Sándor Márai - Wandlungen einer Ehe

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.862 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Wenn man den Titel liest, könnte man das Buch ja gerade liegen lassen. Wenn man Márai schon mal gelesen hat, ist das was anderes. Er wurde schon mal als der Thomas Mann von Ungarn bezeichnet und dem könnte ich folgen. Wer also die schöne Sprache und wohlklingende Worte liebt und etwas Weitschweifigkeit in Kauf nimmt und wen die Thematik nicht ganz abschreckt, sollte wirklich mal was von Márai lesen.
    Die Glut hat mir besser gefallen, wurde auch phänomenal in Berlin auf die Bühne gebracht.
    Hier gehts natürlich um Beziehungen, Beziehungen zwischen Mann und Frau, klar, genauer zwischen 2 Frauen und einem Mann. Dieser verläßt nach einigen Jahren Ehe seine Angetraute um das ehemalige Dienstmädchen zu heiraten, das ihm seit seiner Jugend nicht mehr aus dem Sinn geht. Dieser Geschichte wird in epischer Breite - wie gesagt - aus den Blickwinkeln der 3 Protagonisten/tinnen geschildert. Ein interessanter Ansatz.
    Das Buch steckt voller Melancholie, sanfter Ironie und voller Lebensweisheit, ist durchaus unterhaltsam, humorvoll und manchmal überraschend, obwohl es "nur" um Beziehungskisten und Biografien im Vorkriegs-Ungarn geht.
    Man muß ja nicht immer Krimis lesen. Gruß KHW


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  • Sandor Márai - Wandlungen einer Ehe


    Ungarn, vor Ausbruch des 2. Weltkrieges. 3 Personen, 3 Schicksale, eine Geschichte. Peter, Fabrikserbe aus adeligem Haus fühlt sich in der Rolle des „Großbürgers“ nicht wohl, er will ein Zeichen setzen und macht dem Dienstmädchen Judit einen Heiratsantrag. Diese lehnt ab und Peter heiratet Ilonka, ein Mädchen aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Ilonka vergöttert Peter, ein Sohn wird geboren, der allerdings im Kleinkindalter stirbt. Ilonka erkennt, dass ein Schatten über der Ehe liegt und ihre Nachforschungen ergeben Hinweise auf eine Beziehung zum Dienstmädchen Judit.


    Diese „Dreiecksgeschichten“ wird aus 3 Blickwinkeln erzählt. Zum einen von Ilonka, deren Antrieb ihre Liebe zu Peter ist, zum anderen von Peter selbst, von seinem Hin- und Hergerissensein zwischen Pflicht, Leidenschaft und moralischem Anstand, sowie zuletzt von Judit, die von ganz anderen Gelüsten getrieben wurde. Auch stilistisch unterscheiden sich diese 3 Teile – von atmosphärisch dicht bei Ilonka, über karg, fast schon verhärmt bei Peter, bis locker-leicht bei Judit. Jede der drei Ansichten und Haltungen ist nachvollziehbar und es wird auch auf keiner Seite langweilig, denn jeder der Erzähler legt sein Hauptaugenmerk auf eine andere Phase und gibt Einsicht nicht nur in das eigene Leben, sondern auch in das Leben der anderen Protagonisten. Diese meisterhafte Verwebung und dieses "Weitererzählen" hat mich sehr fasziniert.


    Es wurde schon mehrere Male leise angedeutet, dass sich Marais Werke recht gleichen. Auch ich habe das schon festgestellt. Mit diesem Buch kann Entwarnung gegeben werden. Obwohl auch hier die Themen Liebe, Leidenschaft und Freundschaft die Angelpunkte bilden, unterscheidet sich dieses Buch doch erheblich von den anderen (zumindest von mir gelesenen „Das Vermächtnis der Eszter“, „Die Glut“). Der politische und gesellschaftliche Hintergrund, der Zusammenbruch der europäischen Ordnung bilden eine nicht unwesentlichen Teil der Handlung.
    Für mich bis dato das beste Buch von Sandor Marai!


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Danke für die Rezension, Creative. Die macht richtig Lust auf das Buch, das gleich auf meine Wunschliste gewandert ist.

    Wir sind irre, also lesen wir!