Galsan Tschinag - Der blaue Himmel

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    Das Buch erzählt vom Leben eines mongolischen Nomadenjungen, der auf traditionelle Weise in einem Jurtendorf aufwächst, mit vielen Familienmitgliedern und Tieren.


    Seine Tage verbringt er mit Schafehüten und all den anderen Tätigkeiten, die dort so anfallen - und natürlich mit seinem über alles geliebten Hund Arsylang.


    Zeitlos wirkt diese Lebensweise, doch irgendwann dringt die Realität in die Erzählung ein: der Kommunismus ist auch hierher vorgerückt, die Kinder werden zwangsweise in die Schule geschickt, Teile der Verwandtschaft ziehen in organisierte Dörfer.


    Ein durchaus interessanter Einblick in eine Kultur, von der ich sehrwenig wusste, gespickt mit (beinahe zu) vielen Originalausdrücken (ich wusste gar nicht, dass die mongolische Sprache Umlaute kennt und großzügigst verwendet!) Teilweise war mir die Geschichte aber ein wenig zu "unübersichtlich", ab und an habe ich mir mit der Zuordnung der Geschehnisse ein wenig schwergetan.


    Sehr gut gefallen haben mir die Passagen über die Großmutter des Jungen und die enge Beziehung zu seinem Hund.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Galsan Tschinag erzählt hier die Entwicklungsgeschichte eines Jungen, ich würde sagen, etwa bis zu seinem siebten oder höchstens achten Lebensjahr, sonst müßte das Thema Schule für den Jungen schon relevant geworden sein, wie für die älteren Geschwister. Der Leser verfolgt dabei das tägliche Leben der Nomaden, die aber schon von der Moderne und der staatlichen Verwaltung eingeholt werden. Zwar werden die Traditionen noch nach Möglichkeit beachtet, aber die Grundlage dafür schwindet dahin. Solange aber die Herden immer noch das Leben bestimmen, wird ein besonders harter Winter zu einer extremen Herausforderung des Überlebens für Mensch und vor allem Tier. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, so zu leben. Der Konflikt mit der „Moderne“ ist hier – im Vergleich zu Die graue Erde – eher angedeutet, zwar schon spürbar, aber noch nicht so bestimmend, was mir aber durchaus gut gefallen hat.


    Das alles war zwar durchaus interessant, aber die Erzählperspektive hat mich etwas gestört, weil sie mit dem Erzählten auseinanderfiel. Wenn man unterstellt, daß der Ich-Erzähler sich sehr viel später erinnert und berichtet, dann war es erstens zweifelhaft, ob er diese Erinnerungen alle haben konnte, und zweitens doch ein bißchen simpel gehalten. Als gerade erst dieser Zeit entwachsener Erzähler ginge er jedoch auf Grund der Strukturierung und der aufgezeigten Kausalzusammenhänge nicht durch. Darüber hinaus hatte ich ein extremes Problem mit den Ortsnamen, mit denen ich schlicht gar nichts verbinden kann und die ich mir deshalb selbst während der Lektüre nicht merken konnte. Die vielen Originalausdrücke haben mich nicht so gestört, diese konnte ich mir dank Glossar recht schnell merken, vor allem, wenn sie mehr als einmal auftraten. Ich finde dergleichen eigentlich immer sehr schön, weil es viel mehr Atmosphäre transportiert. Und außerdem gibt es ja manchmal auch schlicht keine sinnvolle Übersetzung, wenn es sich bspw. um Gegenstände handelt, die hierzulande überhaupt nicht gängig sind.


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • „Der blaue Himmel“ wölbt sich über der mongolischen Steppe, in der der Erzähler, ein Junge, mit Eltern, Geschwistern, einer Nenn-Großmutter, Hund, Pferden und Schafen in einer Jurte lebt (bzw. die Herde davor).


    Doch das althergebrachte Leben wird von der (kommunistischen, gleichschaltenden) Moderne bedroht. Andere Hirtenfamilien haben bereits die Angebote der Regierung wahrgenommen und sind sesshaft geworden, die Kinder sollen zur Schule gehen, die Kontrolle wird stärker und sowieso ist das Leben noch nie leicht gewesen. Den kindlichen Erzähler betrifft das nur indirekt, er denkt noch in einfachen Mustern und lebt seinen Alltag hauptsächlich zwischen Großmutter und Hund Arsylang.


    Wenn man den Protagonisten mit dem Autor gleichsetzt und anhand von Altersvergleichen mit den Geschwistern, kommt man auf ein Alter von gerademal 6 Jahren für ihn. Das macht das geschilderte Leben extrem hart, vor allem den im schier endlosen Winter am Ende spielenden Teil.


    „Der blaue Himmel“ ist eine interessante Schilderung einer aussterbenden Lebensweise, ich empfinde das Buch als einen guten Einstieg in das Thema, es hapert aber etwas an der Struktur innerhalb der Erzählung.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus: