Henning Mankell - Tiefe

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.804 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Andreas Tombrink.

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    Ein verstörendes Buch mit einem depressiven Zug, den man vielleicht als Mankell-Leser kennt. Trotzdem kommt auch Spannung auf, eine Spannung, wo man davor bangt, zu was der Protagonist noch fähig ist in seinem kranken Hirn. Ist das Schizophrenie?
    Mankell entwickelt eine schier unglaubliche Geschichte von jener männlichen Hauptfigur zwischen 2 Frauen, zwischen denen er hin und her pendelt und darum herum irre Lügengeschichten erfindet, in denen er sich verstricken muss und was tragisch enden muss. Die eine ist Teil seiner bürgerlichen Existenz, die ihn quält, die andere ist das totale Gegenteil, eine allein auf einer Schäre lebende Fischersfrau. Letztere ist eigentlich das Symbol der Freiheit schlechthin für einen, der das Meer liebt. Dennoch ergeben sich tragische Zwänge aus dem heimlichen Dreiecksverhältnis, die dann eskalieren, als beide ein Kind von ihm bekommen.
    Mankell baut eine beeindruckende Parallele zwischen der beruflichen Leidenschaft des Mannes, er ist Marineoffizier und kann sich darin verlieren Meerestiefen vor der Küste Schwedens zu vermessen, zu kartieren und zu speichern, auch bei sich – und seinen seelischen Tiefen und Verirrungen, die zunächst rein menschlich wirken und immer groteskere Züge annehmen bis hin zu Mord und Totschlag.
    Das Buch entwickelt eine beängstigende Spannung, der Genuss am langen Winterabend ist speziell und stellt sich erst ein, wenn man am Ende anlangt.
    Gruß KHW :elch:

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Auf das Buch freu ich mich besonders!! Ich mag Henning Mankell sowiso sehr gern.


    PS Bei der Büchergilde hat man jetzt als Neuangemeldeter die Möglichkeit das Buch zusammen mit 2 Büchern die man sich selbst aussuchen darf für 5 euro zu kaufen

  • Das klingt ja sehr spannend.
    Ich habe mir das Buch auf schwedisch ausgeliehen und werde bald anfangen es zu lesen. Danke für Deine Rezension :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

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    Kurzbeschreibung:
    Lars Tobiasson-Svartman ist Marineoffizier und Seevermessungsingenieur, ein Mann der Abstandmessung und des Abstandhaltens. Es ist die Zeit des Ersten Weltkriegs und er hat den militärischen Auftrag, in den Stockholmer Schären neue Fahrwasser auszuloten. Eines Tages trifft er auf einer der äußersten Schären eine einsam lebende Frau, Sara Fredrika. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch bald geht sein Auftrag zu Ende, und zu Hause erwarten ihn seine Frau und ein geordnetes Heim. Um zu Sara Fredrika zurückkehren zu können, ersinnt er einen dreisten Betrug. Als er feststellt, dass seine Geliebte nicht mehr allein ist – ein deutscher Deserteur hat bei ihr Unterschlupf gefunden –, erfasst ihn rasende Eifersucht. Und er verstrickt sich immer tiefer in das Gespinst seiner Lügen, das ihn auch vor Gewalt und Mord nicht mehr zurückschrecken lässt.


    Meinung:
    Ich bin mit diesem Buch bis zum Ende hin nicht warmgeworden. Der erste Mankell durch den ich mich eher durchgequält habe, als ihn zu geniesen.


    Die ersten 100 Seiten beschreiben nur das Leben auf See, die Arbeit als Vermessungstechniker etc. *gähn*. Man erfährt wenig von seiner Frau und auch die auf den Schären lebende Frau, Sara, tritt erst spät ins Geschehen ein.
    Danach wird beschrieben wie er immer wieder zu den Schären zurückkehrt, sich immer neue Ausreden einfallen lässt um seine Frau nicht zu beunruhigen. Diese erscheinen mir nicht immer glaubwürdig, wie so viele Stellen des Buches.


    Der Erzähler ist eine äußerst selbstsüchtige und unberechenbare Person. Gerade diese Antipathie hat mir das Lesen zur Qual gemacht, weil ich einfach nichts mehr von diesem Menschen wissen wollte. Ich fand ihn so beängstigend: dieser Schleier von Normalität hinter dem ein so aggressives, gewaltbereitetes, keine Moral kennendes Wesen steckt.


    Genervt hat mich auch Sara


    Ich fand auch nicht, dass sich im Buch ein Spannungsbogen aufgebaut hat. Stellenweise natürlich, aber so, dass es sich durch das ganze Buch zu und einen mitreißt - nein, leider nicht.


    Ich liebe Mankell v.A. seine Wallander-Romane. Von dieser Spannung, dieser Phantasie war in diesem Buch leider nichts zu merken.


    Insgesamt ist die Idee der Geschichte: ein Mann zwischen zwei Frauen nichts Neues und ziemlich ausgekaut. Da hätte Mankell in der Zeit lieber einen neuen Krimi schreiben solle, der wäre besser geworden.


    Daher leider nur:
    2ratten


    lg
    bane

  • Hallo Bane,


    wie verschieden die Geschmäcker sind, auf mich hat Tiefe einen dem Titel entsprechenden Eindruck hinterlassen.


    Zitat

    Die ersten 100 Seiten beschreiben nur das Leben auf See, die Arbeit als Vermessungstechniker etc. *gähn*


    Genau dieser Teil gefiel mir besonders gut, eine für mich vollkommen fremde Welt wurde mir auf interessante Weise vorgestellt.


    Zitat

    Danach wird beschrieben wie er immer wieder zu den Schären zurückkehrt, sich immer neue Ausreden einfallen lässt um seine Frau nicht zu beunruhigen. Diese erscheinen mir nicht immer glaubwürdig, wie so viele Stellen des Buches.


    Auch hier hat mich das verlorene, unentschlossene, in gewisser Weise phlegmatische Benehmen des Erzählers überzeugt, er ist einfach kein Held. :zwinker:


    Zitat

    Der Erzähler ist eine äußerst selbstsüchtige und unberechenbare Person. Gerade diese Antipathie hat mir das Lesen zur Qual gemacht, weil ich einfach nichts mehr von diesem Menschen wissen wollte. Ich fand ihn so beängstigend: dieser Schleier von Normalität hinter dem ein so aggressives, gewaltbereitetes, keine Moral kennendes Wesen steckt.


    Ich habe das (Ver)Urteilen des Erzählers weggelassen, der Titel "Tiefe" ist für mich auch klar auf das innerste Wesen des Protagonisten bezogen und nicht nur auf die Tiefe des Wassers.


    Zitat

    Ich liebe Mankell v.A. seine Wallander-Romane. Von dieser Spannung, dieser Phantasie war in diesem Buch leider nichts zu merken.


    So wie seine Afrika- Romane in dem Sinne nicht spannend sind, ist es dieser Roman auch nicht.
    Phantasie beim Mankell? Ich habe all seine Wallander-Romane gelesen, doch mit Phantasie haben sie nicht viel zu tun, Mankell greift doch meistens sozialpolitische Begebenheiten auf, die er in seinen Romanen verarbeitet.


    Zitat

    Insgesamt ist die Idee der Geschichte: ein Mann zwischen zwei Frauen nichts Neues und ziemlich ausgekaut. Da hätte Mankell in der Zeit lieber einen neuen Krimi schreiben solle, der wäre besser geworden.


    Das Thema ist nicht neu, aber darüber handelt ein großer Teil der Literatur und wie er es angeht, finde ich doch ganz originell.


    liebe Grüße
    dora

  • Ich fand den Roman recht rund und irgendwie passend. Passende Stimmung, passendes Tempo, passender Titel, passende Atmosphäre. Überlegt habe ich, ob man den Roman nicht von Anfang an etwas weniger träge gestalten hätte können, aber bin dann doch zum Schluss gekommen, dass so der Inhalt, die Handlung am besten rübergebracht werden konnte.


    Wirklich kein schlechter Roman, 4ratten


  • Auf das Buch freu ich mich besonders!! Ich mag Henning Mankell sowiso sehr gern.


    PS Bei der Büchergilde hat man jetzt als Neuangemeldeter die Möglichkeit das Buch zusammen mit 2 Büchern die man sich selbst aussuchen darf für 5 euro zu kaufen


    Ich habe das Angebot damals wahrgenommen und mir das Buch daher gekauft. Jetzt nach so langer Zeit komm ich also dann mal dazu den Roman auch zu lesen. :) Bisher gefällt es mir schon recht gut, die Stimmung die aufgebaut wird passt zur Handlung auf dem Meer. Rauh und ein wenig düster, ohne das ich genau sagen könnte woran es liegt. Ich bin jedenfalls gespannt wie sich das Ganze noch entwickeln wird!

  • Ich lese gerade endlich mal wieder weiter. Irgendwie finde ich nicht so recht in die Handlung obwohl mir vor allem die rauhe Stimmung sehr gefällt. Woran genau es also liegt kann ich nicht so recht sagen. Diese merkwürdige Stille in dem Roman hat jedenfalls ihren ganz eigenen Charme. Man merkt das sich etwas zusammenbraut, nur weiß man noch nicht so recht was weiter passieren wird. Einerseits macht es das natürlich umso interessanter. Andererseits fragt man sich schon wohin das Ganze noch steuern wird. Kommt es zum Eklat? Mankel lässt sich sehr viel Zeit seine Hauptfigur ein zu führen. So bekommt man ein Gespür für diesen etwas merkwürdigen und verschlossenen Mann. Die Beziehung zu seiner Frau nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein. Im Grunde haben sie sich nichts zu sagen, lieben sich vermutlich nicht einmal. Ich habe den Eindruck sie haben geheiratet weil es sich eben so gehört. Wir sprechen hier von der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg. Auch diese Stimmung ist gut eingefangen. Der Krieg wirft seine Schatten voraus. Die Ruhe vor dem Sturm also in zweierlei Hinsicht.

  • Tiefe ist ein Roman mit dem ich gerungen habe und von dem ich nicht so ganz weiß was ich von ihm halten soll. Einerseits ist die Stimmung die Mankell hier erzeugt nahe zu genial. Denn diese ist eng mit der Hauptfigur verknüpft und trifft dessen Charakter genau Zu dem wird eine merkwürdige Spannung aufgebaut die in ein Unglück münden wird - soviel ist klar. Es kann nicht gut ausgehen, so oder so. Die Hauptfigur ist niemand den man mögen kann, ich habe ihn zwar nicht gehasst in dem Sinne, aber ich bin froh das ich ihn nicht persönlich kenne. Er ist sehr auf sich bezogen, dazu passt auch das wir als Leser nur seine Sicht kennenlernen und sonst niemanden. Alles andere bleibt verborgen - so wie es ihn eh nicht interessiert was andere Menschen denken oder gar fühlen. Er ist gar nicht in der Lage das nach zu empfinden. Sehr verstörend ist diese Figur. Und auch nicht so recht greifbar. Keine der Figuren ist so recht greifbar. Alles ist ein wenig wie in einem merkwürdigen Traum der sich nach und nach in einen Alptraum verwandelt. Und das ist irgendwie auch Schade. Manchmal hätte ich mir mehr Realität gewünscht. So bekommt man eher den Eindruck eigentlich ist alles weit weit weg und solche Menschen gibt es gar nicht. Das es genau so nicht ist, komm leider zu kurz.
    Das Meer als solches ist da wohl wichtiger. Es ist die Kulisse auf der ein Großteil der Handlung spielt und hier hatte ich dann auch das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Immer wenn Szenen auf einem Schiff beschrieben wurden kam mir alles nicht ganz so weit weg vor.
    Ich tue mich wirklich schwer.Ich weiß noch nicht genau wie mich der Roman berührt oder nicht berührt hat oder ob er mir nun wirklich nicht gefällt oder ich ihn sehr mag. Vielleicht weiß ich das nie. Vorerst also keine Ratten. :smile:

  • Moin


    Ich hab vor ein paar Tagen das Buch zu Ende gelesen. Es hat mir sehr gut gefallen. Die Stimmung und Atmosphäre ist wirklich sehr gut. Aus meiner Sicht
    mal ein "ganz anderes Buch" von Mankell. Den Handlungsstrang fand ich nicht kompliziert. Letztendlich wieder ein gutes Buch von Mankell.


    Ich vergebe


    4ratten

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver