Edward. M. Forster - Wiedersehen in Howards End

Es gibt 78 Antworten in diesem Thema, welches 16.028 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Hallo,


    heute beginnt die Leserunde zu Wiedersehen in Howards End, von Edward. M. Forster und ich bin schon sehr gespannt.


    Kurzbeschreibung: Edward M. Forster: Wiedersehen in Howards End


    England zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs: In Howards End, nicht weit von London entfernt, liegt das Landhaus der Familie Wilcox. Hier kommt es zu einer Affäre zwischen Paul, dem jüngsten Sohn der Familie, und Helen Schlegel, die nur kurz zu Besuch ist. Doch die gegenseitige Anziehung währt nicht lange, denn schon bald merken die beiden, dass sie eigentlich nicht zueinander passen. Während Paul in der Tradition seiner nüchternen, tatkräftigen Familie steht, ist Helen die feinfühlige, kultivierte Tochter eines deutschen Idealisten und einer Engländerin. Doch auch wenn ihre Liaison nur von kurzer Dauer ist, so kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Nach dem Tod seiner Frau freundet sich Pauls Vater, Mr Wilcox, mit Helens Schwester Margaret an. Gegen den Willen der beiden Familien heiraten sie schließlich. Schon bald kommt es jedoch zum Eklat, als Margaret die nach einem Aufenthalt in Deutschland schwanger zurückkehrende Helen ins Landhaus der Familie Wilcox aufnehmen will. Das Haus in Howards End wird zu einem Mikrokosmos der Intrigen, verletzten Gefühle, des Misstrauens –- und schließlich der Versöhnung.


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    Mit dabei sind:
    ClaudiaD.-M.
    creative
    Pensiero
    Claudi
    Saltanah
    Valentine
    Germa
    Heidi Hof
    Sunflower
    tina


    So ich hoffe ich habe niemanden vergessen und freue mich schon auf unsere Eindrücke auf dieses Buch.
    Liebe Grüße Tina

  • Hallo ihr Leseratten,


    ich mach mal den Anfang:


    Gelesen habe ich eben bis Seite 48 in meiner SZ-Bibliothek-Ausgabe.
    Mein erster Eindruck ist gut. Ich finde den Schreibstil sehr gut und teilweise sogar witzig, was ich gar nicht erwartet habe.
    Z.B. die Szene mit dem Schirm, als Helen den Begleiter von Margaret durch ihren unbedachten Kommentar über den Zustand des Schirms vergrault. :totlach:


    Und einen besonders schönen Satz habe ich auf Seite 34 gefunden als Onkel Ernst sagt:
    "Ihr benützt den Verstand, aber ihr pflegt ihn nicht mehr."
    Na, das kann uns im Forum ja nicht passieren, oder? :zwinker:


    Bin auf eure ersten Eindrücke gespannt.


    Lg
    Germa

  • Hallo Zusammen!


    Ich werde erst heute Abend zum Lesen kommen, tagsüber muss ich noch Böll lesen. Und da ich über`n Tag fitter bin, habe ich es so herum gewählt :zwinker::winken:

  • Eine Bitte gleich am Anfang:
    Bitte gebt beim Zitieren/Spoilern nicht nur die Seiten- sondern auch die Kapitelzahl an. Ich lese Howards End auf englisch und kann daher mit euren Seitenzahlen nur bedingt etwas anfangen.
    Ich bin noch mit mir am ringen, ob ich zuerst die Introduction lesen oder gleich mit dem Text beginnen soll.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo Salthana,


    mein Beitrag bezog sich auf Kapitel V und Ende Kapitel IV (Onkel Ernst).


    Hut ab, vor der englischen Lektüre. :engel:

  • Hallo!


    Ich habe auch heute gleich begonnen und bin bis Kapitel 4 vorgestoßen. Es liest sich ganz wunderbar.
    Leider muss ich gleich mal bemängeln, dass im Klappentext (ich habe ebenfalls die SZ-Ausgabe) meiner Meinung nach viel zu viel verraten wird und somit eigentlich der ganzen Geschichte die wenige Spannung, die wohl vorhanden sein dürfte, nimmt. Schade! :grmpf:


    Hat eigentlich jemand den Film schon gesehen??

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich bin inzwischen bis Kapitel VIII gekommen.


    In meinen verschiedenen Literaturgeschichten habe ich über Forster folgendes rausgefunden:


    Er hat sich besonders in seinen Romanen mit dem Gegensatz von philisterhaften, nach außen orientierten Menschen und den künstlerischen Menschen, die eher nach Innen orientiert sind beschäftigt. Er versucht aufzuzeigen, dass der Kontakt von Mensch zu Mensch diese Gegensätze überbrücken kann.


    Ich finde genau dieser Sachverhalt wird in diesem Roman deutlich.
    Mrs Munt und Leonard Bast gehören für mich zur ersten Sorte und Helen und Margaret zur zweiten. Im Gespräch zwischen Margaret und Mrs Munt in Kapitel VII wird dies deutlich. (S. 68/69)
    Margaret kritisiert die Lebensweise Leonards ohne es zu wissen.


    Bin auf eure Eindrücke zum Buch gespannt!


    Lg
    Germa

  • Ich bin heute nur bis zum 5. Kapitel vorgestoßen, ich glaube, mich hat eine kleine Erkältung erwischt.
    Mein erster Eindruck ist sehr gut, muss man doch wieder genau zwischen den Zeilen lesen, um vieles mitzubekommen und zu verstehen. Das mit den Bahnhöfen fand ich sehr gut beschrieben, die Tore aus der Welt und in eine andere Welt. Es ist wieder ein Roman, nach Stolz und Vorurteil, mit sehr viel Feingefühl.

  • Ich habe den Klappentext gar nicht gelesen, sondern gleich den Schutzumschlag der SZ-Bib abgemacht, war wohl gut so ;)


    Leider bin ich erst bis Kapitel 2 gekommen, aber ich denke, das wird was mit mir und dem Buch :smile:


    Bin gespannt, wie sich die Sache weiterentwickelt, nachdem

    Zitat von "Spoiler Kap.2"

    Helen nach Tante Juleys Abreise mitgeteilt hat, dass die Sache mit Paul geplatzt ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo,


    ich habe bis Kapitel 5 gelesen und mir gefällt das Buch sehr gut. Ich mag den Humor, mit dem es geschrieben ist. Auch die Kleinigekeiten zum Detail, wenn etwas beschrieben wird.
    Ich mußte schmunzeln über die Familie Wilcox und ihrem Heuschnupfen. Ja jetzt kann ich noch lachen. Im Frühjahr bin ich dann wieder dran. Das finde ich dann nicht mehr so lustig.
    Auch gefallen hat mir am Ende von Kapitel 5:


    Zitat

    ".. wir hätten den jungen Mann ja ins Eßzimmer führen können. Da hängt nur der Majolika Teller - und der ist fest in der Wand verankert

    :breitgrins:
    Na, es geht doch nichts über anständige Vorurteile. :zwinker:


    Den Film habe ich mir bei Amazon bestellt, aber die Lieferzeit hat sich etwas verzögert. Ist aber nicht schlimm, da ich ihn sowieso erst nach dem Buch anschauen werde. Für mich sowieso ein absolutes Muß, als treuer Emma Thompson Fan.


    Liebe Grüße Tina

  • Arbeitsbedingt komme ich zwar kaum voran (Anfang Kap. 4), aber das Buch gefällt mir wieder sehr gut.
    Die Sprache ist genial, die Menschen und ihre Handlungen interessant, und die Erzählweise, in der der Autor deutlich sichtbar wird - schon im ersten Satz One may as well begin with Helen's letter macht er sich bemerkbar - sagt mir persönlich sehr zu.
    Wie Heidi fiel auch mir die Bahnhofsstelle positiv auf. Ich liebe Bahnhöfe und die theoretische Möglichkeit, dank ihnen die ganze Welt zu erforschen. Autobahnen können dieses Gefühl nicht vermitteln.


    Den Film habe ich gesehen, als er brandneu in die Kinos kam, also vor 12/13 Jahren. Daher habe ich nur noch vage Erinnerungen an ihn, weiß aber noch, dass er mir sehr gut gefallen hatte, und dass ich durch ihn Emma Thompson kennen und lieben gelernt hatte.
    Ich weiß auch noch sehr gut, in welchem Kino ich ihn gesehen hatte, nämlich "Röda kvarn" in Stockholm, einem wunderschönen, alten (1915) Kino ganz eingerichtet in rotem Samt und mit dem schönsten Vorhang aller schwedischen Kinos. Ein Traum! Und da ich noch nie in einem solchen Kino gesessen hatte, hat mich die Umgebung fast noch mehr beeindruckt als der Film. Leider wurde es letzten November endgültig geschlossen. :sauer:


    Auch das Buch habe ich schon einmal gelesen. Da das aber kurz vor oder nach dem Kinobesuch stattfand, kann ich mich auch daran nicht mehr deutlich erinnern.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "creative"


    Leider muss ich gleich mal bemängeln, dass im Klappentext (ich habe ebenfalls die SZ-Ausgabe) meiner Meinung nach viel zu viel verraten wird und somit eigentlich der ganzen Geschichte die wenige Spannung, die wohl vorhanden sein dürfte, nimmt.


    Das habe ich mir auch gedacht. Trotzdem bin ich schon ganz verliebt in das Buch, obwohl ich erst bis Kapitel vier gekommen bin. Ich finde den Schreibstil und die Atmosphäre, in dem die Handlung spielt einfach wunderbar. Außerdem mag ich Helen bisher ganz besonders. Als sie beschreibt, wie sie in die Wilcox'sche Welt eintaucht, fühlte ich mich irgendwie verbunden mit ihr. Sie sagt ja, dass sie modernes Denken wie Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht aufgibt bzw. das alles immer mehr zu leeren Floskeln für sie werden. Im ersten Moment fühlt man sich als Frau da natürlich unangenehm berührt, aber manchmal kann man es sich damit auch einfacher machen. Und Helen fühlt sich anscheind so wohl in der "Welt der Männer", dass sie sich da auch aufgehoben fühlen kann. Aber ich denke, das wendet sich noch. Bin ja noch ganz am Anfang.


    Den Film kenne ich noch nicht, werde ihn aber bestimmt schauen wollen.


    Und was ist bitte eine Teemaschine? Auch nicht verstanden habe ich in der Szene mit den Bahnhöfen, was mit den Kellnern gemeint war, die in Berlin arbeiten? Berlin in Deutschland. Pendeln die von England??


    LG
    Claudi

  • Bin gerade bei Kapitel X und finde den ironischen Ton von Forster toll.


    Es ist wirklich verwunderlich, dass Margaret schon damals, den Konsum und die Entfremdung von der Religion zur Weihnachtszeit kritisiert. Ich dachte immer, dass wäre damals noch nicht der Fall gewesen und erst eine Erscheinung der heutigen Zeit.


    Jetzt aber wieder in meine Leseecke und weiter :lesen:

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo!


    Ich bin mittlerweile bei Kapitel VII angelangt und mir gefällt es auch immer besser. Ich habe jetzt Leonard Bast kennen gelernt, der ist ja wirklich eine armselige Kreatur! Ich schätze mal, dass er von einem alten Adelsgeschlecht abstammt, das wohl vor einigen hundert Jahren noch Macht und Reichtum besessen hat, und jetzt nur noch den Namen. Es ist ja sehr traurig, wie er "dazugehören" will und sich trotzdem irgendwie seinem moralischen Gewissen verpflichtet fühlt. Recht viel hat man ja noch nicht erfahren von seiner Vergangenheit (bzw. der Vergangenheit seiner Jacky), da bin ich schon sehr gespannt!


    Aufgefallen ist mir wie immer wieder erwähnt wird, dass für die Schlegel-Schwestern (die sich selber ja nichtig vorkommen) die Familie Wilcox das "Ideal" darstellt, für Leonard Bast hingegen die Schlegel-Familie "die Fäden in der Hand hat".


    Die Diskussion über Kunst (Musik/Malerei) fand ich sehr aufschlussreich. Sicherlich gibt es da Parallelen, aber alles unter den Decknamen "Kunst" in einen Topf zu werfen?


    PS: Ich werde jetzt eine kurze Auszeit von diesem Buch nehmen, ich muss unbedingt die letzten 100 Seiten von "Stolz und Vorurteil" lesen, denn diese beiden Bücher vertragen sich überhaupt nicht. Mir kommen schon die Personen durcheinander!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich bin bei Kapitel IX.


    Die Gegensätze der verschiedenen Lebenswelten von Mrs. Munt, den Schlegel-Schwestern und Leonard Bast fand ich in der Konzertszene wunderschön herausgearbeitet.


    Am sympathischsten finde ich bislang Helen mit ihrer unbekümmerten Art. Als sie einmal so konfus daherredet, tausend Dinge in einen Satz packt und darüber ihr eigentliches Thema vergisst, musste ich mich ein wenig an die eigene Nase fassen ;)


    Auf Näheres zu Mr. Bast bin ich auch schon gespannt, er lebt ja in ziemlich heruntergekommenen Verhältnissen. Und diese Jacky :entsetzt:


    Eine Parallele ist mir aufgefallen, nämlich die zerbrochenen Bilderrahmengläser, einmal bei Mr. Bast und einmal in einer Szene mit den Schwestern (war es bei Margarets Besuch bei Mrs. Wilcox)?


    Die arme Mrs. Wilcox tat mir ein wenig leid, als sie in die intellektuelle Gesellschaft bei den Schlegels eingeladen wurde...


    Margaret kommt mir ein bisschen verklemmt vor, wie sie wegen Helens kleiner Affäre mit Paul jeden Kontakt zu den Wilcox' vermeiden will. Aber sie musste sich ja auch schon dafür entschuldigen :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zitat von "Valentine"

    Margaret kommt mir ein bisschen verklemmt vor, wie sie wegen Helens kleiner Affäre mit Paul jeden Kontakt zu den Wilcox' vermeiden will. Aber sie musste sich ja auch schon dafür entschuldigen :breitgrins:


    Ich würde eher sagen, dass Helen für die Zeit ein wenig zu frei war, und Margaret versucht zwischen gesellschaftlichen Pflichten und ihrer Schwester auszugleichen. Sie steht quasi zwischen zwei Stühlen :zwinker:

  • Zitat von "Heidi Hof"

    Ich würde eher sagen, dass Helen für die Zeit ein wenig zu frei war, und Margaret versucht zwischen gesellschaftlichen Pflichten und ihrer Schwester auszugleichen. Sie steht quasi zwischen zwei Stühlen :zwinker:


    Jaja, das verstehe ich schon, aber den Brief fand ich trotzdem ziemlich fies :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bin von Seite zu Seite mehr beeindruckt von Forsters bildlicher Sprache.
    Auf Seite 116/Kapitel 12 beschreibt er die Eindrücke, die Freundschaften hinterlassen mit folgenden Worten:


    " Die kleine Welle hatte keine Spuren hinterlassen, die große hatte ihr ein wenig Strandgut aus einer unbekannten Welt vor die Füße gespült. "


    Einfach und doch ganz treffend!

  • Zitat von "Germa"

    Es ist wirklich verwunderlich, dass Margaret schon damals, den Konsum und die Entfremdung von der Religion zur Weihnachtszeit kritisiert. Ich dachte immer, dass wäre damals noch nicht der Fall gewesen und erst eine Erscheinung der heutigen Zeit.


    Das ist mir auch aufgefallen. Nix gute alte Zeit :breitgrins:


    Ich bin gestern leider nicht sehr viel weitergekommen, aber das Buch gefällt mir bislang sehr gut, eine schöne Sprache, viele kleine, sehr ansprechend formulierte Gedanken am Rande...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen