André Pilz No llores, mi querida - Weine nicht, mein Schatz

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 12.009 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von momo.

  • Ich hoffe, es ist okay, nur zu zweit ein Buch zu lesen, aber man muss ja nicht immer mit der Masse gehen. :smile: Sollte es nicht legitim sein, bitte melden, dann besprechen wir das Ganze einfach über private Nachrichten.


    Inhalt:


    Der erste deutschsprachige Skinhead-Roman, nicht von einem Journalisten oder Kinderbuchautor, sondern von einem Skinhead geschrieben.
    André Pilz, Jahrgang 1972, hält sich mit diversen Jobs über Wasser und ist Gitarrist einer Oi!-Punkband. Wenn André Pilz über den Skinhead „way of life“, über Gewalt im Stadion, Stress mit Einwanderergangs oder Neonazis in der Szene schreibt, weiß er, worüber er spricht.
    „Ein Leben lang der letzte Dreck. Ein Leben lang haben sie mich geschlagen und gedemütigt, und ich habe es regungslos hingenommen. Ein artiger, braver Junge. Doch irgendwann war irgendein Schlag zu viel, und ich habe begonnen, mit meinen Augen zu sehen, mit meinen Ohren zu hören, und meinen Verstand gebraucht. Ich habe gelernt. Und mir den Kopf geschoren und Euch den Krieg erklärt.“
    Aber „No llores, mi querida – Weine nicht, mein Schatz“ ist keine verkappte Autobiographie, kein Tagebuch, sondern ein erstklassiges, bis zur letzten Zeile superspannendes Stück Literatur.
    „Gewalt ist die einzige Form von Achtung, die wir von Euch erzwingen können. Gewalt ist in Eurem Spiel nicht erlaubt, jedenfalls nicht die, die die Leute beim Einkaufen oder Spaß haben stören könnte. Aber wir, wir lieben sie. Nur die Gewalt auf der Straße und im Stadion schafft es, uns für kurze Zeit über Euch zu stellen. In dem Moment, wo es knallt, da spüren wir Eure Angst. Vor uns, den Glatzköpfen.“


    extra courage: Den Kopf geschoren und den Krieg erklärt
    (Buchvorstellung)


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    Angemeldet für die Leserunde hatte sich:


    momo
    Lara1985

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    Auf jeden Fall mein erster Eindruck: Nach einem Schock zu Beginn finde ich mich immer besser in dem Text zurecht. Naja, die vulgären Ausdrücke sind zwar im wirklichen Leben weniger mein Ding, aber die Sprache gefällt mir ansonsten sehr, sehr gut.


    [size=9px]Edit: Bitte auch die Leserundenteilnehmer und den Inhalt des Buches posten! LG nimue[/size]

  • Hallo Lara


    Bin leider noch nicht zum Lesen gekommen, da ich das Buch noch nicht besorgt habe. Aber ich werde es sicher bald haben.
    Wieso war das Buch am Anfang ein kleiner Schock für dich? Kommen darin wirklich so krasse Ausdrücke vor?

  • Weniger die Ausdrucksweise als die Denkweise des Ich-Erzählers hat mich am Anfang ein wenig geschockt. Jetzt gehts besser, ich warte aber gerne, bis Du das Buch auch hast, sonst machts einfach weniger Spaß!!!

  • Danke fürs Warten. :smile:
    Werd mich beeilen es zu bekommen

  • Ok ich hab es jetzt auch entlich. :klatschen:
    Hab auch gleich angefangen mich reinzulesen und es gefällt mir echt gut. Was die harte Sprache angeht muss ich dir recht geben: Sie ist schon ziemlich krass. Aber ich denke so ist doch auch die Realität in der unser Held lebt: Krass und hart! Oder?
    Schon auf den ersten Seiten ist mir dieser Wiederspruch aufgefallen, wenn er Leute verprügelt, nur weil die wieder andere angegriffen haben. Obwohl dieser Wiederspruch nicht nur mir sondern dem Skinhead selbst ja auch auffällt: "Da wimmelt es nur so von Zuhältern, Kriminellen, Pennern und Kanaken - und so kranken Typen wie mir."

  • Ja, ich finde auch, daß da Widersprüche sind, aber das liegt wohl in der Natur des Ich-Erzählers. Super find ich, daß neben der brutalen Seite auch die 'weiche', romantische Seite von Rico gezeigt werden. Also, ich finde das Buch genial, allerdings würde mich schon interessieren, wieviel davon biographisch ist.

  • :smile: als Beispiel für romantische Stellen:


    "Sie packte mich am Kragen und küsste mich. Sie wurde ganz weich. Wir stolperten hoch in ihr Zimmer. Sie legte sich auf’ s Bett und ich legte mich auf sie. Wenn Mädchen erregt sind, können sie richtig glühen. Als hätten sie Fieber. Als würden all ihre Knochen vergehen, alles in ihnen schmelzen. Mädchen sind etwas Heiliges. Verletzliche Engel, mit gebrochenen oder ramponierten Flügeln. Man muss sie aufheben, ihren Schmerz lindern, sie zurück in die Luft befördern, damit sie dem Himmel wieder näher sind."

  • Mir ist auch schon aufgefallen das Rico eigentlich ein richtiger Romantiker ist. So will er sich am Anfang seiner Skinheadzeit ja auch das Leben wegen einem Mädchen nehmen und wird dann lieber Skin. Außerdem sagt er ja auch mal "Verlieben ist das Geilste".
    Das erinnert mich als Ärzte Fan natürlich an das Lied "Schrei nach Liebe". Dich auch? :zwinker:
    Ich denke das Rico aus Trotz und Wut auf die Welt Skin geworden ist. Im Grunde ist er ja ein anständiger Typ, aber seine Erfahrung hat ihm gezeigt, dass man nur mit Gewalt statt Ehrlichkeit weiter kommt. So ist ja eigentlich vorallem sein Umfeld daran Schuld, dass er so radikal vom braven, liebenswürdigen Kerl zum brutalen Skinhead mutiert ist.
    Und irgentwie kann ich auch Ricos Wut auf den Rest der Welt verstehen. Allerdings finde ich Skinhead werden ist die falsche Lösung des Problems. Es gibt sicher mehr Möglichkeiten aus solchen Sachen raus zu kommen anstatt an dem nächst besten Sündenbock seine Wut auszulassen.

  • Irgendwie ist Rico ein Gerechtigkeitsfanatiker. Er ist ja auch kein Rassist (trotzdem kommen hin- und wieder rechte Sprüche von ihm, ist schon ein bißchen ein Widerspruch, aber Rico ist ja in vielen Sachen sehr widersprüchlich ... romantische/brutale Seite) und will ja eigentlich nicht, dass Unschuldige zu Schaden kommen. Ich weiß nicht, aber beim Lesen des Buches denke ich mir oft, einige dieser Gedanken, die Rico hat, könnten auch Leute wie die Attentäter von London haben (überhaupt schon der Anfang: Ein Leben lang der letzte Dreck. Ein Leben lang haben sie mich geschlagen ... usw.). Rico ist ja auch voller Wut, allerdings will er es nur denen zurückzahlen, die ihn gedemütigt haben (oder demütigen wollen). Also, mich nimmt das Buch ziemlich mit, was ja aber eigentlich für den Roman spricht ... letzte Nacht jedenfalls habe ich sogar davon geträumt.

  • Also wenn du schon davon träumst muss er dir ja echt an die Nieren gehen.
    Also ich hab mir mal ein paar andere Bücher zum Thema Skinheads besorgt. Habe allerdings noch nicht angefangen sie zu lesen, weil ich noch ganz beim eigentlichen Buch bin.
    Außerdem habe ich mir in meiner Bibliothek den Film Oi! Warning vorgemerkt. Darin geht es auch um einen jungen Kerl der in die Skinheadszene kommt, dann allerdings einen Punk kennen lernt, der ihm auch die andere Seite der Sache zeigt. Der Film soll sehr gut sein und ist in schwarz weiß gehalten. Ich denke der zeigt auch ganz gut wie es in der Szene zugeht, da er von Leuten aus der Skinheadszene gemacht wurde.

  • Also ich nehme mal an, dass schon einige Sachen in dem Buch überzeichnet sind ... ich weiß nicht, ob es wirklich so schlimme Typen wie diesen Ramon gibt. Wahrscheinlich schon, aber hier kommen ihre Schattenseiten schon sehr geballt. Auf jeden Fall gefällt mir der Stil sehr, sehr gut, ich finde es schade, dass es nicht mehr junge Autoren gibt, die so schreiben. Ist irgendwie Popliteratur, aber doch irgendwie anders (jedenfalls kaum mit Stuckrad-Barre oder so vergleichbar). Mich erinnern manche Passagen an Sibylle Berg, besonders die düster-traurigen.


    Oi! The warning habe ich im Fernsehen gesehen. Ist ein guter Film, allerdings auch leicht übertrieben( will Dir ja nicht zuviel verraten, schau ihn Dir erst an!).

  • Den Film werde ich mir auf jeden Fall ansehen.
    Allerdings muss ich zu geben :rollen: das ich keinen der Autoren kenne die du da aufzählst. Was haben die denn so geschrieben und war es gut?
    Ich bin gerade an der Stelle an der Maga ihn verlassen hat. Irgentwie hatte ich ja schon am Anfang der Beziehung der beiden das Gefühl, dass das nicht lange hält und Maga eigentlich nur Sex will. Aber ich denke Rico ist da so verliebt das er das gar nicht richtig mitbekommt.

  • Finde ich witzig dass du mit Rico mitfühlst; mir gehts da aber ähnlich, obwohl er ich mich schon das ein oder andere Mal über ihn aufrege ... :grmpf::grmpf:

  • PS: bei Stuckrad Barre hast du nicht viel verpaßt (er war eine zeitlang das Idol der Popliteraten, kam auch ständig auf MTV usw), Sibylle Berg dagegen finde ich genial ... ziemlich schräg, ordinär und depremierend, aber irgendwie auch witzig ... angeblich hatten die beiden auch eine heiße Affäre.

  • Ich bin ja eine total Ahnungslose :rollen:
    Wann kommt den sowas wie Literatur auf MTV. Ich wei0 nur das es von MTV eine Bücherreihe gab, aber mehr nicht.

  • Naja, der Stuckrad-B. war eine Zeitlang sowas wie ein Popstar. Der hatte doch auch was mit der Anke Engelke. Jedenfalls hat er jetzt eine Sendung im Schweizer Fernsehen. Ich habe ein Buch von ihm "Soloalbum", fand ich aber wie gesagt nicht so toll. Ich war 'damals' (vor 8 Jahren??) ja auch noch zu jung, aber ich habe das über meine Cousine mitbekommen. Die war ein totaler Fan von ihm.


    Zu unserer kleinen Leserunde: Schau mal, aus dem Buch wurde sogar im Radio zitiert und zwar unter:


    http://www.kirche-im-swr.de/Worte/worte06-12.htm


    ... das finde ich schon erstaunlich, gerade da ja von der Kirche schnell mal etwas mit solchem Inhalt verdammt wird. Auch meine Schwester, die einen Blick in das Buch geworfen hat, war entsetzt. Naja, vielleicht bin ich auch abgehärtet - wenn man sich so in der Straßenbahn anhört, was die Teenies so reden ...

  • Also meine Mutter hat auch schon ein bissel sich herein gelesen, als ihr auf einer Zugfahrt langweilig war und ich es ihr überlassen hatte. Die harte Sprache hat auch sie gestört, aber trotzdem hat sie angefangen es zu lesen, und das obwohl ich noch andere Bücher dabei hatte. (Ich trage als mindestens 2 bis 3 Bücher mit mir herum :rollen: )
    Eigentlich wird auf dieser Kirchenseite ja nur ein sehr harmloser Teil aus dem Buch zitiert. Leute die den lesen denken wahrscheinlich, dass das eigentlich ein sehr harmloser junger Mann ist der nur durch falsche Leute Skinhead geworden ist. Es wäre viel interessanter, wenn man noch die Stelle am Anfang des Büches dazu zitiert hätte, als er seine eigene Mutter nicht erkennt.

  • Ja, Du hast recht, das sind wirklich harmlose Stellen. Aber immerhin scheint der, der daraus zitiert, das Buch ja auch gelesen haben, denke ich mal. Also meiner Mama würde ich das Buch niemals geben - ich glaube, die würde es gewaltig umwammsen!!!!! :smile:


    Auf jeden Fall fällt mir auf, dass die Geschichte in einem bestimmten Rhythmus geschrieben wurde, ich kann da jedenfalls kaum aufhören zu lesen.


    Ich habe auch immer 2, 3 Bücher in meinem Rucksack, ich lese die auch meist nebeneinander. Allerdings muss ich zugeben, dass ich viele Bücher nur anfange und dann nicht zu Ende lese. Naja hat auch damit zu tun, dass ich Bücher oft ausleihe und nach 3 Wochen ist die Frist halt um.


    Wie weit bist du denn? Ich trau mich nie was zum Inhalt zu schreiben, weil ich Angst habe, ich könnte dir was verraten.

  • Naja :rollen:
    Also ich muss gestehen das ich nicht so weit bin wie du, weil ich auch noch bei der "Hundert Jahre Einsamkeit" Leserunde mitmache. Ich bin jetzt auf Seite 110. Hab also ungefähr die Hälfte hinter mir. Mein Problem ist das ich mich gerne mit dem Lesen überschätze und mehr aus der Bibliothek mitnehme als ich überhaupt so schnell lesen kann. Ich arbeite nämlich dort und bin so ständig Leseverlockungen ausgesetzt.
    Im übrigen finde ich drei Wochen Leihfrist ein bissel wenig. Du kannst dort doch sicher auch verlängern? Oder?
    Ich werde jetzt aber versuchen mich ein bissel zu beeilen. Versprochen! :zwinker:
    Übrigens. Was heißt eigentlich "umwammsen"? Hab ich ja noch nie gehört.

  • Ja, Du hast Recht, verlängern ist möglich, allerdings NUR, wenn man nicht überzogen hat, und ich überziehe aus Prinzip ein, zwei Tage, erst dann bemerke ich, dass ich es zurückgeben muß. Man kann bei uns nämlich Online verlängern.


    Ist okay, Du mußt Dich nicht beeilen, um Gottes Willen. Wir können ja auch danach noch diskutieren, wenn wir beide durch sind!


    UMWAMMSEN = UMWERFEN, steirischer Spezialausdruck


    Und apropos Stuckrad-Barre: heute kommt von 2 bis 5 Uhr morgens auf 3 SAT nur er. Ich glaube, das sind die Folgen, die für das Schweizer Fernsehen produziert wurden.


    Zum eigentlichen Thema "No llores" - hast Du eigentlich jemals etwas Ähnliches gelesen? Mir fallen nämlich kaum Bücher ein, die in dieser Art geschrieben wurden.