John Milton - Das verlorene Paradies

Es gibt 54 Antworten in diesem Thema, welches 20.300 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Céleste.

  • Hallo Leute,
    ich habe nun endlich auch das erste Buch fertig gelesen. Die Ausdruckskraft von Miltons Sprache ist m.M. nach einfach phänomenal. Beeindruckt hat mich besonders, dass man nicht nur vor dem "geistigen" Auge sehen kann, wie sich das "Chaos" präsentiert, sondern man (also ich zumindest :breitgrins: ) fühlt richtiggehend die bedrückende Endzeitstimmung, welche unter den Gefallenen herrscht.


    Als Beispiel:


    Zitat von "Spoiler S.8 - 70"

    Zugleich erblickt er, weit wie Engel sehen, die Schreckenswelt um ihn, so öd und wild, entsetzliches Gefängnis rundumher, wie Feueressen lodernd, doch nicht Licht, vielmehr sichtbares Dunkel wirkend, welches nur Klagenswetes zu entdecken half....


    Und dann: Den Ort hat ewige Gerechtigkeit bereitet für Rebellen, ihnen Haft bestimmt in tiefster Nacht und zugeteilt, ein Raum weitab von Gott und Himmelslicht, dreimal vom Zentrum fort der Weltenpole.


    Eine andere, äusserst interessante Stelle ist diejenige, wo sich Satan erst mit der neuen Bleibe abfindet, kurz darauf aber sarkastisch über Gott herzieht:


    Zitat von "Spoiler S.14 - 286"

    Da er, der jetzt der Höchste ist, bestimmt, was recht sein soll: je weiter weg von jenem, um soviel besser, der vernuftgemäss uns ebenbürtig, den Gewalt allein zum Herren über seinesgleichen machte.
    Nicht nur, dass Satan Gott keine göttliche, im Sinne einer einzigartigen und allumfassenden Vernunft zugesteht, er macht ihn obendrein zum Tyrannen, indem er behauptet, Gott gründe seine Herrschaft ausschliesslich auf Gewalt... Er zieht ihn damit praktisch von Thron herunter und setzt sich mit ihm gleich.. :smile:


    Eine weitere Stelle dürfte wohl für diejenigen unter uns von Interesse sein, die Illuminati gelesen haben (ich weiss, Dan Brown ist omnipräsent... :breitgrins: ), da ein berühmter Wissenschaftler auftaucht:


    Zitat von "Spoiler S.15 - 336"

    Die massige Scheibe hing an Schultern ihm gleich wie der Mond, den durch sein optisch Glas des Abends der tokanische Künstler schaut von Fiesoles Kuppe oder in Valdarno, um neue Länder, Schluchten oder Berge auf der gefleckten Kugel zu erspähen.
    Eine kleine Anspielung auf Galileo Galilei... Was hat es mit den beiden nun wirklich auf sich.. Hat Brown doch recht? :entsetzt: eheh.. :breitgrins:


    Ich hoffe, dass ich nächstens mit dem zweiten Buch beginnen kann! Bis zum nächsten Posting!


    Liebe Grüsse,
    Thot

    Die Freiheit der Meinung setzt voraus, dass man eine hat.
    <br />Heinrich Heine

  • Hallo,


    Zitat von "fairy"

    Naja, aber wir wissen schon, dass wir hier auf der Erde nicht mehr genauso existieren.


    Vielleicht wissen die Engel, wie wir auch, dass sie sterblich sind, aber nicht, was nach dem Tod geschieht. Denk nur mal an "Das Bernstein-Teleskop!!! :breitgrins:



    Ich habe heute das 3. Buch gelesen. Mir hat schon die Inhaltsangabe am Anfang gefallen,

    Zitat

    weil es dort hieß, dass Gott voraussah, dass Satan die Menschen verführen würde und dennoch nichts dagegen unternahm :entsetzt: Das widerspricht doch der Bibel, oder? Dort hat Gott doch erst bemerkt, was geschehen war, als Adam und Eva sich vor ihm versteckten, weil ihnen ihre Nacktheit bewusst geworden war.



    Denkwürdig fand ich dann noch diese Stelle: (S. 80 Reclam)

    Zitat

    Gott sagt zu seinem Sohn:
    "Es soll der Mensch nicht ganz verloren sein,
    Sondern, wer will, gerettet, aber nicht
    Durch Willen, der in ihm ist, sondern frei
    Gewährt durch Gnade, die in mir ist."


    Ich musste spontan an Hiob denken, weil ich mich daran erinnern kann, im Religionsunterricht (ja, sowas hatte ich auch mal :zwinker: ) gelernt zu haben, dass die Lehre des Buches Hiob ist, dass man durch nichts, was man tut, sich sozusagen sein Heil erkaufen kann. Alleine Gott könne entscheiden, wem er seine Gnade zukommen lassen wolle.


    Allerdings war ich mir dann auf S.82 schon nicht mehr sicher,


    Schöne Grüße
    :schmetterling: N.

  • Zitat von "fairy"


    Das bedeutet ja, dass sie nicht wissen, ob sie unsterblich sind, oder nicht. Das finde ich irgendwie seltsam, schließlich muss man das doch selbst wissen! :breitgrins:


    Ich hatte das so interpretiert: eigentlich sind sie schon unsterblich, sterben also keines "natürlichen" Todes. Aber Gott, der ja allmächtig ist, könnte natürlich auch unsterbliche Wesen töten.


    Zitat von "fairy"

    Rätselhaft fand ich auch diese Stelle:


    Dazu kommt im 3. Kapitel etwas: Gott hat es nicht vorbestimmt, da er allen Wesen ihren freien Willen lässt, aber es gewusst, da er "seine Pappenheimer" in- und auswendig kennt, und weiß, wie sie reagieren werden. Daher weiß er auch, dass Adam und Eva sich verführen lassen werden. Und er lässt es zu.



    Drittes Buch:
    Ich bin leider auch nicht bibelfest genug, um auf Nevermores Fragen antworten zu können. Allerdings muss man ja auch bedenken, dass die Bibel nur einen Teil der Kirchenlehre ausmacht, und dass im Laufe der Jahrtausende frisch interpretiert und ausgelegt wurde, neue Lehre aufgestellt wurden, so dass vieles von dem was Dogma ist, in der Bibel so direkt nicht steht, sondern vielleicht an einem (gar falsch übersetztem?) Wörtchen aufgehängt wurde. Und wenn man dann noch überlegt, wie viele christlich Kirchen, mit jeweils unterschiedlichen Richtungen es gibt, und jede verfügt über die endgültige Wahrheit...


    Ich habe schon die unterschiedlichsten Varianten gehört, wie man "zum ewigen Heil" gelangen kann:
    - Sündigen, was das Zeug hält, aber auf dem Sterbebett bereuen, und Gott als einzigen, wahren Gott anerkennen. (Die mag aber Milton nicht:
    Z. 642: Und die, die um der Seligkeit gewiss
    Teilhaft zu werden, sich im Sterben noch
    Mit Dominiks Gewand bekleideten

    Solche landen (mit z. B. Fötussen !?)im Narrenparadies. Kennt das jemand?
    - Ein gottfürchtiges Leben in Sack und Asche führen, sich ständig für einen Sünder halten, aber vor lauter Buße gar nicht dazu zu kommen zu sündigen. (Wobei da sie Sünde dann doch gerade darin besteht, dass man seine Mitmenschen vernachlässigt.) Dazu gehört auch, niemals Spaß zu haben, denn Lachen ist eine Erfindung des Teufels.
    - Zu vorheriger Variante gibt es dann aber auch die, die sagen, dass auch ein sündenfreier Mensch sich nicht sicher fühlen kann, denn, egal was man gemacht oder nicht gemacht hat, es kommt auf Gottes Gnade an. (Das scheint ja Miltons Variante zu sein.) Und die Gnade kann man nicht erkaufen; nicht mit Ablassbriefen und auch nicht mit guten Taten.


    Interessant fand ich, wie es Satan gelang, sich Zugang zum Paradies zu erschleichen:


    Jedenfalls freue ich mich auf die Darstellung des Sündenfalles.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Huch, ich habe ganz vergessen, etwas zum 3. Buch zu posten! Bin nämlich schon mitten im 4.


    Mir wird immer mehr und mehr bewusst, wie wenig ich mich doch in der Bibel auskenne! :redface:
    Wie war das zB in der Bibel? Hat sich Jesus da auch selbst vorgeschlagen, um auf die Erde zu gehen und die Sünden auf sich zu nehmen oder hat das dort Gott entschieden?
    Vom Narrenparadies habe ich auch noch nicht gehört, aber anscheinend ist es für die bestimmt, die den Glauben in irgendeiner Weise ausnützen?


    Auch bin ich mir noch nicht sicher, wo denn das Paradies jetzt nun liegt. Liegt es in der Bibel nicht im Himmel? Aber doch auf keinen Fall auf der Erde, oder? Denn hier ist es ja auf einem Berg.

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo,


    ich habe keine Ahnung, ob in der Bibel irgendwo erwähnt wird, ob Jesus freiwillig Mensch wurde :entsetzt:


    Hinten im Reclam bei der Worterklärung wird (unter "Weltbild", glaube ich) erklärt, wo der Himmel ist. Ein bisschen verwirrend, aber es wird erklärt... :zwinker:


    Ich glaube mich zu erinnern, schon mal was vom Narrenparadies gehört zu haben.


    Mir ging es weniger darum, welche Theorie zur Erlangung des Heils, die richtige ist, als um die Frage, welche Milton für die richtige hält...


    Schöne Grüße
    :blume: N.

  • Hallo!
    Das 4. Buch habe ich unterwegs gelesen und mir deshalb keine Notizen gemacht... :grmpf:
    Mal sehn an was ich mich erinnere.


    Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir tut Satan mittlerweile richtig Leid! Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass er und seine Untertanen sich in der Hölle wohlfühlen, doch anscheinend ist dem nicht so. Vor allen Dingen ist er total traurig und fühlt sich verlassen.
    Gott wird hier ja auch mMn als ziemlich gefühllos dargestellt. Ich weiß ja nicht, ob man es vergleichen kann, aber: Den Menschen stellt er sofort Vergebung in Aussicht, während Satan & Co gleich verstoßen werden.
    Naja, mal sehen, wie sich das weiterentwickelt.
    Interessant fand ich auch die Beschreibung der Beziehung zwischen Adam und Eva. In der Bibel wird diese ja, glaube ich, als ziemlich "rein" und "sündenfrei" dargestellt, während sie hier eine richtige Liebesbeziehung haben.


    Ein schöne Anspielung Richtung Kirche.
    Sagt mal, durfte das Buch eigentlich von Anfang an erscheinen? Oder wurde es auch mal verboten? Denn es gibt ja ziemlich viele Dinge, die der Kirche früher bestimmt nicht gefallen haben.

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  • Zitat von "fairy"

    Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir tut Satan mittlerweile richtig Leid! Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass er und seine Untertanen sich in der Hölle wohlfühlen, doch anscheinend ist dem nicht so. Vor allen Dingen ist er total traurig und fühlt sich verlassen.


    Auch meine Sympathien liegen eindeutig bei Satan, vor allem zu Beginn des 4. Buches. Er wird sehr menschlich dargestellt, in seinem ohnmächtigen Aufruhr gegen Gott, der einem Unterlegenheitsgefühl entspringt. Sehr eindrucksvoll und nachvollziehbar fand ich die Formulierung die Riesenschuld endloser Dankbarkeit (Z. 74). Später allerdings, als Satan sagt:

    Zitat

    "Zu dieser Rache gegen meinen Willen an euch bewog", dass Gott als Schuld daran ist, dass Satan die Menschheit ins Elend führt, relativiert sich mein Mitgefühl mit ihm denn doch etwas.
    Völlig überrascht hat mich, dass Satan als Kröte erschien. Nanu?


    Zitat von "fairy"

    Den Menschen stellt er sofort Vergebung in Aussicht, während Satan & Co gleich verstoßen werden.


    Das erklärt er allerdings damit, dass die Menschen ja nur einer Verführung erlagen, Satan das aber ohne Ansporn von außen tat. Nach der Logik müsste Gott allerdings den Gefährten Satans verzeihen, die ja auch "verführt" wurden.


    Zitat von "fairy"

    Interessant fand ich auch die Beschreibung der Beziehung zwischen Adam und Eva. In der Bibel wird diese ja, glaube ich, als ziemlich "rein" und "sündenfrei" dargestellt, während sie hier eine richtige Liebesbeziehung haben.


    Das fiel mir auch auf, allerdings musste ich lachen, als er mehrfach betonte, dass Adam und Eva verheiratet waren, also "erlaubtem" Geschlechtsverkehr fröhnten. Gar nicht lachen musste ich allerdings bei der Beschreibung von Adam und Eva:

    Zitat

    Z. 399 ff: Er nämlich für Gedankenkraft und Mut
    Zur Sanftheit und zum süßen Liebreiz sie
    Er nur für Gott und sie für Gott in ihm;
    ej, wo ist denn der Kotz-Smiley geblieben?
    Zwar muss man die Zeit berücksichtigen, in der Milton dies geschrieben hat, trotzdem kommt es mir an dieser und ähnlichen Stellen hoch.


    Zur Rezeption des Werks nach Erscheinen weiß ich leider nichts. Demnächst wollte ich mal das Nachwort lesen; hoffentlich liefert das einige Informationen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo, Leute!


    Mir tut das jetzt furchtbar leid, aber ich glaube, ich muss mich wohl von dieser Leserunde abmelden. Hab derzeit echt grobe Probleme mit meinem Computer - war schon wieder fast eine Woche vom Internet abgeschnitten bzw. konnte nicht mal den computer hochfahren :grmpf:


    Drum muss ich jetzt erst mal Forenpause machen und das alles wieder in Ordnung bringen. :heul:


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo zusammen,


    entschuldigt bitte, wenn mein Lesetempo nicht gerade schnell ist - hab' zurzeit leider ne Menge Arbeit! :grmpf:


    Im zweiten Kapitel bin ich ebenfalls auf die Stelle gestossen, wo Moloch sich fragt...


    Zitat von "Spoiler Reclam S. 38/123"

    Oder, falls unser Wesen wirklich nicht
    Vergehen könne, da es göttlich sei,
    So sind wir schlimmstenfalls diesseits des Nichts
    Und werden uns als stark genug erweisen...


    Ich glaube Nevermore hat das mit ihrer Antwort ganz gut getroffen. Wir wissen zwar, dass unsere Existenz im Hier und Jetzt durchaus real ist (ohne nun eine grosse berkeleyianische Diskussion vom Zaun brechen zu wollen), aber wir können uns nicht 100% sicher sein, was uns nach unserem Tod erwartet. Das wir hier auf der Erde nicht mehr dasselbe sein werden, ist richtig - aber das ist nicht der springende Punkt. Meines Erachtens gelten die gleichen Voraussetzungen für die Engel verschiedenster Art. Sie sind sich ihrer Existenz zu "Lebzeiten" zwar bewusst, aber was danach kommt, da tappen auch sie im Dunkeln. Es scheint, als ob nur Gott allein ein Wesen komplett "vernichten" kann - was das auch immer heissen mag... :entsetzt:


    Darüber hinaus hat mir eine weitere Stelle besonders gut gefallen:


    Zitat von "Spoiler Reclam S. 52/631"

    Denn auch die Geister, die verdammt, verlieren
    Nicht ganz die Tugend. Auf dass schlechte Menschen
    Auf Erden nicht der eignen schönen Taten
    Sich rühmen, die der eitle Ruhm nur weckte
    Oder im Mantel der Beflissenheit
    Verkappter Ehrgeiz.


    Ein weiterer kleiner Seitenhieb auf die Menschheit, indem er sogar den Dämonen eine gewisse Tugendhaftigkeit zugesteht.


    Ich hoffe bis bald! :rollen:
    Herzliche Grüsse,
    Thot

    Die Freiheit der Meinung setzt voraus, dass man eine hat.
    <br />Heinrich Heine

  • Zitat von "Thot"

    Ein weiterer kleiner Seitenhieb auf die Menschheit, indem er sogar den Dämonen eine gewisse Tugendhaftigkeit zugesteht.


    Stimmt. Milton hat mich schon einige Male überrascht.


    Zu dem fünften Buch habe ich mir nur wenige Notizen gemacht. Das Morgengebet fand ich eher langweilig, ich will endlich etwas "action" - sprich Sündenfall- haben.
    Dass Engel sechs Flügel haben können, hat mich doch überrascht. Da würde ich gerne ein Bild zu sehen.



    Die Beschreibung der himmlischen Heerscharen ließ mich an eine Filmszene denken, in der Erzengel Gabriel vor dem eng(e)lischen Heer steht und brüllt:
    "Präsentiiiiieeeert dieee Flügel!"
    und - flupp - klatschen die Engel ihre Flügel hinter dem Rücken zusammen. Göttlich!
    Ich glaube, es war der Film Der Apfel ist ab

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Sechstes Buch:


    Zwar immer noch kein Sündenfall, aber trotzdem äkschen pur, nämlich der Kampf der guten gegen die bösen Engel. Ratet mal, wer gewinnt!
    Ich habe mich bei diesem Teil gut amüsiert; die Schilderung des Kampfes erinnerte mich sehr an griechische Götter und Helden. Ilias lässt grüßen! Genau das hat mich aber auch sehr überrascht, denn ich hatte in einem christlichen Werk wirklich nicht erwartet


    Der Himmel mitsamt Gott, Satan und guten sowie bösen Engeln werden schon sehr irdisch bzw. menschlich geschildert, wie eben in den griechischen und anderen Göttersagen auch.


    Was mich auch überraschte, war die mehrfache Erwähnung der Hölle. Ich dachte, die wäre erst mit dem Fall der rebellierenden Engel erschaffen worden, aber anscheinend existierte sie schon vor der Rebellion. Z. B. sagt Michael zu Satan vor deren Zweikampf (Z. 335ff):
    "Hinweg also, und reiß das Böse auch,
    Das dir entsprang, mit in die Hölle fort,
    Den Ort des Bösen"


    Gerade fiel mir noch eine Stelle auf, in der sich Jesus in seiner bekannten Rolle als Hirte zeigt, allerdings doch etwas anders :breitgrins: :

    Zitat

    Er jagt die Rebellen in den Abgrund zur Hölle (Z. 1033):
    "Wer fiel, den riss er auf, und Herden gleich
    Von Ziegen oder Schafen, scheu gedrängt,
    Trieb er sich so mit Donner vor sich her


    Auf zum siebten Buch!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ich muss gestehen, ich bin derzeit in einem absoluten "Paradise Lost"-Tief :redface:
    Aber heute lese ich ganz bestimmt weiter *versprech*


    Schöne Grüße
    :schmetterling: N.

  • Ich habe jetzt endlich das 6. Buch beendet. Ich hatte zwischenzeitlich auch nicht so viel Lust auf Milton.
    Gott kam mir in der Passage, wo er Jesus "an die Front schickt" auch so etwas von unsympatisch vor. Er lobt sich die ganze Zeit selbst und sagt, dass er und seine Geschöpfe ja so herrlich sind...
    Das mit der Furcht und dem Schmerz fand ich auch sehr interessant. Anscheinend existierten diese Gefühle zuvor nicht und diese Ansicht finde ich ziemlich erstaunlich! Vielleicht gibt es noch viel mehr Emotionen, als wir sie kennen.

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  • Ich lese langsam aber sicher weiter. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, jeden Tag ein Buch zu lesen, aber das erwies sich doch als sehr unrealistisch. Statt dessen gilt bei mir jetzt: "Jeden Tag das Buch wenigstens aufschlagen." Der "Lesewiderstand" ist schon enorm.


    Siebtes Buch:
    Eine Rekapitulation der Schöpfung. Überrascht hat mich, dass die Schöpfung nicht der Anfang von allem ist, sondern nur der Menschenwelt. Himmel, Hölle und deren Bewohner existierten schon vorher, wie wir lang und breit gelesen haben.


    Ab Zeile 144 kommt eine Aufforderung, den Wissensdurst nicht übermäßig auszuweiten.
    So ward es mir von oben aufgetragen
    In Grenzen deinen Wissensdurst zu stillen:
    (...)
    Das Wissen aber ist wie Nahrung, und
    Nicht minder seinem Triebe Mäßigung
    Geboten, und das Maß zu wissen, das
    Der Geist wohl fassen mag, denn überladen
    Wird Weisheit alsbald in Torheit sich,
    Wie Speisenüberdruss in Wind, verwandeln.

    Natürlich ist auch das eine Warnung, nicht vom Baume der Erkenntnis (=mehr Wissen) zu essen. Ich frage mich allerdings, ob Milton damit gleichzeitig vor zu viel wissenschaftlicher Forschung warnen will? Da weiß ich allerdings nichts zu, nur so ein Gedanke.


    Nicht richtig klar ist mir die Bedeutung von Z. 211/212:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Achtes Buch:


    Adam schildert selbst seine Entstehung.


    Arrrrgh! :grmpf:


    Wir waren anfangs ja überrascht über die zulassende Einstellung Miltons zum Geschlechtsverkehr. Das wird jetzt aber doch relativiert, als Adam vor "Fleischeslust" gewarnt, und die der wahren Liebe gegenübergestellt wird. (S. 247) Und vor allem: zuerst muss Gott geliebt werden, (dann die Ehefrau)!


    Liest eigentlich noch jemand, oder habt ihr alle aufgegeben?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ja, ich bin noch mit dabei, aber ich bin gerade nicht soooo motiviert.
    Langsam aber sicher arbeite ich mich voran und aufgeben werde ich auf gar keinen Fall!
    Es dauert halt nur ein bisschen und wenn es dann auch noch so heiß ist und man nicht denken kann...
    Aber wir schaffen das! :breitgrins:

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  • Ich fand das 7. Buch eher langweilig. Die Beschreibung der Entstehung der ganzen Tierarten war doch meiner Meinung nach etwas zu ausführlich.
    Die Sache mit dem "Drachen" und auch das mit dem Ameisenstaat

    Zitat

    in ferner Zeit vielleicht das Muster der gerechten Gleichheit euch


    fand ich auch recht merkwürdig.
    Überhaupt frage ich mich, wieso Gott die Menschen erschaffen hat. Doch anscheinend nur, um sich selbst verherrlichen zu lassen?

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  • Zitat von "fairy"

    Überhaupt frage ich mich, wieso Gott die Menschen erschaffen hat. Doch anscheinend nur, um sich selbst verherrlichen zu lassen?


    Ja, da seine Untertanenzahl durch Satans Rebellion um ein Drittel geschrumpft war, musste er sie wieder auf eine akzeptable Höhe zu bringen, damit genügend Wesen zum "Hosianna" singen da waren. Nicht sehr sympathisch, unser Herrgott.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Yeah, ich habe das 8. Buch geschafft! :klatschen: *rumfroi*
    Leider habe ich jetzt einige Agressionen auf diesen schmierigen, schleimigen Raphael! :grmpf:
    Zum wiederholten Male, ermahnt er Adam, dass er für die Menschen egal ist, ob sich die Sonne um die Erde dreht oder andersherum und dass er mit allem zufrieden sein soll. Frag nicht, sondern bleibe dumm! :entsetzt:
    Und natürlich auch seine Einstellung zur Liebe! "Gut ist die Liebe, nicht die Leidenschaft"...
    Und auch Gott handelt für mich wieder einmal unverständlich. Während er die Welt schöpft, schickt er die Engel weg, um die Hölle zu bewachen. Aber dann wird gesagt, es hätte ihn sowieso keiner stören können, weil er ja so mächtig ist und er hätte die engel ja nur an den "willigen Gehorsam" gewöhnen wollen... Aha.

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