Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Achtung! Ich habe das Buch auf schwedisch gelesen, und meine Rezension bezieht sich also nicht auf die deutsche Ausgabe.
Inhalt:
Was bringt einen jungen begabten Studenten des Rechts aus bestem Hause dazu, sich in einem öffentlichen Park Moskaus inmitten von Spaziergängern zu erschießen? Für den Chef der zuständigen Kriminalabteilung der Moskauer Polizei ist der Fall klar: Eine fatale Mischung von Dekadenz, Langeweile und grundlegender Orientierungslosigkeit haben den armen Studiosus erst auf die schiefe Bahn und dann um den Verstand gebracht. Doch sein jüngster Untergebener, Erast Fandorin, eigentlich nur als Protokollant dem Bürodienst zugeteilt, gibt sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden -- zu Recht, denn der tragische Selbstmord bleibt kein Einzelfall.
Die Geschichte vom rotbäckigen Heißsporn Fandorin veröffentlichte der Moskauer Essayist und Übersetzer Gregori Tschchartischwili 1998 unter dem Namen Boris Akunin und feierte mit seinem ersten Kriminalroman einen überwältigenden Erfolg. Das liegt sicher auch daran, dass Akunin seinen Helden im Moskau des späten 19. Jahrhunderts ermitteln lässt, und seine Romane augenzwinkernd und schamlos nostalgisch den melodramatischen Stil eines Sherlock Holmes oder Eugène Sue imitieren. Doch ebenso unverkennbar sind die Anspielungen und Verweise auf Klassiker der russischen Literatur (allen voran Michail Bulgakow), deren ausgeprägten Hang zur Exzentrik, zur Melancholie und zur Fantastik Akunin immer wieder beschwört. Das ist Balsam nicht nur für die russische Seele und dabei nicht ohne Anspielungen auf zeitgenössische Probleme und Ereignisse -- doch vor allem ist es äußerst unterhaltsam.
Meine Meinung:
Ach, wieso habe ich den Amazontext nicht bis zu Ende gelesen, oder den Klappentext meiner schwedischen Übersetzung genauer studiert? Das hätte mir eine gewaltige Enttäuschung erspart. Der Klappentext bietet zusätzlich zu Amazons "melodramatischem Stil" die Formulierungen "Malstrom der Gefühle", "internationelle Komplotts" und "infernalische Intrige".
Ich erwartete eine Schilderung des Moskauer Lebens gegen Ende des 19. Jahrhunderts, verpackt in eine dezente Krimihandlung, und bekam das anfänglich auch (wobei ich die schon anfangs vorhandenen Warnzeichen einfach nicht wahrnehmen wollte, und sie daher großzügig überlesen habe). Umso größer dann mein Entsetzen, als die genannten Elemente mit ins Spiel kamen. Dadurch kann ich eigentlich keine "gerechte" Rezension schreiben, denn mit der entsprechenden Erwartungshaltung hätte mir das Buch sicher viel besser gefallen. Ihm gelingt, was es sich vornimmt; es ist eine Hommage an Sherlock Holmes und Konsorten, gut geschrieben und mit seinem russischen Hintergrund erfrischend exotisch, also eigentlich ein "gutes" Buch.
Nur war mir so ganz und gar nicht nach internationalen Verschwörungen zwecks Erreichung der Weltherrschaft und entsprechend sehr weit hergeholten Erklärungen zumute, und entsprechend wenig hat mir das Buch gefallen.
Zum Schluss noch ein gewaltiges !
Wie kann man ein Buch eigentlich so schlecht korrekturlesen? Meine schwedische Übersetzung wimmelte nicht nur von Druckfehlern, noch schlimmer, es gab grobe Grammatikfehler! Da hatte der Übersetzer einen Satz übersetzt, wollte dann die Formulierung ändern, und vergaß, den gesamten Satz zu überarbeiten. Und einen Korrektor gab es wohl nicht. (Statt "hat gegeben" blieb "hat gab" stehen.) An einer anderen Stelle blieb ein Eigenname völlig zusammenhanglos zu Anfang eines Satzes stehen, der in der Überarbeitung einen anderen Beginn bekam.
Ich vergebe