Charles Palliser - Die schwarze Kathedrale

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.883 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Arwen.

  • Inhalt:(laut Amazon)
    22. Dezember 1881: Eine entsetzliche Entdeckung reisst die englische Kleinstadt Thurchester aus ihrem Dornröschenschlaf. In der Kathedrale wird die Leiche eines lebendig eingemauerten Mannes entdeckt. Eine Lawine verstörender Entdeckungen kommt ins Rollen: Gefälschte Manuskripte, alte Blutfehden, Manipulationen - und dann noch ein Mord. Ein Roman der Nacht, fesselnd und vielschichtig, mit Akribie und Leidenschaft zu einem Krimipuzzle der Spitzenklasse zusammengesetzt - vom Autor des Kultklassikers Quincunx.


    Rezension
    Es werden sich sicher einige wundern, dass ich die Rezi unter sonstige Belletristik gesetzt habe, da es sich doch vorgeblich um einen historischen Kriminalroman handelt. Aber wer mit dieser Erwartung das Buch aufschlägt, wird zu genau den schlechten Rezensionen kommen, die auch bei Amazon zu finden sind. Eigentlich ist es ein Roman über Freundschaft und Gleichgültigkeit, Liebe und Abneigung, Leidenschaften und Langeweile, Selbsterkenntnis und Selbstbetrug, getarnt als historischer Krimi. Die "Handlung" spielt im 19. Jahrhundert und der Mord wird erst nach der Hälfte des Buches überhaupt erwähnt. Zuerst geht es um eine verlorene Freundschaft, um das Bemühen sie wiederzubeleben, um die Erkenntnis, dass man den Gegenüber nicht kennt, eigentlich nie gekannt hat. Dahinter geht es auch um Leidenschaft und dessen Ausgangspunkt. Leidenschaft gegenüber einem anderen Menschen, der wissenschaftlichen Forschung und dem leidenschaftlichen Ehrgeiz.


    Unter diesen Voraussetzungen betrachtet, ist es ein durchaus lesenswertes Buch. Es geschieht wenig, die Story entwickelt sich langsam und behäbig, aber die zwischenmenschlichen Aspekte werden von allen Seiten betrachtet und sind wirklich interessant zu lesen. Die Charaktere werden vom Autor gut dargestellt, sie zeigen erst nach und nach ihr wahres Gesicht, oft nur durch Vermutungen und Hypothesen des Ich-Erzählers. Niemand ist am Ende der Gute und auch niemand der Böse, sondern alle Personen sind vielschichtig und ihre Motivationen sind unterschiedlich. Der Autor hütet sich aber davor, ein Urteil zu fällen. Etwas, das mir sehr gefallen hat.


    "Die schwarze Kathedrale" erhält von mir
    3ratten
    Ein lesenswertes Buch, aber kein Muss!


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    Liebe Grüße<br />Galadriel<br /><br />Das Lächeln ist eine Kurve, die manches gerade biegt.

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen und hatte einen spannenden historischen Krimi erwartet. Der Klappentext las sich auch so.
    Leider ist es aber weder spannend noch Krimi, von daher war ich enttäuscht. Mir hat das Buch nicht so gefallen, obwohl die Beziehungen der Charaktere untereinander nicht uninteressant waren. Wahrscheinlich war es wirklich eine Sache der falschen Erwartungen. :sauer:

    viele Grüße<br />Tirah

  • Hallo zusammen,


    vor vielen Jahren habe ich "Quincunx" gelesen, das mir trotz ziemlicher Längen sehr gut gefallen hat, weil es sehr intensiv die Atmosphäre des Dickensschen Englands vermittelt.


    "Die schwarze Kathedrale" scheint mir nach deiner Rezension, Galadriel, auch nicht unbedingt etwas für den Spannung suchenden Leser zu sein. Allerdings klingt das, was du darüber geschrieben hast, recht interessant.
    Das Buch liegt schon lange auf meinem SUB, dann wandert es wohl mal höher!


    HG
    finsbury

  • @ Finsbury: Wer von dem Buch Spannung erwartet, wird unweigerlich entäuscht. Es ist wie gesagt nur sehr vordergründig ein historischer Krimi, dessen Auflösung eigentlich nur in sofern Interesse weckt, als sich dadurch auch einige Knoten der Verstrickungen innerhalb und zwischen den Charakteren lösen.

    Liebe Grüße<br />Galadriel<br /><br />Das Lächeln ist eine Kurve, die manches gerade biegt.

  • Zitat von "Tirah"

    Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen und hatte einen spannenden historischen Krimi erwartet. Der Klappentext las sich auch so.
    Leider ist es aber weder spannend noch Krimi


    Ich bin auch durch den Klapentext auf das Buch aufmerksam geworden.
    Der verspricht ja wirklich einen historischen Kriminalroman.
    Letztendlich habe ich das Buch nicht spontan gekauft, weil ich mich erst noch ein wenig darüber informieren wollte.
    Als ich dann gehört habe, dass der Kriminalfall eigentlich nur am Rande eine Rolle spielt, habe ich auf den Kauf verzichtet.


    Nichts gegen die Geschichte, die das Buch erzählt.
    Aber der Verlag sollte sie nicht als etwas verkaufen, das sie nicht ist. Nur um von der seit einigen Jahren steigenden Welle der historischen Krimis irgendwie zu profitieren :rollen:
    An vielen Amazon Rezis sieht man ja, dass falsche Erwartungen geweckt werden :grmpf:

  • Zitat von "Arwen"

    Nichts gegen die Geschichte, die das Buch erzählt.
    Aber der Verlag sollte sie nicht als etwas verkaufen, das sie nicht ist. Nur um von der seit einigen Jahren steigenden Welle der historischen Krimis irgendwie zu profitieren :rollen:
    An vielen Amazon Rezis sieht man ja, dass falsche Erwartungen geweckt werden :grmpf:


    Hallo arwen,


    das sehe ich genauso!


    Auch gute Bücher finden dadurch häufig nicht die richtigen Leser, weil ihnen irgendein modisches Attribut angehängt wird, das überhaupt nicht zu ihnen passt, sondern nur ihre Verkaufszahlen im Sog irgendeines Bestsellers erhöhen soll.


    So ist z.B. der Illuminati/Sakrileg-Hype eine echte Seuche. Allen möglichen Krimis oder historischen Romanen wird jetzt so ein mystery-katholischer-Thriller- Anstrich gegeben, obwohl das überhaupt nicht passt.
    Das gilt wohl auch für das Buch dieses Threads


    HG
    finsbury

  • Ich kann dir nur zustimmen, finsbury.


    Gerade in der letzten Zeit fallen mir solche "Anpassungen" öfter auf.
    Irgendwie finde ich das schon armselig :rollen: