>Speziallesetag zum "Tag der verbrannten Bücher&quot

Es gibt 68 Antworten in diesem Thema, welches 17.383 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Miramis.

  • Huch, diesen Termin habe ich ja fast vergessen! :entsetzt:
    Leider werde ich heute wohl keine Zeit finden, um etwas von Kästner zu lesen, wie ich es ursprünglich vorgehabt hatte.


    Schließlich warten noch 2 Leserunden Bücher auf mich...
    Aber eure Bücher hören sich alle sehr interessant an! Noch viel Spaß! :winken:

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • ach da würde ich ja auch gerne mitmachen, ich hätte Der Untertan von Heinrich Mann noch hier zu liegen... mhhh... Ich bin unentschlossen, hab eigentlich noch viel zu tun, aber schließlich ist ja das Wochenende fast vor der Tür, also jaaa, ich mach mit. :breitgrins:


    Also was ich so zu dem Autor sagenswürdig finde ist eigentlich nur das er klar gegen den Krieg war und das er sogar den Kontakt abgebrochen hatte zu seinem Bruder, weil dieser sich positiv zum Krieg ausließ. Der Mann lebte von 1871 - 1950. Das Buch "Der Untertan" wurde nachdem ersten Weltkrieg geschrieben, allerdings vor Hitlers Diktatur, was das Buch noch interessanter macht, wie ich finde.


    Fangen wir mal an!! :rollen:


    jem

  • So, heute bin ich mal früher von der Uni zurück und werde gleich (nachdem ich "King of Queens" geguckt habe) weiterlesen. Im Zug habe ich (aufgrund einiger Schulklassen, die Richtung Phantasialand unterwegs waren) nur etwas über die Hälfte des Buches geschafft. Bislang gefällt es mir sehr gut, wobei ich immer die beiden Hauptdarsteller der Verfilmung vor Augen habe. :rollen: Aber na ja, die sind ja sogar vorn auf dem Cover abgebildet.
    Hintergrundinfos zu Schnitzler gibt es im Netz eine Menge. Den genauen Grund, weshalb seine Bücher verbrannt wurden, habe ich schwarz auf weiß bisher zwar nirgends gefunden, aber ich vermute mal, dieses Zitat von Freud (dessen Bücher ja auch verbrannt wurden) in einem Brief an Schnitzler erklärt einiges:

    Zitat

    "Im Grund Ihres Wesens sind Sie ein psychologischer Tiefenforscher, so ehrlich unparteiisch und unerschrocken wie nur je einer war."


    Außerdem ist Nachtigall, der Mann, durch den Fridolin zu dem mysteriösen Maskenball gerät, jüdischer Abstammung.


    @ Saltanah
    Schön, dass es dir wieder etwas besser geht. :winken:


    @ Nymphetamine
    Ja, ein wirklich schönes Zitat. In meiner Übersetzung jedoch ein wenig anders.

    Zitat von "S. 18"

    ... in jedem Wesen, das ich zu lieben meinte, habe ich immer nur dich gesucht.


    Mich begrüßen auf meinem Handy übrigens meine Kaninchen. ;)


    @ jem
    Toll, dass du gleich mitmachst. :) Der Untertan habe ich in der Schule lesen müssen, was mir den Spaß leider irgendwie ein wenig verdorben hat. Vielleicht kannst du mich ja für ein reread begeistern. ;) Soweit ich weiß gibt es auch eine Verfilmung. Die letzte (ich glaube es ist die letzte) Szene ist ganz interessant, wie dem Mann bei seiner Rede alles um die Ohren fliegt...

  • Schön, dass du auch mitliest, Jem :winken: !
    Den Untertan hatte ich auch in der näheren Auswahl, er war mir dann aber doch ein wenig dick, da am Samstag schon die Proust-Leserunde anfängt und ich vorher noch Stephen Kings Dark Tower zu Ende lesen "muss".


    Mit Stefan Zweigs Phantastischer Nacht habe ich aber auch einen guten Griff getan. Die Beschreibung eines der Spielsucht verfallenen Mannes ist genial! (Und, ich kann uns alle beruhigen, unsere Lese- und Bücherkaufsüchte halten sich doch noch sehr im Rahmen. Immerhin kaufen wir nicht Bücher bis wir pleite sind, nur um uns dann eine Kugel durch den Kopf zu jagen :zwinker: .)
    Mir fällt (positiv) auf, wie oft Zweig aus weiblicher Perspektive erzählt. Ganze 3 der 4 gelesenen Geschichten berichten von, bzw. lassen Mädchen/Frauen berichten. Das ist für einen männlichen Autor eher selten. Wie gut oder zutreffend seine Beschreibungen der weiblichen Psyche allerdings sind, darüber möchte ich kein Urteil abgeben. Alle seine Personen, Männer wie Frauen, kommen mir sonderbar vor, auch wenn ich einzelne Aspekte sehr gut wiedererkenne. Aber deutlich ist mir der zeitliche und gesellschaftliche Kluft zwischen Zweigs Oberschichtgestalten des beginnenden 20. Jahrhunderts und mir. Trotzdem bin ich von seinen Erzählungen fasziniert, und empfehle sie fraglos weiter.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich bin leider kaum zum Lesen gekommen, habe gerade mal 30 Seiten geschafft. Andererseits muß ich manche Strophen von Heinrich Heines "Deutschland - Ein Wintermärchen" zwei oder dreimal lesen, weil sie mir so gut gefallen oder weil ich versuche den tieferen Sinn dahinter zu verstehen. Zum Glück hat mein Reclam-Heft einen kommentierten Anhang, in dem einige Zusammenhänge erklärt werden.
    Bereits das Vorwort, das Heine zu seinem Gedicht schreibt, hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie glücklich wir sind, daß wir Pressefreiheit haben. Heine mußte sein Gedicht mehrfach überarbeiten, weil die Kritik, die er darin übte, erst dem Verleger und dann den Behörden zu scharf war.


    Auf S. 16 fand ich ein Zitat, das zum heutigen Tag paßt und daß ich ziemlich gruselig fand, angesichts der Tatsache, daß auch Heines Bücher verbrannt wurden:


    "Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier
    Bücher und Menschen verschlungen;
    Die Glocken wurden geläutet dabei
    Und Kyrie eleison gesungen."


    Auf S. 25 äußert sich Heine darüber, daß Franzosen und Russen das Land gehört, den Briten die See und den Deutschen der Luftraum, sprich das Reich der Träume und Gedanken. Ich meine mich zu erinnern, daß mein Geschichtslehrer mal davon sprach, daß Deutschland noch Anfang des 19. Jahrhunderts als Entwicklungsland galt, weil es dort kaum Industrie gab. Dennoch galten wir als Land der Dichter und Denker - heute haben wir sehr viel Industrie und Pisa-Kids, die kaum lesen und schreiben können, wenn sie von der Schule abgehen. Was da wohl besser ist :rollen:


    @Saltannah: Du machst mir richtig Lust, Stefan Zweigs Phantastische Nacht auszuprobieren.


    LG, Rio

  • Hallo
    Ich möchte das gesellige Lesen nur kurz für 2 TV-Tips zu diesem Thema stören.
    Die heutige Ausgabe(10.05, ich weis es sit knapp-wird aber wiederholt) der Kulturzeit beschäftigt sich mit dem Thema der Bücherverbrennungen dahingehend das Georg Salzmanns Sammlung von geretteten Büchern ,aus den Kriegsjahren, nach 25 Jahren nun plötzlich ohne Förderer da steht


    Eine Doku die schon die Ganze Woche auf ZDFdoku läuft ist [url=http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/15/0,1872,3909135,00.html]Die Rückkehr der Bücher[/url]. Die empfehlenswerte Dokumentation wird noch die ganze Woche über wiederholt (zT.leider zu recht unchristlichen Zeiten) Die Zeiten müsst ihr leider den Digitalen Programmführern entnehmen .Noch ein wenig mehr Info


    NtM

  • Ich bin nun in der Zwischenzeit beim 4 Kapitel angekommen. Ab und an liest es sich doch etwas verwirrend sodass ich nochmal blättern musste. Was aber nicht am Stil liegt der zwar schon etwas gehoben ist aber durchaus verständlich zu lesen ist- sondern vielmehr an den vielen vielen Personen die alle in irgendeiner Verbindung zueinander stehen. Ich finde es auf jedenfall sehr interessant aus wievielen verschiedenen Ausgangsituationen die Figuren Emigriert sind. Hi und da kommen auch stark Autobiographische Züge des Autors durch die er aber geschickt auf verschiedene Personen verteilt sodass man sie nur erkennt wenn man sich mit seinem Leben etwas näher auseinander gesetzt hat. Klaus Mann schreibt sehr lebendig und man hat das Gefühl eine Person des Romans zu sein. Erschreckend realitätsnah fand ich eine Szene in der sich einder der Figuren dem Heroin"genuss" hingibt. Es lief mir eiskalt über den Rücken.
    Man bekommt jedenfalls einen sehr guten Eindruck wie die Stimmung kurz nachdem Regierungsantritt der Nazionalsozialisten war. Dadurch das Klaus Mann eben nicht nur eine Hauptperson hat sondern verschiedene Schiksale erzählt wirkt das ganze irgendwie viel realer und nicht so erfunden. Man erfährt wie es Menschen ergehen konnte.
    Und das nur in den ersten drei Kapiteln. Ich bin jedenfalls schon sehr sehr gespannt wie es weitergeht da sich doch so langsam das ein oder andre zuspitzt.


    PS Ich finde es schade das die Doku nur im Digitalfernsehen zu sehen ist... ich hoffe auf Arte und 3 Sat

  • Zitat von "Saltanah"

    Doris:
    Baal ist mir leider unbekannt. Diese Zusammenfassung wird dir wohl auch nicht weiterhelfen (Achtung, Spoiler). Eine moderne Verfilmung gibt es auch. Im Text dazu heißt es: ""Baal" polarisiert, erschüttert und entflammt gleichermaßen. Das Stück ist eine Absage an Gleichgültigkeit und Nivellierung des Menschen, eine wüste Eloge auf die Selbstliebe". Hmm, klingt nicht besonders anziehend.


    Es klingt nicht nur so... Tatsächlich ist es etwas konfus und Baal zeigt sich als sehr unangenehmer Zeitgenosse mit seiner Selbstverliebtheit und Rücksichtslosigkeit. Ich habe gelesen, dass das Stück autobiografísch ist, was mich eher verwundert, da Brecht ja nur zweimal verheiratet war und auch sonst nicht zu lesen war, dass er promisk war. Vielleicht ist ja die Trunksucht autobiografisch. Die fragwürdige Dichtkunst kann nicht gemeint sein, wie man an Brechts Werken sieht :breitgrins:


    @ Rio
    Deutschland - Ein Wintermärchen liegt auch auf meinem SUB und nach mehrmaligem Schmökern musste ich feststellen, dass es kein Buch ist, das man mal so eben "wegliest". Bei Gedichten habe ich immer das Gefühl, dass ich ein bisschen lesen kann und es anschließend erst einmal sacken lassen muss.


    Grüße
    Doris

  • Guten Abend,


    leider muss ich mich vorneweg gleich mal entschuldigen: ich hatte heute solche Kopfschmerzen, dass ich zwar versucht habe Fabian zu lesen - aber es gelang mir nicht wirklich!
    *jammer* :rollen::zwinker:
    Langsam wird es aber besser und ich werd mich gleich nochmal draufstürzen! Ganze 16 Seiten hab ich mich ja schon geschleppt - toller Einstieg, gute Sprache und ein interessanter Einblick in die Zeit (1931 erschien das Buch)...


    Zitat von "Saltanah"

    dubh:
    Von Kästner kenne ich außer seinen Kinderbüchern nur 3 Männer im Schnee, das ich vor bald 30 Jahren mal gelesen hatte, das aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Ich bin gespannt, was du über Fabian zu berichten hast.


    Und Saltanah: mir geht es ähnlich! Ich glaube, ich hab ALLE Kinderbücher von Kästner gelesen- mehrfach sogar. Das er auch Bücher für große Leute hat, hab ich erst sehr spät erfahren! :redface: Fabian hat mich dann aber schon länger besonders interessiert...
    Bestimmt kann ich morgen schon einiges berichten! :klatschen:


    Liebe Grüße
    dubh


    PS. Was mir bei Kästner aufgefallen ist: alle seine Bücher wurden heute vor 73 Jahren verbrannt, außer Emil und die Detektive! Ob es wohl einfach zu populär war?! :rollen:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Zweigs 5. Erzählung Die Frau und die Landschaft fängt gut an. Die Beschreibung einer ausgedörrten Landschaft unter der erbarmungslos glühenden Augustsonne, das sich mit Windböen ankündigende Gewitter, die ersten Regentropfen, und dann ... nichts. Die Wolken verziehen sich, die Sonne prallt. Das hat was, wenn die Identifizierung des Ich-Erzählers mit der Natur auch vielleicht ein Ideechen zu überspannt ist. Trotzdem grandios beschrieben.
    In der Fortsetzung steigert sich die Überspanntheit dann allerdings zu einem Fieberwahn, der mich in seiner Intensität an manche von Poes Kurzgeschichten, in denen er Verrückte sprechen lässt, erinnert. Der Erzähler setzt die Landschaft auf eine unangenehme Weise mit einer sich im selben Gasthaus einquartierten Jugendlichen gleich (oder die Jugendliche mit der sich nach Wasser sehnenden Landschaft), und natürlich :rollen: findet er das Mädchen des Nächtens schlafwandelnd in seinem Zimmer vor, wo sie sich an ihn presst und ihn bedrängt. Er versucht vergeblich, sie zu wecken, Resultat seiner Bemühungen ist ihr zerrissenes Nachthemd. Draußen fängt's an zu regnen, sie wacht auf und verlässt das Zimmer. Am nächsten Morgen liegt die duftende, atmende, gestillte Erde, sein (des Himmels) Weib unter dem fernen Himmel, das Mädchen erinnert sich an nichts, heiter glänzten im Lächeln die Zähne unter den schmalen Lippen, von denen ich doch vor Stunden den Durst und die Schwüle einer ganzen Welt getrunken.
    Na ja :rollen: .


    Ich hoffe, die nächste (und letzte) Erzählung wird besser.


    dubh:
    Gute Besserung!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo zusammen,


    ich bin auch wieder an Bord. :winken:


    Mittlerweile hab ich vom braven Soldaten Schwejk bereits 8 Kapitel "weggelesen" und kann gar nicht mehr verstehen, warum dieses herrliche Buch bei mir nahezu 20 Jahre ungelesen herumstehen mußte (ich glaub ich habs zum 18. Geburtstag bekommen). Außerdem ist es ungelesen mit mir 5 mal umgezogen...


    Schwejk ist ein totaler Antiheld, er gerät ständig unverschuldet in die Hände von Polizei, Justiz und Militär, einmal landet er sogar im Irrenhaus. Aufgrund seiner aufrichtigen und treudoofen Art schafft es jedoch niemand, ihn so richtig hopps zu nehmen. Er wehrt sich nicht gegen die Obrigkeit, läßt sie aber immer wieder lächerlich aussehen.


    Ein kurzer Satz aus dem Vorwort des Verfassers:
    Ich habe diesen braven Soldaten Schwejk sehr lieb und bin bei der Niederschrift seiner Abenteuer im Weltkrieg überzeugt, daß ihr alle für diesen bescheidenen, verkannten Helden Sympathie empfinden werdet.


    Und noch ein Stück vom Klappentext:
    In einer bunten Folge zwerchfellerschütternder Begebnisse erfüllt Schweijk im Umgang mit seinen wechselnden, aber immer gleich beschränkten Vorgesetzten das gesetzte Gehorsams-Soll in einem Ausmaß, das jeden Befehl ad absurdum führt und die total anerkannte Autorität in ihrer Lächerlichkeit enthüllt.


    Mir ist inzwischen klar geworden, warum die Nazis dieses Buch verbrannt haben: Auch Lachen kann Widerstand sein.


    Saltanah: ich war abends auch noch ein wenig draußen, das muß sein! Mir gehts übrigens wie Rio, Du hast mich total neugierig auf Stefan Zweig gemacht.


    Rio: Das Heine-Zitat trifft den Nagel am heutigen Tag wirklich auf den Kopf.


    Viele Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • So, jetzt habe ich doch noch ein bisschen Zeit, um mich diesem Lesetag anzuschließen. Ich hab meine (schon ziemlich zerfledderten) Tucholsky-Sammelbände vorgekramt, in denen thematisch geordnet vor allem kleinformatige Schriften versammelt sind. Entschieden habe ich mich aus gegebenem Anlass für den Abschnitt "Wiedersehen mit der Justiz" entschieden. Dort sind 13 kurze Texte aus den 20er bis 40er Jahren zusammengefasst, die thematisch von der Todesstrafe bis zur Haft Carl von Ossietzkys und das Gebaren der NS-Richter reichen.

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • So, ich bin fertig mit Baal. Es hat sich noch einiges ereignet: Baal entpuppt sich als doch sehr eloquenter Dichter. Den Rest vorsichtshalber als Spoiler:


    Zitat

    Im Wald trifft Baal auf eine junge Frau, die er, wenn ich das richtig interpretiere, vergewaltigt. Später ersticht er aus Eifersucht seinen Freund Ekart, als dieser in einem Wirtshaus mit Sophie flirtet, der Frau, die von Baal schwanger war. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass er nicht wegen Sophie eifersüchtig war, sondern wegen Ekart, der Baals einziger Freund zu sein scheint und dem er irgendwann sagte, dass er ihn liebt. In der letzten Szene findet man Baal sterbend in einer Hütte im Wald vor, in der er Holzfäller anfleht, ihn nicht alleine zu lassen, was aber nicht erhört wird.


    Ich gestehe, dass mich dieses Stück sehr verwirrt hat. Der tiefere Sinn hat sich mir leider nicht erschlossen. Von Brecht kenne ich noch die Dreigroschenoper und Mutter Courage, die mir beide besser gefielen, weil sie übersichtlicher und strukturierter waren. Die bildhafte Sprache in Baal konnte ich nicht immer richtig interpretieren.


    Ich bin nicht fündig geworden, warum Brechts Werke damals verbrannt wurden. Brecht hat in einem Gedicht dazu selbst Stellung genommen. Wenn es keine Probleme wegen des Copyrights gibt, könnte ich einen Link dazu setzen. Wer weiß, ob das erlaubt ist?

  • Hallo


    *Sternenstauner*
    Natürlich ist deine Interpretation die Richtige aber versuch du mal den ganzen Satz auf sooo einen kleinen Handydisplay unterzubringen. Ich habe noch ein altes Nokia aus der 32er Reihe.(Kommunikationsknochen mit Monochrom-Display, 4 Ton Klingeln und 6 Jahre alt) Ist aber nur Alibi, schalte es nur alle 14 Tage ein, mal schaun ob jemand angerufen hat. Ich brauche es sonnst nicht. So das ich bei meinem altbewehrten:
    ...in allem was ich je geliebt, hab ich steht´s nur Dich gesucht..
    Ist vor allem bei einfacheren Gemütern sehr beliebt. :breitgrins:


    jem
    Hach ein neues "Gesicht". Natürlich auch von mir ein donnerndes HALLO. :winken:
    Du wirst noch viel Spaß in diesem Forum haben.




    Ich glaube das es nichts schöneres geben kann als wenn der Tag einfach nur zum in die Tonne kloppen war und man Nachhause kommt sich in seinen Lesesessel setzt und ein gutes Buch zur Hand nimmt. Hätte ich zwar nicht mehr erwartet aber ich muss sagen das Tucholsky heute wirklich mehr als nur den Tag gerettet hat.


    Gerade lief der Beitrag auf 3sat über die verbrannten Bücher und was ich so gelesen habe sind die meisten Leute, eigentlich alle, in diesem Thread mit eher ernsteren Titeln unterwegs. Zweig, Mann Schnitzler usw. Müsste ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben?
    Den alleine schon die Vorstellung, von seinem Vater in der Abenddämmerung auf den Hauptplatz des Städtchens mitgenommen zu werden...
    Auch wenn die Sonne tagsüber schon warm vom Himmel scheint ist es am Abend, und vor allem wenn es finster wird, doch noch recht kalt. Ich habe die Hände in den Taschen damit sie nicht frieren und ich sehe auch Schulz und Kleeri aus aus meiner Klasse. Beide sind ebenfalls in Begleitung ihrer Väter gekommen.
    Ich weis noch nicht was heute abgehen soll aber es ist auch einer von der Gauleitung anwesend. Bier macht die Runde, es wird gescherzt. Papa lässt mich auch mal ein zwei Schlucke ziehen. Ich stups meinen Paps am Ärmel und sage ihm das ich nur kurz zu Kleeri und den anderen rübergehe.
    "Bleib, aber net zu lang, es geht gleich los..."
    "Wos?"
    "...geh nur"


    Ich schaue noch einmal zurück und überquere den Platz, vorbei an den beiden großen Holzhaufen die man aufgestapelt hat.
    Im Vorbeigehen winke ich noch kurz Stephan, er hat jetzt einen Oberlippenbart seit er bei der HJ ist. Sieht schei...
    "Was!? Bleib, ich komme zu dir." Ich lege das letzte Stück laufend zurück.
    "Und?!" ,fragt er mich
    "Und, was?", frag ich zurück
    "In der Schule hams uns heute nichts gesagt das es am Abend ein kleines Festl am Hauptplatz gibt. Schau neben dem Gauer, Fünfe von den Totenköpfen. Könnt was großes werden."
    "So lang sie keine Hexen anzünden is es mir wurscht", meint Schulz.
    "Depp". Alle lachen.
    Ich drehte meinen Kopf ruckartig nach hinten als das Rossfuhrwerk aus der kleinen Gasse neben dem Schuster bog. Dicke, graue Decken waren über den Anhänger geworfen unter dem sich unregelmäßig Konturen zeichneten. Sah ein wenig wie in den Dolomiten aus. Im Sommer, wenn kein Schnee lag und das Gras noch nicht angefangen hat hochzuschießen. Hie und da waren Löcher hineingebrannt oder gefressen. Eckig und Bunt guckte es heraus. Die Alten meinten schon das jetzt endlich Schluss mit den kümmerlichen Bierflaschen sei und nun endlich der Wirt die Fässer kommen lies.
    Alle lachten als der Mann (Roland?), der das Fuhrwerk lenkte, in die Menge schrie das, "dort wo das herkommt, gibt es noch haufenweise davon" und ein anderer, der die Bierflasche nur wiederwillig -wenn überhaupt- aus seiner Hand gegeben hat zurückrief, "dann lass die Ross glei stehn wo's sind und hol mit da Puten gleich die nächsten Fassl"
    Das goutierte Roland? nur mit einem müden verziehen der Mundwinkel.


    Der Wagen kam zum stehen. 2 von den Braunen hoben die Decken vorne an und zogen sie nach hinten, über den Anhänger, hinweg.
    Bücher.
    "Biacha? Wos? Nur Biacha?", fragte Kleeri ungläubig, "keine halbe Sau zum braten oder was?"
    Er drehte sich zu seinem Vater um der sich ihm jetzt zuwendet, der grüßt nickend da er mich noch nicht gesehen hat -ich tu es ihm gleich.
    Er schaut mich über seinen Buben hinweg an, vielleicht ist ihm auch so übel wie mir. Ich kann in seinem Gesicht nichts lesen, nicht weil er es seit 4 Jahren von einem Vollbart zuwuchern lässt, sondern weil seine Augen ganz komisch sind. Trotz der Dunkelheit konnte ich sie glänzen sehen, aber es war nicht Glück, Aufregung oder das Freibier, das nun in immer größeren Maßen, wie auch Gefäßen, die Runde macht. Ich kann´s nicht sagen was.
    Ich sah zu meinem Vater rüber aber der schien normal zu sein. Er unterhält sich mit Roland -sicher über die Feldarbeit und ob er sich nicht das nächste mal die beiden Zugpf...er spürt meinen Blick und winkt mich zu sich hinüber. Er packt mich am genick und massiert es leicht während er sich noch mit Roland über seine Gäule unterhält. Kleeris Vater hat seine Hände in den Taschen, ab und an knufft ihn sein Sohn und stellt ihm Fragen die ich nicht verstehe.
    Es ist fast Finster.
    Eine Fackel wird angezündet an der noch drei weitere entzündet werden.
    "HEUTE DEM....!", fing der Gauleiter, über den Platz hinweg, zu schreien an. Mein Vater hörte auf mir den Nacken zu graulen und wurde ganz ernst. Alle waren ernst, niemand sprach. Neben mir stupste mich Tomash an damit ich den Doppler Wein dem Leo rüberreiche, der nur mit geteilter Aufmerksamkeit der Ansp..."IN DER NEUEN ÄRA, DIE UNTER UNSEREM GLORREICHEN FÜ...", warum schrie er so?
    Während er etwas von Entarteten und Sittenwidrigen Gedankengut schrie -man konnte es beim besten Willen nicht reden nennen- gingen die vier Totenköpfe mit den Fackeln zu den beiden Holzstößen. Sie waren nicht hoch, 2 Meter? Ich bin 1,70 ja kann hinkommen.
    "...SOLLEN DEN GEIST DER ARISCHEN GEMEINSCHAFT NICHT LÄNGER BESC..."
    Niemand guckte auf den Karren mit Büchern, alle starrten auf die Flammen der Fackeln die da vor ihnen tanzten...
    "...UND AM DIESEM TAG ÜBERGEBE ICH AUF DES FÜHR..."
    Alleine die Menge. Sah das den keiner? Das müssen 100, 500 nein...Gott wo haben die die vielen Bücher her. Die Wollen sie anzünden! Aber warum schieren sie nicht die Pferde aus und feuern gleich den alten Karren ab...
    "...DER GEISTIGE UNRAT VON VERRÄTERISCHER INDIVIDUEN WIE TUCHO..."
    Wir!...wir sollen sie werfen...
    "...CHT BERTHOLD SO WIE ZWEIG STE..."
    Die Haufen brennen bereits. Der Fünfte Totenkopf der keine Fackel abbekommen hat geht durch die Reihen und verteilt Bücher. Jedem 2, 3 Stück, wahllos. Er geht wider zurück, jetzt stehen die Männer neben dem Karren nicht mehr so untätig. Jeder nimmt sich nun selbst.
    Es ist nun vollständig finstere Nacht. Nur noch die Vorderseite der Menge und einige Häuserfassaden im Hintergrund sind zu sehen.
    Ich drehe mich zu meinem Vater um der gebannt auf die beiden Scheiterhaufen starrte. Scheiterhaufen...für nichts anderes hat man sie entzündet.
    "...SOLL DURCH DAS FEUER GEREINIGT UND GESTÄRKT WERDEN, UND JENE VOM ANGES..."
    "He du!", der Totenkopf sah mich nur an und drückte mir ein Buch in die Hand.
    "Tucholsky Kurt" stand am Einband. Die ersten Seiten wahren rausgerissen.


    ...die Bauern aufhetzen,
    jahrelang auf Straßen und Plätzen
    Wien verfluchen- "Die rote Gefahr!"
    und kein Wort davon, wer es eigentlich war,
    Der Österreich in den Kr...


    "Was machst du da?"
    Erschrocken drehte ich mich zu meinem Vater um. Blieb stumm.
    Er stieß mich leicht an die Schulter und reckte kurz das Kinn Richtung Feuerstapel.
    Ich soll werfen.
    Ich soll werfen?
    Ich sah in noch einmal an. Nichts. Ich drehe mich um und schaue in die Runde. Einige Junge waren auf das Fuhrwerk gesprungen und haben angefangen die Bücher auf den Boden zu werfen so das jeder sie erreichen konnte. Die Jungen waren eifrig, die Mittleren halfen ihnen -wollten dem Nachwuchs aber den Spaß nicht verderben und stemmten pflichtbewusst den Bierkrug. Manche alte sahen einfach nur versonnen ins Feuer und schnaubten an ihren Pfeifen.
    Mein Blick traf Kleeris Vater. Mit den Händen in den Taschen stand er weiter hinten.
    Für die Alten war er zu Jung, für die Jungen zu alt und für die Mittleren?...für die Mittleren weinte er zu viel.


    ...der besitzenden Klassen.
    Arm soll verrecken-aber reich bleibt reich.
    O du mein...
    ...o du mein Österreich-!


    Ich lies das Gedichtbändchen fallen...


    Kennt ihr das Gefühl, wenn am Anfang einfach nur eine Idee steht die man sich in nur einer Minute ersonnen hat, die sich dann aber über Seiten hinweg auswächst? Nun ist es mir wieder einmal passiert. Sorry :redface:



    NtM

  • Zitat von "Nymphetamine"

    Sorry :redface:


    Wofür? War doch ein interessanter Beitrag. :)
    Deine Zitat-Version für "einfache Gemüter" gefällt mir, wenn ich ehrlich bin, eigentlich auch besser. Ich hab mich beim Lesen sogar gewundert, dass es anders formuliert war. ;)


    @ Dubh
    Noch ein armes Kränkelchen. Gute Besserung! :winken:


    Wir haben eben Pizza bestellt und ich hab viel zu viel gegessen. Gleich platze ich! Und zum lesen bin ich auch nicht gekommen. :sauer: Werde mir also erst mal ein Magenbitter trinken und mich dann ins Bett legen und mir dort meine letzten 30 Seiten zu Gemüte führen. Bin auch sehr gespannt auf das 20seitige Nachwort, in dem ich hoffentlich noch etwas mehr über Schnitzler, seine Zeit und das Buch erfahre.

  • @NtM:
    Klasse!


    Auch bei der letzten und titelgebenden Erzählung Phantastische Nacht liegt der Schwerpunkt weniger auf der äußeren Handlung sondern wirklich wichtig ist das innere Erleben des Ich-Erzählers. Dieser, ein 36-jähriger reicher Nichtstuer, der in den vergangenen Jahren immer weniger fühlt - weder seine Liebschaften noch seine Hobbys können ihn wie früher begeistern, alles ist ihm gleichgültig geworden - landet durch Zufall auf der Pferderennbahn, wo er vom Wettfieber infiziert wird und zum ersten Mal seit langem wieder intensive Gefühle verspürt. Wie es ihm weiter ergehen wird, werde ich morgen lesen. Allmählich spüre ich, wie meine Konzentrationsfähigkeit nachlässt.


    Auch diese Geschichte ist wieder mit einer unglaublichen Intensität geschrieben, die mich fesselt, obwohl mich die "eigentliche" Geschichte weniger interessiert. Pferderennen sind so gar nicht mein Ding, und trotzdem... Aber auch mit den anderen Erzählungen ging es mir so: was erzählt wurde fesselte mich viel weniger als das wie. Und das ist faszinierend und mitreißend, keine Frage, auch wenn der Inhalt mich manchmal genervt oder verständnislos zurückließ. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Zweig diese Intensität über einen ganzen Roman hin aufrechterhalten kann, von daher würde ich (ohne je etwas längeres als die Schachnovelle gelesen zu haben) empfehlen, sich an seine kürzeren Sachen zu halten. Lesenswert ist er auf jeden Fall.


    Ich gehe jetzt ins Bett und freue mich schon darauf, morgen mehr über eure Lektüren zu erfahren.
    a006.gif

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo! :winken:


    Der Lesetag ist ja eigentlich schon vorbei, aber ich komm trotzdem noch mal schnell vorbei.
    Eigentlich wollte ich mir ja heute aus der Bibliothek ein Buch von Stefan Zweig ausleihen. Als ich dort war, hab ich allerdings festgestellt, dass ich das Portemonnaie samt Mitgliedsausweis vergessen hatte. :grmpf: Und dann durfte ich den Rückweg nach Hause auch noch zu Fuß antreten, weil da natürlich auch mein Fahrausweis drin ist. *grummel*


    Na gut, da ich jetzt nichts anderes habe, schau ich halt mal bei Projekt Gutenberg vorbei. Stefan Zweig haben die nicht, wie ich schon gesehen habe, als muss wohl Kurt Tucholsky dran glauben. :sonne:

  • Saltanah + Sternenstauner: Vielen lieben Dank! :winken: [size=9px]Bin schon wieder auf dem Damm - allerdings hab ich auch nicht mehr viel gelesen gestern, sondern meine Migräne durch Schlaf kuriert![/size] :breitgrins:
    Denn aber mal tau: ich hab ja einiges aufzuholen!


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Zunächst auch von mir an alle Kränkelnden ein herzliches "Gute Besserung" an diesem wunderschönen Frühlingsmorgen! Es gibt doch nichts besseres als eine kleine Radtour durch den Prater bei solchem Traumwetter, um den Tag gut zu beginnen :smile:


    Ich habe gestern noch einiges von Tucholsky gelesen und frage mich jetzt, warum ich das nicht schon viel eher getan hab. Seine Romane kannte ich zwar schon, aber diese unglaubliche Vielfalt an Berichten, Glossen, Satiren, Briefen, Gedichten und Anekdoten war mir zum größten Teil noch fremd. Besonders beeindruckt hat mich sein Bericht über den (Schein)-Prozess gegen die Mörder von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und sein flammendes Plädoyer gegen Militarismus und Obrigkeitshörigkeit in Deutschland. Als unglaublich modern habe ich auch seine "Ratschläge an die Geschworenen" ("Du darfst nicht strafen, sondern sollst nur die Gesellschaft schützen") und seine Betrachtungen über die Todesstrafe empfunden. Aber Tucholsky ist eben bei allem Tiefgang auch immer wieder witzig; so fand sich bei meiner Lektüre ein Text von 1923, in dem er den Prozess einer langjährigen Geliebten gegen einen Arzt beschreibt, der durch einen Kunstfehler ihren Lebensgefährten umgebracht hat, und wie dieses "nichteheliche Verhältnis" die Justiz durcheinander bringt. Seine Prophezeiung: Es wird noch 50 Jahre dauern bis Ihr begreift, dass es etwas gibt zwischen der Eintagesaffaire (heute: "One-Night-Stand") und der lebenslangen gottgegebenen Fessel namens Ehe".

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • *Sternenstauner*: ja, ich habe mich meinem inneren Teufelsköter untergeben und mache mit. :breitgrins:
    Na, ich will doch hoffen das ich dich dazu überzeugen kann, aber bin ich mir gar nicht so sicher, weil ich eigentlich auch eher andere Bücher lese, aber man muss ja schließlich zu so wichtigen Tagen Ausnahmen machen. :zwinker: Ich will auch Pizzaaa... :traurig:


    Saltanah: Ja dick ist es wirklich ein wenig, aber wir haben ja Zeit, oder nicht!? Wenn nicht dann nehme ich mir einfach mal ganz frech die Zeit. :breitgrins:


    @Nymphetamine: Meinen Spaß im Forum hab ich schon... :breitgrins: Die reinste Gaudi hier, ist wie im Paradies, sag ich einfach mal übermütig wie ich bin! Danke, für donnernde Hallo... :winken:


    Soo, ich hatte gestern leider nicht soviel Zeit zum lesen und heute auch kaum, aber Rund 30 Seiten hab ich schon gelesen. Ich hatte ganz vergessen wie krass der Diederich drauf ist. Also bis jetzt hat er von seiner Kindheit erzählt und das er von seinen Eltern geschlagen wurde. Sein Vater scheint eine große an seiner Entwicklung zu spielen und das er Klassenarschloch war... Nett ausgedrückt. Und jetzt scheint sich der "nette" Diederich in die Agne aus Berlin verliebt zu haben, was er natürlich gaaarr nciht zeigt, er im Gegenteil. Ich guck mal das ich weiter zum lesen komme. :smile:


    wunderschönen sonnigen Tag euch noch.. jem :sonne:


    EDIT: Mensch, gute Besserung an alle kranken Hasen und das bei dem Wetter, tztztz was macht ihr denn mit euren Abwehrstoffen, kindas!? :trost: