Englische Bücher lesen

Es gibt 374 Antworten in diesem Thema, welches 66.044 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stormcrow.

  • @Stormcrow
    Ich war auch eher überrascht das ich so Probleme damit haben würde. Ich hab ja auch schon Jonathan Safran Foer gelesen und finde ihn eigentlich schwieriger als Pratchett^^ hatte aber weniger Probleme damit ihn zu lesen. Nation von Pratchett fand ich auch einfacher als seine Scheibenweltromane, ohne das Nation ein nidrigeres Niveau gehabt hätte.

  • Saltanah: für mich fühlt es sich auch völlig anders an, auf englisch über Gefühle zu schreiben. Ich kann es da viel besser, weil es mir geschrieben weniger kitschig vorkommt. Darum habe ich mit 18 angefangen, mein Tagebuch auf englisch zu verfassen. Da kam mein Geschmachte nicht ganz so schmalzig rüber :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Darum habe ich mit 18 angefangen, mein Tagebuch auf englisch zu verfassen. Da kam mein Geschmachte nicht ganz so schmalzig rüber :breitgrins:


    Das ist ja mal eine großartige Idee! :lachen: Ich glaube das muss ich auch mal versuchen..

    ~ The world is quiet here ~

  • Mir fällt es heute noch leichter, auf englisch über Gefühle zu reden. Da werde ich nicht so schnell weinerlich.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Zweitens ist da ein psychischer Effekt: Beim Lesen (oder Hören oder Sprechen) einer Fremdsprache werden die Gefühle weniger angesprochen als mit der Muttersprache. ... Natürlich kann auch ein fremdsprachliches Buch einen sehr starken Eindruck hinterlassen, aber die fremde Sprache bildet doch immer eine mehr oder weniger dicke Barriere. Vielleicht ist es nur eine dünne Haut, aber sie ist da, auch wenn man sie nicht immer wahrnimmt.


    Da muß ich ein Veto einlegen. Es hängt natürlich von der Sprache ab und wie gut man sie beherrscht, aber ich habe bei englischen Büchern oder Serien und Filmen, die ich auf Englisch anschaue, definitiv keine Barriere. Ganz im Gegenteil, wenn ein Buch auf englisch geschrieben wurde, geht es mir erst im Original so richtig unter die Haut, wenn es das Potential dazu hat. Für mich ist es meist eher die Übersetzung, die die Barriere bildet, außer sie ist wirklich außergewöhnlich gut. Leider habe ich sprachlich dieses innige Verhältnis nur zu Englisch. Und zu Deutsch, natürlich. :breitgrins:

  • Gedichte finde ich sehr oft im Englischen viel unpathetischer und trotzdem sehr ausdrucksvoll (gerne auch in möglichst britischem Englisch von einem guten Sprecher vorgetragen :herz: )

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine: Das sowieso. Englisch ist einfach nicht so floskelig wie Deutsch (obwohl auch deutsche Gedichte schön sein können).


    Grisel: Bei Filmen/Serien hast du natürlich da noch den Effekt von der Authentizität des Originalsprechers, welcher die Gefühle natürlich besser rüberbringt. Aber ich denke, das kommt durchaus auch auf den Betrachter an, wie du sagst, du hast es auch bei Büchern. :zwinker:


    Saltanah hat das schon mal bei einer anderen Gelegenheit von mir gelesen; Bei John Ajvide Lindqvist gefällt mit z.B Let The Right One In (dt. So finster die Nacht) - da steht's sogar schon im Titel - auf englisch irgendwie besser. Warum weiss ich nicht so genau, ich weiss nicht mal, welche Übersetzung die wirklich bessere ist. Aber irgendwie drängt sich mir das Gefühl auf, es passe mehr. Das kommt vor.


  • Grisel: Bei Filmen/Serien hast du natürlich da noch den Effekt von der Authentizität des Originalsprechers, welcher die Gefühle natürlich besser rüberbringt. Aber ich denke, das kommt durchaus auch auf den Betrachter an, wie du sagst, du hast es auch bei Büchern. :zwinker:


    Schon klar, es klang bei Saltanah nur so, als wäre das mit der Barriere eine unumstößliche Tatsache beim fremdsprachigen Lesen, was es - bei mir und Englisch - eben nicht ist.
    Außerdem ist das mit der Authentizität des Originals bei Büchern ja auch auch so, weil man niemals einen Satz in allen Nuancen 100 %ig übersetzen kann, ist die Übersetzung im Prinzip nicht mehr das gleiche, wie das, was der Autor geschrieben hat. Deshalb sollte ein Buch idealerweise von jemandem übersetzt werden, der tief eindringen kann und es idealerweise mag, denn im Prinzip "schreibt" der Übersetzer das Buch neu. Doch ist das aus Zeit- und Kostengründen natürlich nicht möglich.
    Und es betrifft auch vor allem die Bücher, wo der Sprachgebrauch des Autors nicht nur Vehikel ist, sondern Zusatzreiz.

  • He - da habt ihr zwei positive Aspekte der Sprachbarriere gebracht, die ich mir so noch nicht richtig klargemacht hatte. Horror ist in einer Fremdsprache weniger horrormäßig und damit leichter ertragbar und Kitsch ist weniger kitschig :breitgrins: . Gerade zweiteres habe ich schon öfter erlebt, wusste aber nie, wieso das so ist. Ich denke, Valentine hat die richtige Erklärung dafür gefunden.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ja, manche Dinge lassen sich eben auch gar nicht anständig übersetzen, siehe dazu z.B. den Übersetzungsböller-Thread ab hier. Oder einfach ein Terry Pratchett-Buch zur Hand nehmen... ;) Ich finde das dann immer richtig schade, wenn gewisse Sachen verloren gehen, insbesondere diese Begriffe oder Wortspiele, die auf Deutsch so gar nicht existieren/möglich sind.


    Dazu habe ich mich vor Jahren auf der Frankfurter Buchmesse einmal mit Helmut W. Pesch unterhalten können, der damals noch als Lektor bei Bastei arbeitete. Wir sprachen über die Übersetzung von Robert Asprins "Myth"-Zyklus, der sich ja auf der gleichen Stufe bewegt wie Pratchett, und Pesch sagte mir, dass der Verlag viele von Asprins Witzen eigentlich nacherzählen musste, weil sie einen soziokulturellen Hintergrund voraussetzten, der bei deutschen Lesern einfach nicht vorhanden ist. Asprin legte zum Beispiel sehr gerne amerikanischen Regionalpolitikern oder Fernsehheroen fiktive Zitate in den Mund, die dann bei Bastei kurzerhand durch einen Stoiber- oder Gottschalk-Witz ersetzt werden mussten, weil sonst niemand den Bezug verstanden hätte. Vor ähnlichen Problemen stand ja Karasek bei seinen Asterix-Übersetzungen oder sogar Erika Fuchs bei Donald Duck.


    Zur Sprachbarriere: Ist Horror auf Englisch weniger horrormäßig? Das kommt m. E. auch darauf an, wie gut man die Fremdsprache beherrscht. Ich empfinde den "Herrn der Ringe" im Original weitaus eindringlicher als in den trockenen Klett-Übersetzungen. Bei Sätzen wie "In rode the Lord of the Nazgûl. A great black shape against the fires beyond he loomed up, grown to a vast menace of despair. In rode the Lord of the Nazgûl, under the archway that no enemy ever yet had passed, and all fled before his face" läuft es mir bis heute kalt den Rücken hinunter, wenn ich sie nur hinschreibe. Überhaupt hat gerade Tolkien mich belehrt, dass das vorher von mir überwiegend verachtete Englisch eine wirklich wunderschöne Sprache sein kann, wenn es richtig gebraucht wird.


    Bei Filmen habe ich ein grundsätzliches Problem: Die lästige Gleichmacherei unserer Synchronisationen durch ein künstliches Einheitsdeutsch. Das gilt sogar für eher triviale Beispiele - als ich "Star Wars" im Original sah, wurde mir erstmals bewusst, wie intensiv die Figuren dort durch ihre unterschiedlichen Sprechweisen charakterisiert werden: Skywalker & Co. benutzen überwiegend ländlichen Dialekt, C3PO Upper-class-Britisch, Darth Vader ein gepflegtes Bühnenamerikanisch, der Imperator Shakespeare-Englisch mit Macbeth-Akzent. Im Deutschen wird das alles abgesäbelt und nivelliert (es sei denn, man schaut Krimis aus Wien), wodurch für mein Gefühl manches unnötig verloren geht. Besonders herb fiel mir das in der Szene in "Sieben Jahre in Tibet" auf, als Brad Pitt bei seinen chinesischen Bewachern protestierte: "Ich bin überhaupt kein Deutscher. Ich bin Österreicher!" Da war ich echt versucht, durch das Kino zu rufen: "Das merkt dir aber keiner an, Junge!"

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große


  • Zur Sprachbarriere: Ist Horror auf Englisch weniger horrormäßig? Das kommt m. E. auch darauf an, wie gut man die Fremdsprache beherrscht. Ich empfinde den "Herrn der Ringe" im Original weitaus eindringlicher als in den trockenen Klett-Übersetzungen. Bei Sätzen wie "In rode the Lord of the Nazgûl. A great black shape against the fires beyond he loomed up, grown to a vast menace of despair. In rode the Lord of the Nazgûl, under the archway that no enemy ever yet had passed, and all fled before his face" läuft es mir bis heute kalt den Rücken hinunter, wenn ich sie nur hinschreibe. Überhaupt hat gerade Tolkien mich belehrt, dass das vorher von mir überwiegend verachtete Englisch eine wirklich wunderschöne Sprache sein kann, wenn es richtig gebraucht wird.


    Für dieses Beispiel bei mir ja, weil für mein empfinden mehr mystisch als unheimlich. Dass das sprachlich mehr einschlägt, das ist natürlich klar. :zwinker: Es stimmt natürlich (bei mir) nicht immer, das kommt dann halt wieder drauf an, wie man die Sprache empfindet.


  • Zweitens ist da ein psychischer Effekt: Beim Lesen (oder Hören oder Sprechen) einer Fremdsprache werden die Gefühle weniger angesprochen als mit der Muttersprache. ... Natürlich kann auch ein fremdsprachliches Buch einen sehr starken Eindruck hinterlassen, aber die fremde Sprache bildet doch immer eine mehr oder weniger dicke Barriere. Vielleicht ist es nur eine dünne Haut, aber sie ist da, auch wenn man sie nicht immer wahrnimmt.


    Das ist ja interessant. Ich kenne diese Sprachbarriere sehr gut. Ich wusste gar nicht dass es anderen auch so geht. Ich habe früher immer wieder versucht Bücher auf Englisch zu lesen und hatte auch keine Probleme den Inhalt zu verstehen. Trotztdem haben mich diese Bücher nie wirklich berührt. Bei mir hat sich das erst geändert als ich für ein Jahr in Norwegen war und dort sehr viel Englisch gesprochen habe. Ich vermute es lag daran, dass Englisch für mich plötzlich keine künstliche Sprache mehr war die ich nur in der Schule benutzt habe. Sie ist zu einer Art Alltagssprache geworden mit der ich Menschen und Emmotionen verbunden habe. Seit dem spüre ich diese Barriere beim Lesen nicht mehr. Bei Norwegisch, dass ich ja in Norwegen gelernt habe hat es diese Barriere für mich dagegen nie gegeben.


  • Das ist ja interessant. Ich kenne diese Sprachbarriere sehr gut. Ich wusste gar nicht dass es anderen auch so geht. Ich habe früher immer wieder versucht Bücher auf Englisch zu lesen und hatte auch keine Probleme den Inhalt zu verstehen. Trotztdem haben mich diese Bücher nie wirklich berührt.


    Für mich besteht darin schon seit langem kein Unterschied mehr. Im Sommer habe ich die Bartimäus-Trilogie auf Englisch gelesen, und ich hatte beileibe nicht das Gefühl, dass mir die Sprache den Zugang erschwert hätte - eher im Gegenteil. Und das, obwohl ich nie mehr als vier Wochen am Stück in einer angelsächischen Umgebung gelebt habe (allerdings haben meine Frau und ich die ersten fünf Jahre lang Englisch untereinander gesprochen).

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • Für mich besteht darin schon seit langem kein Unterschied mehr. Im Sommer habe ich die Bartimäus-Trilogie auf Englisch gelesen, und ich hatte beileibe nicht das Gefühl, dass mir die Sprache den Zugang erschwert hätte - eher im Gegenteil. Und das, obwohl ich nie mehr als vier Wochen am Stück in einer angelsächischen Umgebung gelebt habe (allerdings haben meine Frau und ich die ersten fünf Jahre lang Englisch untereinander gesprochen).


    Schafft das nicht genug Bezug? :zwinker: Ich denke sobald der Bezug persönlicher wird oder wie Wickie eben sagt, die Sprache einem nicht mehr küsntlich erscheint, kann man den Zugang und die emotionen in der Fremdsprache genauso wahrnehmen. Ich empfinde gerade Englisch auch als sehr natürlich, aber der einzige Bezug ist ein ehemaliger Freund, zu dem ich jetzt auch keinen Kontakt mehr habe. Aber dieser Link schafft eine gewisse Nähe zu der Sprache, denke ich. Und doch bin ich weit genug davon weg, dass ich gewisse Horrorbücher besser ertrage (aber fange an, mich zu wiederholen).