Frank McCourt - Die Asche meiner Mutter

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  • Frank McCourt - Angela's Ashes


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    Meine Meinung:


    Endlich habe ich es geschafft, dieses wunderbare Buch zu lesen und ich habe festgestellt, dass mir einiges entgangen wäre, hätte ich dies nicht getan.
    Mit einer guten Portion Humor und dennoch berührend schildert McCourt seine harte Kindheit und Jugend im irischen Limerick.
    Sehr plastisch konnte ich mir die zu einem großen Teil bitterarme Stadt vorstellen, die trostlosen Behausungen, in denen die Familie lebte und die Strenge in den Blicken der streng katholischen Lehrkräfte und Kirchenmänner, bei welchen körperliche Züchtigungen zur Bestrafung auf der Tagesordnung standen.


    Man konnte die Hilflosigkeit des Kindes, das dieser bitteren Armut und den strengen Erziehungsmethoden der Erwachsenen ausgesetzt war, förmlich spüren. Selten fühlte ich mich derart in ein Buch hinein, wollte immer weiter lesen, hoffte stets darauf, dass es der Familie und Frank bald besser geht - und dennoch erfuhr die Familie mehr und mehr Leid. Leid in Form von Todesfällen in seiner Familie, in Form des Alkoholismus seines Vaters, dem oft der gesamte Arbeitslohn zum Opfer fiel sowie einer schweren Krankheit, die er überlebt.
    Hinzu kommen noch die Vorurteile, welche einem Kind, das in Armut aufwächst, noch dazu mit einem Vater aus dem Norden Irlands, entgegen gebracht werden. So musste Frank immer wieder Zurückweisungen und Geringschätzung aufgrund seiner ärmlichen Kleidung erfahren, wenn er sich um kirchliche Posten und später auch Arbeitsstellen bewarb. Es schien kaum einen Ausweg aus der Armut zu geben.


    Und doch hat er es mit Willenskraft und Durchsetzungsvermögen trotz aller Widerstände immer irgendwie geschafft, zu überleben und den widrigen Umständen zu trotzen und nach und nach zu einer starken und immer selbstbewussteren Persönlichkeit zu werden. Was ihn am Leben hält, ist sein Glaube an eine bessere Zukunft, sein drängender Wunsch, nach Amerika auszuwandern, in sein Geburtsland, welches er bald in Gedanken glorifiziert.
    Ich werde wohl auch die Fortsetzung des Buches lesen, denn das Ende lässt keinen Aufschluss auf die weitere Entwicklung von Frrank und seiner Familie zu - und dennoch möchte ich unbedingt wissen, wie es ihnen weiterhin ergangen ist.


    Insgesamt handelte es sich bei "Angela's Ashes" um ein beeindruckendes autobiografisches Werk von einem sehr begabten Autor mit der Fähigkeit, sich trotz aller Traurigkeit der Geschichte dennoch seinen Humor zu bewahren und geschickt mit in sein Buch einzubinden. Das Buch ist flüssig zu lesen und es gab für mich auch keine langatmigen Stellen.


    Ich vergebe daher guten Gewissens
    5ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Dies ist eine Geschichte wie sie nur das Leben schreiben kann. Der Vater Alkoholiker, die Mutter, die den Tod ihrer drei Kinder nur schwer verkraften kann und irgendwie versucht ihre übrigen Kinder satt zu kriegen und mittendrin ein Junge, der versucht das Leben zu verstehen.
    Noch nie habe ich ein Buch gelesen das so traurig ist und gleichzeitig herzlich, witzig und so ergreifend. Während ich an manchen Stellen Tränen verdrückte, musste ich ein paar Moment wieder herzlich lachen.
    Es ist schön Frank durch seine Kindheit zu begleiten. Heutzutage ist es schwer sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen, bei unserem Luxus heute, aber Frank beschreibt alles sehr detailreich, so das man es sich zumindest sehr gut vorstellen kann, wie es war. Frank versucht das beste aus allem zu machen, er nimmt die damaligen Zustände selbstverständlich hin, wie es nur ein Kind tun kann, das es nicht besser weiß.
    Meiner Mutter habe ich einige male aus dem Buch erzählt, und normalerweise hört sie mir nur mit einem Ohr zu, wenn ich über Bücher spreche. Diesmal aber erzählte sie mir dann selbst aus ihrer Kindheit und manchmal sagte sie dann:"Ja, das war bei uns ganz genauso so". Schon deshalb ist dieses Buch ein kleines Juwel für mich.
    Das einzige das ich ein wenig vermisst hatte, waren weitere Schilderungen über Franks Vater. Gerne hätte ich gewusst ob er noch einmal zur Familie zurückkehrte, ob er sich überhaubt noch für seine Familie interessierte.
    Aber das tut der Geschichte für mich keinen Abbruch und für mich ist dieses Buch ein ganz klarer :tipp:

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Hallo!


    Nach einigen Jahren Pause habe ich Die Asche meiner Mutter noch einmal gelesen und habe festgestellt, dass von der Begeisterung von damals nicht mehr viel übrig ist. Schon der Stil hat mich gestört. Frank McCourt erzählt ohne große Höhen und Tiefen und große Emotionen. Das mag in Ordnung sein solange er ein Kind ist, aber bei späteren Erinnerungen hätte ich mir gewünscht, dass er tiefer geht. Der Vater, der als Familienoberhaupt völlig versagt und die Mutter, die sich meiner Meinung nach nicht genug für ihre Familie einsetzt konnte ich nicht akzeptieren. Gerade wenn ich sehe, wie leicht Frank Arbeit fand kann ich nicht verstehen, warum sich die Eltern nicht mehr für ihre Familie eingesetzt haben.


    Vielleicht bin ich mit zu großen Erwartungen an das Buch heran gegangen, weil es mich bei der ersten Lektüre so stark beeindruckt hat. Jetzt kann ich nur 2ratten vergeben.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

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    Frank McCourt - Angela's Ashes


    Zum Inhalt:


    Der kleine Frank zieht mit seinen Eltern von Brooklyn, New York zurück nach Limerick, Irland, da sich die Eltern dort bessere Arbeitsmöglichkeiten erhoffen. Jedoch werden sie dort böse überrascht. Die Arbeitsmarktsituation ist noch schlimmer als in den USA und dass der Vater ein schlimmer Alkoholiker ist und häufig seiner Familie das Geld für das Essen wegtrinkt, macht die Situation nicht erträglicher. Durch die schlimmen Wohnbedingungen und der mangelhaften Ernährung sterben einige von den kleinen Geschwistern von Frank. Die Mutter ist einer Verzweiflung nahe und der Vater flüchtet sich weiterhin in den Alkohol. Nicht nur, dass die familiäre Situation äußerst brenzlig ist, dadurch, dass Franks Vater aus dem Norden von Irland stammt, muss die ganze Familie häufig mit Geringschätzung und Verachtung zurecht kommen.


    Der erste Satz:


    My father and my mother should have stayed in New York where they met and married and where I was born.


    Meine Meinung


    Ich hatte schon lange vor dieses Buch zu lesen, jedoch war jetzt die richtige Zeit dafür, es aus dem Regal zu holen und es hat sich gelohnt.
    McCourt beschreibt seine Kindheit, die zwischen 1934 und 1949 spielt, sehr authentisch und plastisch. Teilweise so gut, dass ich mir beim Lesen gewünscht habe, dass er es nicht ganz so gut hätte machen sollen. Er berichtet seine Kindheit aus den Augen eines Kindes und teilt mit dem Leser seine Gedanken und Ansichten zu den jeweiligen Situationen. Dadurch hat das Buch etwas sehr nahbares bekommen, sodass man sich den kleinen Frank sich gut vorstellen konnte.


    Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es ein autobiographisches Buch ist, hätte ich gesagt, dass heillos übertrieben wurde und sich so etwas niemals in der Realität abgespielt haben könnte. Denn das Unglück, welches die Familie McCourt erteilt, erschien mir zu groß, als dass es eine Familie allein hätte ertragen können. Dennoch ist es dem Autor gelungen, diese Schrecken zwar zu schildern, jedoch hat er ihnen teilweise die Schärfe genommen, dadurch dass man alles aus der Sicht des kleinen Jungen sieht und dieser häufig noch nicht das ganze Ausmaß versteht.


    Jedoch beschreibt der Autor auch die schönen Seiten des Lebens und wie sich die Kinder an kleinen Dingen erfreuen und wie sie spielen, lachen und Spaß haben. Wie sie Erwachsenen oder anderen Kindern einen Streich spielen oder aber auch wie die Familie zusammenhält. Besonders hat mich dabei Franks Mutter Angela beeindruckt, dass sie trotz der vielen Geburten, dem wenigen Geld und der miserablen Wohnsituation es schafft, ihre Kinder zu motivieren und dafür zu sorgen, dass sie nicht abrutschen, sondern dass etwas aus ihnen wird.


    Alles in allem ist es ein schrecklich schönes Buch, dass man unbedingt gelesen haben sollte.


    5ratten + :tipp:

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30

  • "Schrecklich schön" trifft es ganz genau. Ich mag das Buch sehr gerne und wollte es schon ewig mal wieder lesen ... vielleicht wird es ja dieses Jahr was.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    Diesmal kann ich mich dem Lob anschließen, denn ich habe das Buch vor Jahren schon mit Begeisterung gelesen:


    Süddeutsche Zeitung: Jede dieser 500 Seiten bedeutet ein neues Abenteuer.


    New York Times: "Die Asche meiner Mutter" ist so gut - sie verdient eine Fortsetzung. - Die Fortsetzung hat sie in dem Buch Ein rundherum tolles Land bekommen.


    Frank McCourt hat dieses Buch seinen Brüdern gewidmet:


    Dieses Buch ist meinen Brüdern gewidmet,
    Malachy, Michael, Alphonsus.
    Ich lerne von Euch, ich bewundere Euch,
    und ich liebe Euch.


    Um seine Kindheit war Frank wahrlich nicht zu beneiden. Dabei hatte er das scheinbare Glück, in Brooklyn geboren worden zu sein, wo er die ersten fünf Kinderjahre lebt. Doch es herrscht die Zeit der Depression. Der Vater verliert die Arbeit und findet keine neue. Zu Hause gibt es zwischen den Eltern laufend Streit, da er das Geld in die Kneipen trägt. Er gehört zum großen Heer der Alkoholiker.

    Als die Mutter noch ein Mädchen bekommt, kehrt ein klein wenig Glück in die Stube der McCourts. Doch das schwindet, als die Kleine stirbt.

    Ein paar Frauen kommen helfen, geben den Jungens was zu essen, sodass Frank sich oft vorstellt, wie es wäre, diese oder jene als Mutter zu haben. Dann hätte er immer was Schönes zu essen.
    Der Vater kommt meistens wieder betrunken nach Hause und dann holt er Nacht für Nacht die Jungs aus dem Bett und sie müssen versprechen, für Irland zu sterben.
    Nachdem sich die Mutter nicht wieder erholt und die Kinder so richtig vernachlässigt sind, kommen zwei Cousinen, schaffen Geld ran und so kommt die Familie wieder nach Irland.
    Sie kommen bei den Großeltern auf dem Land an, wo sie aber nicht bleiben können. In Irland gibt es genauso keine Arbeit wie in Amerika. Am kommenden Tag machen sie sich auf nach Dublin, wo sie ihre erste Nacht auf einer Polizeistation verbringen müssen, weil sie nicht wissen, wohin.
    Die Polizisten sammeln Geld für eine Zugfahrt nach Limerick, wo eine Oma wohnt, die über den Familienzuwachs gar nicht glücklich ist.
    Sie findet ein Zimmer für die Familie, wo sie nun äußerst armselig leben. Nachdem sie die letzten Nächte auf Fußböden geschlafen haben, freuten sie sich nun über ein großes Bett, in dem sie allerdings alle zusammen schlafen mussten. Doch schon die erste Nacht war ein Desaster, weil es voll Flöhe war.
    Das bisschen Geld, das der Vater verdient, versäuft er. Die Sozialhilfe, die sie bekommen, ist zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig.


    Als dann der Krieg ausbricht, findet der Vater Arbeit in einer englischen Munitionsfabrik. Doch Geld schickt er nur ein einziges Mal. Frank wird immer wieder krank, bricht schließlich die Schule ab und sucht sich Arbeit. Kann er diesen Kreis aus Armut durchbrechen? Das lest selbst.


    Eine Bekannte sagte mal, dass sie dieses Buch nicht gut findet, weil der Autor so dreckig schreibt. Das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wie soll man so eine Armut denn "sauber" beschreiben? Frank McCourt nimmt kein Blatt vor den Mund, er benennt alles beim Namen, beschönigt nichts. Anfangs ist sein Schreibstil noch sehr naiv, weil mehr aus seiner Sicht als kleiner Junge berichtet wird. Und das Buch ist gespickt mit Stellen von Humor (oder besser schwarzem Humor), wo einem das Lachen aber im Halse stecken bleibt.


    Wer wissen möchte, wie es dem großen Teil der Bevölkerung im Irland der 20er- und 30er-Jahre erging, dem lege ich dieses Buch wärmstens ans Herz.


    5ratten

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


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  • Zu Frank McCourt habe ich noch ein kleines Porträt geschrieben:


    Frank McCourt wurde am 19. August 1930 geboren. Wikipedia bezeichnet ihn als Schriftsteller, doch der wurde er erst mit 66 Jahren. Und wie sah sei Leben bis dahin aus?


    Er war der älteste Sohn irischer Einwanderer, geboren in Brooklyn, New York. Wegen der Großen Depression ging die Familie 1935 nach Irland, ins katholisch geprägte Limerick zurück. Doch sein Vater war arbeitslos und vertrank zumeist das Stempelgeld, sodass Frank den Rest seiner Kindheit und seine Jugend sehr ärmlich verbrachte.

    1940 ging der Vater nach England. Durch den Krieg fand er dort Arbeit in einer Fabrik. Aber den Lohn schickte er nicht nach Hause. So war Frank gezwungen, mit vierzehn Jahren als Telegrammjunge arbeiten zu gehen. Auf diese Weise sorgte er zusammen mit seiner Mutter Angela für die jüngeren Geschwister.

    Er träumte aber davon, wieder nach Amerika zurückzukehren. Fünf Jahre brauchte er, bis er endlich die Fahrkarte nach New York zusammengespart hatte und sich 1949 auf den Weg machte. Er arbeitete zuerst im Biltmore Hotel, ging dann zur Armee und war drei Jahre lang als Korporal in Bayern stationiert, hauptsächlich bei der Hundestaffel in der Lenggrieser Prinz-Heinrich-Kaserne. Begeistert war er nicht. Er hatte gehofft, nach England versetzt zu werden, da wäre er näher an der irischen Heimat.

    Wieder in New York, studierte er und arbeitete nebenbei für den Lebensunterhalt in Lagerhäusern und auf den Docks. Nach dem Studium war er Englischlehrer an verschiedenen Schulen. Vor seinem Ruhestand war er fünfzehn Jahre an der renommierten New Yorker Stuyvesant High School, wo er hauptsächlich kreatives Schreiben unterrichtete.

    Frank McCourt war dreimal verheiratet, aus erster Ehe stammt seine Tochter Margaret.


    Eigentlich wollte er Romane schreiben, kein Lehrer mehr sein. Dickens, O’Casey, Joyce, Beckett, aber auch PG Woodhouse waren bis zuletzt seine Vorbilder. Doch er hat sie durch das viele immer wieder Lesen so verinnerlicht, dass jeder eigene Schreibversuch nach Imitation klingen würde.


    Erst im Ruhestand schrieb McCourt Die Asche meiner Mutter, wo er seine schwierige Kindheit und Jugend verarbeitete. Über sechs Millionen Exemplare wurden verkauft, es wurde in 40 Sprachen übersetzt und noch im Erscheinungsjahr bekam er den National Book Critics Circle Award und 1997 den Pulitzer-Preis. 1999 verfilmte Alan Parker den Stoff.


    Wenn ich auf meine Kindheit zurückblicke, frage ich mich, wie ich überhaupt überlebt habe. Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.


    Über sein weiteres Leben in New York schrieb Frank McCourt in Ein rundherum tolles Land (1999) (während dieser Arbeit schrieb auch sein Bruder Malachy an seinen eigenen New Yorker Erinnerungen) und Tag und Nacht und auch im Sommer (2005), in dem es hauptsächlich um sein Berusleben als Lehrer mit teils sehr problematischen Klassen ging.


    Frank war sehr familienverbunden. Es schien ihm nichts auszumachen, dass die Sippe oftmals an seinem Rockzipfel hing. Besonders Tochter Maggie und ihren drei Kindern half er gerne.


    Frank McCourt starb am 19. Juli 2009 in einem Hospiz in Manhattan, New York, an einer durch Hautkrebs hervorgerufenen Meningitis.

    Sein Bruder Malachy weihte im Juli 2011 in der Leamy’s School, die McCourt einst als Schüler besuchte, ein Frank-McCourt-Museum ein.

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  • Und ich habe extra gesucht und nur eine Diskussion zu seinem Tode gefunden.


    Muss ich das löschen und neu posten oder ist jemand so lieb und verschiebt die Beiträge? Herzlichen Dank :)

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  • Eine Bekannte sagte mal, dass sie dieses Buch nicht gut findet, weil der Autor so dreckig schreibt. Das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wie soll man so eine Armut denn "sauber" beschreiben? Frank McCourt nimmt kein Blatt vor den Mund, er benennt alles beim Namen, beschönigt nichts. Anfangs ist sein Schreibstil noch sehr naiv, weil mehr aus seiner Sicht als kleiner Junge berichtet wird. Und das Buch ist gespickt mit Stellen von Humor (oder besser schwarzem Humor), wo einem das Lachen aber im Halse stecken bleibt.

    Ich mochte gerade dieses Ungeschminkte an dem Buch und auch den Humor (ohne den alles wahrscheinlich überhaupt nicht zu ertragen gewesen wäre). Und ich finde, er trifft den Tonfall eines Kindes ausgesprochen gut. Für einen kleinen Jungen, der nichts anderes kennt, ist ja vieles einfach "normal", was Erwachsenen und somit uns Lesern unerträglich erscheint.

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    Leonard Cohen





  • Ich habe "Die Asche meiner Mutter" vor vielen Jahren gelesen und das Buch ist mir darum im Gedächtnis geblieben, weil es so überhaupt nicht "meins" war. So wenig, dass ich damals tatsächlich lange überlegt habe, was genau mir daran eigentlich gefehlt hat - von der Handlung her hätte es mich ja eigentlich berühren sollen.

    Worauf ich damals gekommen bin: Es fehlt jeglicher "Innere Monolog" des Protagonisten - man erfährt an keiner Stelle, wie die Geschehnisse auf den Jungen gewirkt haben, wie es sich angefühlt hat. (Falls das ein Stilmittel sein soll, hat es jedenfalls bei mir nicht gewirkt.)

    Ich musste neulich noch einmal daran denken, als ich "A Tree Grows in Brooklyn" gelesen habe, das vom Thema her nicht unähnlich ist - dieses Buch lebt vom Inneren Monolog.


    Spätere Bücher von McCourt haben mir übrigens besser gefallen.

  • Spätere Bücher von McCourt haben mir übrigens besser gefallen.

    Bei mir war es genau anders herum. Mir hat keines seiner Bücher so gut gefallen wie Die Asche meiner Mutter.

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  • Worauf ich damals gekommen bin: Es fehlt jeglicher "Innere Monolog" des Protagonisten - man erfährt an keiner Stelle, wie die Geschehnisse auf den Jungen gewirkt haben, wie es sich angefühlt hat. (Falls das ein Stilmittel sein soll, hat es jedenfalls bei mir nicht gewirkt.)

    Und gerade das finde ich so gut an dem Buch. Einerseits kann das daran liegen, dass er seine Lebensgeschichte aus Sicht dieses jungen Frank geschrieben hat. Es ist ja doch teilweise sehr naiv beschrieben. Für ihn war es Normalität, er kannte nichts anderes.

    Ich denke, wenn er aus Sicht des Erwachsenen geschrieben hätte, wie dieses Leben auf ihn gewirkt hat, wäre eine anderer Lebensbericht entstanden. Und ich denke, dann hätte es auch Schuldzuweisungen gegeben, die es hier nicht gibt, was ich gerade gut finde. Er hat das Leben beschrieben, wie es damals Millionen Irländer geführt haben.

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  • Worauf ich damals gekommen bin: Es fehlt jeglicher "Innere Monolog" des Protagonisten - man erfährt an keiner Stelle, wie die Geschehnisse auf den Jungen gewirkt haben, wie es sich angefühlt hat. (Falls das ein Stilmittel sein soll, hat es jedenfalls bei mir nicht gewirkt.)

    Und gerade das finde ich so gut an dem Buch. Einerseits kann das daran liegen, dass er seine Lebensgeschichte aus Sicht dieses jungen Frank geschrieben hat. Es ist ja doch teilweise sehr naiv beschrieben. Für ihn war es Normalität, er kannte nichts anderes.

    Ich denke, wenn er aus Sicht des Erwachsenen geschrieben hätte, wie dieses Leben auf ihn gewirkt hat, ..

    Nein, aus der Sicht eines Erwachsenen zu schreiben, wäre natürlich ganz falsch gewesen.


    Worum es mir geht: Der junge Frank denkt anscheinend gar nichts, ich erinnere mich lediglich an Beschreibungen. Gerade im Kontrast zu den Erinnerungen von Betty Smith wird mir das noch mal sehr klar - sie schreibt in keinster Weise aus der Sicht einer Erwachsenen, im Gegenteil, gerade die kindliche und später jugendliche Sichtweise macht ja den großen Reiz des Buches aus. Sie denkt aber eigentlich die ganze Zeit.


    Lesen ist halt sehr subjektiv - ein Anderer projeziert eventuell seine eigenen Gefühle in die Beschreibungen und "fühlt" so "mit", während mich eben gerade die wahrgenommene Geschichte interessiert..?!

  • Für mich kam das, was Frank empfindet, zwischen den Zeilen gut rüber. Gerade dadurch, dass er alles so kindlich-wertfrei und vielleicht auch ein wenig naiv beschreibt. Explizite Beschreibungen von Gedanken und Gefühlen habe ich nicht vermisst (wobei die Lektüre auch schon zu lange her ist, als dass ich mich daran so ganz genau erinnern könnte).

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  • Frank McCourt


    Die Asche meiner Mutter



    Angela´s ashes



    Frank erzählt von seiner Kindheit und Jugend in Irland in den 20er, 30er und 40er Jahren.


    Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Kindersterblichkeit ebenfalls. Durch die Methoden der Katholischen Kirche werden die Leute klein gehalten und bekommen viel mehr Kinder, als sie auch nur ernähren könnten, von weiteren Zuwendungen gar nicht zu reden. Wer überlebt und aufwächst, heiratet früh. Die Männer scheinen samt und sonders Alkoholiker zu sein, die Frauen ohne Ausbildung, abhängig, dauernd schwanger.


    Von wegen gute alte Zeit, mich macht es wütend...



    3ratten

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