Erich Maria Remarque - Im Westen nichts Neues

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    Hi!


    Ich habe «Im Westen nichts Neues» gestern Abend zu Ende gelesen und musste mich erst mal fassen, bevor ich heute meine Eindrücke niederschreiben konnte. Es ist das traurigste Buch, das ich bisher gelesen habe, aber das ist dem Thema irgendwie angemessen.


    Zum Inhalt:
    Der 19-jährige Paul Bäumer und seine Klassenkameraden werden von ihrem Lehrer rekrutiert: Sie sollen Soldaten werden und im Ersten Weltkrieg an der Front kämpfen. Zuerst werden die jungen Männer in der Kaserne fronttauglich gemacht, dann geht es mitten in die Grabenkämpfe im französisch/flandrischen Gebiet. Bäumer und seine Kollegen wandeln sich innert Wochen von jungen Soldaten zu alten Männern.


    Meine Meinung:
    «Im Westen nichts Neues» ist vielleicht das Buch gegen den Krieg. Es beschreibt den Ersten Weltkrieg aus der Sicht eines einfachen Soldaten, der in den Grabenkämpfen an der Westfront zusehen muss, wie seine Kameraden sterben. Da Erich Maria Remarque selber einige Wochen an der Front verbracht hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Schilderungen ziemlich authentisch sind. Und genau das ist es, was das Buch so erschreckend und so traurig macht. Dass Menschen einander so etwas antun können. Und auch wenn heute nicht mehr Mann gegen Mann gekämpft wird, wie vor bald 100 Jahren, so ist das Buch immer noch aktuell. Auch heute gibt es in jedem Krieg noch die beschriebenen Schrecken. Die Furcht, die Existenzängste, das Ohnmachtsgefühl, die seelischen Schäden.
    Das Buch ist ein Erlebnis, wenn auch ein trauriges. Das macht es wohl so stark. Es verzichtet auf Anklagen, es zeigt nicht mit dem Finger auf die Kriegstreiber. Es beschreibt einfach nur: wie die Soldaten hungern, sich fürchten, fluchen, Witze reissen, verwundet werden oder sterben. Und wie sie sich dabei bewusst sind, dass sie nur noch Tiere oder Maschinen sind, die Befehle ausführen, die einfach nur noch funktionieren, weil sie, wären sie bei klarem Bewusstsein, den Verstand verlieren würden.
    Fazit: Wer es noch nicht kennt, sollte es unbedingt lesen.


    5ratten – keine Frage


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Ich habe dieses Buch schon vor vielen Jahren gelesen und es ist immer noch so, als habe ich es erst gestern weggelegt.


    Mich hat am meisten beeindruckt wie Remarque die Verwandlung von jugendlichen Hurra-Patrioten zu kriegsmüden verzweifelten alten Männern beschreibt.


    Zitat von "Spoiler"


    Und geheult habe ich zum Schluß, als der Soldat einfach nur nach einem Schmetterling greift und erschossen wird. Und das Radio meldet als Frontbericht "Im Westen nichts Neues". :heul:

    Liebe Grüße<br />Galadriel<br /><br />Das Lächeln ist eine Kurve, die manches gerade biegt.

  • Die Beschreibungen über das Grauen des Stellungskriegs haben mir echt einen Schauer über den Rücken gejagt. Falls es jemanden geben sollte, der den Krieg in irgend einer Weise romantisch verklären möchte, der sollte dieses Buch lesen...

  • Ich hab das Buch auch vor ein paar Monaten gelesen und mir ging es genauso. Sehr beeindruckend geschrieben. Was mich wohl am meisten mitgenommen hat, war die Tatsache, dass diese Dinge eben "Alltag" waren.
    Das Buch hat mich gedanklich noch ein ganzes Weilchen auf Trab gehalten und ich würde mir wünschen, dass mehr Leute sowas lesen und sich Gedanken drüber machen.

    Das Wertvollste, das ein Mensch dir schenken kann, ist seine Zeit, denn sie ist unwiederbringlich verloren.

  • Ich habe das Buch dadurch kennen gelernt, dass unser Geschichtslehrer uns am Ende der achten Klasse daraus vorgelesen hat. Dann kamen die Sommerferien, in denen ich "Der Soldat James Ryan" gesehen habe. Als unser Lehrer dann nach den Ferien weiter vorgelesen hat, ist mir bei manchen Szenen ziemlich schlecht geworden, so mit den passenden Bildern aus dem Film im Kopf.


    Aber das Buch ist richtg gut, das stimmt. Ich habe es mir damals ausgeliehen und zu Ende gelesen, das hat sich gelohnt. Der Folgeroman, "Der lange Weg zurück" ist auch treffend, aber Dank des Themas (die Heimkehr des müden Soldaten) zäher und anstrengender zu lesen.


    Liebe Grüße
    Nightfever

    Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit!<br />Der Hauptmann der Räuber

  • Musste das Buch damals auch im Deutschunterricht lesen - es dürfte bei weitem das bekannteste Buch in dieser Art sein, wenngleich einige Fachleute (zähle mich jetzt nicht dazu), Ludwig Renn "Krieg" als das bessere Werk betrachten.


    Nachdem ich beide gelesen habe: mir gefällt - sofern man hier davon reden kann - Krieg besser, es wird noch mehr auf das Leiden und die Schicksale eingegangen.


    Olo

  • Ich kann mich eurer Meinung nur anschließen: ein ebenso bedrückendes wie großartiges Buch, dass allemal 5ratten verdient.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich habe nur den Film gesehen, aber auch der hat mich sehr beeindruckt :sauer: (genau wie "Die Brücke" - da hab ich mir am Ende die Augen aus dem Kopf geheult).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wir haben das Buch in der Schule behandelt und da ich es eh zuhause hatte - ich hatte es mir aus Versehen gekauft, weil ich dachte, dass wir das ganz bestimmt brauchen :rollen: :breitgrins: - hab ich es natürlich auch gelesen. Zum Glück, sonst hätte ich wirklich was verpasst. Ich kann mich euch nur anschließen, ein beeindruckendes, erschütterndes, beklemmendes Buch. Sollte man auf jeden Fall gelesen haben!


    Von Remarque habe ich auch noch "Der Funke Leben" über das Leben im KZ gegen Ende des zweiten Weltkrieges gelesen (oder besser gesagt: verschlungen), welches ich auch uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Besonders beeindruckend fand ich den Moment, als im Lager die Hoffnung aufkommt, doch noch gerettet zu werden (eben "der Funke Leben"), der die Häftlinge aus ihrer Starre reisst.


    Beide Bücher bekommen von mir
    5ratten

  • "Der Funke Leben" st wirklich unglaublich gut...ein Buch, dass man sicher nie vergisst. Sehr beeindruckend. Allerdings war die Kritik nicht gerade gnädig damit...lag wohl eher an Remarques Lebenslauf als an dem Buch selbst.


    Außerdem kann ich als glühender Remarque-Verehrer auch "Arc de Triomphe", "Der Weg zurück", "Die NAcht von Lissabnon", "Drei Kameraden" und "Schatten im Paradies" wärmstens empfehlen...besonders AdT ist sensationell gut strukturiert udn erzählt...leider von der Kritik auch sträflich vernachlässigt...

    And as I sat there brooding on the old, unknown world, I thought of Gatsby&#39;s wonder when he first picked out the green light at the end of Daisy&#39;s dock. He had come a long way to this blue lawn and hi

  • Im Westen nichts Neues und Arc de Triomphe fand ich absolut gut; eigentlich ein "Lese-Muss".
    Ich könnte bei IWNN immer heulen, die ganzen jungen Männer, die um ihre Jugend betrogen wurden...


    lg, Frau 32

  • Ich habs in der Schule gelesen und fand es richtig schlecht... naja das lag wohl daran das man sich da immer dazu gezwungen fühlt etwas zu lesen. Und auch die Thematik (schon wieder Krieg) geht einem wenn amn Abitur macht echt auf den Wecker, ich glaube ich kann eh in meinem ganzen Leben kein Buch mehr über Krieg in die Hand nehmen weil ich damit so überflutet war...

    ♪♫♪<br /><br />Luci ♥<br /><br />&lt;a href=&quot;http://www.BuchSaiten.de&quot;&gt;Mein Bücherblog: BuchSaiten.de&lt;/a&gt;<br /><br />SLW 2010 - 4/10 noch 6 Bücher<br /><br />Das gute Gefühl, ein schönes Buch beendet zu haben ist irgendwie nicht vergleichbar ♥

  • Hallo




    Nicht umsonst wurde Remarque von den Nazis auf den Scheiterhaufen geworfen (zumindestens seine Bücher)!


    Wer "Im Westen nichts Neues" gelesen hat, der sollte im Anschluss auch
    "Der Weg zurück" von Erich Maria Remarque lesen.
    Es erzählt die Geschichte eines Kriegsheimkehrers, der ein Kamerad von Paul Bäumer war.
    Einfach nur erschütternd.

  • Nicht umsonst wurde Remarque von den Nazis auf den Scheiterhaufen geworfen (zumindestens seine Bücher)!


    Wer "Im Westen nichts Neues" gelesen hat, der sollte im Anschluss auch
    "Der Weg zurück" von Erich Maria Remarque lesen.
    Es erzählt die Geschichte eines Kriegsheimkehrers, der ein Kamerad von Paul Bäumer war.
    Einfach nur erschütternd.


    Das kann ich nur unterschreiben! "Im Westen nichts Neues" mussten wir ín der Schule lesen, da fand ich es nicht so toll. Mit 19 hab ich es mir nochmal vorgenommen, weil ich "Der schwarze Obelisk" gelesen hatte und nur noch begeistert war! DAS war ein richtig durchdachtes und ironisches Meisterstück. Als ich "IWnN" nochmal gelesen habe, fand ich es zwar immernoch sehr erschütternd, aber es kam nicht an deb Obelisken ran. "Der Weg zurück" war als nächstes dran. Auch hier war ich wieder sehr begeistert.


    "Der Funke Leben" ist furchtbar traurig. Da habe ich mich teilweise auch wirklich überwinden müssen, es weiterzulesen. Aber es hat sich ja gelohnt, denn diese Eindrücke werde ich nicht vergessen...


    Im übrigen sind die Remarqueromane alle äußerst traurig und nur selten gibt es glückliche Ausgänge.


    Remarque hatte seine größten Erfolge mit "Im Westen nichts Neues" und "der Himmel kennt keine Günstlinge". Beide empfinde ich eher als die "schwächeren Werke", denn zumindest letzteres zog sich ganz schön. Er selbst hatte es ja letztendlich auch satt, immer nur auf "IWnN" angesprochen zu werden...


    Seine Kurzgeschichten sind übrigens auch ganz großartig! Sehr tolle Eindrücke kurz und eindringlich beschrieben.


    alles in allem für "Im Westen nichts Neues" 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus: (Was wahrscheinlich allein daran liegt, dass wir das damals lesen mussten und dieses Müssen wohl immernoch in mir drin ist)


    viele grüße
    c.


    PS: Ja, ich hab fast alles von ihm gelesen...

  • Hallo!


    Nun kann auch ich endlich verstehen, warum dieses Buch als das Antikriegsbuch schlechthin gehandelt wird. Wie kann man, nachdem man so etwas gelesen hat, auch nur einen einzigen Grund für den Krieg finden?
    Gerade habe ich "Im Westen nichts Neues" zu Ende gelesen und bin etwas aufgelöst. Erwartet hatte ich mir viel. Ich hatte gerechnet mit vielen Szenen, in denen Kameraden wegsterben, noch letzte vielleicht kitschige Worte röcheln, wie man das eben aus Kriegsfilmen kennt. Aber Remarque ist so weit von Hollywoodbildern entfernt wie man es nur sein kann.
    Der 19-jährige Paul erzählt ganz schlicht und vielleicht gerade deshalb so berührend wie er und seine Freunde ihre Tage an der Front verbringen. Egal, ob er nun von Angriffen des Feindes, von seiner Ausbildung zum Soldat oder von den Streichen und Scherzen erzählt, man fiebert ständig mit und ist genauso sprachlos und verdutzt wie er, wenn er darüber nachdenkt, wie Menschen so etwas zulassen können.
    Am schwersten getroffen hat mich (abgesehen vom Ende) das Kapitel, in dem Paul Urlaub zuhause machen darf. Nach Seiten über Seiten Kriegsbeschreibungen geht es einem fast selbst wie ihm, man hat das Gefühl, das Leben zuhause sei ein Traum. Man findet nicht mehr hinein ins normale Leben. Selbst das verrückte Gefühl, wieder zurück zu den Kamaraden zu wollen, kann man nachvollziehen.


    Wenn der Film auch nur annähernd so gut ist wie das Buch, weiß ich schon jetzt, dass ich mir dabei wohl die ganze Zeit die Augen rausheulen werde. :heul:


    Was kann ich sonst noch sagen, dass noch nicht hier gesagt worden ist? "Im Westen nichts Neues" ist ein grandioses Buch, das ich von heute an jedem weiterempfehlen werde, der mir über den Weg läuft.


    5ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Eigentlich erstaunlich, daß ich dieses Buch nicht früher gelesen habe, aber tatsächlich habe ich diese Lücke erst jetzt geschlossen. Ich wußte in etwa, was ich zu erwarten hatte, schließlich handelt es sich um einen der Romane, über die man auch ohne eigene Lektüre vieles mitbekommt, jedoch ersetzt das hier, wie so oft, aber nicht immer, keinesfalls das Selber-Lesen.


    Der ganze Roman wirkt auf den ersten Blick wie eine relativ nüchterne Beschreibung, aber auch wenn nicht offensichtlich angeklagt wird, so wird trotzdem subtil gewertet, denn Paul Bäumer ist schließlich kein Dummkopf, der nicht ein paar Zusammenhänge erkennt. Und weil zudem die Schrecken des Grabens mit ruhigen, fast idyllischen Passagen, sei es beim Heimaturlaub, der keine Erholung ist, oder beim Gänsebraten, abwechseln, wirken erstere umso erschütternder. Ich mußte während des Lesens ständig an einen Song von Eric Bogle denken, der mich jedesmal genauso mitnimmt wie jetzt diese Lektüre (zumal es genau um das gleiche Thema geht), nämlich No Man's Land. Einen daran angelehnten, genauso erschütternden deutschen Text gibt es übrigens von Hannes Wader: Es ist an der Zeit.


    Nein, wenn man sich vor Augen führt, was da in diesen sinnlosen Stellungskämpfen passiert ist, wenn man versucht, sich in diese jungen Soldaten hineinzuversetzen und ihre Gedanken und Gefühle nachzuempfinden, dann kann man Krieg eigentlich nichts mehr abgewinnen können – außer vielleicht um den Preis der eigenen Menschlichkeit. Wie wenig die Menschheit aber aus diesen Schrecken gelernt hat, trotz solcher literarischer wie anderer Verarbeitungen, merkt man, wenn man sich vergleichbare Romane neueren Datums ansieht. Der junge Mene in Ken Saro-Wiwas [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/10841,0.html]Sozaboy[/url] z. B. erlebt im nigerianischen Bürgerkrieg um Biafra die nahtlose Fortsetzung dieses Unsinns und dieser Vergeudung von Leben.


    5ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen