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Samuel Pepys - Die geheimen Tagebücher
Samuel Pepys (1633-1703) war ein englischer Marinebeamter und Verfasser eines der ersten rein persönlichen und privaten Tagebücher. Zwischen 1660 und 1669 notiert und kommentiert er in einer personalisierten Kurzschrift, die erst 100 Jahre nach seinem Tod entschlüsselt wurde, politische Ereignisse wie die Krönung Charles II und dessen Heirat, den Krieg gegen Holland, die Pest 1665 und den Brand von London 1666 genauso wie belanglose Einzelheiten und intime Details aus seinem Privatleben.
Samuel Pepys, Sohn eines Schneiders, und nach einem Jurastudium aufgrund der Protektion eines Verwandten ab 1660 Beamter im Flottenamt, der damals wichtigsten Behörde, war ein typischer Aufsteiger seiner Zeit. So betrachtet er seine Finanzen penibel und misstrauisch, stets in der Angst, das Erreichte zu verlieren. Dies hält ihn jedoch nicht davon ab, hin und wieder in Kaufrausch zu verfallen und teure Bücher und Kleidung, Schmuck und Musikinstrumente, Gemälde und zuletzt sogar eine eigene Kutsche zu kaufen. Intensive Selbstbetrachtung betreibt er auch in gesundheitlicher Hinsicht: Kopf- und Magenschmerzen, Schnupfen und Verdauungsprobleme werden aufgelistet und über deren Ursache spekuliert. Dies führt häufig dazu, dass Pepys in Reue über seinen recht üppigen Lebensstil verfällt und Besserung gelobt nur um die guten Vorsätze kurz darauf wieder zu brechen. Vergnügungen aller Art nehmen einen beträchtlichen Teil seiner Zeit in Anspruch (natürlich zu Lasten seiner Arbeit, was wieder zu Anfällen von schlechtem Gewissen und zu manchmal hektischen Nacharbeiten führt). Er flirtet gerne und hat diverse Affären, von denen seine Frau nichts weiß (und andere von denen sie ahnt oder weiß, weswegen es heftigen Ehekrach gibt). Er geht gerne und häufig ins Theater und in Ausstellungen, musiziert viel und ist allen Neuerungen seiner Zeit gegenüber sehr aufgeschlossen. Diese Stellen sind mit am interessantesten: er besucht zum ersten Mal eine rheinische Weinstube, trinkt zum ersten Mal Tee, sieht zum ersten Mal Frauen als Schauspielerinnen, besichtigt einen Affen, den er für halb menschlich hält und von dem er überzeigt ist, dass er eines Tages sprechen lernen kann, probiert ein Mikroskop aus, sieht zum ersten Mal Fische in einem Aquarium und trinkt und bewertet das neue Modegetränk Orangensaft.
Insgesamt wirkt Pepys Leben erstaunlich „modern“ und unserem Alltag gar nicht unähnlich. Auch in seiner Zerrissenheit und seinen Widersprüchen wirkt er zwar durchaus nicht immer unbedingt sympathisch aber irgendwie vertraut. Das Tagebuch ist daher auch gut und spannend zu lesen und sowohl für Geschichtsfans interessant als auch für alle diejenigen, die gerne Tagebücher oder Autobiografien lesen.
Ich habe eine Ausgabe der Büchergilde, mit witzigen Illustrationen z.B. von Robert gernhardt und F.K. Waechter gedruckt auf schönem Papier und ordentlich ausgestattet mit Nachwort, Zeittafel und Lesebändchen.
Meine Wertung:
Viele Grüße
christie