Lukian von Samosata - Wahre Geschichten

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    Im Zuge meiner literarischen Recherche nach den Ursprüngen der SF-Literatur (s. hier), wurde ich auf die "Wahre Geschichten" von Lukian aufmerksam gemacht.


    Zu diesem kleinen Buch wurde schon sicherlich immens viel ausgesagt. Daher werde ich mich nur ganz kurz mit dem Inhalt der Geschichte befassen und anschließend auf einige Elemente eingehen, die die Bedeutung des Werkes für die Entwicklung der phantastischen Literatur hervorheben.


    Zum Inhalt: Lukian setzt sich selbst als Erzähler eines Reiseberichtes ein - Getrieben von Abenteuerlust und Neugier auf das Unbekannte, bricht er mit 49 Gleichgesinnten auf die Reise durch die Weiten des Westlichen Ozeans jenseits der Säulen des Herakles auf. Dort bereist er fremde Länder und erlebt schließlich eine phantastische Reise, die ihn und die Besatzung seines Schiffes bis zum Mond, der Sonne, der Venus und wieder zurück zur Erde führt. Ähnlich wie Odysseus wird er dabei eher passiv durch die zahlreichen Götter, Halbgötter und Heroen der griechischen Mythologie in ihre Ranken, Kriege und Machenschaften verstrickt. Mehrmals entkommt er nur knapp einem grausamen Tod, monatelanger Gefangenschaft oder auch einer Verzauberung, bis er letztendlich die Nähe seines Heimatlandes erreicht.


    Warum ist nun Lukians "Wahre Geschichten" für das Genre wichtig? Nun, obwohl es eindeutig eine Satire ist, enthält es bereits so gut wie alle Elemente, die viel später auch in der SF reichlich Anwendung fanden. Erwähnt werden z. B. fremde Wesen, die teilweise recht genau beschrieben werden sowie eine Reise durch das Sonnensystem mit Informationen über die Bewohner weit entfernter Sterne. Das aus meiner Sicht bedeutendste an Lukians Lügengeschichte ist jedoch, dass der Autor es teilweise versucht, eine pseudo-wissenschaftliche Erklärung für das Erlebte zu liefern. Sei es, dass er sich auf die Autoritäten anerkannter Philosophen und Reisender seiner Zeit beruft (die von ihm jedoch stets sehr geschickt kritisiert und lächerlich gemacht werden), sei es, dass er die Ursachen irdischer Phänomene "erklärt", OHNE die Götter zu bemühen.


    Abschließend kann ich nur betonen, dass mir die "Reife" der "Wahren Geschichten", ihre schriftstellerische Güte sozusagen, sehr gefiel. Die Lektüre war nicht nur vergnüglich, sondern auch, vermutlich Dank der modern wirkenden Übersetzung von Manuel Baumbach, die mit einigen Fußnoten, einem Namensregister und einem erklärenden Nachwort versehen ist, ohne größere Verständnisprobleme zu bewältigen. Ein Vergleich mit einer älteren polnischen Übersetzung zeigte mir deutlich, dass der Versuch, Lukians Geschichte mit einer antiquierten Sprache wiederzugeben, als nicht gelungen anzusehen ist.


    Ich vergebe: 4ratten

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()