Joyce Carol Oates - Wir waren die Mulvaneys

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.075 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Klappentext:
    Die sechsköpfige Familie Mulvaney ist vom Glück begünstigt, beliebt und angesehen, ein All-American-Clan - bis zu dem Tag, an dem ein schreckliches Verbrechen geschieht: Die einzige Tochter Marianne wird vergewaltigt. In der Stadt wird darüber gemutmaßt, innerhalb der Familie geschwiegen. Die Angelegenheit stellt die Mulvaneys auf die Probe und löst schließlich einen Nervenkrieg aus, der zum bislang undenkbaren Bruch in der Familie führt. Der jüngste Sohn Judd macht sich als Erwachsener auf die Suche nach der Wahrheit, wird so zum Chronisten der Mulvaneys und bringt eine erschreckende wie tragische Geschichte ans Licht. Erst siebzehn Jahre später gibt es Hoffnung auf Versöhnung.


    Das Buch beschreibt in einfachen Worten, aber sehr eingängig die heile Welt einer Familie, die jäh in sich zusammenfällt, als die einzige Tochter vergewaltigt wird.


    In der Erzählung wechseln sich Gegenwart und Vergangenheit miteinander ab, was die Handlung etwas am Vorankommen hindert. Die Geschehnisse werden sehr dicht beschrieben, nichts wird kurz abgehandelt, wobei tief gründige Gedankengänge außen vor bleiben.


    Unglaubwürdig erscheinen mir die Eltern. Der Vater verstößt aus Gründen, die sich mir nicht so recht offenbarten, seine geliebte Tochter, während die etwas naive Mutter ihn tatenlos gewähren lässt. Die beiden älteren Söhne gehen ihre eigenen Wege, doch der Jüngste muss den Niedergang der Familie hautnah miterleben, die nicht nur an der Bigotterie ihrer Umwelt, sondern auch an ihrer eigenen Passivität zugrunde geht. Letzten Endes erweist sich jedoch nicht die Tochter, sondern ein anderes Familienmitglied als das eigentliche Opfer.


    J. C. Oates hat die Mulvaney als „ihr persönlichstes Buch“ beschrieben. Leider weiß ich nicht, ob sie es auch als ihr bestes bezeichnen würde. Für mich hat der letzte Kick gefehlt, daher vergebe ich
    4ratten


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  • Hallo!


    Doris: das Verhalten der Eltern hat mich auch schockiert. Allerdings kam es mir so vor, als ob die heile Welt der Mulvaneys gar nicht so heil gewesen ist, wie es den Anschein hatte, sondern dass durch die Vergewaltigung viele Konflikte, die bis dahin unter der Oberfläche geschwelt hatten, ans Tageslicht kamen. Ich fand es ganz schlimm, dass in der Familie nicht über das Thema geredet werden konnte/wollte und auch das Wort "Vergewaltigung" nicht offen ausgesprochen wurde.


    Beim Verhalten der Mitmenschen Marianne gegenüber fand ich sehr krass, aber vielleicht a

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Kirsten,


    kann es sein, dass Deine Antwort nicht komplett ist? Bei mir endet Dein Text mit "...fand ich sehr krass, aber vielleicht a"


    Mich würde Deine weitere Meinung auch interessieren. Ansonsten stimme ich Dir voll zu - wenn die Familie über den Vorfall geredet hätte, wären die Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder sicher ganz anders verlaufen.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Für mich zerfiel das Buch zu sehr in zwei Teile. Den Anfang fand ich phantastisch, unglaublich intensiv geschrieben. Nachdem die Kinder dann aber von zu Hause ausgezogen waren, wurde es langweilig. Die Erlebnisse im College konnten mich überhaupt nicht mehr fesseln. Leider kann ich nicht mehr ins Detail gehen, da ich das Buch schon vor einigen Jahren gelesen habe. Ich weiß allerdings noch, dass ich am Ende dachte: "nicht schlecht, vor allem am Anfang, aber zu dick".
    Ähnliches dachte ich auch von "Middle Age" (deutsch "Hudson River"), dass ich kurz nach den "Mulvaneys" gelesen habe, das mir allerdings noch weniger gefallen hat. Danach habe ich beschlossen, erst mal ein Oates-Pause einzulegen, da mir die Bücher einfach nicht komprimiert genug waren. Es fehlt den Büchern mMn die letzte Überarbeitung (=Kürzung).

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo!


    Doris: huch, das hatte ich gestern gar nicht gemerkt :entsetzt: In der Vorschau sah das Posting ganz normal aus...


    Was ich schreiben wollte: ich fand die Einstellung der Menschen Marianne gegenüber ziemlich furchtbar. Nach deren Meinung hat sie zu viel getrunken und ist mit einem jungen Mann mitgegangen, also wollte sie es doch.... Sie wird als Schuldige hingestellt, obwohl sie das Opfer ist und der eigentliche Täter ist der jugendliche Held- so etwas k... mich an :grmpf:


    Liebe Grüße
    Kirsten

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