ich sagen: Ich quäle mich gerade tierisch durch, weil ich mich so langweile. Inzwischen bin ich auf Seite 580 und


    Mrs. Fox und Agnes waren gerade am Meer zur Erholung *gähn*


    Ich habe momentan überhaupt keine Lust mehr weiterzulesen, weil so gar nichts passiert. Es plätschert nur so dahin und am liebsten würde ich es auf die Seite legen und was anderes lesen. Aber keine Angst: Ich halte durch und ich hoffe, dass es mich irgendwann auch wieder mehr gefangen nimmt. Atmosphäre ist halt nicht alles.


    Hattet ihr auch solche Phasen (Beatrix hatte das ja schon erwähnt)?


    Mir sind Sugar und William übrigens immer noch nicht sonderlich sympathisch. Ich frage mich die ganze Zeit, was sie wirklich füreinander empfinden. Liebe ist es nicht - glaube ich jedenfalls. Besitzerstolz auf der einen Seite, das Gefühl, nicht mehr in die Gosse zurückkehren zu müssen, auf der anderen? Hm...


    Agnes ist für mich die tragischste Figur - neben Mrs. Fox und Henry. Am liebsten ist mir übrigens Emmeline, die mir unendlich leid tut und die doch so tapfer ist.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • So, ich bin jetzt ungefähr auf Seite 820 und möchte kurz einmal meine Gedanken zu den handelnden Figuren aufschreiben (speziell weil nimue erwähnt hat, dass sie mit den meisten nicht viel anfangen kann und sie ihr zu oberflächlich sind).


    Im kleinen Bücherforum hab ich dazu folgendes gepostet:


    Zitat

    Wenn du meinst, dass die Hauptfiguren vom Charakter her oberflächlich sind, stimme ich dir zu - zumindest bei William, und in etwas abgeschwächter Form auch bei Sugar. Oberflächlich ausgearbeitet finde ich sie hingegen überhaupt nicht. Ich habe schon das Gefühl, dass ihnen der Autor ihre Charakterzüge sehr gezielt und sorgfältig verliehen hat.
    Agnes und Sophie sind wohl wirklich die faszinierendsten Personen in dieser Geschichte. Über die Psychen der beiden könnte ich stundenlang nachdenken, wobei ich Sophie trotz allem eher "von außen" betrachte und Agnes doch gewissermaßen eine Identifizierungsperson ist. (Ich hoffe, ihr hetzt mir jetzt keinen Dr. Curlew an den Hals :breitgrins: ).


    William ist mit Sicherheit die egozentrischste Figur in der Geschichte. Starke Gefühle überkommen ihn nur, wenn er selbst im Zentrum dieser Empfindungen steht. SPOILER (ca. bis Seite 800):
    Selbst als er Agnes' Abschiebung plant, ist er nur deswegen so aufgelöst, weil er die Verantwortung dafür übernehmen muss.


    Auch Sugar ist in mancher Hinsicht oberflächlich und ich-bezogen, und streng genommen ist auch nicht ihre Liebe zu Sophie ganz selbstlos (sie versucht an dem Kind wieder gut zu machen, was Mrs. Castaway an ihr selbst verbrochen hat, also eine Form von Vergangenheitsbewältigung) - aber wenigstens richtet sie keinen Schaden an, sondern genau das Gegenteil.


    Bei Sugar und einigen anderen Personen wäre es interessant, sich Gedanken über den kategorischen Imperativ von Kant zu machen. Tun sie Gutes aus Pflichtgefühl (das wäre nach Kant wünschenswert), oder weil sie sich selbst danach besser fühlen (also laut Kant aus egoistischen Motiven)? Oder sind ihre Handlungsmotive egal, so lange das Ergebnis gute Taten sind?
    Sorry, wir sind ja hier in keinem Philosophiekurs ... :redface:


    Emmeline Fox mag ich wegen ihrer Direktheit. Außerdem pfeift sie auf die Konventionen der sogenannten "ehrbaren Frauen" und ist trotzdem die ehrbarste und uneigennützigste im ganzen Buch.


    So, ich denke, das ist fürs erste genug.
    Über Kommentare, Zustimmungen und Widersprüche würde ich mich freuen!


    Liebe Grüße,
    Bluebell

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  • Huhu Bluebell,


    Zitat von "Bluebell"

    So, ich bin jetzt ungefähr auf Seite 820 und möchte kurz einmal meine Gedanken zu den handelnden Figuren aufschreiben (speziell weil nimue erwähnt hat, dass sie mit den meisten nicht viel anfangen kann und sie ihr zu oberflächlich sind).


    Dann also mal los...ist ja unheimlich, diese Stille hier. Und das bei dem Wälzer!


    Zitat von "Bluebell"

    William ist mit Sicherheit die egozentrischste Figur in der Geschichte. Starke Gefühle überkommen ihn nur, wenn er selbst im Zentrum dieser Empfindungen steht. SPOILER (ca. bis Seite 800):


    Ich maaaag ihn einfach nicht! :breitgrins:
    Und ich weiß auch gerade (noch) nicht, wieso er egozentrisch sein soll. Das war er vielleicht, bevor er die Firma übernommen hat, doch jetzt empfinde ich ihn nur als puren Egoisten, der weder von seiner Frau, noch von seiner Tochter Notiz nimmt.


    Zitat von "Bluebell"

    Auch Sugar ist in mancher Hinsicht oberflächlich und ich-bezogen, und streng genommen ist auch nicht ihre Liebe zu Sophie ganz selbstlos (sie versucht an dem Kind wieder gut zu machen, was Mrs. Castaway an ihr selbst verbrochen hat, also eine Form von Vergangenheitsbewältigung) - aber wenigstens richtet sie keinen Schaden an, sondern genau das Gegenteil.


    Genau das ist es auch, was mich an Sugar so stört. Sie hat eigentlich auch nur sich selbst im Sinn. Und sobald etwas mit William schief läuft, denkt sie doch überhaupt nicht mehr an Sophie


    Spoiler bis Seite 730:


    Als William mit dieser affektierten Tusse (wie hieß die nochmal?) spazierengeht und die beiden auf Sugar und Sophie treffen, beachtet er die Kleine gar nicht. Sugar regt sich über die Behandlung auf (eher über die, dass er SIE nicht beachtet hat) und als Sophie sagt "Papa hat gesagt, ich sei ein gutes Mädchen" (oder so ähnlich), reagiert Sugar harsch und motzt "Hat er nicht!" und beschert Sophie eine maßlose Enttäuschung. Nun kann ich Sugar noch weniger leiden.


    Zitat von "Bluebell"

    Bei Sugar und einigen anderen Personen wäre es interessant, sich Gedanken über den kategorischen Imperativ von Kant zu machen. Tun sie Gutes aus Pflichtgefühl (das wäre nach Kant wünschenswert), oder weil sie sich selbst danach besser fühlen (also laut Kant aus egoistischen Motiven)? Oder sind ihre Handlungsmotive egal, so lange das Ergebnis gute Taten sind?


    Ich für meinen Teil empfinde das als sehr klar: Die einzige, die Gutes tut, um des Guten willen ist Emmeline. Sugar will nicht mehr auf die Straße, weil sie sich zu sehr an das bequeme Leben gewöhnt hat. William will eine erotische Geliebte, weil Agnes ihn kurz hält. Agnes will hübsche Kleider und Gebete und Emmeline will helfen.


    Zitat von "Bluebell"

    Sorry, wir sind ja hier in keinem Philosophiekurs ... :redface:


    Aber genau das macht doch gute Diskussionen aus!


    Zitat von "Bluebell"

    Emmeline Fox mag ich wegen ihrer Direktheit. Außerdem pfeift sie auf die Konventionen der sogenannten "ehrbaren Frauen" und ist trotzdem die ehrbarste und uneigennützigste im ganzen Buch.


    Meine Meinung!


    Ich möchte übrigens nicht immer nur motzen: Das Buch gefällt mir ja auch wirklich gut! Und nun als...


    Sugar zu William gezogen ist und Sophie und Agnes (bzw. deren Tagebücher) eine große Rolle spielen, finde ich es auch sehr interessant


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Ich maaaag ihn einfach nicht!


    Ok, ok, genehmigt! :breitgrins: (Ich übrigens auch nicht)


    Zitat

    Als William mit dieser affektierten Tusse (wie hieß die nochmal?) spazierengeht und die beiden auf Sugar und Sophie treffen, beachtet er die Kleine gar nicht. Sugar regt sich über die Behandlung auf (eher über die, dass er SIE nicht beachtet hat) und als Sophie sagt "Papa hat gesagt, ich sei ein gutes Mädchen" (oder so ähnlich), reagiert Sugar harsch und motzt "Hat er nicht!" und beschert Sophie eine maßlose Enttäuschung. Nun kann ich Sugar noch weniger leiden.


    Ja klar, diese Aussage macht Sugar unsympathisch - aber ist ihre Reaktion nicht sehr realistisch? Nach allem, wie man sie bisher kennengelernt hat, wäre es doch sehr unrealistisch, wenn sie sich in allen Situationen immer korrekt und rücksichtsvoll verhalten würde. Sie hat sich wegen Sophie schon oft auf die Zunge gebissen und böse Bemerkungen hinuntergeschluckt, aber dass ihr das immer gelingen soll, käme mir komisch vor.


    Ich glaube, in unser beider Leseverhalten besteht ein entscheidender Unterschied: du musst die Hauptakteure sympathisch finden, damit dir das Buch gefällt - ich nicht.
    (Hatten wir die Frage nicht einmal im Fantasyforum? Was ein Buch haben muss, damit es uns gefällt?)


    Zitat

    Ich für meinen Teil empfinde das als sehr klar: Die einzige, die Gutes tut, um des Guten willen ist Emmeline. Sugar will nicht mehr auf die Straße, weil sie sich zu sehr an das bequeme Leben gewöhnt hat. William will eine erotische Geliebte, weil Agnes ihn kurz hält. Agnes will hübsche Kleider und Gebete und Emmeline will helfen.


    Ja, da hast du natürlich recht. Aber ist z.B. das Gute, das Sugar tut, prinzipiell verwerflich, weil sie es aus niedereren Motiven tut als Emmeline? Wird durch ihre größtenteils selbstsüchtigen Beweggründe sozusagen der "Wert" der an sich guten Resultate geschmälert?
    Anders gesagt: wenn ein reicher Firmenchef eine große Summe für einen wohltätigen Zweck spendet, ist das gut, weil es Leid mildert. Wenn er das anonym tut, ist er wohl von einem besseren Charakter, als wenn er es werbewirksam an die große Glocke hängt. Aber ist es für das Resultat schlussendlich nicht wurscht? Hauptsache ist doch, er spendet - ob er das anonym macht und so in meinem persönlichen Ansehen steigt, oder ob er einen persönlichen Nutzen aus seiner Spende ziehen will und ich dadurch eine schlechtere Meinung von ihm als Mensch bekomme, tut im Endeffekt doch nichts zur Sache - solange durch seine Tat z.B. armen Kindern geholfen wird (sehr plakatives Beispiel, zugegeben).


    Hm, ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt und ihr habt jetzt nicht alle einen Knoten im Hirn wegen der Versuche, meinen Gedankengängen zu folgen. :redface:


    Liebe Grüße,
    Bluebell

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Hallo Bluebell,


    Zitat von "Bluebell"

    Ich glaube, in unser beider Leseverhalten besteht ein entscheidender Unterschied: du musst die Hauptakteure sympathisch finden, damit dir das Buch gefällt - ich nicht.
    (Hatten wir die Frage nicht einmal im Fantasyforum? Was ein Buch haben muss, damit es uns gefällt?)


    Da muss ich Dir jetzt widersprechen: Ich muss die Hauptcharaktere überhaupt nicht sympatisch finden oder mich mit ihnen identifizieren können, ABER: Sie müssen mich auf irgendeine Art und Weise berühren. Agnes beispielsweise mag ich auch nicht sonderlich, aber sie berührt mich.


    Michel Faber hat es jedoch noch nicht geschafft, mir Sugar (geschweige denn William) irgendwie näher zu bringen und da liegt bei mir wiederum die Vermutung nahe, dass sie zu oberflächlich charakterisiert werden. Ich kann mir auch Agnes und Sophie erheblich besser vorstellen als die anderen Personen.


    Auch finde ich, dass die gesamte Atmosphäre, die es anfangs gab, immer weiter abgenommen hat.


    Zitat

    Ja, da hast du natürlich recht. Aber ist z.B. das Gute, das Sugar tut, prinzipiell verwerflich, weil sie es aus niedereren Motiven tut als Emmeline? Wird durch ihre größtenteils selbstsüchtigen Beweggründe sozusagen der "Wert" der an sich guten Resultate geschmälert?


    Ich habe schon verstanden, wie Du das gemeint hast und ich hatte mir schon einige Jahre vor Michel Faber über dieses Thema Gedanken gemacht. Damals kam ich zu dem Schluß, dass ich einen Menschen, der Gutes um des Guten Willen tut, achtenswerter empfinde. Ich glaube, das war damals im Zusammenhang mit dem Tod von Lady Di, um den so ein Riesenwirbel gemacht wurde ("Ach übrigens: Mutter Theresa ist auch tot" - um mal Walter Moers zu zitieren).


    Damals gab es auch einen Bericht über einen/eine Prominente/n (weiß nicht mehr genau), der lange Jahre im Stillen wahnsinnig viel für 3. Welt Kinder getan hat - und niemand wusste davon. Im Gegensatz dazu beispielsweise die Prominenten, die wegen der Steuer Spenden. Hm...das ist mir einfach unsypmathisch und wenn man nur den ideellen Wert betrachtet, stufe ich die unbekannte Wohltat höher ein.


    Nun noch ein Spoiler bis fast Seite 800:


    Aha...ich wusste schon, warum mir William unsympatisch ist...nun vergewaltigt er auch noch seine bewusstlose Frau. DAS hat mich extrem gestört! Und ich sehe es wirklich als Vergewaltigung an, auch wenn das bis vor einigen Jahrzehnten in der Ehe nur ein "Kavaliersdelikt" war - bis wann? In die 80er?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.