Richard Morgan - Das Unsterblichkeitsprogramm

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 6.020 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von elwe.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    "Das Unsterblichkeitsprogramm" von Richard Morgan


    Privatdetektiv Takeshi Kovacs wird nach seinem Tod zur Erde geschickt, um einen Mord aufzuklären. Der Milliardär Bancroft hat ihn engagiert, um seinen, Bancrofts, Mörder zu finden.


    Klingt interessant, oder?
    Ist es auch.


    Richard Morgan beschreibt in seinem ersten Roman eine ferne Zukunft, in der man das Problem des Todes gelöst hat. Man stirbt einfach nicht mehr. Die Persönlichkeit eines Menschen wird in dem sogenannten Stack digital gespeichert. Körper nennt man "Sleeves" und trägt sie wie Kleidung. Wer genug Geld hat, lässt seinen Körper klonen oder kauft/mietet sich einen. Wer arm ist, muß sich mit billigen synthetischen Körpern begnügen. Wer auch dafür kein Geld hat, hat Pech gehabt, er bleibt auf unbestimmte Zeit im Stack gespeichert.


    Es fällt einem überhaupt nicht schwer, sich in die Welt von Richard Morgan hineinzuversetzen. Bereits nach wenigen Seiten ist man "drin". Die Welt, die der Autor beschreibt, unterscheidet sich nicht allzusehr von der unseren. Es gibt Gewalt und Perversionen, aber auch Liebe und Leidenschaft.
    Der Cyber-Krimi steht in Sachen Spannung anderen Krimis in nichts nach. Richard Morgan legt geschickt falsche Fährten und lässt seine Helden in Sackgassen laufen.
    Der Roman ist ein sehr gelungener Science-Fiction-Thriller und macht Lust auf weitere Bücher von Richard Morgan.


    Eine Fortsetzung ist bereits erschienen - "Gefallene Engel", das Buch kenne ich zwar noch nicht, aber es ist nur eine Frage des Geldbeutels... ähm, der Zeit.


    5ratten


    ***
    Aeria

  • Hallo Aeria,


    oh...das hört sich ja wirklich sehr interessant an! Habe ich mir gleich mal notiert! :klatschen:


    Nur der Vollständigkeit halber: Vergibst Du noch Leseratten? :smile:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hey, dazu kann ich auch meinen Senf beisteuern:


    Handlung:
    ======
    Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft: Die Menschen haben zahlreiche Planeten der Galaxis besiedelt, aber interstellare Raumfahrt gibt es so gut wie nicht. Kaum jemand reist körperlich von Planet zu Planet, in der Regel wird nur das, was man als "Geist" oder "Bewusstsein" bezeichnen könnte, auf die Reise geschickt. Man hat nämlich einen Weg gefunden, den menschlichen Geist vom Körper zu trennen. Die Gesamtheit aller Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle – kurz: die gesamte Identität eines Menschen, kann in Mikrochips gespeichert, in virtuelle Realitäten eingespeist und eben auch mit einer Art überlichtschneller Funkverbindung verschickt werden. Am Zielort wird das Bewusstsein dann einfach in einen anderen Körper eingespeist. Die gleiche Technik hat dafür gesorgt, dass der Tod seinen Schrecken verloren hat. Denn jeder Mensch trägt einen implantierten Chip (den "Stack") mit sich herum, in dem sein "Ich" permanent abgespeichert wird. Besonders Vorsichtige, die es sich leisten können, lassen sogar regelmäßig Sicherheitskopien ihrer Stacks an besonders geschützten Orten lagern, denn in dieser zukünftigen Welt kann man nur noch "endgültig" sterben, wenn der Stack zerstört wird – oder wenn man Katholik ist und das Resleeving aus religiösen Gründen ablehnt. Ansonsten wird das im Stack gespeicherte Bewusstsein einfach in einen anderen Körper – oder, wie man sich euphemistisch ausdrückt, einen "Sleeve" – geladen. Das kann ein Klon des eigenen, ursprünglichen Körpers sein, aber auch ein künstlicher Androide oder der gemietete Körper eines anderen Menschen, dessen Bewusstsein z.B. zur Strafe für ein Verbrechen für längere Zeit in einer Datenbank eingelagert wurde…


    Dieses Schicksal erleidet auch Takeshi Kovacs. Kovacs ist kein Mensch von der Erde, sondern ein Kolonist von Harlans Welt. Früher war er im Envoy-Korps, einer Spezialeinheit, deren Mitglieder sich durch besondere körperliche und geistige Fähigkeiten auszeichnen. Jetzt ist er Privatdetektiv, wurde aber während eines heiklen Auftrags erschossen. Kurze Zeit nach dem letalen organischen Defekt seines alten Körpers (vom Tod spricht man in diesem Zusammenhang nicht mehr), wird Kovacs im Auftrag des superreichen und uralten Laurens Bancroft resleevt. Er soll Bancrofts angeblichen Selbstmord untersuchen – Bancroft hat sich, wie die Polizei annimmt, selbst den Kopf weggeblastert, und zwar mitsamt dem darin befindlichen Stack. Dass Bancroft noch am Leben ist, hat er nur dem regelmäßigen Update seines Bewusstseins zu verdanken. Leider liegen zwischen dem letzten Update und dem angeblichen Selbstmord mehrere Stunden, so dass Bancroft keine Ahnung hat, was in der Zwischenzeit vorgefallen ist. Jedoch behauptet er steif und fest, es müsse sich um einen Mordanschlag gehandelt haben. Kovacs beginnt zu ermitteln – gezwungenermaßen, denn würde er sich weigern, würde er sofort wieder für längere Zeit "eingelagert" werden. Die Zusammenarbeit mit der Polizei gestaltet sich schwierig, was nicht zuletzt daran liegt, dass Kovacs neuer Sleeve der Körper eines Polizisten ist, der mit der leitenden Beamtin im Fall Bancroft liiert war.


    Schon gleich bei seiner Ankunft im Hotel wird ein Mordanschlag auf Kovacs verübt, den er nur überlebt, weil die KI des Hotels den Attentätern noch nicht den Gast-Status zugebilligt hat und sie mit einer Zimmerflak zerlegt. Gleich die erste Spur, die Kovacs verfolgt, führt ihn in ein mehr als zwielichtiges Milieu und es stellt sich schnell heraus, dass Bancroft mehr zu verbergen hat als gelegentliche Bordellbesuche. Doch das ist nur die Spitze eines Eisbergs aus Intrigen, Täuschungen, Machtkämpfen und Korruption. Sehr bald stellt Kovacs fest, dass er sich in Angelegenheiten eingemischt hat, die für einen normalen Privatdetektiv mehrere Nummern zu groß wären. Aber Kovacs ist kein normaler Schnüffler, und das wissen auch seine Gegenspieler. Kovacs muss all sein Können als ehemaliger Envoy-Soldat aufbieten, um am Leben zu bleiben…


    Kringels Meinung:
    ===========
    Über weite Strecken liest sich dieser Roman trotz (oder vielleicht gerade wegen) des harten Cyberpunk-Ambientes wie ein alter Philip-Marlowe-Krimi, man fühlt sich in einen Film Noir versetzt. Dazu trägt natürlich auch die lakonische, zynische Ich-Erzählweise bei. Gerade dieser Kontrast zwischen Stil und Szenerie ist äußerst interessant und macht das Buch zu einem echten Vergnügen – jedenfalls in der ersten Hälfte. Der Erzählfluss wird ab der zweiten Hälfte aber immer öfter durch sehr drastische Szenen aufgebrochen, in denen Kovacs entweder windelweich gefoltert wird oder selbst brutalste Gewalttaten ausübt – derartige Taten, die "organische Defekte" zur Folge haben, wiegen in einer Welt der virtuellen Unsterblichkeit eben nicht mehr sonderlich schwer. Zwei bis drei ebenfalls recht deftige, explizit geschilderte Sexszenen könnten bei zart besaiteten Lesern ebenfalls für Irritierung sorgen. Man wird übrigens nicht ganz schlau aus dem Anti-Helden Kovacs, vielleicht deshalb, weil die Rückblenden auf seine Envoy-Vergangenheit zu knapp ausfallen. Man versteht seine Motivation, einerseits Dutzenden von Unbeteiligten das Lebenslicht (endgültig) auszublasen ebenso wenig wie sein späteres Bestreben, irgendwelchen Leuten, die unter die Räder der Macht gekommen sind, wieder auf die Beine zu helfen. Auch wirkt er manchmal etwas zu sehr wie ein unbesiegbarer Superheld. Das ist aber nur solange der Fall, bis er auf ebenbürtige Gegner trifft.


    Das zentrale Thema dieses Romans – die Trennung von Geist und Körper – wird aber sehr konsequent ausgearbeitet. Die Anwendungsmöglichkeiten des Resleeving und die Auswirkungen dieser Möglichkeiten auf die menschliche Gesellschaft sind teilweise schon sehr bizarr. So können Männer in weiblichen Körpern resleevt werden, Bewusstseine können in virtuellen Folterkammern solange mit Konstrukten oder Duplikaten ihrer selbst konfrontiert werden, bis sie den Verstand verlieren, man kann sich doppelt sleeven lassen oder in den künstlich aufgerüsteten Körper eines Androiden schlüpfen. Der menschliche Körper ist zu einer billigen, beliebig austauschbaren Massenware geworden. Man wechselt den Sleeve so leicht wie ein Paar Schuhe und die schlimmste Strafe außer der Zerstörung des Stack ist die "Einlagerung", durch die man ganze Jahrhunderte verlieren kann. Dabei stellt sich natürlich immer die Frage: Ist das, was im Stack gespeichert wird, wirklich die vollständige, "echte" Persönlichkeit oder nur eine kalte Ansammlung von Daten? Halten die wieder zum Leben Erweckten sich nur aufgrund ihrer Erinnerungen für echte Menschen, sind tatsächlich aber nur bessere Roboter? Die Kälte und Seelenlosigkeit, mit der Morgan die meisten Menschen in diesem Roman agieren lässt, erst recht solche, die nach mehreren "Wiedergeburten" schon Jahrhunderte durchlebt haben, wäre ein Hinweis darauf. Man könnte also sagen, dass die Gewalt als Stilmittel zur Darstellung einer Welt eingesetzt wird, die längst ihre Menschlichkeit verloren hat – ein Verlust, der von niemandem bemerkt wurde…


    Dass man manchmal das Gefühl hat, Morgan habe sich ausgiebig bei anderen Romanen oder Filmen des Genres bedient, hat einen simplen Grund: Düstere High-Tech-Zukunftswelten dieser Art hat es einfach schon zu oft gegeben. Die Resleeving-Idee ist genau genommen das einzig wirklich Neue, was Morgan inhaltlich beizusteuern hat. Die Verbindung zwischen knallhartem Thriller und SF ist zwar nicht neu (an dieser Stelle sei nur an Timothy Truckle erinnert), aber doch "mal was anderes".


    Dies ist kein Buch für empfindliche Gemüter. Manchmal fällt es schwer, die vielen Nebenfiguren und Subplots auseinanderzuhalten. Die Auflösung des Kriminalfalls ist zwar schlüssig, wirkt aber doch etwas unbefriedigend. Spaß macht der Roman trotzdem.


    Die Fortsetzung, "Gefallene Engel", ist im Urlaub dran. Montag Nacht geht's los!

  • Klappentext:
    Privatdetektiv Takeshi Kovacs kann sich über seinen neuen Auftrag nur freuen - hatte ihn der letzte ja eigentlich das Leben gekostet. Aber der Tod scheint inzwischen kein Problem mehr zu sein. Oder etwa doch?


    Autor:
    Richard Morgan wurde 1965 in Norwich, England, geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete etliche Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. "Das Unsterblichkeitsprogramm" wurde auf Anhieb ein großer Erfolg und mit dem Philip K. Dick Award ausgezeichnet.
    Morgan lebt in Glasgow.


    Meine Meinung:
    Kovacs kam auf seiner Heimat Harlans Welt wiedermal um´s Leben und erwacht auf der Erde im Körper eines Polizisten. Dieses "sleeven" ist völlig normal, weil alle (außer Katholiken) ihren Geist in einem sogenannten Stack... eine Art Chip ... aufbewahren, der sich beliebig in fremde Körper einsetzen lässt.
    Sein über 300 Jahre alter Auftraggeber, ein einflußreicher Geschäftmann, bittet Kovacs seinen Mord aufzuklären.
    Dabei gerät Kovacs von einem Schlamassel in den nächsten.


    Ein Cyberkrimi der Sonderklasse. Wer harte Gewalt und S.e.x.szenen nicht mag, sollte die Finger von dem Buch lassen. Die kommen nämlich recht oft vor.
    Ansonsten glänzt Morgan durch Ideenreichtum und bringt ihn sehr detailgenau zu Papier. Er schafft eine Welt in der das Klonen normal ist, die Armen auf günstige recycelte Körper zugreifen können, fliegender Autoverkehr und synthetische Fahrer nicht weg zu denken sind und KI´s das Leben mitbestimmen.
    Ganz faszinierend fand ich seine Beschreibungen zu Anfang, als Kovacs aus dem Geltank in einer Art Bahnhof für Wiedererwachte ankommt ....
    Und wer sich keinen Körper leisten kann, kann in einer virtuellen Welt hausen und lässt sich von den noch lebenden Verwandten die Miete für eine Wohnung im Netz bezahlen.


    Die vielen Eindrücke, die ich beim Lesen hatte, kann ich nicht alle wiedergeben. Das spricht für das Buch und wäre volle Punkte wert. Ich ziehe allerdings für die manchmal sehr vulgäre Ausdrucksweise etwas ab.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Weitere Bücher mit Kovacs als Hauptperson (in sich abgeschlossen):
    - Gefallene Engel
    - Heiliger Zorn


    LG Kati

  • Zu diesem Buch gibt es schon einen Thread - hier.


    Schön, dass es dir gefallen hat, Kati. Die "vulgäre Sprache" habe ich einfach so hingenommen, sie hat mich nicht gestört, irgendwie passte sie einfach zur Geschichte.


    Willst du auch die Fortsetzungen lesen? "Gefallene Engel" subbt bei mir, den dritten Band habe ich noch nicht.


    ***
    Aeria


    [size=9px]EDIT: Danke für den Hinweis Aeria, ich habe die zwei Threads zusammengefügt.[/size]

  • Na das ist ja lustig, ich bin gestern gerade fertig geworden mit dem Buch.
    Mir hat es sehr gut gefallen. Auch schön fand ich, wie alles aufeinander aufgebaut hat.
    Eine Rezi dazu möchte ich allerdings nicht schreiben, weil ich im Moment von dem Buch sehr erschlagen bin und seither nicht mehr richtig weiß, was lesen... :sauer:

  • Irgenwie hab ich ja eh grade mal wieder Lust bekommen einen Science Fiktion Roman zu lesen - kommt zwar bei neuerer nich so oft vor aber ich bin richtig neugierig geworden (vorallem durch Kringels ausführlicher Rezi)

  • Zitat von "Aeria"

    Willst du auch die Fortsetzungen lesen? "Gefallene Engel" subbt bei mir, den dritten Band habe ich noch nicht.


    "Gefallene Engel" ist nur noch ziemlich lupenreine Military-SF, "Heiliger Zorn" ist schon eher wieder mit Band 1 zu vergleichen, bietet auch eine bessere Handlung (besser nachvollziehbare Motivation Takeshis). Deftige Poppszenen und explizite Gewalt gibt es in beiden Büchern.

  • Ups ... ich hab keine Suche benutzt. Sorry! :redface:


    @Marypipe
    Geht mir ähnlich. Hab mittlerweile schon zwei Bücher angefangen und wieder weggelegt. Irgendwie bin ich total unentschlossen. :redface:


    Aeria
    Ich werde die anderen Teile auch noch lesen, aber noch nicht gleich.
    Schaffe sonst meinen SUB-Wettberwerb nicht.


    @Kringel
    Military-SF? Kannst du das mal für Dummies erklären? :blume:


    LG Kati

  • Nun, in der Military-SF geht es hauptsächlich um Krieg, wie der Name schon sagt. Space-Operas, in denen riesige Raumflotten gegeneinander kämpfen und wo die Helden Soldaten sind, die sich mit martialischem Ton unterhalten, sind zum Beispiel typische Military-SF.

  • ich fand das buch auch ziemlich gut! besonders die atmosphäre hat es mir angetan! ob ich mir die anderen zwei bücher besorgen werde, weiß ich aber noch nicht so genau.


    4ratten

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    5ratten
    Zum Buch:


    Wir befinden uns in einer Zukunft, in der es möglich (und Teil des normalen Lebens) ist, die Persönlichkeit eines Menschen virtuell zu speichern und in beliebige Körper einzuspeisen. Damit ist praktisch Unsterblichkeit garantiert. Nach dem Tod eines Menschen kann der letzte Stand seiner Erinnerungen von einem Chip im Kopf ausgelesen und entweder in einen neuen (natürlichen oder synthetischen) Körper übertragen, oder in einer Art Zentralarchiv für unbestimmte Zeit gespeichert werden.


    Takeshi Kovacs ist ein ehemaliger Envoy. In einem Zeitalter, in dem die Menschheit längst Zugang zu anderen Sonnensystemen hat und diese auch besiedelt, wurde von der U.N. das Envoy-Korps erschaffen, eine Spezialeinheit, deren Mitglieder an Konfliktbrennpunkten überall im Universum in bereitgestellte Körper materialisiert werden können - wo eine physikalische Reise Jahrzehnte oder mehr dauern würde, können Daten innerhalb von Stunden übertragen werden.
    Nach seinem letzten Tod wird Kovacs in einen Körper auf der Erde übertragen, im Auftrag des einflussreichen Politikers Laurens Bancroft, der will, dass Kovacs mit seinen legendären Spezialfähigkeiten einen mysteriösen Fall für ihn untersucht. Denn Bancroft hat offenbar in seinem Haus Selbstmord begangen, auf eine Art und Weise, die den Chip in seinem Kopf zerstört hat - somit ist die Erinnerung von ca. 24 Stunden seit dem letzten Backup verloren. Bancroft glaubt aber nicht, dass er sich selbst getötet hat, auch wenn die Polizei das anders sieht.
    Kovacs Ermittlungen führen ihn bald tief in die Abgründe der Rotlichtviertel von Bay City, dem einstigen San Francisco, während zahlreiche Parteien ihn davon abzuhalten versuchen, seinen Auftrag auszuführen: Bancrofts Frau Miriam. Die Polizistin Kristin Ortega, mit der Kovacs bald rauhe Kameradschaftlichkeit verbindet. Ein russischer Killer. Und undurchsichtige Organisationen, die mit illegalem Organ- und Körperhandel zu tun haben.
    Doch die Wahrheit liegt an ganz anderer Stelle...




    Meine Meinung:
    Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll, meine Begeisterung in Worte zu fassen. Vielleicht damit, dass ich etwa ab der Hälfte des Buches jede freie Minute damit verbracht habe, es zu Ende zu lesen, mit einer fast fieberhaften Besessenheit, weil ich mich der Faszination dieses Plots einfach nicht entziehen konnte.
    Oder mit dem Gefühl tiefster Befriedigung, als ich die letzte Seite zugeschlagen habe, enorm gesättigt. So als hätte ich alle Kraft und Energie in das Lesen dieses Buches versenkt und nichts ist mehr übrig. Zu Recht.
    Lange hat mich kein Buch so sehr gefesselt.
    Faszinierend an Altered Carbon (wie auch an allen anderen Richard Morgan Büchern) ist, wie sich rasante Action und Spannung auf höchsten Niveau die Waage halten mit einer bemerkenswerten Tiefe, die noch lange im Kopf hängenbleibt und zum Philosophieren und Nachdenken einlädt. Diese Kombination findet sich eher selten und ist hier aufs Kunstvollste verflochten.
    Die Charaktere entwickeln eine große Lebendigkeit. Ich war verblüfft, dass mir selbst die künstliche Intelligenz des vollautomatischen Hotels, in dem Kovacs logiert, fest ans Herz gewachsen war, als ich das Buch aus der Hand legte. Die Motive und Handlungsmuster der Protagonisten sind vollkommen glaubwürdig und von zwingender Logik, die manchmal weh tut, aber die Glücksmomente umso intensiver erlebbar macht.
    Schließlich die Handlung selbst, die ich bis zum letzten Moment nie ganz durchschaut habe. Twist folgt auf Twist, immer gibt es noch eine Windung, und noch einen Winkel, der plötzlich alles in neuem Licht erscheinen läßt.


    Altered Carbon ist ganz großes Kino. Für Erwachsene. Das Buch ist Blood, S ex & RocknRoll. So lebendig, dass man es manchmal kaum ertragen kann und trotzdem nicht von den Seiten loskommt.

    :lesen: Anna im blutroten Kleid

    Einmal editiert, zuletzt von elwe ()