Halldór Laxness - Islandglocke

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 12.434 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bettina.

  • Gestern Abend habe ich die Islandglocke fertig gelesen. Jetzt grüble ich über einem abschließenden Statement - gar nicht so einfach.


    Es drängt mich, das Buch als Saga zu sehen. Saltanah meinte ja, das Buch hätte viel davon. Dann ist es ein Buch, in dem einfach über einen längeren Zeitraum das Leben verschiedener Menschen begleitet wird. Parallel dazu kommt sehr viel von den historischen Lebensbedingungen rüber und ich kann locker nachsehen, dass die realen Vorbilder für Geschehnisse und Personen zeitlich nicht 100%-ig stimmig sind.


    Vom Nachwort weiß ich, dass Laxness das Buch geschrieben hat, während die Unabhängigkeit von Dänemark 1944 endgültig vollzogen wurde und dieses Geschehen das Buch beeinflusst hat. Ganz einordnen kann ich das aber (noch) nicht.


    Der schwere Lesefluss dürfte bei mir hauptsächlich an der Sprache gehangen haben. Zum einen, weil wörtliche Rede und Erzählung nahtlos ineinander übergehen (was ich bereits von der Atomstation kannte), zum anderen, weil teilweise eine sehr altertümliche Sprache verwendet wird. Mir fällt das flüssige Lesen da schon mal schwerer, weil ich einen Satz richtig zerpflücken muss um zu merken, wie der Sinn eigentlich gemeint ist.


    Von den Personen bleibt mir neben Snaefridur und Jon auch Arnaeus im Kopf, der über alle drei Bücher hinweg nie seinen Weg zu finden scheint - nur für die anderen beiden scheint sich immer alles zu ergeben. Arnaeus tut immer genau das Verkehrte. Am Ende ist er weder bei den den Dänen noch bei den Isländern beliebt (warum wollen die Hamburger ihn unbedingt einsetzen?) und verliert die Bücher. Seine Liebe Snaefridur war zu dem Zeitpunkt schon lange weg. Eine tragische Gestalt.


    Liegt es daran, dass er als einziger von den drei "abstrakte" und keine lebensnahen Ziele verfolgt hat?


    Müsste ich jetzt Ratten vergeben: Ich denke, ich nehme DREI. Die goldene Mitte. Schlecht war es definitv nicht, aber eben schwierig zu lesen - und wie man an meinem Posting sieht, auch nicht leicht verdaulich.

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  • Hallo Bettina,


    Zitat von "Bettina"

    Gestern Abend habe ich die Islandglocke fertig gelesen. Jetzt grüble ich über einem abschließenden Statement - gar nicht so einfach.


    Es drängt mich, das Buch als Saga zu sehen.


    Herzlichen Glückwunsch!


    Mit der Saga bist du - glaube ich - genau auf den Punkt gekommen, und damit sind auch die Leseschwierigkeiten zu erklären: Laxness hat diese Probleme sicherlich bewusst einkalkuliert, um auch die Distanz zum Geschehen und damit das Allegorische herauszuarbeiten.


    Im Gegensatz zu dir würde ich dem Buch eindeutig mehr Ratten geben: Seine dichte Atmosphäre und auch die Betonung von grundsätzlichen und überzeitlichen Lebens- und Überlebensstrategien machen es für mich zu etwas Besonderem.



    HG


    finsbury

  • Zitat von "finsbury"

    Mit der Saga bist du - glaube ich - genau auf den Punkt gekommen, und damit sind auch die Leseschwierigkeiten zu erklären: Laxness hat diese Probleme sicherlich bewusst einkalkuliert, um auch die Distanz zum Geschehen und damit das Allegorische herauszuarbeiten.


    Ich denke, das Buch ist eines, das man irgendwann noch einmal lesen sollte. Meine Vermutung ist, dass in einem zweiten Durchgang bestimmte Dinge anders wahrgenommen werden. Im Gegensatz zu anderen Büchern kommt es hier ja nicht darauf an, dass man sich Spannung erhält, sondern dass man Hintergründe versteht oder sich z.B. um den Aspekt der Allegorie kümmert. Es wird mir dann sicher auch leichter fallen - ohne die Leserunde hätte ich das Buch zwar auch fertig gelesen, aber ich hätte viele Ideen und Denkanstöße verloren. Für solche Bücher ist das gerade richtig, finde ich.

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  • Zitat von "Bettina"

    ... ohne die Leserunde hätte ich das Buch zwar auch fertig gelesen, aber ich hätte viele Ideen und Denkanstöße verloren. Für solche Bücher ist das gerade richtig, finde ich.


    Hallo Bettina,


    da kann ich Dir nur zustimmen. Mir hat die Leserunde auch viele Denkanstöße gegeben und geholfen, das Buch besser zu verstehen (z.B. finsburys Hinweis, Snaefridur als allegorisch zu begreifen, hat mir einen neuen interessanten Blickwinkel eröffnet).


    Liebe Grüße
    Manjula

  • Hallo Rio, Dir ging es ja ähnlich wie mir im zweiten Teil. Wie sieht es mittlerweile aus?
    Hast Du inzwischen wieder ein bisschen Laxness gelesen? Und wenn ja, welche Eindrücke hast Du inzwischen?

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