[Thriller] Bret Easton Ellis - American Psycho

Es gibt 69 Antworten in diesem Thema, welches 21.957 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wendy.

  • @Nimue:


    habe wohl in den Anmeldebedingungen übersehen, dass das erste Posting positiver Natur sein muss. :zwinker:
    Mir erschien das Posting von "mondpilz" bloss leider so exemplarisch für eine bestimmte Art von Leser, die das Buch nur wegen seiner Gewaltszenen zur Hand nehmen bzw. bewerten, oder im schlimmsten Falle vielleicht sogar noch für weitaus merkwürdigere Zwecke missbrauchen...

  • @Nimue


    ...achso, und was Deine Einschätzung des Buches betrifft: es ist wohl weniger als klassischer Unterhaltungsroman im Sinne der Werke Stephen Kings oder ähnlicher "seichter" (wenn auch durchaus fähiger) Horrorautoren zu betrachten, als vielmehr als ätzende Sozialsatire/Milieu- bzw Zeitgeiststudie. Und da trifft das Buch meiner Meinung nach durchaus voll den Nerv der Zeit, bzw. es beschreibt in überzeichneter Form hervorragend die in den ausgehenden 80er'n -beginnenden 90er'n vorherrschende Entwicklung. Machte man sich in den 70er/frühen 80er Jahren durchaus im Großen noch Sorgen um gesellschaftliche Themen wie Umweltschutz/soziale Gerechtigkeit/Konsumverweigerung, so trat spätestens ab den späten 80ern an diese Stelle ein hoher Individualisierungsdrang( bzw. Zwang) verbunden mit Konsumgeilheit/Oberflächlichkeit/Profitstreben/der verstärkten Hinwendung zu Äußerlichkeiten (könnte man als Eindringen des Yuppietums in den gesellschaftlichen Mainstream beschreiben). Diese Entwicklung zu beschreiben, bzw. das Leiden des Individuums (trotz einer aktiven Teilnahme) daran zu schildern, ist Bret Easton Ellis mit der Erschaffung des Charakters Patrick Bateman meines Erachtens sogar hervorragend gelungen. Er tut dies natürlich anhand des sehr extremen, aber auch passenden Beispiels des kaltherzigen Finanzjongleurs, und wenn man aktuelle politische Diskussionen (die Heuschreckendebatte, Massenentlassungen, Ackermann-Prozess, Verrohungsprozesse der Jugend usw.) verfolgt, könnte man sogar geneigt sein zu behaupten, dass der Charakter Batemans (und damit das Buch) dem deutschen Zeitgeist gottseidank 15 Jahre voraus war (mal abgesehen davon, dass Bateman in New York sein Unwesen treibt und die amerikanischen Verhältnisse ja sowieso noch etwas drastischer zu sehen sind). Sicher kann man über Drastik und Ausmaß der geschilderten Gewaltexzesse streiten, aber erstens ist eine Diskussion über ein Buch ja schon mal etwas Sinnvolles an sich (das Buch polarisiert wie nur ganz wenige andere), zweitens wäre die Aussage des Buches vielleicht nicht ganz so klar geworden, wenn Bateman statt zu morden irgendetwas anderes Extremes gemacht hätte (Skydiving, Besuche im Dominastudio). Da musste es schon etwas völlig außerhalb der gesellschaftlichen Norm Stehendes sein. Zudem erkennt man im Buch ja auch gerade an den Nichtreaktion bzw. der Ignoranz seines Umfelds auf seine Morde den gesellschaftlichen Verfall ganz deutlich, da er ja mehrfach Leuten mitteilt, dass er ein irrer Killer ist, es aber scheinbar keinen die Bohne interessiert.


    Den Film fand ich einigermaßen passabel umgesetzt, der Hauptdarsteller ist auf jeden Fall gut gewählt, natürlich alles etwas inkonsequent, aber das ist bei Literaturverfilmungen ja eigentlich immer so, dass die Stimmung des Buches nicht wiedergegeben werden kann.


    Als Hörbuch würde ich mir die ganze Sache nicht anhören, es sei denn, man erregt sich erotisch an Gewaltszenen und braucht beide Hände für andere Dinge. Meine Meinung zum Thema Hörbücher ist sowieso äußerst zwiespältig bis negativ: Literatur sollte man lesen, hören kann man TKKG oder 3 Fragezeichen zum Einschlafen, sonst fliesst sowieso vieles an einem vorbei.


    Genaugenommen wären Hörbücher etwas für Patrick Bateman ...


  • habe wohl in den Anmeldebedingungen übersehen, dass das erste Posting positiver Natur sein muss. :zwinker:


    Oh, das steht da auch nicht drin - im Gegensatz zu dem Punkt, dass man die Meinung der anderen hier zu respektieren hat :zwinker:
    Aber prinzipiell hast Du recht: Das gilt natürlich nicht nur fürs erste Posting, sondern für alle *g*



    ...achso, und was Deine Einschätzung des Buches betrifft: es ist wohl weniger als klassischer Unterhaltungsroman im Sinne der Werke Stephen Kings oder ähnlicher "seichter" (wenn auch durchaus fähiger) Horrorautoren zu betrachten, als vielmehr als ätzende Sozialsatire/Milieu- bzw Zeitgeiststudie.


    Für mich ist es die ideale Einschlafhilfe gewesen - Satire und Milieustudie? Nein, da lese ich dann doch lieber etwas Anspruchsvolleres - und vor allem: Subtileres (ich mag den Holzhammer nicht so), wenn es denn sein muss. Schön, dass das Buch so einen großen Nutzen für Dich hatte. An mir schrammte Ellis jedoch mit dieser Absicht voll vorbei und das egal ob als Hörbuch oder als normales Buch.


    Meine Meinung zum Thema Hörbücher ist sowieso äußerst zwiespältig bis negativ: Literatur sollte man lesen, hören kann man TKKG oder 3 Fragezeichen zum Einschlafen, sonst fliesst sowieso vieles an einem vorbei.


    Das mit dem "Meine Meinung - Eure Meinung" üben wir jetzt einfach mal ein paar Tage lang. Dann klappt das schon :elch:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • @Nimue:


    Wie soll ich den letzten Satz verstehen (sorry, verstehe ihn wirklich nicht). Heisst das, persönliche Meinungen sind unerwünscht...? Bitte kläre mich auf...

  • Hallo katzenbob,



    Wie soll ich den letzten Satz verstehen (sorry, verstehe ihn wirklich nicht). Heisst das, persönliche Meinungen sind unerwünscht...? Bitte kläre mich auf...


    gerade persönliche Meinungen sind hier erwünscht, aber ich habe aus dem "Literatur sollte man lesen, hören kann man TKKG oder 3 Fragezeichen zum Einschlafen, sonst fliesst sowieso vieles an einem vorbei." etwas sehr absolutes herausgelesen. Schön, dass Du das nicht so gemeint hast. Denn jeder sollte doch für sich entscheiden, ob und wie er ein Hörbuch erlebt.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo zusammen!


    Eigentlich ist "einer Geschichte zuhören" bzw. "sie erzählt bekommen" die weitaus ältere Form der Rezeption. Schriftlichkeit ist da ein sehr junges Phänomen ... :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Ähh, Mondpilz? Du hast das Buch und seine durch die vorherrschende Grundstimmung rüberkommende Aussage nicht wirklich verstanden, oder? Schau Dir dann doch lieber p.o.r.n.o.heftchen oder "Faces of Death"-Filmchen an, wenn Dich sowas interessiert...


    Sorry, aber... :grmpf:


    Ähh, katzenbob? Was heißt denn hier nicht verstanden?? Und bitte was soll hier heißen 'wenn Dich sowas interessiert'? Nur weil ich andere Sachen erschreckender finde? Weil mich das Buch nicht umgehauen hat? Ich es in erster Linie langweilig fand? Mit 'von Gewaltszene zu Gewaltszene schleppen' meinte ich nur, dass der Rest für mich fast unleserlich war und die Gewalt das einzig Einzigartige an dem Buch war, weshalb es sich doch zu lesen lohnt (natürlich verbunden mit der
    Gesellschaftskritik und der Besschreibung eines kranken Hirns und nicht, weil es Gewalt ist!)




    Mir erschien das Posting von "mondpilz" bloss leider so exemplarisch für eine bestimmte Art von Leser, die das Buch nur wegen seiner Gewaltszenen zur Hand nehmen bzw. bewerten, oder im schlimmsten Falle vielleicht sogar noch für weitaus merkwürdigere Zwecke missbrauchen...


    Ich habe - wie schon geschrieben - das Buch gelesen, weil mir der Film gefallen hat. Punkt. Bestimmt nicht, weil ich mich an Gewaltszenen ergötze! Definiere bitte 'vielleicht sogar noch für weitaus merkwürdigere Zwecke missbrauchen... ' ein bisschen näher?! Ich würde doch ganz gern wissen, mit was genau du mich da beleidigt hast!




    Das mit dem "Meine Meinung - Eure Meinung" üben wir jetzt einfach mal ein paar Tage lang. Dann klappt das schon :elch:



    Oja, ausgezeichnete Idee! Solltest du dir vielleicht zu Herzen nehmen, katzenbob!




    mondpilz

  • oh Leute, was habt ihr bloß??
    That's literature!
    Mein Lieblingsbuch by far!!

  • Huhu!


    *thread aus der versenkung hol* Ich habe mich jetzt durch die gesamten 5 Seiten gelesen und bin größtenteils eurer Meinung, aber auch ein wenig Überrascht über manche Theorien bezüglich des Endes. Den Film kenne ich (noch) nicht, aber im Buch gab's für mich keine Zweifel an der Echtheit von Batemans Taten.


    Diese waren übrigens auch mir, zumindest in der zweiten Hälfte des Buches dann, um einiges zu heftig. Ich war wirklich schon an dem Punkt angelangt, wo ich gehofft habe, dass er bald die Kettensäge holt und dem Leiden seiner Opfer endlich ein Ende macht. :entsetzt: Wenn das der erwünschte Effekt des Autors war, dann: gut gemacht!


    Ich hab zwar im entsprechenden Thread (also für's Papierbuch :zwinker:) schon eine Rezi geschrieben (wieso der Thread bei Thriller & Krimis ist, weiß ich zwar auch nicht, aber bitte...), aber ich wollte hier nochmal sagen, dass ich mondpilz verstehen kann. Mir persönlich hat zwar vor jeder neuen Folterszene gegraust und jedes Kapitel, das irgendwie das Wort "Mädchen" im Titel hatte, hat mir kalte Schauer über den Rücken gejagt, weil ich ja schon wusste, was da ungefähr auf mich zukam. Aber der "normale" Bateman Alltag ist tatsächlich so trist und trüb und immer wieder dasselbe, dass ich verstehen kann, wenn man sich von einer "Actionszene" (um es nett auszudrücken) zur nächsten schleppt.


    Mir haben dafür solche Szenen besonders gut gefallen, in denen Bateman mit seinen Yuppie-Freunden redet, ebenso wie die mit den Visitenkarten. Faszinierend war auch, dass - obwohl er immer wieder mal einwirft, dass er gerne eine Frau köpfen und dies und das mit ihrem Kopf anstellen würde - er meistens total ignoriert oder angelächelt wird, so nach dem Motto: jaja, versuch nur, uns einzureden, du wärst ein ganz Böser. Wir wissen doch, wie nett du bist.
    Insofern finde ich schon, dass dieses Werk eine Satire ist und bitterböse über die übersättigte Konsumgesellschaft schimpft - dieser Aspekt des Buches hat mir, wie gesagt auch gefallen.


    Aber ebenso wie die meisten hier finde ich subtile Gewalt bzw. angedeutete Greueltaten viel effektiver und definitiv nicht so ekelerregend wie dieses Beschreiben eines jeden Details und jedes Hautfetzelchens, das jetzt von Bateman auf diese oder jene Art zerstört wird. In der ersten Hälfte des Buches hat das auch ganz gut geklappt. Dann wurde es mit den Morden immer extremer und auch das Buch eher zum K(r)ampf.


    Nochmal lesen? Nein. Weiterempfehlen? Hmm... schwierig. Wenns jemand lesen will, tut er's eh. Ich denke, ich würde es jetzt nicht unbedingt weiterempfehlen, aber wenn mich jemand danach fragt, kriegt er meine Meinung und wenn er es dann immer noch lesen will, bitte.


    Den Film werde ich mir aber trotzdem ansehen, weil der gar nicht so schlimm sein kann wie das Buch. Vielleicht überwiegt da ja der satirische Teil, dann könnte ich direkt meine Freude dran haben. :zwinker:


    Liebe Grüße,
    Wendy

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