Daniel Pennac - Paradies der Ungeheuer

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    Inhalt


    Von Beruf ist Benjamin Malaussène Sündenbock, aber auch großer Bruder und Ernährer zahlreicher Halbgeschwister. Die ganze Sippschaft wohnt in einem alten Laden im bunten Pariser Stadtteil Belleville. Väter gibt es nicht, und Maman ist ständig in Liebesabenteuern unterwegs. Benjamin arbeitet in einem großen Pariser Kaufhaus in der Reklamationsabteilung, hält für alle Pannen seinen Kopf hin. Aber man will ihm noch mehr anhängen: eine Serie geheimnisvoller Bombenexplosionen im Kaufhaus, deren Opfer sich ausgerechnet immer in seiner Nähe aufhielten. Doch die Ermittlungen des Kriminalkommissars Coudrier führen in eine andere Richtung. Benjamin könnte aufatmen, wenn nicht zu Hause bei den Geschwistern dauernd etwas schief ginge: Jeremy bastelt in der Schule erfolgreich eine Bombe, Louna kriegt Zwillinge, Julius der Hund erleidet seinen ersten epileptischen Anfall. Und in all dem Trubel verliebt Benjamin sich unsterblich in die überwältigende Journalistin "Tante Julia".


    Meine Meinung


    Benjamin Malaussène trägt nicht nur große Verantwortung für seine vielen Geschwister, während sich Maman vpn ihren jeweiligen neuen Liebhabern schwängern lässt, sondern er bürdet sich auch die Sünden der Welt auf: Offiziell arbeitet Benjamin als Leiter der Technischen Abteilung im Kaufhaus. Inoffiziell ist er der Sündenbock, der die Beschwerden der Kunden auf sich nimmt und dem Kaufhaus Klagen aufgrund technischer Mängel erspart. Als wäre das nicht schon genug, muss er nun miterleben, wie in seiner Nähe ständig Bomben im Kaufhaus hochgehen und Kunden zerfetzt werden. Bald ist er nicht nur der Polizei sondern auch der Kaufhausleitung ein Dorn im Auge.


    Der KiWi-Verlag legt den ersten der kultigen Maulaussène-Romane in einer neuen Übersetzung vor. Zwar kenne ich die "alte" Übersetzung nicht, habe jedoch den Eindruck, dass mit dieser Interpretation von Eveline Passet sehr viel Sprachwitz und Skurrilität vermittelt wird. Daniel Pennac ist zu unrecht nicht bekannt bei uns, denn "Paradies der Ungeheuer" verspricht sehr viel augenzwinkerndes Lesevergnügen mit einigen "Schockern". Es geht eigentlich ganz gemütlich zu in dem Roman, doch die Bombenattentate werden nicht verharmlost. Erst lächelt man über Ben und seine schrägen Freunde, dann muss man schon entsetzt die Augen aufreißen, wenn man über die zerfetzen Körperteile liest. Dabei verzichtet Daniel Pennac auf unnötige Effekthascherei. Vielmehr ist es so, als ob man sich wie Benjamin mit jeder weiteren Leiche an deren Anblick gewöhnt.


    Die Handlung erscheint einfach, ist jedoch bis zum Ende so geschickt aufgebaut, dass man erst spät merkt, wie der Autor mit seinen Protagonisten und Lesern spielt und sie zappeln lässt. "Paradies der Ungeheuer" ist das, was man von einem französischen Autor erwarten kann: Sehr skurril, oft makaber und mit einem herrlichen Humor ausgestattet. Jeder Protagonist hat so seine kleinen Eigenheiten, die ihn besonders liebenswert macht - und das betrifft nicht nur die Zwei- sondern auch den Vierbeiner des Romans: Hund Julius, der sich vor allem über seinen Geruch und seine Treue gegenüber seiner Familie identifiziert.


    Daniel Pennac ist ein Autor, der mir mit seinem ersten Malaussène-Roman Lust auf alle folgenden gemacht hat - und lange werden sie sicherlich nicht auf sich warten lassen müssen.


    4ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ich kann mich Deiner positiven Bewertung nur anschließen. Ich werde sicher auch noch das eine oder andere Buch über den professionellen Sündenbock lesen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001