Sebastian Faulks - Gesang vom großen Feuer

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.867 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aldawen.

  • Hallo!


    Ich bin heute über ein Buch von Sebastian Faulks gestolpert: Gesang vom großen Feuer.
    Es klingt ganz interessant, aber ich habe auch noch nie etwas von diesem Autor gehört. Kennt jemand seine Bücher und weiß, ob dieses hier gut ist? Die Amazon-Rezensionen sind überwiegend positiv. :confused:



    Inhaltsbeschreibung laut Amazon:
    Der Roman schildert das Schicksal des Engländers Stephen Wraysford während des Ersten Weltkriegs. Er ist Leutnant und liegt mit seiner Einheit in Frankreich an der Somme, wo er eine der größten Schlachten dieses Krieges miterlebt. Unvermutet wechselt dann der Schauplatz der Handlung von den Schlachtfeldern Flanderns in das England des Jahres 1978. Aus Anlaß des 60. Jahrestags des Waffenstillstands beginnt eine junge Frau, Nachforschungen über ihren Großvater Stephen anzustellen, der an dem schrecklichen Kriegsgeschehen beteiligt war.


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    viele Grüße<br />Tirah

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Hallo Tirah!


    Wie lustig- über genau dieses Buch bin ich am Samstag auf dem Flohmarkt gestolpert und habe ihm gleich ein neues Zuhause gegeben :zwinker: Der Klappentext klang einfach zu interessant! Leider werde ich es nicht so schnell lesen, aber wenn Du es damit auch nicht erilig hast, können wir versuchen, eine Leserunde auf die Beine zu stellen.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe das Buch bei Buchticket gesehen, mich aber noch nicht getraut, es anzufordern. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es gut ist.
    Andererseits interessiert mich der erste Weltkrieg. Ich habe bislang aber erst ein wirklich gutes Buch gefunden (Jonathan Hull - Damals die Liebe) und einen guten Film (Mathilde mit Audrey Tautou).


    Schade, ich fürchte, für eine Leserunde bekommen wir nicht genügend Leute zusammen, zumal das Buch ja auch nicht mehr über den Buchhandel zu beziehen ist.

    viele Grüße<br />Tirah

  • Zitat von "Papyrus"

    @ Tirah
    Ich habe das Buch auch noch in meinem SUB.
    Also tausch es dir bei Buchticket und wir lesen zu dritt (oder so)


    schon überredet! :breitgrins:

    viele Grüße<br />Tirah

  • huhu ihr Lieben,


    tut ihr mir bitte den Gefallen und macht die Leserunden im Buchvorschlags-Forum aus? Das hier trägt ja irgendwie nicht so richtig zur Diskussion des Buches ansich bei und zerrt so einen Thread extrem auseinander, weil andere das nicht so sehr interessiert, wenn sie nachlesen wollen ;)


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Nachdem ich das Buch jetzt durch habe, hier meine Rezension:



    Sebastian Faulks: Gesang vom großen Feuer


    Inhaltsbeschreibung:
    Der Roman schildert das Schicksal des Engländers Stephen Wraysford während des Ersten Weltkriegs. Er ist Leutnant und liegt mit seiner Einheit in Frankreich, wo er eine der größten Schlachten dieses Krieges miterlebt. Unvermutet wechselt dann der Schauplatz der Handlung von den Schlachtfeldern Flanderns in das England des Jahres 1978. Aus Anlaß des 60. Jahrestags des Waffenstillstands beginnt eine junge Frau, Nachforschungen über ihren Großvater Stephen anzustellen, der an dem schrecklichen Kriegsgeschehen beteiligt war.



    Beurteilung:
    Das Buch spielt auf mehreren Ebenen. Zum einen ist da Stephen Wraysford, der im Jahre 1910 aus beruflichen Gründen nach Amiens kommt. Dort verliebt er sich in die Frau seines Gastgebers, Isabelle Azaire. Beide beginnen eine leidenschaftliche Affäre und Isabelle verläßt ihren Mann, um mit Stephen zusammenzuleben.
    Im Jahre 1916 findet sich Stephen in den Schützengräben des ersten Weltkriegs wieder.
    1978 schließlich lebt Elizabeth, Stephens Enkelin. Sie hat ihn nie kennengelernt und beginnt, Nachforschungen über ihn anzustellen. Ihr eigenes Leben verändert sich durch das, was sie erfährt.


    Die Liebesgeschichte zwischen Stephen und Isabelle bleibt merkwürdig blass und viele Dinge werden nur unzureichend erklärt. Die Zeit im Schützengraben jedoch ist erschreckend. Der Horror des Krieges wird mit einer unglaublichen Intensität und Eindringlichkeit beschrieben. Dabei sind es Dinge, die mit dem Krieg gar nichts zu tun haben, die den Schrecken besonders deutlich werden lassen. Da ist zum Beispiel Jack Firebrace, ein einfacher Soldat. Während er an der Front ist, erfährt er, daß sein einziger Sohn schwer erkrankt ist. Gerade diese Dinge machen jedoch deutlich, daß es sich um Menschen mit einem eigenen Leben handelt, die dort im Krieg „verheizt“ werden - nicht nur um unbedeutende Soldaten, deren Namen vielleicht später auf Mahnmalen auftauchen.
    Leider bleibt die Figur von Stephen während des ganzen Buches über sehr blass, andere Personen (wie z.B. Jack Firebrace) wurden sehr deutlich.
    Der Einschub von Elizabeth, die sich auf die Spurensuche nach ihrem Großvater Stephen begibt, bezweckt zwei Dinge: zum einen macht er deutlich, wie die Geschichte weitergeht und daß auch ein solcher Krieg die Spuren der Menschen, die an ihm teilgenommen haben, nicht völlig verwischen kann. Zum anderen wird jedoch auch klar, wie wenig wir in unserer heutigen, sicheren Zeit von diesem Krieg und dem Leiden, das er verursacht hat, wissen. Außerdem sind die Kapitel um Elizabeth wichtig, um Abstand zu dem Geschehen in den Schützengräben zu bekommen - eine Pause von dem Schrecken sozusagen, zumindest für den Leser.
    Natürlich ist es sonderbar, wenn man als Deutscher den Krieg von der „anderen“ Seite beschrieben bekommt, in einem Buch, in dem die Deutschen als Feinde verhaßt sind.
    Das Ende jedoch ist großartig - sowohl in Stephens Zeit, als auch im Jahr 1979 bei Elizabeth.


    Es gibt Bücher, die einen nicht so schnell loslassen. Bücher, die einem noch lange nachgehen und die es einem schwer machen, sich auf ein neues Buch einzulassen. Gesang vom großen Feuer gehört dazu.



    Meine Wertung:
    5ratten


    Originaltitel: Birdsong
    Kategorie: Historisch / erster Weltkrieg
    Hardcover
    Schöffling & Co.
    604 Seiten
    ISBN: 3895616400


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    viele Grüße<br />Tirah

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Ich schließe mich Tirah an.
    Eine Geschichte die an die Nieren geht, aber doch ein gutes Ende (und dieses dann auch zweimal) nimmt.
    Die Schilderungen vom ersten Weltkrieg sind sehr eindringlich und erschütternd.
    Dem Leser begegnen vielen persönliche Einzelschicksale im Schützengraben, die die Geschichte noch realistischer werden lassen.


    Allerdings war der erste Teil welcher die Liebesgeschichte zwischen Stephen und Isabelle erzählt doch so blass und oberflächlich das ich nur 4ratten geben kann.

  • An reiner nacherzählbarer Handlung gibt es tatsächlich in diesem Roman kaum mehr, als Tirah schon geschrieben hat, es sei denn, man wollte sich in Einzelheiten über die Schlacht an der Somme ergehen oder die Arbeit der Sappeure nachzeichnen. Das klingt nach wenig, schadet dem Roman aber nicht, da er seine Stärken auf anderen Feldern entwickelt.


    Den ersten Abschnitt im Jahr 1910 fand ich zwar auch nicht überwältigend gut, aber doch nicht so blaß und vage wie hier schon geäußert. Es ist einfach ein Spiegel jener Zeit, die eigentlich noch dem 19. Jahrhundert angehört. Vieles ist auf Grund der Regeln von Schicklichkeit und Anstand einfach nicht anders möglich, und natürlich ist die Beziehung zwischen Stephen und Isabelle gesellschaftlich ein Skandal, wäre es auf Grund des Altersunterschiedes auch, wenn Isabelle nicht schon verheiratet wäre. Daß Stephen sich in die Frau verliebt oder vielleicht auch eher sie begehrt, finde ich dabei angesichts seines Lebenslaufes auch nicht überraschend. Er hat nicht viele Vergleichsmöglichkeiten und Isabelle ist zumindest eine attraktive und gebildete Frau, für den Anfang hätte er es also auch deutlich schlechter treffen können. Und für Isabelle gilt, trotz ihres höheren Alters und ihrer Ehe eigentlich ähnliches mit umgekehrten Vorzeichen. Nein, im großen und ganzen (abgesehen von den Liebesszenen) ging auch dieser Teil für mich völlig in Ordnung. Mehr gestört haben mich da schon die 1978/79 angesiedelten Abschnitte um Elizabeth. Mir ist zwar klar, was Faulks damit zeigen wollte, aber das war mir doch etwa zu gewollt und das Ende ... nun ja, der Holzhammer war deutlich und schon Seiten vorher zu ahnen.


    Die große Stärke dieses Romans sind eindeutig die Abschnitte über die Jahre 1916–18 mit Stephens Kriegserlebnissen. Der Wechsel zwischen den eher langweiligen Zeiten, in denen man eingegraben irgendwo liegt und wartet oder an einen anderen Frontabschnitt verlegt wird, und dann wieder vergleichsweise kurzen Zeiten, in denen wirklich gekämpft wird, und die Anspannung, die sich daraus ergibt, werden fast greifbar. Und obwohl ich nun schon einiges an Kriegsbeschreibungen hinter mir habe, bin ich immer wieder fassungslos, vor allem über zwei Aspekte: zum ersten, wie bedenkenlos hier Menschen schlicht verheizt worden sind, und zum zweiten, und hier treffe ich mich ganz eindeutig mit Stephens Interessen, über die Frage, wie Menschen so etwas überhaupt aushalten können. Kein Wunder, daß die Heimkehrer eine verlorene Generation waren, wer dergleichen erlebt hat, kann sich in ein normales „bürgerliches“ Leben auch nicht mehr einfinden. Interessant in dem Zusammenhang fand ich vor allem Stephens Entwicklung über diese Jahre. Anfänglich ist er vor allem zynisch, was sicher wesentlich daran liegt, daß er einfach nichts mehr zu verlieren hat. England ist ihm nicht wirklich eine Heimat, Isabelle hat ihn kommentarlos verlassen, von seinem Kind weiß er nichts. Und dieser Zynismus erlaubt es ihm, das Geschehen um ihn her sehr distanziert zu betrachten. Seine eigenen psychischen Probleme mit der Kriegswelt beginnen ernsthafterweise mit seiner Annäherung an Jeanne, denn damit hat er auf einmal auch wieder einen Grund, sich um sich selbst Gedanken zu machen. Einen ähnlichen Effekt, nur umgekehrt, kann man bei dem Sappeur Jack Firebrace beobachten, und deshalb ist es so faszinierend und erschreckend, die beiden quasi nebeneinander zu stellen. Für eine zwar nicht angenehme, aber eindrückliche Lektüre


    4ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen