Anthony Burgess - Uhrwerk Orange

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    Hat jemand mal clockwork orange von anthony burgess gelesen?


    ich hab's kürzlich gelesen und obwohl ich's nach den ersten 2 Seiten sofort weglegen wollte, weil mich die Sprache bzw. die einzelnen Ausdrücke so dermaßen angenervt haben, hab ich dann doch weitergelesen und ich muss sagen, dass ich froh darüber bin, denn ich finde, dieses Buch sollte man gelesen haben.


    Es geht um ne Jungenbande, eigentlich nur um deren "Anführer" Alex, der tötet, vergewaltigt, stiehlt und was man sich sonst noch grausames vorstellen kann. Nachdem er mehrmals in Besserungsanstalten war, kommt er letzten Endes in den Knast. eigentlich für 14 Jahre, aber nach 2 Jahren unterzeichnet er, an der Ludovico-Technik teilzunehmen. Da wird ihm dann n Mittel gespritzt und Bilder von den Taten gezeigt, die er sonst auch immer gemacht hat und dank dieses Mittels wird ihm jedes mal speiübel, wenn er auch nur an Gewalt denkt. Ein sinnvolles Mittel also zur Gewaltprävention - könnte man meinen.
    Alex hört gern Beethoven u.ä. , das kann er jetzt auch nur noch unter qualvollen Krämpfen und dem Gefühl des Erbrechenmüssens, da die Filmchen, die sie ihm gezeigt haben, mit genau dieser Art von Musik unterlegt waren, so wurde ihm seine Liebe zur Musik zu nichte gemacht.
    Desweiteren ist Alex weniger Mensch als Maschine, weil ihm somit auch ein stück weit die Entscheidungsfreiheit genommen wurde, da sieht man mal, was die Forschung aus einem machen kann (und ich bin mir sicher, irgendwann wird es auch in der "realen" Welt dazu kommen)...


    Ein Manko muss ich wegen des letzten Kapitels anmerken, weil sich mir der Sinn nicht wirklich erschließt und man streitet anscheinend auch darüber, ob man das letzte Kapitel überhaupt als Ende anerkennen soll oder es bei dem vorletzten ansetzen soll, da es früher mal ohne das letzte Kapitel gedruckt wurde.


    Was meint ihr zu diesem Buch und wenn ihr's noch nicht gelesen habt, würde euch dann diese Beschreibung dazu bewegen, es zu tun?


    lg, T.

    :leserin: Ozzy Osbourne - I Am Ozzy<br /><br /><br /><br />Never trust anything that can think for itself, if you can&#39;t see where it keeps its brain

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ist schon sehr lange her, daß ich das Buch gelesen habe. Einige Begriffe aus dem Slang der Jugendlichen sind in meinen Wortschatz eingeflossen (Tollschock, Grudies, Pitschen usw.)... Was war nochmal genau im letzten Kapitel? Stehe im Moment etwas auf dem Schlauch.


    B.t.w.: Die Verfilmung finde ich auch sehr gelungen.

  • Lubilubb! Bolschige Tollschocks an starrige Petiezen und kraschnige Bratschniks auszuteilen war auch für mich eine Freude. ,)


    Das nenn ich mal ein richtig schönes innovatives Büchlein, Respekt! Eins von meinen lebenslangen Favoriten. .)

    &quot;3717514512!&quot;

  • Hmmm ja hätte ich es vielleicht doch auch weiterlesen sollen.
    Aber diese Begriffe ... am Anfang gings ja noch grad, aber mit der Zeit sind das immer mehr geworden und das hat den Lesefluß so gestört das ich das Buch weggelegt habe.
    Das erste Buch das ich jemals aufgehört habe zu lesen.


    lg Stefan

  • Die Sprache ist doch gerade einer der Clous dieses Buches, Teufel, endlich mal eine am Russischen und nicht am Englischen orientierte Jugendsprache. Auch ich habe Burgess gerne gelesen. Mit dem Film konnte ich weniger anfangen (bin ja auch nicht so der Kubrick-Fan). Das war mir an manchen Stellen einfach zu albern (zB diese Zeitraffer-Bettszene - wie albern!).


    Und ein sehr interessanter Blick auf Moral. Kann/Darf man Unmoral gewaltsam unterbinden? Ein Buch zur Kurierung des derzeitigen Law&Order-Hypes.


    Herzlich, B.

  • Hallo!


    Ist auch bei mir schon eine ganze Weile her, dass ich es gelesen habe. Mit den Begriffen hatte ich zu Beginn auch meine Schwierigkeiten, ich fand sie außerdem schlicht doof. Aber mit der Zeit gab sich das und es bremste weder, noch war es unpassend. Im Gegenteil.


    An die Geschichte selbst kann ich mich eigentlich kaum noch erinnern, nur an ein paar Details, z.B. an diese Bar in der sie sich immer trafen und an das Haus mit den vielen Katzen.


    Grüße
    Sandra :winken:

  • Zitat von "Bartlebooth"

    (zB diese Zeitraffer-Bettszene - wie albern!).


    Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, daß diese Szene ein Kompromiß war, den man geschlossen hat, weil der Film eine andere Altersfreigabe erhalten hätte, wäre die Szene in normaler Geschwindigkeit zu sehen gewesen. Oder so ähnlich.

  • Hallo Leute!


    Ich habe das Buch in Polnisch gelesen, wo es durch die russifizierte Sprache einen ganz speziellen Eindruck auf mich machte. Die beiden Sprachen liegen wesentlich "näher beieinander", als z. B. Deutsch und Niederländisch.


    Gibt es in der deutschen/englischen Ausgabe denn auch ein Wörterbuch am Ende des Buches?

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Das großartige an diesem Einfall, eine eigene Jugendsprache zu entwerfen, ist doch, dass man das Buch heute noch lesen kann und nicht den Eindruck hat, ein Buch aus den 60ern zu lesen. Diese Sprache bleibt immer hip, auch nach 50 Jahren. Der Jugendslang der 60er, und sei es auch der der Bronx, würde uns doch heute nicht mehr als ein müdes Lächeln abringen.


    Ganz anders erneut der Film: Eine Ästhetik aus den 70ern, hoffnungslos.


    Herzlich, B.


    Zoltar, meine Ausgabe (Heyne, Neuübersetzung 1997) hat auch ein Glossar.

  • Zitat von "Bartlebooth"

    Ganz anders erneut der Film: Eine Ästhetik aus den 70ern, hoffnungslos.


    Wieso das denn? Die Droogies in der Korova-Milchbar - das hat auch heute noch was. Man könnte auch sagen: Gerade der 70-er-Jahre-Look ist heutzutage so fremd und ungewohnt anzuschaun, daß er wieder "hip" ist...

  • Zitat von "Kringel"


    Wieso das denn? Die Droogies in der Korova-Milchbar - das hat auch heute noch was. Man könnte auch sagen: Gerade der 70-er-Jahre-Look ist heutzutage so fremd und ungewohnt anzuschaun, daß er wieder "hip" ist...


    Na, also, wir hatten gerade/haben eigentlich immer noch ein fettes 70er-Revival; fremd wirkt das auf mich nicht, sondern einfach... 70ties, ich kann das genau zuordnen.
    Übrigens: Woran erkennt man SF-Filme aus den späten 70ern/frühen 80ern? Richtig: Die Spacefahrer rauchen und trinken Kaffee an Bord ihres Raumschiffs. ZB Alien 1: Aufgewacht aus dem künstlichen Schlaf, erstmal 'n Kaffee.


    Herzlich, B.

  • Das 70er-Revival muß an mir vorbeigegangen sein...


    Finde übrigens auch andere Filme mit diesem Look eher zeitlos, z.B. THX 1138 oder Mondbasis Alpha. Aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache.

  • Zitat von "Bartlebooth"

    Übrigens: Woran erkennt man SF-Filme aus den späten 70ern/frühen 80ern? Richtig: Die Spacefahrer rauchen und trinken Kaffee an Bord ihres Raumschiffs. ZB Alien 1: Aufgewacht aus dem künstlichen Schlaf, erstmal 'n Kaffee.


    Sicherlich eine zutreffende Beobachtung. Ich frage mich jedoch, inwiefern ein Produkt einer bestimmten Zeit jemals klischeelos gestaltet wurde?


    Ich könnte jetzt z. B. dahingehend argumentieren, dass eine Szene, in der jemand raucht und Kaffee trinkt, als eine Allegorie zu verstehen ist: Offizier Ripley war gerade scheintot und gönnt sich nun ihr Becherchen Pflanzenextrakt, um ihre "Lebensgeister" zu wecken: Dieses Bild wirkt doch direkt und ohne große, künstliche "Erklärungen" zu bemühen! Ich verstehe es heute noch, und das auf einer beinahe unbewußt "ablaufenden" Ebene!


    Man kann freilich auch schmunzeln und denken: Klischee, Klichee!!! Bedenken wir aber, dass die entsprechende Anti-Rauchen-Kampagne DAMALS noch ein Lied der Zukunft war...

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Zitat von "Kringel"

    Das 70er-Revival muß an mir vorbeigegangen sein...


    Das kann ich mir eher nicht vorstellen. Du hast noch nicht bemerkt, dass du seit Mitte der 90er wieder fabrikneue Schlaghosen kaufen kannst? Dir sind noch nicht diese wie Pilze aus dem Boden schießenden Second-Hand-Läden aufgefallen, in denen Tante Margot ihre alte Lavalampe und diese unbequemen Plastikstühle in quietschorange verkaufen kann, die dann von zungengepierceten DJs in ihre Lounges gestellt werden? Dir ist noch nicht aufgefallen, dass Jünglinge heute ihre Haare wieder überall lang tragen? Dass die Oberteile eher eine Nummer kleiner als größer gekauft werden? Alles Errungenschaften der 70er. Kringel, wo lebst du? ;)


    Zitat von "Zoltar"

    Man kann freilich auch schmunzeln und denken: Klischee, Klichee!!!


    Kann man vielleicht, war aber nicht mein Punkt. Mein Punkt war das, was du selbst danach sagst:

    Zitat

    Bedenken wir aber, dass die entsprechende Anti-Rauchen-Kampagne DAMALS noch ein Lied der Zukunft war...


    Eben. Man erkennt an der dargestellten Zukunft, in welcher Zeit sie imaginiert wurde. Das ist, und das war ja von Anfang an meine Aussage, gerade das Gegenteil von Zeitlosigkeit. Dem Film gelingt es also sehr häufig nicht diese herzustellen (das sagen wir wahrscheinlich auch in 20 Jahren von den heutigen Filmen). Burgess aber schafft mit seiner Jugendsprache ein wirklich zeitloses Stück Zukunft. Und das finde ich sehr beeindruckend.


    Nicht immer so schnell alles auf eine Wertebene ziehen. Ob es einem gefällt, man es vielleicht für den eigentlichen Charme dieser Filme hält, dass man ihnen ihr Veröffentlichungsdatum ansieht, ist selbstverständlich Geschmackssache.


    Herzlich, B.


    EDIT

    Zitat

    Offizier Ripley war gerade scheintot und gönnt sich nun ihr Becherchen Pflanzenextrakt, um ihre "Lebensgeister" zu wecken: Dieses Bild wirkt doch direkt und ohne große, künstliche "Erklärungen" zu bemühen! Ich verstehe es heute noch, und das auf einer beinahe unbewußt "ablaufenden" Ebene!


    Auch hier: Ganz meine Meinung. In "Alien 1" ist dieser Pflanzenextrakt Kaffee. In "Hyperion" (Anfang der 90er) Orangensaft. Es liegen 10 Jahre dazwischen, in denen Nikotin und Koffein plötzlich nicht mehr nur noch cool, sondern gesundheitsschädlich waren.

  • Zitat von "Bartlebooth"


    Man erkennt an der dargestellten Zukunft, in welcher Zeit sie imaginiert wurde. Das ist, und das war ja von Anfang an meine Aussage, gerade das Gegenteil von Zeitlosigkeit. Dem Film gelingt es also sehr häufig nicht diese herzustellen (das sagen wir wahrscheinlich auch in 20 Jahren von den heutigen Filmen).


    EBEN!


    Wenn Du derart hohe Maßstäbe an ein visuelles Kunstwerk setzts (dabei unterstelle ich mal, dass Kubricks Werk ein Kunstwerk ist), dann steht diese künstlerische Ausdrucksmöglichkeit von vorne herein auf einem verlorenen Posten. Es ist doch so gut wie unmöglich, einen zeitlosen Film zu schaffen, der Deiner Kritik widerstehen könnte. Schon die Gesichter der Schauspieler ordnen das Werk einer bestimmten Zeit zu! Dabei unterstelle ich freilich erneut, dass wir über Filme mit Schauspielern reden.


    Ein Buchautor (hier Burgess) hat hier, verglichen mit dem Regisseur (hier Kubrick) ein "leichtes" Spiel. Er läßt den Film in unseren Köpfen entstehen, wohlwissend, dass der "Regisseur" eines Films kaum ein ihm selbst "nicht-gefallendes" Werk produzieren, sein eigenes Konstrukt kaum kritisieren würde. Und das war es, was ich ansprechen wollte, nicht das subjektive Gefallen oder Nicht-Gefallen.


    Zitat

    Es liegen 10 Jahre dazwischen, in denen Nikotin und Koffein plötzlich nicht mehr nur noch cool, sondern gesundheitsschädlich waren.


    Da hast Du natürlich Recht. Witzig wäre hier das Entstehen eines zukünftigen Revivals, der wiederum (aus welchen Gründen auch immer) den Kaffe dem O-Saft vorzieht.

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Zitat von "Zoltar"

    Es ist doch so gut wie unmöglich, einen zeitlosen Film zu schaffen, der Deiner Kritik widerstehen könnte.


    Das stimmt, aber noch einmal: Die Wertung war von Anfang an nicht mein Punkt. Es ging mir um die ungewöhnliche Leistung Burgess', etwas geschaffen zu haben, das tatsächlich zeitlos ist. Deine Gegenthese an dieser Stelle ist, für einen Filmregisseur sei das schwieriger als für einen Autor:

    Zitat

    Ein Buchautor (hier Burgess) hat hier, verglichen mit dem Regisseur (hier Kubrick) ein "leichtes" Spiel. Er läßt den Film in unseren Köpfen entstehen, wohlwissend, dass der "Regisseur" eines Films kaum ein ihm selbst "nicht-gefallendes" Werk produzieren, sein eigenes Konstrukt kaum kritisieren würde.


    Ich finde nicht, dass es schwieriger ist, optisch zeitlos zu sein als sprachlich. Es gibt eine Menge Texte, denen man ihre Entstehungszeit anmerkt. Sprache ist da ein ganz heikler Punkt, vor allem wenn es um Slang geht. Ich wüsste auf Anhieb niemanden, der dieses Problem so elegant gelöst hätte wie Burgess; schon gar nicht vor ihm.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Bartlebooth"

    (...) aber noch einmal: Die Wertung war von Anfang an nicht mein Punkt. Es ging mir um die ungewöhnliche Leistung Burgess', etwas geschaffen zu haben, das tatsächlich zeitlos ist.


    OK, jetzt ja... (ich führe gerade ein Selbstgespräch, bitte nicht beachten! :-)) Ich finde dieses Buch ebenfalls sehr gelungen, was die Sprache betrifft, also haben wir hier (leider vielleicht) Konsens.


    Zitat


    Ich finde nicht, dass es schwieriger ist, optisch zeitlos zu sein als sprachlich. (...) Ich wüsste auf Anhieb niemanden, der dieses Problem so elegant gelöst hätte wie Burgess; schon gar nicht vor ihm.


    Das hast Du auch Recht, WENN man keine Bücher und ihre Verfilmungen vergleicht! Da das aber anscheinend nur ein Missverständniss meinerseits ist, muss ich auch hier klein beigeben.


    Allerdings sinniere ich gerade über die Zeitlosigkeit: Meiner Meinung nach, spielen diese Klischees, die am Anfang der Diskussion standen, keine allzu wichtige Rolle. Warum? Weil ich durchaus einem bedeutenden Werk (egal, welcher Art) seine Anachronismen "verzeihen" kann, wenn nur seine eigentliche Aussage universell, bewegend, irgendwie von Bedeutung ist.


    Das hat freilich nichts mehr mit Burgess hervorragendem "Clockwork Orange" zu tun. Sprachlich Meisterhaftes im SF-Genre ist wirklich nicht einfach zu finden: Vielleicht einige Werke von Lem? Oder Strugatzkis "Picknick am Wegesrand"? Nein, so umfassend ist die sprachliche Basis bei den drei Autoren auch nicht. Ich kenne auch ein Werk von Alfred Bester ("Tiger, Tiger!"), wo ich interessante Visualisierung DES TEXTES gesehen habe. Das hat aber wiederum nichts mit Burgess zu tun...


    Was kannst Du denn empfehlen, wenn es um Sprache (Slang) in der SF geht?

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo Zoltar,


    Zitat von "Zoltar"

    Das hast Du auch Recht, WENN man keine Bücher und ihre Verfilmungen vergleicht! Da das aber anscheinend nur ein Missverständniss meinerseits ist, muss ich auch hier klein beigeben.


    Das habe ich jetzt nicht verstanden. Was darf ich warum nicht vergleichenn? Und wo ist das Missverständnis?


    Zitat von "Zoltar"

    Weil ich durchaus einem bedeutenden Werk (egal, welcher Art) seine Anachronismen "verzeihen" kann, wenn nur seine eigentliche Aussage universell, bewegend, irgendwie von Bedeutung ist.


    Da stimme ich dir auch zu. Ein Text, der sprachlich weniger innovativ ist als der von Burgess, muss keineswegs automatisch schlecht sein. Ich wollte mit meinem Einwurf nur der hier mehrfach geäußerten Kritik ausgerechnet an Burgess' Sprache begegnen.


    Zitat

    Sprachlich Meisterhaftes im SF-Genre ist wirklich nicht einfach zu finden


    Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus. Ich habe ja noch dazu den Nachteil, dass mein Russisch so schlecht ist, dass ich unmöglich Samjatin oder die Strugazkijs im Original lesen kann. Polnisch kann ich gar nicht und so bin ich - anders als du - auch bei Lem auf die Übersetzungen angewiesen. Nach den Übersetzungen zu urteilen hat Lem mE seine Stärken aber woanders.
    Ziemlich gut finde ich Karel Capek, den ich aber auch nicht im Original lesen kann. Der Krieg mit den Molchen ist (vielleicht weißt du es) in einer Art Collagetechnik geschrieben, was natürlich auch eine sehr variantenreiche Sprache erlaubt. Das ist wirklich sehr gut.


    Bei der amerikanischen SF kenne ich mich sehr schlecht aus. ich versuche da permanent Lücken zu schließen, aber bis ich da wirklich einen Überblick habe, das kann noch ein wenig dauern (ich lese ja nicht nur SF). Insgesamt sehr gern mag ich hier Philip K. Dick, aber ich kann auch bei ihm nicht sagen, dass er mich unbedingt sprachlich fasziniert.
    Ohne jemals etwas von ihm gelesen zu haben, bin ich sehr gespannt auf J.G. Ballard und könnte mir hier von den Plots her vorstellen, dass er sich sprachlich etwas einfallen lassen muss, um den Leser bei der Stange zu halten.
    Ich kann dir leider auch beim Thema Slang keine wirklich befriedigendere Antwort geben. William Gibson, bei dem ich es thematisch am wahrscheinlichsten fände, Sprachexperimente zu finden, hat hier keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen (ich habe allerdings außer Newromancer bisher nur ein paar Kurzgeschichten gelesen.


    Französisch lese ich auch im Original, aber die Franzosen haben meines Wissens keine nennenswerte neuere SF hervorgebracht (vielleicht schlummern hier ungehobene Schätze) und Verne oder Renard finde ich sprachlich nicht weiter erwähnenswert.


    Bei den Deutschen hat Paul Scheerbart eine zwar sehr charakteristische, aber wahrlich keine sehr schöne Sprache.


    Herzlich, B.

  • Zitat von "Bartlebooth"


    Das habe ich jetzt nicht verstanden. Was darf ich warum nicht vergleichenn? Und wo ist das Missverständnis?


    Hallo Bartlebooth!


    Entschuldige, bitte, das Ganze passiert immer dann, wenn ich Chaote im Telegraphenstil doziere. Mit der von dir zitierten "Aussage" von mir meinte ich, dass beim Vergleich Buchoriginal-Verfilmung die zweite immer im Nachteil ist. Treffend argumentiertest du dann, dass es dir eigentlich nicht darum ging, sondern um den Vergleich von Burgess mit anderen Schriftstellern. Das war das Missverständnis meinerseits, das ich meinte.


    Zitat


    Ich wollte mit meinem Einwurf nur der hier mehrfach geäußerten Kritik ausgerechnet an Burgess' Sprache begegnen.


    Siehe oben.


    Zitat

    Nach den Übersetzungen zu urteilen hat Lem mE seine Stärken aber woanders.


    Eben. Und ich kann dich etwas beruhigen: Die Übersetzungen sind gar nicht mal soo schlecht, wenn einem bewußt wird, wie farbig und verschnörkelt Lems Polnisch ist.


    Zitat


    Ziemlich gut finde ich Karel Capek, den ich aber auch nicht im Original lesen kann. Der Krieg mit den Molchen ist (vielleicht weißt du es) in einer Art Collagetechnik geschrieben, was natürlich auch eine sehr variantenreiche Sprache erlaubt. Das ist wirklich sehr gut.


    Bin gerade an "Der Meteor" dran (doch nicht im Original). Andere Werke des Autors harren noch der Dinge, die da kommen mögen... :redface: An amerikanischen Autoren könnte vielleicht Samuel R. Delany von Interesse sein: Sein "Babel-17" widmet sich gezielt den Problemen der Sprachwissenschaften . Immerhin wurde das Buch mit NEBULA ausgezeichnet (was jetzt hier aber kein Hinweis auf besondere sprachlichen Qualitäten des Buches ist).


    Zitat


    Ohne jemals etwas von ihm gelesen zu haben, bin ich sehr gespannt auf J.G. Ballard und könnte mir hier von den Plots her vorstellen, dass er sich sprachlich etwas einfallen lassen muss, um den Leser bei der Stange zu halten.


    Da man natürlich nicht nur SF lesen kann, sind einem Autoren wie Ballard sehr willkommen. Sein "Der Tag der Schöpfung" hat mir gut gefallen, weil es eben nicht so Mainstream ist. Eher Phantastik, als SF. Von besonderen sprachlichen Variationen habe ich aber damals nichts mitbekommen.


    Zitat


    William Gibson, bei dem ich es thematisch am wahrscheinlichsten fände, Sprachexperimente zu finden, hat hier keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen


    Ging mir leider auch nicht anders. Heutzutage finde ich seine mit technischen Begriffen überpuderte Sprache wenig beeindruckend, um nicht zu sagen: langweilig. Wenn ich das Gefühl bekomme, ICH könnte einen Text auch so schreiben, ist natürlich jeder Zauber, auch der virtuelle, dahin.


    Zitat


    Bei den Deutschen hat Paul Scheerbart eine zwar sehr charakteristische, aber wahrlich keine sehr schöne Sprache.


    Danke für den Tipp! Immerhin ein deutscher Autor...


    Gruß,


    Zoltar

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

  • Hallo Zoltar,


    Uiii, Scheerbart ist aber nicht jedermanns Sache. Lies da erstmal rein, bevor du dir's kaufst. Sein bekanntestes Buch ist Lesabéndio. Sehr gut finde ich weiterhin Die große Revolution und auch einige der Astralen Novelletten. Scheerbart ist eine ganz skurrile Gestalt der Berliner Bohème Anfang des 20. Jahrhunderts.
    Mein liebster deutscher SF-Roman ist bisher immer noch Franz Werfels Stern der Ungeborenen, für den ich hier gerne noch einmal Werbung mache.
    Delaney ist vermerkt. Es gibt doch auch noch ein Buch von Ursula LeGuin, das sich explizit mit Sprache beschäftigt. ich habe nur gerade den Titel vergessen. Vielleicht kannst du mir ja auf die Sprünge helfen.


    Zitat

    Mit der von dir zitierten "Aussage" von mir meinte ich, dass beim Vergleich Buchoriginal-Verfilmung die zweite immer im Nachteil ist.


    Das würde ich so allgemein nicht unterschreiben. Ein Film ist nur dann im Nachteil, wenn er sich sehr eng an die Buchvorlage hält. Ich bevorzuge bei Literaturverfilmungen ganz klar Textferne.


    Herzlich, B.