Samuel Pepys - Die Tagebücher 1660 - 1669

Es gibt 55 Antworten in diesem Thema, welches 17.830 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hafermilch.

  • Schon zu Beginn des Jahres wird der häusliche Frieden gestört, da sich Pepys‘ Frau Elizabeth Zuhause langweilt und nach einer Gesellschafterin verlangt, die sie auch bekommt. Außerdem wird der Tanzlehrer Pembleton engagiert, um Elizabeth einige Tänze beizubringen. Doch damit holt sich Pepys den Wolf im Schafsfell ins Haus. Schon bald wird er wegen der allzu innigen Beziehung des Tanzlehrers zu seiner Schülerin misstrauisch und bekommt dieses Gefühl über Monate hinweg nicht los. Allein Pembletons Anblick genügt schließlich, um Pepys Herzrasen zu verursachen. Selbst nimmt er es mit der Treue allerdings nicht sehr genau, denn als seine Frau in den Ferien verreist, lässt er keine Gelegenheit aus, um irgendwelchen Röcken hinterher zu steigen. Erstaunlich, wie viele Frauen sich auf seine Eskapaden einlassen. Es hat den Anschein, als wäre die Damenwelt in dieser Hinsicht früher viel offenherziger gewesen, und dabei macht es keinen Unterschied, ob es höher Gestellte oder Dienstbotinnen sind.


    Pepys Ansehen innerhalb und außerhalb des Flottenamtes steigt weiter. Er genießt die Wertschätzung seiner Kollegen, die im Lauf der Zeit aber auch wieder abnimmt, da er in einigen Angelegenheiten Klartext redet und sich damit keine Freunde macht. Ich habe den Eindruck, als käme seine Rechtschaffenheit langsam ins Wanken. Seine Position ist sehr einflussreich und die Verlockung groß, sich ähnlich wie manche Kollegen durch das gezielte Verteilen von Privilegien zu bereichern. Ob er da standhaft bleibt? Nach wie vor lebt Pepys ja ständig der Angst, in Armut zu versinken. Er ist fest entschlossen, nebenbei Geld zu machen und bemüht nun auch hin und wieder das Flottenamt, um einige seiner Kosten abzurechnen.


    Auch in diesem Jahr bleibt er seiner Linie treu, sich möglichst viele Fähigkeiten anzueignen, die ihm bei seiner Arbeit hilfreich sein können. Ganz ohne Zwang und mit Begeisterung erarbeitet er sich Kenntnisse und lässt sich dafür notfalls sogar auf eigene Kosten erforderliche Instrumente anfertigen. Bei ihm gibt es nur vollen Einsatz, privat wie beruflich. Inzwischen gibt er sogar seiner Frau Unterricht in Mathematik, wobei sie sich als sehr talentiert erweist.


    Ansonsten ähnliche Ereignisse wie in den Jahren zuvor: Ärger mit den Angestellten, Sorgen ums Geld, Probleme mit Familie und Verwandtschaft. Gewisse gesundheitliche Probleme stellen sich auch ein, deren Symptome und Auswirkungen sehr ausführlich von Pepys geschildert werden.


    Eine öffentliche Veranstaltung am 1. Mai deutet darauf hin, dass die Engländer schon damals sehr wettfreudig waren. Pepys berichtet von einem „Luftrudern“, bei dem ein Dutzend Leute ein Boot tragen müssen und im Publikum Wetten abgeschlossen werden. Kurios sind auch öffentlich ausgetragene Fechtwettkämpfe, die nicht etwa einen sportlichen Hintergrund haben, sondern private Streitigkeiten schlichten sollen.


    Am 19. Oktober wird erstmals die Pest erwähnt, die aus Algier eingeschleppt und nach Amsterdam und Hamburg vorgedrungen ist. Der König sorgt für Aufregung, weil er sich zu sehr um seine Mätressen kümmert, zu viel Geld ausgibt und innenpolitische Entscheidungen trifft, die für Aufregung sorgen. Dem Flottenamt werden Gelder gekürzt, was zu großen Diskussionen führt. In Irland kommt es zu einem Aufstand, der auch auf England Auswirkungen hat, und mit den Holländern gibt es Ärger, der allerdings nicht für bedrohlich gehalten wird. Auch in anderen Teilen der Welt gibt es Unruhen.


    Es wird also nicht langweilig.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Eine schöne Idee: Die Pepys-Tagebücher als Blog, in dem die täglichen Einträge an den entsprechenden Tagen der Jahre 2003 bis 2012 veröffentlicht wurden. Außerdem gibt es noch viel Wissenswertes rund um Pepys und seine Zeit und für die Statistiker unter uns interessante Zahlen. Viel Lesestoff!


    Grüße
    Doris

  • Oh - schon mehr als ein Jahr vergangen seit dem letzten Tagebuch.


    Die Überschrift des Klappentextes zum Tagebuch von 1664 lautet „Das Jahr der königlichen Fischerei“. Pepys wird in den Ausschuss der Königlichen Fischerei berufen, doch sehr viel Platz nimmt diese Tätigkeit nicht ein. Tatsächlich bin ich nicht schlau geworden, welche Funktion der Ausschuss hat. Pepys erwähnt jedoch, dass er ein weiteres Tagebuch begonnen hat, in dem er seine beruflichen Aktivitäten und besondere Vorfälle während der Arbeit notiert. Vermutlich wird darin mehr über seine Aufgaben zu lesen sein. Übrigens sitzt er damit schon in drei Ausschüssen, was von der Wertschätzung seiner Person und seiner Fähigkeiten zeugt. Sein Anerkennung ganz allgemein steigt weiterhin, was sich auch bei den finanziellen Nebeneinkünften bemerkbar macht, die ihm seine Posten einbringen. Obwohl er sie natürlich gerne entgegennimmt, bewirken sie immer wieder ein schlechtes Gewissen, denn er versucht nach allen Kräften, immer zugunsten der Krone zu arbeiten und erwähnt das auch häufig, vielleicht ohne dass es ihm bewusst ist. Gleichzeitig regt er sich immer mehr über einen leitenden Mitarbeiter im Flottenamt auf, der ganz bewusst in die eigene Tasche wirtschaftet und dabei wenig Sachverstand an den Tag legt. Es bleibt abzuwarten, ob dies auch anderen Kollegen auffällt und der fragwürdige Vorgesetzte irgendwann abgesägt wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass Pepys dabei eine größere Rolle spielen wird.

    Pepys hat sein Tagebuch in einer selbst entworfenen Kurzschrift verfasst. In diesem Band verwendet er erstmals zusätzlich noch die französische Sprache, um besondere Einträge zusätzlich zu verschleiern. Für alle Leser, die des Französischen nicht kundig sind, hat der Verleger die betreffenden Worte im Pepys-Compagion aufgelistet und übersetzt, und ich denke, auch wer die Sprache versteht, dürfte hier noch auf ein paar unbekannte Vokabeln stoßen, denn es handelt sich bei den dabei beschriebenen Begebenheiten um Begegnungen der erotischen Art, in denen sehr deutliche Worte verwendet werden. Pepys wird zwar oft eifersüchtig, wenn sich seine Frau in Gesellschaft anderer Männer befindet, ist aber selbst nie abgeneigt, wenn sich für ihn die Gelegenheit gibt, sich mit anderen Frauen in Hinterzimmer zurückzuziehen. Seine sehr flexible Arbeitsweise und sein wachsender Bekanntenkreis bieten ihm dafür einige Möglichkeiten. Noch ist er einigermaßen zurückhaltend, aber vermutlich wird sich das noch ändern. Es dürfte eine ähnliche Entwicklung sein, wie er sie auf anderen Gebieten durchlebt, von anfänglicher Zurückhaltung zu immer mehr Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit.


    Ansonsten trifft man wieder auf Pepys‘ Gelübde, die er diesmal nicht ganz so stark thematisiert, die ihn aber trotzdem beschäftigen, auf viel Musizieren, gutes Essen, viel Arbeit und lieb gewonnene Floskeln. Das politische und wirtschaftliche Verhältnis zu den Holländern gerät aufgrund von Problemen in Asien langsam in Schieflage und steuert auf einen größeren Konflikt zu. Familiäre Probleme gibt es ebenfalls, da sein Bruder gestorben ist und neben Schulden auch noch ein uneheliches Kind hinterlassen hat. Natürlich ist der König ein Thema, aber auch Pepys‘ getrübtes Verhältnis zu seinem Mentor und noch einige andere Dinge, die ich unmöglich alle aufzählen kann. Es war auf jeden Fall wieder ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Jahr.


    Diesmal hatte ich Gelegenheit, lange Zeit am Stück zu lesen, was das Tagebuch noch spannender machte. Die Monate (im Buch) flogen nur so dahin. Obwohl sich vieles aus vorangegangen Jahren wiederholt, bleibt es interessant, weil man Pepys persönliche Entwicklung und seine beruflichen Fortschritte gut verfolgen kann.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Keiner meiner Geschichtslehrer war zu Schulzeiten in der Lage mein Interesse für Geschichte zu wecken. Das habe ich erst viel später entwickelt und so hatte ich die Tagebücher zum Subskriptionspreis geordert, allerdings zu spät um noch in die Liste der Pepyskribenten im Companion aufgenommen zu werden. Der Lieferschein trägt das Datum 13. August 2010. Am 31. Dezember 2013 war ich durch.
    Samuel Pepys gelang durch Bildung und einen Gönner der Aufstieg in das gehobene Bürgertum Londons. Er beginnt 1660 ein ausführliches Tagebuch zu führen. Es ist das Jahr der Restitution von Charles II. auf dem englischen Thron. Dieses Ereignis bringt Pepys das Amt des Ersten Sekretärs des Flottenamtes ein.
    Was mir an den Tagebüchern besonders gefällt, ist die alltägliche Sicht auf die Dinge, die Pepys festgehalten hat. Und es sind nicht nur die sogenannten historischen Ereignisse, von denen er beileibe genug miterlebt: die Krönung von Charles II., seine Hochzeit mit Katharina von Braganza, die Pest in London, das Feuer von 1666 und den zweiten englisch-holländischen Seekrieg. Aber Pepys geht auch auf die kleinen Dinge des Alltags ein. Mir war nicht bekannt,
    dass man damals für einen Waschtag schon kurz nach Mitternacht aufstehen musste;
    dass man damals schon Steinoperationen durchführen konnte;
    dass, wer es sich leisten konnte, während der Pest ausserhalb der Stadt wohnte;
    dass man damals Bluttransfusionen an Hunden erprobte;
    dass es damals schon Mietkutschen, so wie heute Taxis, gab;
    dass man in seinen Kutschen im Hyde-Park paradierte, um zu sehen und gesehen zu werden.
    In Zeiten von Internet und Mobiltelefonen ist es auch erfrischend zu lesen, wie man damals kommuniziert hat. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Briefe und Besuche. Es ist sehr erstaunlich, wie viel Zeit damals auf Besuche verwendet wurde. Das Tagebuch vermittelt den Einruck, Mr Pepys sei tagelang in London unterwegs gewesen, um seine verschiednen Gesprächspartner zu treffen. Das was nicht einfach, weil seine Gesprächspartner ihrerseits ebenfalls häufig unterwegs waren. Und wenn man irgendwo zu Essenszeit hereinschneit, dann setzte man sich selbstverständlich mit an den Tisch. (Ich finde das zeigt deutlich, dass uns die moderne Kommunikation ärmer gemacht hat.)
    Diese ungekürzte Fassung der Tagebücher erfordert einiges an Lesekondition. Neben den kleinen Dingen, an denen man sich erfreuen kann, ist es auch das abwechslungsreiche Liebesleben des Schwerenöters Pepys, das den Leser bei der Stange hält. Er betrügt seine Frau, entwickelt aber selbst rasende Eifersucht, wenn ein gut aussehender Mann sie ansieht. So betrachtet ist das Tagebuch ein Roman, denn im letzten Band (1668/69) erwischt sie ihn, als er mit dem Dienstmädchen poussiert. Er gelobt Besserung und kann doch nicht vom anderen Geschlecht lassen. Nachdem ich diesen Band ausgelesen hatte wollte ich natürlich wissen, wie es mit Mr Pepys weiterging. Hier hilft der Companion, in dem man unteranderem erfährt, dass 1686 ein gewisser Isaac Newton unter dem Titel „Principia Mathematica“ ein Buch veröffentlichte, auf dessen Titelblatt Pepys Name erscheint, weil er damals Präsident der Akademie der Wissenschaften war.
    Wer Interesse an der Geschichte und der Alltagswelt des 17. Jahrhunderts hat, sollte sich auf dieses Leseabenteuer einlassen.
    Mein nächstes Langzeit-Lese-Projekt ist mir vor einiger Zeit in einem Antiquariat zugelaufen: Die gesammelten Werke Casanovas.

  • Das Jahr 1665 steht im Zeichen zweier großer Ereignisse. Zum einen beginnt der zweite Seekrieg gegen die Holländer, der nicht nur auf See hohe Wellen schlägt. An Land gibt es Ärger wegen der Prisen, also der im Krieg erkämpften Beute der gegnerischen Schiffe. Das Problem liegt darin, dass es keine einheitliche Regelung gibt, wie hier zu verfahren ist. Jeder versucht, einen Teil für sich einzuheimsen, was gelegentlich Neid hervorruft und zu Kompetenzgerangel führt. Pepys' Förderer Lord Sandwich behält als einer der Kapitäne mehr als üblich für sich ein, was seine Position und sein Ansehen gehörig ins Wanken bringt. Es geht glimpflich für ihn aus und bewirkt eine Umschreibung des Prisenrechtes. Und wir sehen, dass sich Führungspersonal auch vor 350 Jahren schon ungerechtfertigt bereicherte.


    Pepys übernimmt das Amt des Kämmerers des Tanger-Ausschusses. Außerdem schlägt er eine ausgezeichnet konzipierte Reform des Proviantwesens vor und wird Generalinspektor des dadurch neu gegründeten Amtes. Sein Vermögen steigt in diesen Tagen ganz beträchtlich, denn er sorgt dafür, dass er aus den ihm zur Verfügung stehenden Geldern seinen Teil abbekommt, was aber in diesem Fall üblich zu sein scheint, so lange es im Rahmen bleibt. Daneben verdient er durch Hilfsleistungen für Kollegen noch einiges. Wie in den Vorjahren erfährt er viel Anerkennung, auch die Zahl seiner Gönner steigt.


    Das zweite große Ereignis ist die Pest, die schon auf dem Cover dieses Bandes zu finden ist. Ende April findet sie zum ersten Mal Erwähnung, im August bricht die Seuche richtig aus. Mittels wöchentlicher Sterbetafeln wird die ansteigende Zahl der Opfer veröffentlicht, und sie steigt innerhalb weniger Wochen von unter hundert auf fast 2000. Bis zum Ende des Jahres werden über 70000 Londoner sterben. Pepys schickt seine Frau aufs Land, um sie aus der gefährlichsten Gegend fernzuhalten. Auch die Amtsgeschäfte werden nach außerhalb verlegt, aber in keiner Weise eingeschränkt. Die Pest wütet vor allem in der armen Bevölkerung. Von den Adeligen und Lords sterben bedeutend weniger. Auch in Pepys' Verwandtschft werden Opfer beklagt. Es ist spannend, solch ein einschneidendes Ereignis aus der Sicht eines Menschen zu lesen, der diese Zeit selbst miterlebt hat.


    Privat geht es ihm trotz Pest und den vielen Aufgaben gut. Arbeitszeiten gibt es keine, häufig ist er bis spät am Abend im Amt und trifft sich auch Sonntags mit Kollegen zu Besprechungen. Oft schließt sich daran ein geselliges Beisammensein an. Eine gemeinsame Esskultur wird groß geschrieben. Kurios dabei ist, dass man oft bei den Gastgebern übernachtet und dann mit relativ unbekannten anderen Gästen in einem Bett schläft. Pepys erneuert seine Gelübde, nicht ins Theater zu gehen und wenig Alkohol zu trinken, und hält sich auch daran. Bei den Damen lässt er jedoch keine Gelegenheit aus und bemüht sich um jede hübsche Frau, die sich willig zeigt, mit ihm zu schäkern oder noch weiter zu gehen. Von einem schlechten Gewissen seinerseits gibt es dabei keine Spur.


    Es dürfte ein rein subjektiver Eindruck sein, aber mir kommt Pepys' Schreibweise gereifter vor. Vielleicht spiegelt sich seine allgemeine Zufriedenheit darin wider. Es war ein ereignisreiches Jahr, der Bericht sehr informativ und spannend zu lesen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Darf ich mal fragen, was für eine Ausgabe Ihr benutzt (vorzugsweise auf Englisch)?


    Bei amazon finden sich Ausgaben mit ca. 250 bis ca- 540 Seiten.


    Ich würde diese von 2003 mit 544 S. nehmen, bin mir aber nicht sicher, ob da etwas weggelassen wurde.


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    Lustig in der amazon-Beschreibung:

    Zitat

    Claire Tomalin was born to write a biography of Samuel Pepys.


    Klassa - da wurde jemand nur geboren, um das Leben eines anderen, längst Verstorbenen nachzuzeichnen. :zwinker:
    Die Formulierung klingt jedenfalls für mich auf den ersten Blick erst mal so, als ob Claire Tomalins Leben keinen Wert gehabt hätte, wenn sie nicht Pepys Biografin geworden wäre...



    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Hallo Keshia, ich lese diese Ausgabe:


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    Die Tagebücher sind ungekürzt und haben etwas mehr als 4400 Seiten. Was man bei Amazon sonst findet, ist gekürzt. Das sind dann Bücher, die sich auf ein besonderes Thema rund um Pepys beziehen oder eine Auswahl besonders interessanter Tagebucheinträge bieten. Ich kenne keines davon, kann mir aber vorstellen, dass sie sich dafür eignen, einen Eindruck von den Tagebüchern zu bekommen.


    Englische Ausgaben kenne ich nicht. Es gab mal eine Gesamtausgabe als E-Book, die ich jetzt leider nicht mehr finde. Mir war das das altertümliche Englisch zu schwer zu lesen, außerdem gefiel mir die Formatierung nicht. Da war der Schuber von Haffmans die bessere Wahl.

  • Ich habe letzte Woche die die Tagebücher von Samuel Pepys per Post erhalten. Bestellt hab ich die Taschenbauchausgabe im Schuber bei zweitausendeins. Nun war leider der Schuber eingedrückt und gerissen und ich habe die Lieferung reklamiert. Die Dame im Kundenservice veranlasste gleich eine Ersatzlieferung mit dem Hinweis ans Lager, dass der Schuber besser verpackt werden soll (der Karton war nur mit Papier ausgestopft, was Stürze und Stöße nicht ausreichend abfängt). Nun erhielt ich eben die neue Lieferung, habe das Paket geöffnet und das Paket war wieder nur mit Papier ausgestopft. Nachdem ich dann den Schuber rausgeholt und angeschaut habe, habe ich gleich gesehen, dass wieder eine Ecke, Seite und Kante zerknautscht sind. Das frustet mich nun wirklich. Den Kundenservice habe ich gleich informiert und nun schlafe ich eine Nacht drüber und überlege, ob ich das nun so belasse oder ob ich nochmals eine Ersatzlieferung wünsche. Allerdings mit der Gefahr, dass der Schuber wieder beschädigt ist. Wie war denn die Lieferung bei euch? Hattet ihr auch zerknautschte Schuber? War bei euch das Paket auch so mangelhaft gepackt?

  • Ich habe die Bücher damals ebenfalls von Zweitausendeins bezogen. Der Schuber war tadellos, nicht mal der kleinste Kratzer war zu sehen. Wie die Lieferung verpackt war, weiß ich allerdings nicht mehr. Der Schaden bei deinem Schuber ist sicherlich erst auf dem Transportweg entstanden, denn sollte Zweitausendeins solche beschädigten Bücher verschicken, müssten sie von Haus aus mit einer Reklamation rechnen. Trotzdem würde ich sie nochmals zurückschicken (und den Schaden fotografieren, weil ich persönlich gleich unterstellen würde, dass derselbe Schuber einfach nochmal abgeschickt wird). Da das Bücher sind, die man ewig besitzt, möchte man sie doch gerne möglichst makellos im Regal stehen haben. Beim Lesen entstehen noch genug Spuren. Die Alternative: Wenn der Schaden nicht zu groß ist, würde ich nach einer Preisminderung fragen. Das habe ich bei anderen Waren schon gemacht; ob es bei Büchern akzeptiert wird, weiß ich nicht. Aber es kommt sicherlich günstiger, als den Schuber mehrfach hin- und herzuschicken.

  • Vielen Dank für deine Antwort, Doris. Im Moment schwanke ich noch bei der Entscheidung, was ich machen soll. Einerseits hätte ich schon gerne einen unversehrten Schuber - zumal ich Schuber immer so ins Regal stelle, dass deren Rückseite nach vorne zeigt und sich dort ein großer Knick von oben nach unten zieht -, andererseits habe ich bedenken, dass er beim nächsten Mal wieder beschädigt ankommt (immerhin war er bei der ersten Lieferung noch deutlicher beschädigt). Dass der Schuber erst beim Transport beschädigt wurde, ist für mich eigentlich klar, obwohl der Karton von außen unbeschädigt ist und es damit ein verdeckter Transportschaden ist. Allerdings ist die Ware auch unzureichend verpackt (etwas Papier reicht da einfach nicht aus).


    Ich schlafe jetzt erst mal drüber....

  • Zwei Jahre ist es nun her, dass ich die Tagebücher bekommen habe. Gestern habe ich den ersten Band begonnen (bin allerdings noch auf den ersten Seiten).


    Doris,
    hast du die letzten Bände zwischenzeitlich gelesen?

  • Nein, ich bin noch nicht fertig. 1666 habe ich im Sommer gelesen und dummerweise meine Notizen verlegt, sonst hätte ich längst einen Kommentar dazu geschrieben. Das nächste wird wahrscheinlich nicht vor dem nächsten Herbst an die Reihe kommen.


    Ich würde mich freuen, wenn du deine Eindrücke über Pepys mit uns teilst.

  • Ich habe nun den ersten Band - das Jahr 1660 - durchgelesen. Mir fiel es nicht ganz so leicht, mich in das Buch einzufinden. Es fehlt halt der Lesefluss wie in einem Roman. Außerdem verwirrten mich die vielen Namen immer wieder, allerdings habe ich es schnell aufgegeben, im Namensverzeichnis ständig nachzuschlagen.


    Dennoch war es ganz interessant, etwas aus dem damaligen Leben zu erfahren, auch wenn Pepys priviligiert war und nicht mit den normalen Bürgern zu vergleichen ist. In den ersten Monaten war ich verwundert, dass er ein recht angenehmes Leben führen kann (immerhin stammt er nicht von gehobener Herkunft, sein Vater ist Schneider), er viel unterwegs ist und wenig arbeiten muss. Erst nachdem er zum Flottenamt wechselt, scheint er beschäftigter zu sein.


    Pepys führt ein reges gesellschaftliches Leben und ist die meiste Zeit irgendwo in und um London unterwegs. Es vergeht so gut wie kein Tag, an dem er nicht in Schenken und Gaststätten einkehrt oder Bekannte besucht.


    Pepys macht auf mich teilweise einen recht verwöhnten Eindruck. Er ist schnell über Kleinigkeiten verärgert und es hat mich auch etwas erschreckt, dass er wegen Kleinigkeiten seine Dienstboten sehr maßregelt (z.B. das Dienstmädchen, welches er mit dem Besen schlägt, weil sie seine Kleidung nicht so hingelegt hat, wie er es erwartet hat). Auch reichen Kleinigkeiten, wie ein Essen, dass nicht seinen Erwartungen entspricht, um ihn zu verärgern. Es scheint mir, dass er sich und seine Gefühle nicht immer unter Kontrolle hat.


    Verwundert hat mich auch etwas, dass damals wohl recht häufig Gebrauch von Abführmitteln gemacht wurde. Es scheint auch nicht als gesellschaftliches Tabu angesehen worden zu sein, sondern wurde wohl relativ offen kommuniziert. Auch hätte ich gedacht, dass es zur der Zeit sehr viel prüder zugegangen ist, aber es gab auch damals schon außerehliche und "experimentelle" Kontakte (z.B. die Schilderung am 18. Februar).


    Auch wenn es manchmal etwas zäh zu lesen ist, finde ich es dennoch eine lohnenswerte Lektüre.


    4ratten

  • Ja, man muss es mögen, das ist klar. Mit Pepys stelle ich mir das so vor wie mit dem Zuschauerverhalten bei Endlos-Soaps im Fernsehen: Es ist immer dasselbe, aber man kommt man nicht davon los.

  • Stimmt :breitgrins:
    Alleine schon der häufig wiederkehrende Tagesbeginn und -schluss: "Ins Amt" und "dann zu Bett". Man muss es mögen, wenn man in einem Buch gefühlte 1000 Mal davon liest.


    Trotzdem finde ich das Buch wirklich eine Lesebereicherung und ich freue mich auch auf die weiteren Bände (auch wenn erst mal wieder etwas Pause sein wird).