Samuel R. Delany - Babel-17

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.512 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Zoltar.

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    In einer unbestimmt fernen Zukunft führt die Alliance, der die Menschheit angehört, einen Krieg gegen die Invaders. Seit einiger Zeit kommt es nun immer wieder zu unerklärlichen "Unfällen", deren Urheber nicht ausgemacht werden können, die aber stets von rätselhaften Übertragungen in einer unverständlichen Sprache begleitet werden. Dieser Sprache, die der militärische Geheimdienst nicht zu entschlüsseln vermag, wird der Name Babel-17 gegeben. Die Schriftstellerin Rydra Wong, ein Sprachgenie, soll nun helfen, Babel-17 zu verstehen. Dies gelingt ihr auch in relativ kurzer Zeit wenistens zum Teil: Sie glaubt zu wissen, wo der nächste Anschlag auf eine Einrichtung der Alliance stattfinden wird. Also sucht sie sich eine ungewöhnliche Crew zusammen und macht sich auf den Weg, um der Gewalt zuvorzukommen.


    Samuel R. Delanys Roman erschien erstmals 1966. Er ist spannend zu lesen und mit interessanten Charakteren ausgestattet, die allerdings hinter das große Thema des Buches klar zurücktreten. Dieses Thema ist: Kommunikation. Anders als Stanislaw Lem, dessen Masterthema damit eigentlich aufgerufen ist und der Kommunikation stets als scheiternde darstellt, geht Delany den umgekehrten Weg. Für ihn ist Kommunikation etwas, das nur aufgrund der Mangelhaftigkeit des Mediums Sprache nicht wirklich stattfindet. Ein immer weiter perfektioniertes Medium könnte aber in seinem Entwurf auch das Verstehen immer vollkommener werden lassen.


    Mit dieser Vorstellung entfernt er sich in ziemlich deutlicher Weise vom linguistischen Mainstream der 60er, dem Ferdinand de Saussures Grundsatz von der "Arbitrarität [etwa: Willkürlichkeit] des Zeichens" zur Gewissheit geworden war. Saussures Idee war - grob gesprochen -, dass Bedeutung nicht etwa den Worten selbst anhaftet, sondern dass sie einzig durch die Unterschiede zwischen den einzelnen Wörtern willkürlich erzeugt wird.


    Delanys Überlegungen zur Sprache sind diesbezüglich leider nicht sehr konsistent. Einerseits wird an einigen Stellen eine Substanzhaftigkeit von Sprache suggeriert (etwa bei den Überlegungen zur Bedeutung des Wortes "ôx"), andererseits wird auch ganz klar darauf hingewiesen, dass Angemessenheit und Ökonomie von Sprache Ergebnis kultureller und also willkürlicher Mechanismen sind und dass Verhalten und Sprache einander bedingen.
    Die positive Darstellung sehr unterschiedlicher Formen zu existieren bzw. sein Leben zu führen werden mit dem Fortschreiten der Handlung zwar immer deutlicher, doch gleichzeitig belässt Delany als Horizont seines Romans die Hoffnung, Nicht-Verstehen durch ein perfektes Medium zu überwinden.


    Unklar geblieben ist mir bis zuletzt die Funktion der jedem der 5 Teile vorangestellten Gedichte, die stets mit M.H. signiert sind -Initialen, die ich nicht zuordnen konnte.


    Und noch eine ganz andere Frage: Warum spielen Literaten, Künstler und Geisteswissenschaftler eigentlich immer nur in SF-Romanen so eine große Rolle für das Wohlergehen der Menschheit?


    Insgesamt trotz der leichten theoretischen Unentschlossenheit ein sehr lesenswertes Buch und sicherlich nicht das letzte, was ich mir von Delany zu Gemüte geführt haben werde. Mit Dank an Zoltar für den tollen Tip!

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hallo Bartlebooth,


    vielen Dank für diesen Tipp! Die Buchbesprechung macht mich neugierig auf Samuel R. Delany. Ich habe einiges an älterer SF hier, kann mich aber nicht erinnern, ein Buch mit dem Titel Babel-17 je in Händen gehalten zu haben. Kann es sein, dass es früher eventuell unter anderem Namen schon einmal erschienen ist?


    EDIT: Ich habe gerade hier nachgeschaut und ich dort gesehen, dass es als Pabel Terra Taschenbuch, wie auch als Bastei SF Taschenbuch erschienen ist. Diese "Serien" haben mich nie besonders gereizt, da sie optisch für mich abschreckend waren. Einige Perlen aus der Bastei-Serie habe ich, jedoch wusste ich nichts von Delanys Talent.

  • Hallo Bartlebooth :winken:,


    das freut mich aber sehr, dass du an diesem Roman Gefallen gefunden hast! Ich war mir nämlich nicht sicher, ob wir bei Delany gleich ticken ...


    Ach, ja ... Solltest du dazu bereit sein, den Tanz als sprachliches Mittel zu akzeptieren, so habe ich noch einen SF-Tipp:


    Spider & Jeanne Robinson - Stardance

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo zusammen,


    na, ich wundere mich ja, dass ihr das, was ich da geschrieben habe, überhaupt verstanden habt, da fehlen ja an mindestens drei Stellen ganze Worte bis halbe Sätze! Das ist ja furchtbar! Ich möchte bitte noch mal editieren können!


    Herzlich, B.


    PS Zoltar, also "Stardance" hat ja mal ein kaum noch zu unterbietendes Coverdesign - allerdings tolle Beurteilungen auf amazon... ist notiert.

  • Ach, du meine Güte! :redface:


    Ich habe diese "Novellette" damals auf den Seiten des mehrfach ausgezeichneten polnischen SF-Magazines "Fantastyka" gelesen: Ganz schlicht, ohne Illustrationen, auf Recycling-Papier gedruckt. Hätte ich DIESES Titelbild gesehen, dann ... ich weiß nicht ... :grmpf:


    Dennoch, wie du schon gelesen hast, ist die Geschichte wesentlich besser, als uns der Verleger es mit dem Pulp-Fiction-Cover einsuggerieren möchte.

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.