Elizabeth Edmondson - Lady Helenas Geheimnis

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 6.136 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tina.

  • Das Buch habe ich über die Weihnachtsfeiertage gelesen und da es mir so gut gefallen hat dachte ich mir ich stelle es hier mal vor:


    Allgemein: Elizabeth Edmondson - Lady Helenas Geheimnis Erschienen bei Wunderlich, Oktober 2005 569 S. , 16,90 € Hardcover


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    Inhalt:
    England, Dezember 1936. Im tief verschneiten Lake District versammeln sich die Menschen,, um das CHristfest zu feiern- und um Schlittschuh zu laufen. Alle Welt scheint sich auf dem zugefrorenen See zu Paarlauf und Punsch einzufinden. So auch die junge, elegante Alix Richardson.
    Sie hatte Sehnsucht nach Wyncrag, nach ihrer Familie und den Freunden ihrer Kindheit. Denn nichts ist so schön wie Weihnachten auf dem Lande.
    Aber Alix will auch endlich erfahren, was für ein Rätsel den frühen Tod ihrer Mutter, Lady Helena umgibt. Doch die Geheimnise, denen sie auf den Grund gehen will, sind so tief und dunkel wie die Wasser unter der spiegelglatten. glitzernden Oberfläche des Sees. Schon bald wird ihre Suche zu einem gefährlichen Tanz auf dem Eis.




    Meine Meinung:
    Der Titel klingt irgendwie erstmal nach einer Art Pilcher verschnitt - was es zum Glück nicht ist. Der Englische Titel ist finde ich jedenfalls passender Frozen Lake ist jedenfalls eineerseits eine Art Krimi aber viel mehr ein Roman über die Bessere Gesellschaft Englands der Dreißiger Jahre. Man erfährt sehr viel über die Moralvorstellungen jener Zeit. Geschrieben ist es einfach in wunderbaren Bildern. Man hat das Gefühl mittendrin zu sein. Ein bisschen wie in einem Film da man sich die Personen so wunderbar lebhaft vorstellen kann. Ich hatte beim Lesen alles immer so genau vor Augen das ich bei einer Lesepause immer das Gefühl hatte einen Teil eines Films gesehen zu haben. Sie Stimmung ist ebenfals wunderbar. Wer England mag ist hier jedenfalls genau richtig!! Einziges Manko manche Begebenheiten sind vorausehbar und zwar schon seitenweise vorher bevor die handelnden Personen darauf kommen. Da der Roman aber ansonsten alles hat was eine Spannende Geschichte braucht dennoch


    4ratten

  • Ich habe "Lady Helenas Geheimnis" gerade gelesen und es hat mir aus den gleichen Gründen gefallen wie Holden.



    E. Edmondson erzählt eine Geschichte von reichen Engländern im Jahr 1936, der Leser erfährt ein wenig über die Moralvorstellungen der "gehobenen" Schicht zu jener Zeit, aber auch vom aufkeimenden Nationalsozialismus.
    Die Geschichte ist atmosphärisch dicht erzählt,ich hatte wirklich das Gefühl "dabei" zu sein. Schmöckerqualitäten wie in "Die Teerose".


    Leider wird zum Ende hin sehr viel mit Klischees gearbeitet und für meinen Geschmack ein bisschen zu dick aufgetragen.


    Auch ich vergebe 4ratten

  • Das Buch will ich auch unbedingt lesen! Ich bekomme zwar selten Bücher geschenkt, weil die Leute immer Angst haben was zu schenken, was ich schon kenne, aber vielleicht schenke ich es mir dann selbst :breitgrins:


    Das Cover finde ich auch so schön

  • Ich habe mir das Buch zu Weihnachten gewünscht und bin gespannt: 1. ob ich es bekomme und 2. wie es mir dann gefällt.


    Genauso geht es mir auch! :bang:
    Ich habe neulich im Buchladen mal reingeblättert und das hat mir gefallen :smile:

    viele Grüße<br />Tirah

  • Der Weihnachtsmann war tatsächlich fleißig und jetzt habe ich das Buch auch endlich gelesen. Eigentlich hatte ich immer noch auf das dazu passende Wetter mti Eis und Schnee gewartet, aber das ist hier im Norden mal wieder hoffnungslos, hier gibt es nur Regen, Regen und nochmals Regen... :grmpf:


    Meine Meinung zum Buch:
    Zwei Familien spielen die Hauptrolle in diesem Roman: Die Richardsons und die Grindleys, Nachbarn am See im Westmoreland im englischen Lake District. Zum Glück findet sich im Anhang ein Personenregister, was gerade am Anfang das Lesen erleichtert.
    Leider ist das Geheimnis von Anfang an vorhersehbar, was jedoch dem Lesespaß keinen Abbruch getan hat. Die Figuren sind so lebendig geschildert, daß ich mich direkt an den See versetzt fühlte. Streckenweise konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und ich habe es mit großem Vergnügen gelesen, wenn auch der Originaltitel „Frozen Lake“ deutlich passender ist, da es nicht nur um Lady Helena geht, sondern mehrere andere Handlungsstränge gibt.
    Ein wirkliches Lesevergnügen und ein Winterbuch, das man besten liest, wenn Eis und Schnee liegt und man sich auf der Couch einkuscheln kann!


    5ratten

    viele Grüße<br />Tirah

  • Ich habe das Buch bei Hitze und Sonne gelesen und es war genauso schön.
    Ein wirklich wunderschönes und sehr stimmungsvolles Buch. Alles "very british", und ich frage mich welche Leserin nicht auch Sehnsucht verspürt jetzt dort zu sein, Schlittschuh zu laufen, ein schickes Kleid anziehen, im großen Stile die "Teatime" zu zelebrieren. Und auch wenn die Problematik eines brodelnden Europas schon überall greifbar ist, lebt man in dem Buch, und dadurch auch der Leser, doch in einer Welt für sich. Zumindest für die 2 Wochen über Weihnachten. Die Geschichte ist langsam erzählt, aber trotzdem nie langweilig.
    Das Ende ist dann sicherlich etwas zu dramatisch und wird dadurch eher unglaubwürdig. Außerdem war die Auflösung schon länger vorhersehbar. Aber das tut dem schönen Buch trotzdem keinen Abbruch.
    Ich habe jetzt schon Sehnsucht nach England und der Geschichte.
    Dazu gibt es ein wirklich schönes Cover. Nur der deutsche Titel ist wirklich nicht gut gewählt. der Englische ist um einiges besser.
    Gut auch, dass es am Ende ein Personenregister gibt. Man sollte das auch wirklich nutzen und keine Angst vor Spoilern haben, (mir ist nicht ganz klar, warum das am Ende des Buches steht), da man sonst schnell den Überblick über die ganzen Figuren verliert.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Meine Meinung


    „Lady Helenas Geheimnis“ ist der erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe, und vermutlich auch der letzte, obwohl das Buch insgesamt gesehen doch recht schön war. Aber ich hatte die erste Hälfte wirklich Probleme am Ball zu bleiben, habe sogar ein anderes Buch dazwischen geschoben. Die zweite, äußerst starke Hälfte hat mich ein wenig entschädigt und den Roman deutlich aufgewertet.


    Sprachlich ist das Buch schön und schnell zu lesen. Allerdings habe ich mich sehr lange mit dem Aufbau äußerst schwer getan und kam mit dem Roman einfach nicht zurecht. Gerade zu Beginn widmet die Autorin ihren unzähligen Figuren je ein eigenes Kapitel und nachdem alle vorgestellt worden sind, geht es im Prinzip wieder von vorne los: neues Kapitel, neue Perspektive. Namen konnte ich mir auf dem ersten Drittel ganz schlecht merken und, die vielen Figuren auseinander zu halten und dann auch noch die verwandtschaftlichen Beziehungen nachzuvollziehen, war mir oft nicht möglich. Ungefähr nach der Hälfte des Romans hatte ich mich mit diesem Aufbau arrangiert und konnte von da an das Buch auch genießen.


    Eigentlich ist die Handlung schon spannend und interessant (wenn auch manchmal vorhersehbar), allerdings konnte ich mich gerade zu Beginn aufgrund der schnellen Perspektivenwechsel nicht so recht in die Geschichte einfinden. Ständig wurde ich aus der Handlung heraus gerissen, da meist ein neues Kapitel, nicht nur einen neuen Blickwinkel bedeutete, sondern auch oft einen kompletten Szenenwechsel nach sich zog.
    Auch die vielen Andeutungen und Geheimniskrämereien, die wohl Spannung erzeugen sollten, waren mir einfach zu viel. Anstatt mich zum Lesen zu animieren und mich neugierig zu machen, haben mich all die Geheimnisse oft frustriert. Erst als die Autorin beginnt, Stück für Stück Licht ins Dunkel zu bringen, konnte ich mich vollends auf die Geschichte einlassen und war von da an auch sehr angetan von dem Roman. Gerade die Handlung der zweiten Hälfte hat mich nicht mehr losgelassen und ich war wirklich gefesselt von den Ereignissen.


    Bei den Figuren verhält es sich ähnlich wie bei der Handlung. Die erste Hälfte hatte ich nicht nur Probleme sie alle auseinander zu halten, sondern auch, mir ein Bild von ihnen zu machen. Da fehlte es mir doch sehr an Personenbeschreibungen und Charakterisierungen. Und die vielen, zügigen Perspektivenwechsel rissen mich jedes Mal zurück, wenn ich langsam anfing, mich einer Figur auch emotional zu nähern. Dass um alles ein Geheimnis gemacht wird, machte es für mich nicht leichter, Beziehungen aufzubauen. Aber auch das gab sich mit der letzten Hälfte des Romans. Mit der spannenderen und packenderen Handlung, entwickelten sich auch die Figuren, wurden greifbarer, facettenreicher und lebendiger und endlich bekam ich auch richtigen Zugang zu ihnen. Und das wunderbare daran, sie konnten mich berühren.


    Das Buch hinterlässt einen sehr gemischten Eindruck bei mir. Ich denke, Leser, die gerne eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt bekommen, kommen auch mit dem Anfang des Romans gut zurecht. Für mich hingegen war es doch ein Kampf, das Buch nicht vorzeitig abzubrechen. Zum Glück habe ich durchgehalten, denn das Buch wird letztendlich doch noch zu einem wirklich wunderbaren Roman.


    Bewertung


    4ratten

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Über den Inhalt wurde im ersten Posting bereits geschrieben, deshalb gleich meine Meinung:


    „Lady Helenas Geheimnis“ hat mir gut gefallen, was ich unter anderem daran merkte, dass ich es ungern aus der Hand legte. Denn während des Lesens fühlte ich mich immer in die Geschichte hineingezogen und hatte bei Unterbrechungen das Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen. Natürlich ging die Geschichte nicht alleine, ohne mich weiter :zwinker: , aber wie schon geschrieben wurde, fand auch ich, dass sie wie ein Film ablief und wie das bei guten Filmen so ist, will man nicht mittendrin aufstehen und weggehen.


    Anfangs musste ich mich schon auch konzentrieren, um mit den Namen und Verwandtschaftsverhältnissen klar zu kommen. Auch verwechselte ich teilweise die Zugehörigkeit der Personen zu den zwei beschriebenen Familien. Aber das Namensverzeichnis hinten im Buch war sehr hilfreich und nach ein paar wiederholten Blicken darauf, hatte ich die Namen dann doch schnell im Griff.


    Dadurch, dass recht viele Personen in der Geschichte eine Bedeutung hatten und auch die Erzählperspektive oft zwischen den einzelnen Charakteren hin- und herwechselte, habe ich keinen engeren Bezug zu einzelnen Personen hergestellt, was mich hier aber nicht gestört hat. Natürlich mochte ich die ein oder andere Person mehr und eine Person hat mich in ihrer Härte und Verbohrtheit regelrecht erschüttert, aber das reichte mir auch. Dieser Wechsel zwischen den verschiedenen Personen verstärkte wieder das Gefühl, sich mitten ein einem Film zu befinden und ich fühlte mich als Beobachter, der mitten im Geschehen die Entwicklungen in den beiden Familien beobachten konnte und das fand ich sehr interessant.


    Die vergangenen Geschehnisse, das Geheimnis, klärt sich nach und nach auf, wobei einiges dabei schon recht schnell vorhersehbar oder zumindest zu ahnen ist. Dies verringert die Spannung aber keineswegs. Im Gegenteil: die Geschehnisse spitzen sich mehr und mehr zu und man fiebert der Auflösung entgegen, besonders im Interesse der einzelnen Personen, die jahrelang unter den Vorfällen leiden mussten. Man will für sie endlich Gerechtigkeit! Allerdings finde ich das Ende dann auch etwas dick aufgetragen für beide Seiten (Böse und Gute) aber darüber kann ich hinwegsehen, denn das Lesevergnügen und die besondere Stimmung der Geschichte wurde dadurch nicht getrübt.


    Gerade die Stimmung möchte ich noch hervorheben, denn sie war für mein Empfinden gut beschrieben. Die winterliche und kalte Atmosphäre war gut zu spüren und in Verbindung mit den Geschehnissen verstärkte sie die Spannungen, die zwischen den Personen bestanden.


    4ratten

  • 1936, ein eiskalter Winter. Zum ersten Mal seit Jahren sind die Seen im nordenglischen Lake District wieder zugefroren, was bei einigen Personen Erinnerungen an vergangene, dort mit Schlittschuhlaufen verbrachte, glückliche Tage weckt und so reisen sie, zum ersten Mal seit langer Zeit, zum Weihnachtsurlaub an.
    Da ist Alix Richardson, Anfang 20, die in London lebt und arbeitet, um so der ständigen Kritik ihrer Großmutter auszuweichen, ihr Zwillingsbruder Edwin, frisch verliebt, ihr Onkel Saul, ein nicht ganz so erfolgreicher Politiker mit seiner Frau, Hal Grindley, das weltenbummelnde schwarze Schaf der Nachbarsfamilie. Außerdem zwei junge Männer, Michael und Freddie, die eigentlich nur Urlaub machen wollen, zwei Mitglieder einer faschistischen Vereinigung und noch so einige Personen mehr. Alte und neue Gefühle werden geweckt und als Alix mehr über den frühen Tod ihrer Eltern herausfinden will, ergeben sich einige Verwicklungen.


    Abgesehen davon, dass „ Lady Helenas Geheimnis“ ein richtig schönes "Versink-Buch“ ist, bietet es einige interessante Einblicke in England kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges. Die anscheinend durchaus vorhandenen antisemitischen und faschistischen Meinungen waren etwas ganz Neues für mich und aus dem Kontrast zwischen modernem (städtischen) Leben und ländlichem Hängen an viktorianisch anmutendem Lebensstil der Oberklasse entstand eine wunderbare Stimmung. Es gibt ein paar Andeutungen, welches wohlbehütete Familiengeheimnis Alix aufdecken wird, die genauen, teilweise durchaus überraschenden Zusammenhänge erfährt man aber erst zum Schluss, der in gewisser Weise das moderne Denken gegenüber dem viktorianischen Gehabe gewinnen lässt.


    Nachdem ich bereits aus dem Klappentext wusste, dass das Buch zu Weihnachten spielt, habe ich es mir extra fast ein ganzes Jahr aufgespart. Das war eine sehr gute Entscheidung, das Buch ist wirklich ein echtes Winterbuch, so anschaulich wird die winterliche Landschaft beschrieben. Mir fehlte nur noch ein zugefrorener See zum Schlittschuhlaufen und danach ein Dienstmädchen, welches mir heißen Kakao an meinen Sessel am Kaminfeuer bringt, wo ich dieses Buch liebend gerne gelesen hätte – zur Not tut es aber auch eine Couch im Wohnzimmer mit ganz normaler Zentralheizung an der Wand. Nachdem ich „Villa Dante“ bereits gelesen und für gut befunden habe, habe ich mir nun noch zwei weitere Bücher der Autorin auf meinen Merkzettel geschrieben, ich hoffe wiederum auf stimmungsvolle Lektüre.


    4ratten

  • Ich fange auch gleich mit meiner Meinung an:


    Der See ist nach 16 Jahren endlich wieder zugefroren und alle fahren zurück in die Heimat. Es geht vorwiegend um die Richardsons und die Grindleys - zwei große, reiche, einflußreiche Familien in diesem Distrikt. Es spielen ziemlich viele Personen in diesem Buch mit - wie alle anderen auch schon bemerkten - und man muss sich wirklich anstrengen um nicht zu verwirrt zu sein. Jede der genannten Personen erzählt mal aus seiner Perspektive und ich konnte mich in die Lage von jeden versetzen und mir sie auch alle gut vorstellen.


    Für mich war es auch ein Wohlfühlbuch und spannender als ich es mir eigentlich vorstellte - den zum Ende hin war es schon ziemlich krimimäßig. Es ist auch ständig etwas passiert in dem Buch und wurde nicht langweilig. Man kann sich das England zur damaligen Zeit wirklich gut vorstellen - die Teegesellschaften, die strenge ungerechte Großmutter, die aufmüpfige Enkelin die es vorgezogen hat nach London zu ziehen.
    Das Geheimnis von Lady Helelna wird zum Ende gelüftet - aber nicht nur das. Es treten noch viele größere und kleinere Geheimnisse zu Tage die nicht immer (zumindest nicht von mir) vorhersehbar waren.


    Alles in allem ein sehr schön geschriebenes und auch spannendes in das damalige England versetzende Buch. Ich vergebe:
    4ratten

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Zuerst einmal gilt mein Dank Papyrus, die mir dieses Buch beim Weihnachtswichteln 2009 geschenkt hat, denn wer weiß, wie lange es noch gedauert hätte, bis ich Lady Helenas Geheimnis gelüftet hätte! Danke, liebe Papyrus!! :knuddel:


    Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen.
    Es ist ein Buch mit Sog-Wirkung, zum darin versinken, zum nicht mehr aus der Hand legen wollen, zum alles um sich herum vergessen - einfach ein richtiger Winterschmöker!


    Da einzig negative ist der deutsche Titel - "Lady Helenas Geheimnis" lässt einen eher an einen typischen Heftchenroman denken. "Frozen Lake", so der Originaltitel, ist hier wesentlich aussagekräftiger und greift die Stimmung des Buches auf. Eiskalt der See, eiskalt der Schnee, eiskalt...
    Nur die Geschichte selbst ist nicht eiskalt - schnell befindet sich der Leser mitten im Geschehen und genießt die Wärme des knisternden Kaminfeuers im Haus der Richardsons. Zwar ist alles recht vorhersehbar, aber das ist verzeihbar, denn der Unterhaltungswert des Buches liegt für mich eindeutig bei


    5ratten

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Oje, da bekomme ich ja fast ein schlechtes Gewissen, weil ich das Buch... abgebrochen habe. Ich habe es bei meiner Mutter entdeckt und der Lake District hat eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Aber leider bin ich über haupt nicht ins Buch gekommen. Nach fast 80 Seiten hatte ich komplett den Überblick über die Personen verloren und habe auch noch nicht verstanden, worum es ging/gehen sollte. Deshalb habe ich es wieder zur Seite gelegt... und schleiche mich wieder aus dem Thread, in dem alle anderen so begeistert über das Buch sind :wegrenn:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

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    Verlag: Harper Collins
    Seitenzahl: 487 S.


    So, endlich kann es losgehen mit meinem Buch für die Monatsrunde! Im Moment bin ich bei Seite 70 angekommen und sortiere immer noch die diversen Familienmitglieder ein, die sich auf dem verschneitem englischen Anwesen Wyncrag in Westmoreland versammelt haben oder noch versammeln wollen, anlässlich des Weihnachtsfestes 1936.
    Familienoberhaupt ist Lady Richardson, ein richtiger alter Drache. Ihr Mann Sir Henry hat da nicht viel zu sagen, wenn sie über ihre Untertanen...äh, Nachkommen herrscht. Soweit ich es verstanden habe, sind die beiden Söhne der Familie tot; der Älteste, Neville, starb bei einem Unfall in den Anden (dies erfährt man durch eine Zeitungsanzeige, die dem Roman vorangestellt ist) und John, der Jüngere, fiel 1917 in Frankreich.


    Die Kinder von Neville und seiner Frau Helena haben sich auf Wyncrag eingefunden:
    Die Zwillinge Edwin und Alix, Mitte 20, und Nesthäkchen Perdita, 15. Alix ist zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder zu Besuch; offensichtlich war ihre Großmutter mit ihrem Lebenswandel nicht einverstanden und es gab einen großen Krach. Die Geschwister untereinander verstehen sich aber gut; Edwin und Alix stehen sich nahe und Alix ist bestürzt, wie ihre Großmutter mit Persita umspringt und sie ständig maßregelt.
    Einem Geheimnis bin ich schon auf der Spur: Beim Abendessen macht Alix eine Bemerkung über Perditas Ähnlichkeit mit einem Portrait von Onkel John, und Oma kriegt fast Atemnot. Dazu die deutsche Übersetzung des Titels, nämlich "Lady Helenas Geheimnis", und der Altersabstand zwischen den Geschwistern - ich hoffe doch mal sehr, es werden noch ein paar Geheimnisse enthüllt, die nicht GANZ so leicht zu erraten sind.
    Jedes Kapitel wird aus einer anderen Perspektive erzählt (aber in der 3.Person), was ich normalerweise nicht besonders mag, doch hier gefällt es mir, nach und nach die Zusammenhänge zu enträtseln.


    Weitere Personen nehmen ebenfalls Kurs auf Wyncrag, um dort ihren Urlaub zu verbringen und hauptsächlich um Schlittschuh zu laufen, denn zum ersten Mal seit 16 Jahren sind die Seen dabei, komplett zuzufrieren.
    Unterwegs sind also Saul Richardson, aufstrebender Politiker mit seiner Frau Jane - Saul muss der mittlere Sohn von Lady Richardson und Lord Henry sein.
    Außerdem Edwins Freundin Lidia, eine jüdische Cembalistin, die aus Wien geflohen ist und bei ihrer in London verheirateten Schwester Unterschlupf gefunden hat und sich mit Putzjobs über Wasser hält, was leider nicht gut ist für ihre Hände; und schließlich Michael Wrexham, eine Art Luftfahrtingenieur. Er war vor Jahren als Kind in Westmoreland, in DEM Winter, als die Seen zugefroren waren, und hatte dabei an Erlebnis, an das er sich nicht mehr erinnert. Klar ist nur, dass er gefunden wurde, als er halberfroren durch den Wald irrte, und danach eine schwere Lungenentzündung hatte.
    Michael hat sich von einem Freund dazu überreden lassen, ein paar Tage in Westmoreland zu verbringen und Schlittschuh zu laufen. Michael ist froh, mal von seiner Arbeit weggezerrt zu werden, hat aber auch seine Kindheitserlebnisse in Westmoreland noch nicht verarbeitet und steht der ganzen Sache etwas zwiespältig gegenüber.


    Und dann gibt es da noch die Nachbarsfamilie Grindley auf Grindley Hall. Alix und Perdita sind jeweils mit zwei Schwestern der Familie (die ihr Geld im Sanitärbereich gemacht haben, was immer wieder zu unfeinen Spötteleien führt :zwinker:) befreundet; außerdem gibt es noch das "schwarze Schaf" der Familie, Hal Grindley, der gerade per Schiff aus Indien oder Australien zurückkommt und unterwegs ist nach Grindley Hall, wo seine Verwandtschaft auf seine Erbschaftsanteile aus ist. Na, das kann ja heiter werden!
    Die ganzen Beschreibungen der Landschaft und der zugefrorenen Seen machen mich ganz schwach! (Ok, die beschwerliche Anfahrt mit Schneeketten und Spaten im Auto sowie die ewig kalten Gemäuer reizen mich nicht ganz so sehr...) Gerade bin ich an einer Stelle, wo ein Kneipenwirt Michael und seinem Kumpel vom großen Event auf dem Eis vor 16 Jahren vorschwärmt, mit Fackeln und gerösteten Maronen.... :heul: Ich will auch!!!! (Und dann schleich ich mich in die Küche und mische der guten Lady Rattengift in den Weihnachtspudding!)
    Gut gefällt mir, dass auch das Zeitgeschehen offensichtlich noch eine Rolle spielen wird. Ich hoffe noch auf ein paar überraschende Wendungen und dass es nicht allzu vorhersehbar abläuft wie in einer der Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, die meine Mutter sich immer anschaut. Dafür sind aber die Charaktere zu komplex, soweit ich das bis jetzt sagen kann, also kein Seifenopern-Niveau mit Heiligen und Bösewichten und nichts dazwischen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich auch beziehungstechnisch noch etwas tun wird, denn es sind - noch - einige Singles mit im Spiel. Hoffentlich wird es nicht so arg kitschig. Weniger ist da manchmal mehr, wie zum Beispiel bei der guten alten Agatha Christie.
    Und da das Buch fast 500 Seiten lang ist, bestehen gute Aussichten, dass noch einiges passiert (und sich vielleicht doch noch jemand erbarmt und Lady Richardson aus der Welt schafft. Vielleicht im See versenken, bevor er zufriert?)
    Ich lese jetzt erst mal weiter und träume mich aufs Eis. :schneemann:

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    England, Dezember 1936. Die Seen in Westmoreland werden in Kürze zugfroren sein und locken viele Besucher und Wintersportler in die Gegend, doch auch das bevorstehende Weihnachtsfest ruft verstreut lebende Familienmitglieder zusammen. Wir begleiten zwei alte und angesehene Familien - die Richardsons und die Grindleys - bei ihren Vorbereitungen auf das Fest.
    Schwelende Konflikte und unterschwellige Spannungen lassen aber kaum weihnachtliche Stimmung aufkommen:
    Da gibt es die "schwarzen Schafe", die den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen hatten und nun zurückkehren; die üblichen Kämpfe zwischen Ehepartnern, Schwiegereltern, Geschwistern...
    Aber der Schein trügt; auf Wyncrag, dem Stammsitz der Familie Richardson liegt mehr im Argen, als man auf den ersten Blick denkt.
    Aus der wechselnden Perspektive verschiedener Familienmitglieder kommt man nach und nach lange zurückliegenden tragischen Ereignissen auf die Spur.
    Und während draußen Schnee und Eis das Kommando übernehmen, wird auch die Stimmung innerhalb der Familien Richardson und Grindley zunehmend frostiger. Während die 24jährige Alix Richardson endlich mehr über den mysteriösen Tod ihrer Mutter herausfinden will, wird jemand alles dafür tun, dass gewisse Ereignisse der Vergangenheit weiterhin im Dunkeln bleiben....


    Meine Meinung:
    Was für ein Buch! Mit knapp 500 Seiten ist "The frozen lake" schon ein richtiger Wälzer, in dem man in das vergangene England mit seinen Anwesen, Adeligen und rauschenden Bällen eintauchen kann. Die glanzvollen Zeiten sind allerdings vorbei, denn wir schreiben das Jahr 1936. Viele Engländer beobachten mit Sorge die faschistischen Entwicklungen in Deutschland und Spanien und fürchten, dass es zum Krieg kommen wird.
    Allmählich bröckeln alte Sicherheiten: Vermögen, die vormals unüberwindlichen Standesgrenzen oder die gesellschaftlichen Vorstellungen über die Rolle der Frau.
    Vor dieser angespannten gesellschaftlichen Stimmung entfaltet die Autorin Elizabeth Edmondson ein breites Panorama an familiären Beziehungen innerhalb der angesehenen Familien Richardson und Grindley. Trotz zahlreicher Familienmitglieder ist es der Autorin gelungen, allen auftretenden Personen eine eigene Persönlichkeit mitzugeben.
    Obwohl einige Figuren durchaus mit einem Augenzwinkern geschildert werden, nimmt Elizabeth Edmondson ihre Protagonisten alle ernst, ob Sympathieträger oder "Bösewicht".


    Besonders die junge Generation ist mir in diesem Roman sehr ans Herz gewachsen. Da sind die Zwillinge Alix und Edwin Richardson und ihre jüngere Schwester Perdita, die nach dem Tod der Eltern bei ihren Großeltern auf Wyncrag aufgewachsen sind. Vor allem Alix'Verhältnis zu ihrer dominanten und kontrollsüchtigen Großmutter ist sehr angespannt. Sie lebt unabhängig von der Familie in London und verdient ihr eigenes Geld; zum Weihnachtsfest entschließt sie sich aber, nach Wyncrag zu reisen, um ihre Geschwister wieder zu sehen.
    Edwin, der Fotograf, hat eine Beziehung zu Lidia, einer jüdischen Cembalistin, die aus Wien geflohen ist. Zu seinem Leidwesen weigert Lidia sich, ihn zu heiraten, da ihr die Vergangenheit und die Zukunft gleichermaßen zu schaffen machen. Selbst im beschaulichen Westmoreland machen sich erste Anzeichen des faschistischen Terrors bemerkt...
    Auf Grindley Hall stehen die Zeiten ebenfalls auf Sturm; die beiden erwachsenen Brüder bemühen sich, das Familienunternehmen zu retten, wenn es sein muss, auch auf zwielichten Wegen. Daher haben sie ihren jüngeren Bruder Hal, das "schwarze Schaf" der Familie, eingeladen, um mit ihm über seine Unternehmensanteile zu sprechen. Hal, der nicht ganz der erfolglose Schauspieler ist, für den ihn seine Brüder halten, verfolgt indes eigene Ziele...
    Die Cousinen Cecy und Ursula, die sich sehr nahestehen, haben mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen: Ursulas Mutter hat ihren Mann für einen Schauspieler verlassen und darf ihre Kinder nicht mehr sehen. Nun hat Ursulas Vater wieder geheiratet und ihr auch noch eine böse Stiefschwester vor sie Nase gesetzt, die perfekte Rosalind!
    Cecy wiederum will Ärztin werden und erfährt in ihrer Umgebung starken Gegenwind.
    Als sich Alix beim Eislaufen auf dem See den Knöchel verstaucht, kommen ihr Michael, ein Flugzeugingenieur und sein Freund Freddie, ein angehender Arzt, zu Hilfe. Michael war zuletzt als Kind mit seinen Eltern in der Gegend und hatte ein traumatisches Ereignis, an das er sich allerdings nicht mehr erinnern kann. Zunehmend machen ihm Alpträume zu schaffen, in denen er durch den verschneiten Wald von Westmoreland irrt und Schreie hört...


    Die Beschreibungen und Sprache der Autorin empfand ich als sehr gelungen; anspruchsvoll und intensiv, aber nicht übertrieben schnörkelhaft. Man kann sich gut in die verschneite Winterwelt des damaligen England hineinversetzen, ohne dass sich die Autorin in schwülstigen Naturbeschreibungen verliert.
    Den Titel "The frozen lake" fand ich sehr viel stimmiger als die deutsche Übertragung ("Lady Helenas Geheimnis"), da das Zufrieren des Sees tatsächlich eine wichtige Rolle spielt für die Geschichte, sowohl in der Gegenwart als auch in den geheimnisvollen Andeutungen über den letzten großen Frost vor 16 Jahren, mit dem auch Michaels verschüttete Erinnerungen zusammenhängen.
    Ich hatte beim Lesen große Lust, ebenfalls die Schlittschuhe auszupacken oder am Ball auf Grindley Hall teilzunehmen.
    Auch die befürchteten liebestechnischen Verwicklungen blieben zum Glück aus; der Schwerpunkt des Buches liegt wirklich auf Alix' Suche nach der Wahrheit. Dabei entwickeln sich am Rande der Ereignisse bestimmte Freundschaften und Koalitionen, was ich sehr schön beschrieben fand. Der Leser bekommt hier nicht etwas fertig vor die Nase gesetzt, sondern kann sich seine eigenen Gedanken machen, wie sich die Dinge weiterentwickeln. Toll!


    Kommen wir zu den Kritikpunkten... Beim Eislaufen gibt es diesen kritischen Moment, wenn man zu übermütig wird und plötzlich merkt, dass man auf die Nase fallen wird. Mir kam es leider vor, als hätte auch die Autorin zu viel Schwung genommen, als es darum ging, die tragischen Ereignisse der Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart zu ersinnen.
    Im letzten Teil empfand ich die ganzen Enthüllungen als etwas "too much", weniger wäre da mehr gewesen. Auch vom Ende war ich enttäuscht; nach allem, was die gute Großmama sich da geleistet und ihrer Familie angetan hat, sollte sie nicht so leicht davonkommen. Den Brüdern Grimm wäre sicher eine bessere Lösung eingefallen! :kommmalherfreundchen:


    Fazit:
    Auch wenn das Ende den Gesamteindruck leider etwas abschwächt, habe ich die Zeit auf Wyncrag Hall doch sehr genossen. Viele der Personen sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich lasse sie nur ungern zurück. Das Ende ist hoffnungsvoll; man sollte aber nicht vergessen, in welcher Zeit das Buch spielt. Zum Glück erspart uns die Autorin einen Ausblick auf die weiteren Ereignisse; wie es den liebgewonnenen Figuren im 2.Weltkrieg ergeht, ist der Phantasie des einzelnen Lesers überlassen.
    Wer die Bücher von Kate Morton, Katherine Webb etc.mag, dem kann ich auch Elizabeth Edmondson mit gutem Gewissen empfehlen!
    Eine Extraratte gibt es für diverse Emanzipationsprozesse am Ende des Buches, darunter auch die längst überfällige Emanzipation des alten Lord Henrys von seiner grässlichen Frau! Bravo! :klatschen:


    Daher ... 4ratten
    für 500 Seiten intensiven Lesegenuss

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    Verlag: Harper Collins
    487 Seiten


    Das Buch:
    England, Dezember 1936. Die Seen in Westmoreland werden in Kürze zugfroren sein und locken viele Besucher und Wintersportler in die Gegend, doch auch das bevorstehende Weihnachtsfest ruft verstreut lebende Familienmitglieder zusammen. Wir begleiten zwei alte und angesehene Familien - die Richardsons und die Grindleys - bei ihren Vorbereitungen auf das Fest.
    Schwelende Konflikte und unterschwellige Spannungen lassen aber kaum weihnachtliche Stimmung aufkommen:
    Da gibt es die "schwarzen Schafe", die den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen hatten und nun zurückkehren; die üblichen Kämpfe zwischen Ehepartnern, Schwiegereltern, Geschwistern...
    Aber der Schein trügt; auf Wyncrag, dem Stammsitz der Familie Richardson liegt mehr im Argen, als man auf den ersten Blick denkt.
    Aus der wechselnden Perspektive verschiedener Familienmitglieder kommt man nach und nach lange zurückliegenden tragischen Ereignissen auf die Spur.
    Und während draußen Schnee und Eis das Kommando übernehmen, wird auch die Stimmung innerhalb der Familien Richardson und Grindley zunehmend frostiger. Während die 24jährige Alix Richardson endlich mehr über den mysteriösen Tod ihrer Mutter herausfinden will, wird jemand alles dafür tun, dass gewisse Ereignisse der Vergangenheit weiterhin im Dunkeln bleiben....


    Meine Meinung:
    Was für ein Buch! Mit knapp 500 Seiten ist "The frozen lake" schon ein richtiger Wälzer, in dem man in das vergangene England mit seinen Anwesen, Adeligen und rauschenden Bällen eintauchen kann. Die glanzvollen Zeiten sind allerdings vorbei, denn wir schreiben das Jahr 1936. Viele Engländer beobachten mit Sorge die faschistischen Entwicklungen in Deutschland und Spanien und fürchten, dass es zum Krieg kommen wird.
    Allmählich bröckeln alte Sicherheiten: Vermögen, die vormals unüberwindlichen Standesgrenzen oder die gesellschaftlichen Vorstellungen über die Rolle der Frau.
    Vor dieser angespannten gesellschaftlichen Stimmung entfaltet die Autorin Elizabeth Edmondson ein breites Panorama an familiären Beziehungen innerhalb der angesehenen Familien Richardson und Grindley. Trotz zahlreicher Familienmitglieder ist es der Autorin gelungen, allen auftretenden Personen eine eigene Persönlichkeit mitzugeben.
    Obwohl einige Figuren durchaus mit einem Augenzwinkern geschildert werden, nimmt Elizabeth Edmondson ihre Protagonisten alle ernst, ob Sympathieträger oder "Bösewicht".


    Besonders die junge Generation ist mir in diesem Roman sehr ans Herz gewachsen. Da sind die Zwillinge Alix und Edwin Richardson und ihre jüngere Schwester Perdita, die nach dem Tod der Eltern bei ihren Großeltern auf Wyncrag aufgewachsen sind. Vor allem Alix'Verhältnis zu ihrer dominanten und kontrollsüchtigen Großmutter ist sehr angespannt. Sie lebt unabhängig von der Familie in London und verdient ihr eigenes Geld; zum Weihnachtsfest entschließt sie sich aber, nach Wyncrag zu reisen, um ihre Geschwister wieder zu sehen.
    Edwin, der Fotograf, hat eine Beziehung zu Lidia, einer jüdischen Cembalistin, die aus Wien geflohen ist. Zu seinem Leidwesen weigert Lidia sich, ihn zu heiraten, da ihr die Vergangenheit und die Zukunft gleichermaßen zu schaffen machen. Selbst im beschaulichen Westmoreland machen sich erste Anzeichen des faschistischen Terrors bemerkt...
    Auf Grindley Hall stehen die Zeiten ebenfalls auf Sturm; die beiden erwachsenen Brüder bemühen sich, das Familienunternehmen zu retten, wenn es sein muss, auch auf zwielichten Wegen. Daher haben sie ihren jüngeren Bruder Hal, das "schwarze Schaf" der Familie, eingeladen, um mit ihm über seine Unternehmensanteile zu sprechen. Hal, der nicht ganz der erfolglose Schauspieler ist, für den ihn seine Brüder halten, verfolgt indes eigene Ziele...
    Die Cousinen Cecy und Ursula, die sich sehr nahestehen, haben mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen: Ursulas Mutter hat ihren Mann für einen Schauspieler verlassen und darf ihre Kinder nicht mehr sehen. Nun hat Ursulas Vater wieder geheiratet und ihr auch noch eine böse Stiefschwester vor sie Nase gesetzt, die perfekte Rosalind!
    Cecy wiederum will Ärztin werden und erfährt in ihrer Umgebung starken Gegenwind.
    Als sich Alix beim Eislaufen auf dem See den Knöchel verstaucht, kommen ihr Michael, ein Flugzeugingenieur und sein Freund Freddie, ein angehender Arzt, zu Hilfe. Michael war zuletzt als Kind mit seinen Eltern in der Gegend und hatte ein traumatisches Ereignis, an das er sich allerdings nicht mehr erinnern kann. Zunehmend machen ihm Alpträume zu schaffen, in denen er durch den verschneiten Wald von Westmoreland irrt und Schreie hört...


    Die Beschreibungen und Sprache der Autorin empfand ich als sehr gelungen; anspruchsvoll und intensiv, aber nicht übertrieben schnörkelhaft. Man kann sich gut in die verschneite Winterwelt des damaligen England hineinversetzen, ohne dass sich die Autorin in schwülstigen Naturbeschreibungen verliert.
    Den Titel "The frozen lake" fand ich sehr viel stimmiger als die deutsche Übertragung ("Lady Helenas Geheimnis"), da das Zufrieren des Sees tatsächlich eine wichtige Rolle spielt für die Geschichte, sowohl in der Gegenwart als auch in den geheimnisvollen Andeutungen über den letzten großen Frost vor 16 Jahren, mit dem auch Michaels verschüttete Erinnerungen zusammenhängen.
    Ich hatte beim Lesen große Lust, ebenfalls die Schlittschuhe auszupacken oder am Ball auf Grindley Hall teilzunehmen.
    Auch die befürchteten liebestechnischen Verwicklungen blieben zum Glück aus; der Schwerpunkt des Buches liegt wirklich auf Alix' Suche nach der Wahrheit. Dabei entwickeln sich am Rande der Ereignisse bestimmte Freundschaften und Koalitionen, was ich sehr schön beschrieben fand. Der Leser bekommt hier nicht etwas fertig vor die Nase gesetzt, sondern kann sich seine eigenen Gedanken machen, wie sich die Dinge weiterentwickeln. Toll!


    Kommen wir zu den Kritikpunkten... Beim Eislaufen gibt es diesen kritischen Moment, wenn man zu übermütig wird und plötzlich merkt, dass man auf die Nase fallen wird. Mir kam es leider vor, als hätte auch die Autorin zu viel Schwung genommen, als es darum ging, die tragischen Ereignisse der Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart zu ersinnen.
    Im letzten Teil empfand ich die ganzen Enthüllungen als etwas "too much", weniger wäre da mehr gewesen. Auch vom Ende war ich enttäuscht; nach allem, was die gute Großmama sich da geleistet und ihrer Familie angetan hat, sollte sie nicht so leicht davonkommen. Den Brüdern Grimm wäre sicher eine bessere Lösung eingefallen! :kommmalherfreundchen:


    Fazit:
    Auch wenn das Ende den Gesamteindruck leider etwas abschwächt, habe ich die Zeit auf Wyncrag Hall doch sehr genossen. Viele der Personen sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich lasse sie nur ungern zurück. Das Ende ist hoffnungsvoll; man sollte aber nicht vergessen, in welcher Zeit das Buch spielt. Zum Glück erspart uns die Autorin einen Ausblick auf die weiteren Ereignisse; wie es den liebgewonnenen Figuren im 2.Weltkrieg ergeht, ist der Phantasie des einzelnen Lesers überlassen.
    Wer die Bücher von Kate Morton, Katherine Webb etc.mag, dem kann ich auch Elizabeth Edmondson mit gutem Gewissen empfehlen!
    Eine Extraratte gibt es für diverse Emanzipationsprozesse am Ende des Buches, darunter auch die längst überfällige Emanzipation des alten Lord Henrys von seiner grässlichen Frau! Bravo! :klatschen:


    Daher ... 4ratten
    für 500 Seiten intensiven Lesegenuss

  • Dazu gibt es hier schon einen Thread :winken: Mittlerweile überlege ich mir, ob ich dem Buch noch eine zweite Chance gebe, nach dem vielen begeisterten Kommentaren.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Oh, danke! Dann ändere ich das mal gleich. Ich hab das Buch auch beim ersten Versuch abgebrochen, vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt. Jetzt konnte ich mich aber gut ins eingeschneite England versetzen :zwinker:


    Den Doppeleintrag habe ich gelöscht. LG illy :smile:

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()