Dagmar Trodler - Waldgräfin, Freyas Töchter, Tage des Raben

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  • Und hier wäre dann endlich meine Meinung zum Buch: :breitgrins:


    Dagmar Trodler - „Die Waldgräfin“


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    Alienor ist die Tochter des Freigrafen zu Sassenberg, sehr gottesfürchtig, weiß aber dennoch genau, was sie will. Nachdem ihre geliebte Mutter viel zu früh gestorben ist, hat sie nun die Aufgabe, als Burgherrin dem Haushalt vorzustehen und das Gesinde zu überwachen. Viel lieber würde sie jedoch mit ihrem Vater auf die Jagd gehen und durch die Wälder streifen, was dieser ihr aber nur sehr selten erlaubt.


    Von einer seiner Jagden bringt Alienors Vater einen geheimnisvollen Wilderer mit, den er auf frischer Tat ertappt hat. Schwer verletzt und der deutschen Sprache nicht mächtig, ist seine Identität zunächst unklar und er wird auf der Burg von allen nur „Hans“ genannt. Alienor muss hilflos mit ansehen, wie der Mann von ihrem Vater und dessen Helfern gefoltert und geknechtet, misshandelt und gedemütigt wird. Als der Vater zu ahnen beginnt, dass „Hans“ nicht das ist, was er zu sein scheint, schenkt er ihn seiner Tochter als Reitknecht.


    Alienor fürchtet den Fremden, sein unkontrollierbares Temperament, seine Wut über die Demütigung durch ihren Vater und seinen ungebrochenen Stolz. Doch fühlt sie sich auch für ihn verantwortlich, so dass das Schicksal die beiden bald enger zueinander führen wird, als es den beiden lieb ist…


    „Die Waldgräfin“ konnte mich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.
    Allein die Tatsache, dass Alienor als Ich-Erzählerin durch die Geschichte führt, ist ungewöhnlich für einen historischen Roman und macht ihn sehr interessant, macht Alienors Gefühle sehr intensiv spürbar und brachte sie mir schnell nahe. Der Schreibstil ist lebendig und leicht, die Seiten flogen mir nur so durch die Finger. Langeweile kam trotz der Dicke des Buches zu keiner Zeit auf.


    Die Liebesgeschichte steht in diesem Roman glücklicherweise nicht im Vordergrund, sondern entwickelt sich langsam, zögerlich und mit vielen, vielen Rückschlägen. Sowohl Alienor als auch der geheimnisvolle Fremde geben sich lange Zeit misstrauisch und reserviert, was die Geschichte und das Handeln der beiden sehr authentisch und glaubwürdig macht. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig auf die Entwicklung der Figuren, ihrem Umgang mit den kulturellen Unterschieden, der großen Skepsis, Furcht und Intoleranz, gepaart aber auch mit Neugier.


    Insbesondere Hans bzw. Erik hat mich als Figur sehr fasziniert. Er wirkt geheimnisvoll, tragisch und hatte trotz seinem oft aufbrausenden Verhalten meine Sympathie zu jeder Zeit auf seiner Seite.
    Durch ihn flicht Dagmar Trodler ihr umfassendes Wissen über die nordische Kultur in den Roman ein, was aber nie aufdringlich wirkt und dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre verleiht. So werden Passagen aus der Edda zitiert und gekonnt alte nordische Sagen eingestreut. Stellenweise ist das Buch ein wenig mystisch angehaucht, was ich hier als sehr passend empfand. Als Beispiel sei hier nur eine eindrucksvolle Hexenbegegnung im Wald genannt, mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten.


    Fazit: Ein sehr gelungener historischer Roman, der auf die typischen Klischees der allseits bekannten „Mittelalter-Liebesromane“ verzichtet und sich vielmehr authentisch mit der Begegnung zweier Kulturen beschäftigt. Sehr empfehlenswert!


    5ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Trodler, Dagmar - Die Waldgräfin


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    Alienor, eine Grafentochter, erhält von ihrem Vater einen gefangenen und übelst gefolterten Wilderer als Knecht. Doch in diesem steckt mehr als zunächst angenommen und, gebunden durch seinen Schwur ihr gegenüber, sieht er sich bald in einen Überfall auf die Burg hineingezogen. Bald sind ihrer beiden Schicksale fest miteinander verknüpft, trotz aller damit verbundenen Gefahren...


    Das Buch hatte ich mir nur mal zum Reinlesen mitgenommen. Der Titel klang eigentlich eher abschreckend und der Inhalt eher nach historischer Liebesgeschichte. Aber ich hatte dunkel im Hinterkopf, irgendwo mal was gelesen zu haben, dass man bei einem Buch mit diesem Titel nicht danach gehen sollte.
    Ich habe dann mal reingelesen, eigentlich nur, um zu entscheiden, dass es doch nichts für mich ist und es dann wieder wegzupacken. Tja, daraus wurde wohl nichts. Nach 50 rasch gelesenen Seiten habe ich kurzentschlossen noch mal von vorne angefangen, diesmal richtig und das Buch dann in einem Rutsch durchgelesen ;)
    Alienor ist weder eine typische reiche Grafentochter, noch die typische "untypische" Grafentochter, die alles kann und in allem weit ihrer Zeit voraus ist. Keineswegs. Sie ist eine selbstbewusste junge Frau, die aber auch ein Kind ihrer Zeit ist und dementsprechend in den damaligen Gebräuchen und dem Glauben verhaftet. Deshalb ist es angenehm realistisch und vor allem glaubhaft, dass sie einer ganzen Reihe von Ideen und Handlungen Eriks ablehnend oder entsetzt gegenübersteht, und sie, trotz der Entwicklung, die sie im Laufe des Buches durchmacht, nicht einfach von heute auf morgen ablegt.


    Erik bringt mit seiner Wildheit und der nordischen Mythologie eine interessante Komponente hinein. Über lange Strecken hinweg weiß man nicht recht, was von ihm zu halten ist. Besonders sein Verhalten Alienor gegenüber ist spannend zu beobachten, weil er ihr einerseits immer näher kommt, sie aber andererseits diejenige ist, die ihn gefangen hält, und sei es nur durch seinen Schwur.


    Einen Großteil der Handlung nimmt glücklicherweise nicht die Liebesgeschichte ein, sondern Angriffe, Intrigen, Machenschaften der Kirche und weiteres. Es gab eine ganze Reihe von interessanten Themen: So zum Beispiel die Nebenfigur von Alienors kranker Schwester, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Die Stellung der Kirche und ihr Verhalten den Menschen gegenüber. Die Position des jüdischen Arztes am Hof des Grafen, besonders auch, wie Alienor und andere mit ihm umgegangen sind. Und vor allem auch, mit welchen Folgen Alienor aufgrund ihrer Beziehung zu Erik zu kämpfen hat.


    Dass sich zwischen den beiden natürlich doch etwas entwickelt, war natürlich abzusehen. Aber das geschieht auf durchaus nachvollziehbare Art und Weise, langsam und schrittweise, mit einigen Rückschlägen. Es ist sehr schön zu sehen, dass grundlegendes Misstrauen und extreme Unterschiede in Kultur und Glaube eben nicht einfach so zu überwinden sind.


    Insgesamt war dieser Roman also eine ungemein positive Überraschung und ich denke, dass die Folgebände über Kurz oder Lang Einzug in mein Regal finden werden.


    4ratten

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.

  • Das Buch:
    Alienor, die älteste Tochter des Freigrafen zu Sassenberg, ist alles andere als ein typisches Edelfräulein ihrer Zeit: Sie ist groß, vorlaut, gebildet, kann reiten und mit dem Schwert umgehen wie ein ausgebildeter Kämpfer. Nach dem Tod der Mutter führt Alienor mehr schlecht als recht den Haushalt und kümmert sich um ihre kränkelnde Schwester Emilia.
    Abwechslung vom eintönigen Leben deutet sich an, als Alienor von ihrem Vater einen gefangenen Wilderer als Reitknecht erhält. Dieser birgt offensichtlich ein Geheimnis, das ihm selbst die grausamen Foltermethoden des Freigrafen nicht zu entreißen vermochten. Alienor hat bemerkt, dass der Fremde Normannisch spricht, die Sprache ihrer verstorbenen Mutter.
    Bald erfährt sie mehr über die Herkunft und das Schicksal des Fremden, als sie eigentlich wissen wollte - vor allem über die unrühmliche Rolle, die ihr Vater und die Kirchenoberhäupter dabei spielen....


    Meine Meinung:
    Es kam schon lange nicht mehr vor, dass ich trotz meiner frühen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht gelesen habe, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. "Die Waldgräfin" ist so ein Buch, dessen Einstieg mich vollkommen gepackt hat.
    Der Autorin gelingt es gut, jenseits aller Mittelalterromantik das harte Leben und die schlechten hygienischen und medizinischen Bedingungen auf der Burg im Jahr 1066 anschaulich zu machen.
    Auch die Protaginistin Alienor wirkt sehr lebensecht; sie ist keine mit allen Tugenden und Vorzügen ausgestattete Heldin, sondern eine junge, wissberierige Frau, die das Beste aus ihrem Schicksal zu machen versucht. Dass ihr Wissensdurst und ihr Glauben dabei immer mal wieder aufeinanderprallen und sie zweifeln lässt, macht Alienors Charakter nur glaubwürdiger.
    Aber auch die Nebencharaktere sind genauso vielschichtig gestaltet: Emilia, die letzte noch lebende Schwester Alienors, der jüdische Heiler Naphtali, Erik, der Gefangene, Alienors Vater.... Selbst die "Bösewichte" sind zwar herrlich unsympathisch, aber nie eindimensional und schablonenhaft dargestellt.
    Gut gefallen hat mir, dass sich die Beziehung zwischen Alienor und Erik sehr langsam entwickelt und dass es dabei immer wieder Rückschritte gibt. Wie Llyren schon treffend geschrieben hat, wäre es hier unglaubwürdig gewesen, wenn sich die Unterschiede in Glaube und Erziehung sowie Eriks seelische Verletzungen schnell hätten überwinden lassen.
    Schön, dass es hier keine Patentlösung gibt, sondern dass Alienor versuchen muss, aus ihren persönlichen Erfahrungen, den negativen Erlebnissen mit den Vertretern ihrer Kirche und den ihr anfangs so abstoßend und "heidnisch" erscheinenden Erzählungen Eriks ihren eigenen Glauben zu finden.
    Geschickt vermittelt die Autorin hier auch Elemente der nordischen Mythenwelt, aber gut dosiert, so dass es nicht zu viel wird. Gerne mehr erfahren hätte ich von Meister Naphtali und seiner Heilkunst. Die Szene mit den Ameisen fand ich besonders faszinierend!
    Stellenweise war es mir ein bisschen zu viel "action"; die Autorin gönnt ihren Protagonisten kaum Atempausen zwischen neuen Intrigen, Gefechten, Lebensgefahren... Gerade sdie ruhigeren Momente an Emilias Krankenbett, in Naphtalis Keller oder die Vorbereitungen zur Wiedervermählung von Alienors Vater habe ich daher sehr genossen.
    Auch wenn Erik nicht zu meinen bevorzugten Protagonisten gehörte, war ich doch nie gelangweilt, da Alienor immer den Dreh- und Angelpunkt des Geschehens bildete. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte sie sich am Ende mit

    zusammengetan, doch auch mit dem tatsächlichen Ende konnte ich ganz gut leben. :zwinker:
    Ich vergebe
    4ratten

  • Ich habe die Waldgräfin nach etwa 260 Seiten abgebrochen, mir wurden die Wiederholungen und die Klischees zu viel, obwohl das Buch gut geschrieben war.