Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel

Es gibt 142 Antworten in diesem Thema, welches 36.772 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Zitat von "Evelyne Marti"


    :breitgrins:


    Hi Evelyne!
    Die Sache mit dem Spoilern ist hier überhaupt kein Problem :zwinker:


    @all:
    Ich habe fertig. Fazit: Ein sehr schönes Buch, aber die letzten Kapitel (114 bis 120) mochte ich nicht.


    Spoiler Buchende:

    Zitat

    Nach Belbos unschönem Tod hätte ich mir ein schnelleres Ende des Buches gewünscht. Die ganze Philosophiererei darüber, dass Belbo "seinen" Moment schon längst gehabt habe, sagte mir nicht viel, ich fand es eher ermüdend, was uns Casaubon da zum Schluss noch serviert. Ausserdem bin ich der Meinung, dass Belbos wahrer Moment der war, in dem er die Tres beleidigte und starb.


    Noch ein allgemeines Fazit aus dem Buch:
    Ich hatte bis jetzt schon sehr wenig für Esoterik und Mystik übrig, aber seit der Lektüre dieses Werkes werde ich definitiv nur noch darüber lachen können. :smile: In diesem Zusammenhang hat mir folgendes Zitat aus Kapitel 118 besonders gut gefallen:


    Zitat

    Aber wenn man einen Plan erfindet und die anderen führen ihn aus, dann ist es, als ob der Plan existierte. Beziehungsweise dann existiert er wirklich.


    Es gibt also gar nicht mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als wir uns vorstellen können, aber wir können daran glauben :breitgrins: (Siehe übrigens mein letztes Posting.)
    Schön, dass ich jetzt wenigstens eine mögliche Erklärung dafür habe, wieso die Leute scharenweise auf alle möglichen Scharlatane hereinfallen (wollen).


    Ich werde die Leserunde natürlich weiter verfolgen und bin gespannt, was ihr aus dem Buch "mitnehmt".


    Mit einem lieben Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Gratulation Alfa Romea! :klatschen:


    Ich muss gestehen, ich hab in den letzten beiden Tagen recht wenig geschafft (nachtraeglicher Hochzeitsempfang fuer meinen Mann und mich bei der Familie in Alabama *schwaerm), dafuer dann gestern abend und heute morgen umso mehr. Fuer alle, die mit dem Herrn Causabon nicht richtig warm werden koennen: Zumindest mir wurde der Gute in Kapitel 56 richtig sympathisch! :zwinker:


    Und zwar

    Zitat

    ..als er diesem unmoeglichen Weib Lorenza Pellegrini eine eiskalte Abfuhr erteilte. *jubel
    Nicht gefallen haben mir in Kpitel 56 die sexuellen Anspielungen (Feuchtwerden der Vorhaut etc..) von Belbo. Eklig. :breitgrins: Aber die Geschichte von ihm und der Trompete war schon supersuess.


    Ich bin jetzt auf Seite 281, also im 57. Kapitel und habe wohl 'endlich' die magische Mitte des Buchs ueberschritten. Gott sei Dank kann ich nur sagen - das ist naemlich so eine Art Ansporn fuer mich, weiter zu lesen, weiss auch nicht warum. Ich hab arge Durchhaenger bei dem Buch und haetten wir nicht diese schnuckelige Leserunde - ich glaub' ich haett's schon zur Seite gelegt. :redface:

  • Hallo mal wieder,


    endlich Sonntag und damit Zeit zum Lesen. Heute bin ich endlich mal ein größeres Stück weitergekommen, und es gefällt mir sehr gut! Der Höhepunkt war für mich bisher das Gespräch mit dem Oberst :klatschen: , aus dem ich einfach zitieren muss:


    "Die Templer wussten sehr wohl, dass Jesus ein keltischer Mythos ist."
    "Die Benediktiner sind die Erben der Druiden, das weiß doch jeder." (Ich bis heute nicht :breitgrins: )


    Eine Frage an die Leser der englischen Ausgabe: Steht am Ende des 24. Kapitels tatsächlich das deutsche Wort "unheimlich"? Ist das Wort im englischen Sprachgebrauch üblich (so wie im Deutschen z.B. sophisticated oder c'est la vie)? Die Verwendung erinnert mich ein bisschen an "Jenseits von Eden", wo Steinbeck das Wort "Weltschmerz" anbringt. Hm, zeigt wieder deutlich, welch heitere Bilder die deutsche Sprache übermitteln kann :breitgrins:


    Und noch etwas, was meinen zugegeben manchmal etwas infantilen Humor angesprochen hat:


    "...vom Typus NEQUAQUAM VACUUM.."
    "Ne quà quà? Gezeichnet Donald Duck?"


    Auch wenn ich noch immer auf den Plan warte - das Warten amüsiert ungemein.


    LG
    Manjula

  • Zitat von "Manjula"


    "...vom Typus NEQUAQUAM VACUUM.."
    "Ne quà quà? Gezeichnet Donald Duck?"


    Aaaahh, da fällt mir doch gleich mein Lieblingszitat aus dem Buch ein. Irgendwie geht es um die Macht des gesprochenen Wortes, wenn ich es recht in Erinnerung habe (ich habe das Buch gerade nicht in Reichweite) und sich einer der drei Lektoren darüber auslässt, dass Gott bei der Schöpfung ja auch nicht telegrafiert hätte:


    «Fiat lux. Brief folgt.» :jumpies:


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Zitat von "Manjula"


    Eine Frage an die Leser der englischen Ausgabe: Steht am Ende des 24. Kapitels tatsächlich das deutsche Wort "unheimlich"? Ist das Wort im englischen Sprachgebrauch üblich (so wie im Deutschen z.B. sophisticated oder c'est la vie)?


    Jep, steht genauso dort: "The whole thing is - as the German says - unheimlich."


    'Unheimlich' als Adjektiv ist keineswegs ueblich im Englischen - das ist lediglich eine der zigtausend Arten auf die Eco den Leser wissen laesst, wie urgescheit er doch ist und wieviele Sprachen er doch beherrscht. Ganz putzig.


    Das Wort 'Weltschmerz', das du ansprichst ist im Gegensatz dazu international - es wird durchaus im Englischen verwendet. Wahrscheinlich gibt es einfach keine Uebersetzung, die die Poesie des Wortes so auf den Punkt bringen wuerde wie das von Jean Paul 'erfundene' Wort.


    http://www.answers.com/topic/weltschmerz

  • Halihallo


    Ich bin jetzt in Kapitel 38.


    Was mir bisher gefiel, steht in Kapitel 28 S. 243-244 meiner dtv-Ausgabe:


    Zitat

    Die Geschichte des heiligen Cyprianus von Antiochia, eine hübsche Legende


    Was mir missfiel, hat Eco selbst formuliert in Kapitel 33 S.274:

    Zitat

    Also jetzt bist du es, die alles in einen Topf wirft.


    In einem TV-Interview erzählte Umberto Eco, wie sorgfältig er alles für diesen Roman recherchiert habe, wie viele Erzählungen er gesammelt hätte. Das machte mich neugierig, denn mir gefallen alte Geschichten.


    Deshalb bin ich jetzt schon ein bisschen enttäuscht, wie oberflächlich Eco alle Themen anreisst bzw. nur gerade stichwortartig antippt, als wäre es damit erledigt. Mir fehlt die Substanz, vor allem auch die historische, welche ich nach Ecos Name der Rose eigentlich doch als Minimum erwartet habe. Stattdessen nur Klischee-Vorurteile und unsachliche Spötterei ohne echte Argumente. Mir ist zwar klar, dass Eco bewusst so inszeniert, doch wo ist es Inszenierung und wo echte Meinung des Autors? Na, ich werde mal weiterlesen, vielleicht finde ich doch noch meine Perlen. :breitgrins:

  • Zitat von "Evelyne Marti"

    Deshalb bin ich jetzt schon ein bisschen enttäuscht, wie oberflächlich Eco alle Themen anreisst bzw. nur gerade stichwortartig antippt, als wäre es damit erledigt. Mir fehlt die Substanz, vor allem auch die historische, welche ich nach Ecos Name der Rose eigentlich doch als Minimum erwartet habe. Stattdessen nur Klischee-Vorurteile und unsachliche Spötterei ohne echte Argumente. Mir ist zwar klar, dass Eco bewusst so inszeniert, doch wo ist es Inszenierung und wo echte Meinung des Autors? Na, ich werde mal weiterlesen, vielleicht finde ich doch noch meine Perlen. :breitgrins:


    Bisher war es mir noch nicht aufgefallen, aber jetzt, wo du es sagst, merke ich, dass es mir auch so geht. Ich finde das Buch ja eigentlich toll, mit dem Feuerwerk an Ideen und einem Stil, der mir sehr zusagt, aber die Substanz fehlt.
    Vielleicht ist das die Erklärung dafür, dass ich schon seit einigen Tagen keine Lust habe, am Pendel zu lesen, und nach ungefähr der Hälfte eine Pause eingelegt habe.
    Ich habe jedenfalls vor, spätestens am Wochenende mit hoffentlich neuem Elan weiterzulesen.


    Saltanah

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Saltanah und die anderen, die evtl. eine Krise haben:
    Haltet durch, irgendwann nach der Hälfte wird es wieder richtig interessant und es werden auch einige Zusammenhänge erklärt, die vorher nur so «hingeworfen» wurden. Natürlich nicht alle, sonst wäre das Buch sicher doppelt so dick :zwinker:


    Gruss


    Alfa Romea, Mutmacherin :breitgrins:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hi,
    bei mir ist es zu spät zum motivieren....ich bin durch :zwinker:


    Es war schwierig, verwirrend, leider manchmal auch etwas öde (Brasilien!), aber insgesamt faszinierend.
    Ich könnte mir durchaus vorstellen, das Buch in 10 Jahren nochmal zu lesen :breitgrins:


    Die "Auflösung" die Lia zu dem geheimnisvollen Brief bietet ist aber meienr Meinung nach in gewisser Hinsicht geklaut:

    Zitat

    Walter M Miller: Lobgesang auf Leibowitz (1959): beginnt mit der zufälligen Ausgrabung eines heiligen Artefakts irgendwann in ferner Zukunft: ein zerknitterter, bröckliger Zettel, vor 100en von Jahren vom heiligen Sankt Leibowitz selbst beschrieben, auf dem zu lesen ist: "500 gr. Pastramischinken, Dose Sauerkraut, 6 Bagel -- für Emma mitbringen." Für die Brüder des Heiligen Leibowitz ist dieser von einem obskuren Ingenieur aus dem 20. Jahrhundert geschriebene heilige Einkaufszettel ein Symbol der Hoffnung aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit noch vor der "Simplifizierung", dem feurigen atomaren Holocaust, der die Erde in Dunkelheit und Ignoranz stürzte.


    LG
    illy

  • Hallo zusammen,


    also, ein Buch zum Schnelllesen (sehen komisch aus, die drei "l" :zwinker: ) ist das Pendel für mich nicht, aber hier mal ein Zwischenstand:


    Das Kapitel 30 hat mir gut gefallen, v.a. die "Negativbeweise" für die Existenz der Rosenkreuzer:


    "Dass sie nicht antworten, heißt, dass sie tatsächlich existieren."
    "Da alle ihn sehen, kann er kein Unsichtbarer sein, und ergo ist er kein Rosenkreuzer."
    "Begünstigt von der Tatsache, dass sie nicht existieren, sind die Rosenkreuzer überall."


    Der ideale Anlass für einen neuen Smiley: :verschwoerung::breitgrins:


    Und ausserdem: "Kratz mir mal das Rosenkreuz" :klatschen:


    Leider muss ich aber sagen, dass die Szenen mit den Ritualen in Brasilien mich eher langweilen, da geht´s mir wie einigen von Euch. Aber nach Alfa_Romeas Mutmachung werde ich mich mit frischem Elan daran machen.


    @Evelyne Marti: Schön, dass wir uns auch hier treffen :winken:


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Stecke momentan irgendwo im 70. Kapitel und habe mit Erleichterung festgestellt, dass es ab der Mitte tatsaechlich wieder etwas zuegiger vorangeht. Halleluja. :klatschen:


    Mittlerweile kann ich echt nur noch laechelnd den Kopf schuetteln ueber Eco's Gedanken- und Zeitspruenge - eben noch im Pariser Untergrund, kurz darauf schon unter den Druiden bei Stonehenge. Ein Wahnsinn. Mittlerweile finde ich sogar die Zitate, die jeweils am Anfang eines neuen Kapitels stehen, interessant (zwei der dort verwendeten Werke befinden sich bereits auf dem Postweg zu mir), einfach weil's so schoen zum Weiterlesen inspiriert.


    Unter anderem jenes hier, das wohl eine Art Klassiker darstellt, wenn man sich mit den templern und der Geschichte des Grals naeher beschaeftigt:



    Michael Baigent, Henry Lincoln & Richard Leigh -
    Holy Blood, Holy Grail aus dem Jahr 1983.

  • Hallo Leute!


    Ich bin jetzt in Kapitel 45 und sehe nun alles etwas gelassener. Kapitel 39 hat mir gut gefallen. :breitgrins:


    Die Inszenierung ist doch so offensichtlich und bewusst übertrieben wie bei einem Komiker. Ist ja eigentlich klar, dass Verleger nur den oberflächlichen Esoterik-/Literaturmarkt sehen und in verlegerischem Interesse nicht grossartig Tiefgang zeigen können, wäre sonst unglaubwürdig. :zwinker:


    Ich schmökere mal weiter und nehme das Ganze nicht so ernst. :breitgrins:


    Manjula: Danke, freut mich auch! :smile:

  • Also.. so manchmal wird mir der Eco ja unheimlich. Habe mich gestern vor'm Schlafengehen bis zum 77. Kapitel vorgearbeitet, musste dann aber vor lauter Grusel aufhoeren. Nein, Scherz beiseite..


    Schraeg ist es trotzdem, dass Eco im 76. Kapitel von Hiram, dem Architekten vom Tempel des Salomon spricht. Ziehen mein Mann und ich doch in wenigen Wochen um, und zwar in das nette kleine Nest .. *Trommelwirbel* Hiram westlich von Atlanta!! :entsetzt:


    Wenn das ma nix zu bedeuten hat!! :verschwoerung:

  • Ich habe gestern auch endlich weiter gelesen und stehe jetzt vor dem Teil "Chessed". Jetzt kommt scheinbar der "Brasilien"-Teil, von dem hier viele scheinbar nicht so begeistert waren... Ich werde mal sehen, wie ich damit zurecht komme.

  • Hallo Ihr :sonne:


    Hatte leider letzte Woche fast gar keine Zeit zum Lesen und hab mich erst bis Kapitel 54 vorgearbeitet. Finde es immer noch ein ziemliches Auf und Ab, aber momentan gehts wieder etwas zügiger vorwärts.
    Kaum tritt Agliè auf den Plan, wirds immer so schön mystisch :breitgrins:


    Gerade sind Belbo, Casaubon und Diotallevi unterwegs in die Berge und es gibt ein riesen Eifersuchtsgezicke mit Signora Pellegrini, wobei ich nicht so ganz verstehe, was die Frauengeschichten mit der Story zu tun haben, will Ecco die verworrenen Diabolikertheorien etwas auflockern?


    Die letzten Kapitel waren mir ehrlich gesagt etwas zu abgedreht, einfach alles von den Pyramiden bis zu den Tempelrittern in einen Topf geworfen, hm, war mir einfach ein bisschen zu viel des Guten...


    Dass Ihr alle nach der Hälfte wieder zügiger vorangekommen seid, macht mir Mut, aber ob ich bei dem schönen Wetter am Wochenende richtig lust zum Lesen hab...


    Viel Spass allen, die noch mitlesen :blume:

  • Bin im Endspurt und, wenn ich ehrlich bin, froh darueber. Mich hat selten ein Buch so viel Energie gekostet.


    Was mir in einem der letzten Kapiteln gut gefallen hat, war der Wahnsinn, der so langsam um sich greift. Alles scheint Teil des Ganzen zu sein, nichts und niemand ist mehr sicher vor Abulafia, es scheint als ob jede auch nur irgendwie weltgeschichtlich interessante Figur irgendwie und irgendwann mal mit den Templern, bzw. den Rosenkreuzern in Verbindung stand.


    Als besonders kreativ fiel mir die Initial-Theorie auf:


    Spoiler Kap. 85 & 86


    Zitat

    Beispielsweise die Initialen des 'Reform Clubs' , dem Phileas Fogg in Verne's 'In 80 Tagen um die Welt' angehoert! Zum Quieken. Oder Rene des Cartes! Der Mann hat so eine unfassbar bunte Phantasie, man muss ihn einfach gernhaben.


    Bin momentan bei Kapitel 103 und werde ziemlich sicher im Lauf des Abends fertig werden. Morgen dann meine End-Evaluation. :belehr::klatschen:

  • Zitat von "parago"

    Mich hat selten ein Buch so viel Energie gekostet.


    Ja, das glaube ich gerne. Es ging mir ganz ähnlich. Ich bin gespannt auf deine Schlussbemerkungen...


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Letzte Nacht um halb eins war es dann endlich soweit. Ich war auf der allerletzten Seite des Pendels angekommen. Mit gemischten Gefuehlen, muss ich sagen.


    Einerseits kann ich glaub ich sagen, dass ich verdammt viel gelernt hab in den letzten Wochen - nicht nur durch das Buch selbst, sondern natuerlich hauptsaechlich durch's Stoebern und Weiterlesen im Internet.
    Was das Buch und dessen Geschichte an sich angeht, hab ich meine Zweifel. Ich will's mal so ausdruecken: Waere 'Das Pendel' nicht 'Das Pendel' und waere Eco nicht Eco - ich hatte den Schinken knapp vor der Mitte zugeklappt und nie mehr aufgeschlagen.
    Zwei Gruende: Irgendwas hat gefehlt und irgendwas war zuviel des Guten.


    Zitat

    Was das fehlende genau ist, werd' ich wahrscheinlich in den naechsten Tagen rausfinden, wenn ich mir verstaerkt im INEt Rezensionen zum Pendel zusammensuchen werde - vielleicht hat ja irgendwer irgendwann schonmal aehnlich empfunden nach dem Auslesen von Eco's Werk und kann die Zweifel besser ausformulieren als ich.


    Ich verstehe zwar jetzt auch, dass die drei 'Damen' im Buch wichtig waren und einem bestimmten (symbolischen) Zweck dienten, trotzdem konnte ich mit keiner der Dreien ausreichend 'warm werden' um sie als glaubhaften Charakter wahrzunehmen. Allen voran natuerlich Lorenza Pellegrini, deren Kokain-Sucht Eco meiner Meinung nach ruhig haette woertlich erwaehnen koennen. :zwinker: So ein Mist-Weib.


    Auch Lia ist mir bis zuletzt ein Raetsel geblieben. Wie die ihr Wissen aus dem Aermel geschuettelt hat, als waer's ein Marmeladen-Rezept ist mir schleierhaft und traegt finde ich nicht wirklich zur Glaubhaftigkeit ihres Charakters und der Beziehung zwischen ihr und Causabon bei. Auch frage ich mich, ob Eco selbst Kinder hat und wie seine Beziehung zu seiner Frau zum Zeitpunkt der Schwangerschaft war - der emotionale Abstand zwischen Causabon und Lia waehrend der Schwangerschaft und nach der Geburt laesst mich jedenfalls an der ach so grossen Liebe zweifeln. Lediglich die tatsaechliche Geburt nimmt ihn emotional mit - vielleicht wieder nur eins der millionen Symbole, die uns Eco um die Ohren haut. Naja.


    Alles in allem - selbst wenn ich jetzt meinen Ruf als Literaturbanausin endgueltig weghabe:


    3ratten (und der Klassikerstatus ist dabei bereits mit einberechnet.)


    Schoenen Sonntag nach Deutschland! :sonne:

  • Nach einer langen Pause habe ich jetzt endlich weitergelesen, und den Teil "Gevurah" beendet. Die verschiedenen Rituale in Kapitel 57-62 haben mich doch sehr ermüdet, und ich war dann sehr froh, als Lia im nächsten Kapitel ihren Auftritt als "Stimme der Vernunft" hatte. Ihre Erklärung, wieso die Zahlen in den verschiedensten Kulturen gleich symbolträchtig sind, war genau das, was ich jetzt brauchte. Leider ließ sich Casaubon, wie er selbst sagt, "nur kurz" auf den Boden runterholen. Gleich darauf lässt er sich "von der Schönheit des Tefiret" verführen. Ich werde gleich mal untersuchen, was er damit meint.


    Was mich an dem Buch auch stört, ist, dass mir die Hauptfiguren fremd bleiben. Ich habe nicht den Eindruck, die drei "Verschwörer" näher kennengelernt zu haben.


    Ich glaube, ohne die Leserunde "im Nacken sitzen" zu haben, hätte ich das Buch nicht noch mal geöffnet. Eigentlich schade, nach so einem fulminanten Anfang.


    Meine Gratulation an alle, die sich durchgekämpft haben.


    Saltanah

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo zusammen,


    also, ich muss Saltanah zustimmen: Ohne Leserunde hätte ich mich nicht (oder zumindest nicht so schnell - wenn man bei meinem Lesetempo von schnell reden kann :rollen: ) durch das Buch durchgekämpft. Es hat doch einige Längen, und die files von Belbo finde ich zum Gähnen langweilig. Auch sind mir ebenso wie WannaBe die Frauengeschichten nicht ganz schlüssig (mal abgesehen davon, dass ich diese Lorenza absolut unsympathisch finde).


    Das soll jetzt aber nicht heißen, dass mir das Buch nicht gefällt - das tut es. Hier mal meine Eindrücke bis jetzt:


    - Kapitel 34: Das Auskunftsbüro von Casaubon wäre wohl heute so chancenlos wie die Schreibmaschine - google würde ihn glatt verdrängen :zwinker:


    - Lustig fand ich das Auftreten der Bavarian Illuminates - musstet Ihr auch an Dan Brown denken? Der hatte allerdings nicht soviel Ironie wie Eco.


    - Kapitel 57: hier und in Kapitel 65 taucht die Wendung "jenseits des Heckenzauns" auf - hat das eine tiefere Bedeutung, ist das ein Zitat?


    - Sehr gut gefallen hat mir, wie Lia Casaubon wieder auf den Boden zurückbringen will, indem sie die ganze Zahlenmystik entzaubert. Was in die gleiche Richtung geht und mich auch amüsiert hat: das Motorengleichnis.


    - Kapitel 38: Hier hat mich der Ausdruck "Macht Sinn" von Belbo irritiert - ich hatte gedacht, dass dieser holprige Ausdruck erst in jüngster Zeit aufgekommen ist.


    - Kapitel 71: Die Geschichte mit den 10 Tagen hat mich so fasziniert, dass ich wider meine Gewohnheiten im Lexikon nachgestöbert habe - das war ja wirklich so. Ziemlich lustig. :elch:


    - Kurzer kindischer Einschub (Kapitel 76): bei den Simpsons gab es auch mal einen Steinmetzgeheimbund :breitgrins: - kennt jemand die Folge?


    - Kapitel 87: Aha, auch Karl Marx war Teil des großen Plans :zwinker:


    Und noch ein paar Zitate, die mir gut gefallen haben:


    "Ich bin offen für jede Kritik, jeden Vorschlag und jeden Widerspruch, wie es üblich ist unter gebildeten Leuten. Das Projekt ist hiermit beschlossen." (Kapitel 42)


    "Um mich zu motivieren, erhöhte er mein Gehalt in beinahe spürbarer Weise." (Kapitel 64)


    "Warum kann ich nicht wie alle anderen von der Abiturprüfung träumen?" (Kapitel 64)


    "...inklusive der Rolle des Sports...als Mittel zur Volksverdummung." (Meine Rede! Kapitel 93)


    Mein Zwischenstand: ein sperriges, aber unterhaltsames Buch. Was mich u.a. davon abhält, es mehr zu genießen, sind meine fehlenden Hintergrundkenntnisse. Um jede Anspielung zu verstehen, müsste ich da wohl einige Jahre nichts anderes als diese Themen studieren. Egal, Spass macht es trotzdem :smile:


    EDIT: Hallo Ingroscha :winken: schön, dass Du wieder dabei bist.


    LG
    Manjula