Thomas R. P. Mielke - Orlando Furioso

Es gibt 48 Antworten in diesem Thema, welches 11.914 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Thrakonia.

  • Liebe Astrid, lieber Thomas,


    vielen Dank für die ausführlichen Darstellungen. Nun sehe ich die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel. :winken:
    Die Aufgabe Ariosts - das Herbeiführen heroischer Ahnen der Estes ist sehr interessant, da habe ich mich schon beim ersten Mal in der Höhle gewundert, als die Fee der lieben Bradamante ihre Erben offenbarte. Ich fragte mich, was das jetzt wohl bedeuten mag, nun ist mir der Zusammenhang klarer.


    Nochmal zu dem Thema historische Romane.
    Bezüglich Genauigkeit meinte ich hauptsächlich zeitliche Angaben, wann war welches Ereignis, wer war der Herrscher von welchem Ort zu welcher Zeit etc. (Kaiser Karl d. G. in Paris - nur als unpassendes Beispiel!)


    Wie die Leute damals gedacht und gefühlt haben, ist sicher schwer zu recherchieren und zu "beweisen". (So wie du, Thomas, das ja mit den Jugendlichen unweit entfernt beschreibst. Wir leben jeder für sich in einer eigenen Welt und wissen (manchmal/oft) nichteinmal etwas über unsere Nachbarn/Kollegen/Familienmitglieder, was sie denken und fühlen etc.
    Wie können wir es dann bei unseren Vorfahren wissen? "Erahnen" und durch den Versuch sich in die Situation hineinzuversetzen, möglicherweise nachzuvollziehen.) Den Anspruch, es dann aber ganz genau zu machen, wird niemand erreichen, selbst mit noch so langen und intensiven Recherchen.


    Ich recherchiere vor und nach dem Lesen historischer Romane eigentlich nicht über die beschriebene Zeit und kann mich demzufolge auch nicht über Ungenauigkeiten "aufregen".
    Ich lese hauptsächlich zu Unterhaltungszwecken, aber auch mit dem Anspruch etwas dabei zu lernen, daher auch meine Bitte um genaue Faktenangaben.
    Wenn mich aber eine bestimmte Zeit besonders interessiert, sind mir wichtige Daten auch schon bekannt, und dann freue ich mich über kleine Details, zB. die Aufdeckung bestimmter Zusammenhänge, die mir vorher nicht bekannt waren (Familienverhältnisse, wissenschaftliche Entdeckungen, philosohpische Gedanken einer Zeit etc.)



    Ich bin mit Orlando noch nicht ganz fertig und geniesse die letzten Gesänge. Dabei wird es etwas schwierig den Überblick zu bewahren, wer wann welches Schwert/Pferd/Rüstung etc. besaß und besitzt, wer wann wo war. Ein sicher schwer zu bewahrender Überblick beim Schreiben, wenn es schon beim Lesen so ist ;)
    Da lob ich mir Eure Vorgehensweise mit der Datenbank.

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  • Ich habe das Buch gestern beendet. Es hat mir wirklich gut gefallen und viel Freude bereitet, trotzdem bin ich froh dass ich es nun ausgelesen habe.


    Es ist doch in seiner Art etwas ungewöhnlicher als das was ich (wir) heute so lese(n).
    Heute läuft meist ein roter Faden durch die Geschichten, bei "Orlando Furioso" ist es wohl eher ein rotes Knäuel, welches entwirrt werden will. :smile:


    Vor allem möchte ich mich bei Astrid und Thomas bedanken.
    Die Erklärungen zur Entstehung, Umarbeitung, etc. von diesem Epos waren für das Verständnis des Buches sehr hilfreich und an sich schon sehr interessant.


    @Astrid
    Anfang Februar schicke ich mein Buch dann auf die Reise damit es eine schöne Widmung bekommt :winken:

  • Hallo,


    auch ich bin jetzt mit dem Buch durch. Man merkt deutlich, dass Ariost die letzten Gesänge später geschrieben bzw. umgearbeitet hat: Der Krieg ist beendet und im 43. Gesang ist Rinaldo plötzlich verheiratet, obwohl davon vorher keine Rede war (und er hinter Angelica her war). Und der Lobgesang auf Ariosts Gönner nimmt zu.


    Insgesamt hat mir das Werk sehr gut gefallen. Es lebt von den vielen Einzelabenteuern, so dass ich denke, auch bei einem späteren zweiten Lesen noch Einzelheiten entdecken zu können. Vielen Dank an Astrid und Thomas für die vielen Infos zum Buch und natürlich für die gelungene einfach lesbare recht originalgetreue Romanfassung des Orlando.


    Mein Shakespeare-Führer sagt übrigens, dass Shakespeare die Handlung um die schottische Prinzessin Ginevra im 5. Gesang als Vorlage für seine Komödie "Viel Lärm um nichts" genommen hat.


    Viele Grüße
    Dietrich

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • Hallo,


    Ich kenne ich bei euch noch nicht so gut aus. Wie geht es jetzt weiter?


    Papyrus' Buch ist auch noch nicht eingetroffen...


    Schöne Grüße
    Astrid

  • Liebe Astrid, lieber Thomas,


    ich weiß jetzt gar nicht, ob noch jemand am Buch liest, aber falls nicht, dann bleibt uns allen nur, uns für diese wunderbare Leserunde zu bedanken. Ich habe zwar leider nicht mitlesen können, aber ich habe auch nicht den Eindruck, dass es der Moderation bedurft hätte.


    Auf jeden Fall hatte ich beim Nachlesen dieser Diskussion sehr viel Spaß und ich freue mich auch sehr auf ruhigere Stunden, wenn ich mich dann schließlich Orlando widmen kann.


    Nun bleibt wie erwähnt nur noch eines: Vielen herzlichen Dank für die tolle Leserundenbegleitung! Ich hoffe, euch hat das genauso viel Spaß gemacht wie den anderen LeserundenteilnehmerInnen und allen, die einfach so die Diskussion verfolgt haben.


    Nun steht noch das Sakriversum auf dem Plan, aber ein Termin wurde noch nicht ausgemacht. Würdet ihr an einer Diskussion zu diesem Buch auch wieder teilnehmen?


    Herzliche Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Sorry, aber ich lag letzte Woche krank im Bett und vorher habe ich noch ein Kärtchen gesucht. Ich schicke das Buch aber hoffentlich noch diese Woche auf die Reise.


    Liebe Grüße Papyrus


    P.S. Das Sakriversum würde ich auch noch mal in einer gemeinsamen Runde lesen

  • Zitat von "Papyrus"


    P.S. Das Sakriversum würde ich auch noch mal in einer gemeinsamen Runde lesen


    Das hab ich erst vor ein paar Wochen gelesen und kann es wirklich nur empfehlen!

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Zitat von "Thrakonia"

    Nochmal zu dem Thema historische Romane.
    Bezüglich Genauigkeit meinte ich hauptsächlich zeitliche Angaben, wann war welches Ereignis, wer war der Herrscher von welchem Ort zu welcher Zeit etc. (Kaiser Karl d. G. in Paris - nur als unpassendes Beispiel!)


    Also - nochmals zu den sogenannten Fakten in "historischen Romanen":
    Ich halte sie maximal als Gerüst von Geschichte(n) für zulässig, da sie zumeist gefälscht, hingebogen oder gleich ganz erfunden sind. Geschichte ist die Lüge, auf die man sich zur Zeit gerade geeinigt hat. Sie wird Tag für Tag verändert und umgeschrieben.


    Was glaubt ihr, wie entsetzt ich war, als ich nach zwei Jahren gläubiger Arbeit und sorgfältigen Rechercher an meiner Romanbiografie über Karl den Grossen eher zufällig in der Staatsbibliothek Berlin las, dass MINDESTENS 90 % aller Urkunden und Dokomente über unseren edelsten Herrscher schlicht und einfach gefälscht sind.


    Dabei bin ich dem Karl durch halb Europa mit der Kamera nachgereist und habe versucht, nicht nur in Aachen zu recherchieren, sondern auch das aufzunehmen, was andere, zB ausländische Quellen sagen.


    Ein kleines Beispiel aus meiner späteren Romanbiografie über Karls Grosssvater Karl Martell verdeutlicht das noch besser: In den "Fränkischen Annalen", also dem offiziellen Staatsprotokoll von damals steht eine dramatische Beschreibung, wie Karl Martell als Hausmeier (Verwaltungsdirektor) des Frankenreiches dern Mut seines Sohnes an der Felsenkante des steilen, hochgefährlichen Ziegenberges mit einem Kloster in der Nähe von Lüttich auf Leben und Tod prüft.


    In Doktorarbeiten und Habilitationsschriften habe ich dann sogar topografische Karten mit dramatisch wirkenden Höhenlinien entdeckt. Ich fand das so interessant, dass ich zusammen mit Astrid über Aachen nach Lüttich gefahren bin. Nach langer Suche haben wir auch das Kloster auf dem "Chevremont" mit einem wunderbaren Rundblick gefunden und Mönche, die bereit waren, uns die steilste Stelle des Berges zu zeigen, an der ausgerechnet auch noch die Gruft für ihre verstorbenen Brüder in den Boden eingelassen war.


    Und nun kommt es: Zugegeben - der Berghang war steil, aber nicht so steil, dass nicht Ziegen und Menschen überall am bewaldeten Hang hochsteigen können und konnten. Keine Chance also für lebensgefährliche Mutproben an alpinen Felsenklippen oder so ähnlich. Und ich wette, dass in all den Jahrhunderten kein einziger Professor oder Doktorand sich die Mühe gemacht hat, einmal nachzusehen, was da wieder und wieder am Schreibtisch abgeschrieben wird.


    Derartige Beispiele haben wir zu Dutzenden!


    Bei der sogenannten gesicherten Geschichtsschreibung gibt es mehr Fehler, Irrtümer oder mutwillige Verdrehungen als der gutgläubige Leser auch nur ahnt. Und das Schlimmste ist - keiner will es wissen, denn wenn ein Roman einmal NICHT dem Klischee und den vorgestanzten Meinungen zB über das angeblich so finste Mittelalter entspricht, kommt er nicht an. Bedient er aber die Erwartungshaltungen auf gängige und unkomplizierte Art, dann wird dieses Werk zur "Wanderhure" mit einer halben Million Auflage und einem halben Dutzend Folgeromanen a là "Das Vermächtnis von..."


    (Ganz nebenbei: Wie kennen und mögen Iny Klocke und Elmar Wohlrath seit vielen Jahren - das bescheidene und sympatische Ehepaar, das trotz den Riesenerfolges als Iny Lorentz weiterhin auf dem Teppich geblieben ist).


    So, und wenn wir jetzt den ORLANDO FURIOSO beschliessen, dann danke ich allen, die an dieser Runde teilgenommen haben. Es war interessant, Stellung zu nehmen auf Fragen und Anregungen.


    Wir werden zu Ostern eine Woche zum 28. Science fiction Eurocon nach Kiew/Ukraine reisen. GILGAMESCH und DAS SAKRIVERSUM werden auch gerade für die Leser dort in kyrillische Buchstaben übertragen. Und im Juni ist erneut das "Festiwal Fantastyki" auf der Neidenburg in Nidzica/Masuren dran. Bis dahin ist auch ATTILA ins Polnische übersetzt.


    Macht's gut - und lest nicht so viel, sondern schwimmt mal wieder.
    http://www.trpm.de

  • Hallo,


    ich möchte mich auch für die sehr informative und besonders interessante Leserunde bedanken.
    Ebenso für die viele Mühe bei der Erstellung des Buches.


    Durch eure Hinweise und Ausführungen werde ich mit besonderer Aufmerksamkeit und gewisser Skepsis an historische Romane herangehen, auch wenn ich dabei immer noch serh viel Spass haben werde, dann aber nicht immer alles für bare Münze nehmen :winken:


    Tschüß
    Eure Kathrin

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