A.J. Jacobs - Britannica & ich

Es gibt 32 Antworten in diesem Thema, welches 10.414 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alice.

  • Hi!


    Mir hat das Buch gut gefallen, aber ich verstehe, wenn man sich über Jacobs und seinen Stil aufregen kann. Wenn ich das Buch in anderer Stimmung gelesen hätte, wäre mein Urteil vielleicht näher an dem nimues gewesen. Aber so hatte ich Spass. :smile:


    Inhalt:
    A.J. Jacobs merkt im Alter von etwa 35 Jahren, dass sein Hirn langsam zu verkalken beginnt und er kommt sich schrecklich dumm vor. Dem möchte er abhelfen, indem er sich das gesamte Wissen der Menschheit aneignet. Er will deshalb die Ecyclopædia Britannica von vorne bis hinten lesen. 33 000 Seiten, 44 Millionen Wörter. Sein Umfeld hält das für eine verrückte Idee – ausser sein Vater, der dasselbe auch schon versucht hat, aber nur bis «Borneo» kam. Jacobs stürzt sich in das Abenteuer und beobachtet die Auswirkungen des Lexikon-Lesens auf sich selber und seine Mitmenschen. In «Britannica & ich» berichtet er über dieses Experiment.


    Meine Meinung:
    Beim Lesen dieses Buches habe ich mir – wie der Autor – einen Haufen unnützes Wissen angeeignet. Nur musste ich dafür nicht ein Jahr lang lesen (wie er) und ich habe mich wahrscheinlich auch besser amüsiert als Jacobs.


    Die kuriosen Fakten, die in der Britannica stehen, und die Jacobs immer wieder einstreut, tragen aber nur einen Teil der Unterhaltung bei. Einen anderen Teil steuern sein Vater und sein Schwager Eric bei. Die beiden sind äusserst intelligent und entweder seltsam, aber lustig (A.J.s Vater) oder symphatisch-klugscheisserisch (Eric). Die Beschreibungen der Jacobsonschen Verwandtschaft verleihen dem Buch die Würze. Ganz zu Recht dankt der Autor am Ende seiner Familie, dass er sie so beschreiben durfte, wie er sie sieht. Dabei erhält man Einblicke in Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die nicht jeder gerne von sich veröffentlicht sehen würde.


    Jacobs schont auch sich selbst keineswegs und verrät etwa, dass er sich Kind für den klügsten Jungen der Welt hielt. Und auch sonst übt er wenig Zurückhaltung, wenn er aus seinem eigenen Nähkästchen plaudert. Man hat einen leicht verschrobenen Menschen mit dem Hang zur Selbstdarstellung vor sich. Trotzdem wirkt er symphathisch – vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil ich mich ein paar Mal in ihm erkannt habe.


    Seine Idee, die Britannica von A bis Z zu lesen, und was daraus alles entstanden ist, wirkt leicht ansteckend und ich habe während des Lesens tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, mir a) so ein Lexikon zuzulegen und es b) tatsächlich auch durchzulesen. Nicht, dass man davon tatsächlich klüger wird – das beweist Jacobs in seinem Buch hinreichend –, aber offenbar stehen in der Britannica ab und zu sehr kuriose Fakten. Ein Beispiel: Laut Britannica soll sich der zweite Präsident der Vereinigten Staaten, John Adams, nach seinem Rückzug aus der Politik jeden Morgen «über die Grösse seines Misthaufens gefreut» haben. Sowas macht neugierig und ich frage mich, wie viele solcher Schätze sich noch in dem Werk verstecken. Trotzdem werde in den nächsten Jahren noch nicht in Jacobs' Fussstapfen treten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben...


    Fazit:
    «Britannica & ich» ist ein gut gelungenes Unterhaltungsbuch mit hohem Spassfaktor, das sich gut «Zwischendurch» oder auch im Urlaub lesen lässt.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Seine Idee, die Britannica von A bis Z zu lesen, und was daraus alles entstanden ist, wirkt leicht ansteckend und ich habe während des Lesens tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, mir a) so ein Lexikon zuzulegen und es b) tatsächlich auch durchzulesen. Nicht, dass man davon tatsächlich klüger wird – das beweist Jacobs in seinem Buch hinreichend –, aber offenbar stehen in der Britannica ab und zu sehr kuriose Fakten.


    Ach du lieber Himmel! Mir geht es schon beim mittelmäßigen Wikipedia immer so: wenn ich einmal etwas (kurz) nachschauen möchte, verheddere ich mich dermaßen, dass ich mich hinterher oft frage, was ich eigentlich ursprünglich wissen wollte... :rollen: Sozusagen vom Hölzchen zum Stöckchen.


    Die kuriosen Fakten der Britannica würden mich allerdings auch sehr reizen - aber nein, ich versuche es gar nicht erst mir die Ecyclopædia zuzulegen, wahrscheinlich würde ich auf Jahre verschwinden.
    Dennoch finde ich so ein Projekt wie Jacobs´ gar nicht so abwegig... Oder? Das wäre es doch mal: eine kleine Leserunde zur Ecyclopædia Britannica! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Dennoch finde ich so ein Projekt wie Jacobs´ gar nicht so abwegig... Oder? Das wäre es doch mal: eine kleine Leserunde zur Ecyclopædia Britannica! :breitgrins:


    Also mich würde dann der Krünitz viel mehr reizen. :winken:
    Der ist viel umfangreicher (242 Bände!).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Ich habe die Bertelsmann Lexikothek in 15 Bänden zu Hause und die würde mir schon reichen. :winken:


    Die habe ich auch - in zwei verschiedenen Auflagen. :winken: :zwinker:
    Der Krünitz hat den Vorteil, daß er den Vollständigkeitsdrang hatte. Da sind dann sowohl Polizeiverordnungen als auch Vorschriften zum Baumbeschnitt Teil der Enzyklopädie geworden.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Die habe ich auch - in zwei verschiedenen Auflagen. :winken: :zwinker:


    Na dann können wir schon starten. :breitgrins:


    Mein Freund hat mich gefragt ob ich nicht ganz dicht bin, als er den Preis dafür gehört hat, aber ich finde die Bücher sind das Geld allemal wert.


    Katrin

  • Na dann können wir schon starten. :breitgrins:


    Was interessant wäre (es gab mal kürzlich irgendwo einen Reprint davon): eine Lektüre der ersten Auflage der Britannica.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

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    A.J. Jacobs
    [size=11pt]Britannica & ich[/size]

    Von einem, der auszog, der klügste Mensch der Welt zu werden
    (OT: The Know-it-All)
    432 Seiten
    List Verlag
    Taschenbuch


    Klappentext:
    33 Tausend Seiten, 44 Millionen Wörter, 10 Milliarden Jahre Geschichte - und 1 Mann, besessen von dem Wunsch, das Wissen der Welt zu erobern. A.J. Jacobs macht sich auf, die Encyclopaedia Britannica von A bis Z zu lesen: Goethe und Pythagoras, die Auster und ein Pantoffeltier, alles wird angeschaut und mit geistreichen Kommentaren versehen. Britannica & ich ist die Geschichte eines tollkühnen Unternehmens.


    Meine Meinung:
    Das Buch besteht aus einzelnen Beiträgen, die wie in einem Lexikon aufgebaut sind. Jacobs nimmt einzelne Stichworte der Britannica heraus und beschreibt seine Gedanken dazu. Die einzelnen Beiträge sind meistens relativ witzig, wirken aber auch oft bemüht oder sinnlos. Häufig schweift er ab und schreibt von seiner Familie, bevorzugt von seinem Vater oder seiner Frau und ihren Bemühungen ein Kind zu zeugen…
    Seine Begegnungen mit Menschen, die ebenfalls versucht haben die Britannica zu lesen, Genies oder seine Teilnahme an der amerikanischen Version von “Wer wird Millionär” sind wirklich interessant, bzw. lustig, aber viele Kommentare hätte er sich sparen können.
    Im Großen und Ganzen ist es eine nette Lektüre für Zwischendurch, die ein paar Fakten der Kategorie “Unnützes Wissen” vermittelt, aber ich hatte mehr erwartet. Man bekommt durchaus Lust einige der Stichworte selbst nachzuschlagen, aber man muss es nicht gelesen haben. “Lernen macht Spaß”, das ist die Kernaussage, wer aber interessante (und vor allem brauchbare) Fakten erwartet sollte zu der Britannica selbst greifen.

    3ratten

  • Es gibt offensichtlich noch kaputtere Typen. Da hat einer das 20-bändige Oxford English Dictionary (OED) gelesen (link).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001


  • Es gibt offensichtlich noch kaputtere Typen. Da hat einer das 20-bändige Oxford English Dictionary (OED) gelesen (link).


    Sobald ich mein Fremdwörterbuch gefunden habe, werde ich den Artikel lesen und vielleicht auch verstehen. :breitgrins: Auf Ideen kommen die Leute ...

  • Ich habe wohl das Glück gehabt, dass ich das Buch gerade jetzt zu einer Zeit gelesen habe, in der ich selber mein Gehirn gerne mit noch so unnützem Wissen vollpumpe. Von daher war mir Herr Jacobs mit seiner Idee direkt sympathisch. Dabei bin ich eigentlich nur auf "Britannica & ich" gekommen, weil ich einen Bericht über sein neueres Buch "Die Bibel & ich" gesehen hatte und neugierig wurde. Ersteres fand zufälliger Weise auch als erstes den Weg in mein Bücherregal und ist nun von mir mit Genuss gelesen worden :breitgrins: Mir gefällt sein Humor richtig gut, und ich war auch zum Schluss hin ganz und gar nicht genervt davon. Ich habe mich sogar sehr bei seinen Schilderungen, vor allem wie er sich vor anderen Menschen mit seinem Halbwissen zum Trottel macht, amüsiert. Gleichzeitig hätte ich nicht gedacht, dass es so viel Spaß macht auf 400 Seiten einem anderen Menschen beim Lesen "zu zusehen", aber hier hat es irgendwie geklappt. A.J. Jacobs untermalt seine Erfahrungen mit der Britannica dabei mit seinem Familienleben, und da kann man richtig schön mit ihnen - vor allem mit seiner Frau - mitfühlen, wie es sein muss, mit einem zusammen zuleben, der von einem Lexikon besessen ist und dazu auch noch der größte Besserwisser der Welt zu sein scheint.


    Das Buch hat mir richtig Spaß gemacht und ich freue mich schon auf den Nachfolger - in dem er sich an die Bibel heranwagt :klatschen:
    4ratten

    ~ The world is quiet here ~

  • Nachdem ich bereits die anderen Bücher von Jacobs gelesen habe ("Die Bibel & ich"; "Saufit"; "Mensch, bist du dick geworden!") und mir seine Selbstversuche immer gut gefallen haben, habe ich nun auch sein erstes Werk gelesen. Leider muss ich sagen, dass mich dieses am wenigsten unterhalten hat. Das mag am Thema liegen. Bei seinem Versuch, ein Jahr nach der Bibel zu leben, hat man beispielsweise Einblicke in verschiedene Religionsgemeinschaften bekommen. Bei "Britannica & ich" trifft er sich zwar auch mit einigen Leuten und unterhält sich über Quizshows, Wissen und Intelligenz, aber irgendwie hat mir das gewisse Etwas gefehlt.

    Die Idee, die komplette Encyclopaedia Britannica durchzulesen, fand ich interessant. 33000 Seiten liest man nicht mal eben so nebenbei. Auch die Anekdoten über seinen Papa brachten mich zum Schmunzeln.

    Doch der Aufbau des Buches (nach alphabetischen Begriffen gegliedert), hat meinen Lesefluss gestört. Manche Begriffe erläutert Jacobs mit Fakten aus der Britannica und ist dabei bemüht, witzige Geschichten zu finden. Andere Begriffe werden nur als Rahmen für persönliche Erlebnisse benutzt. Das schöne daran: Er nimmt sich selbst nicht zu ernst.

    Alles in allem ein teils langatmiges, teils unterhaltsames Buch, so dass ich insgesamt 3ratten vergebe.

  • Insgesamt liest sich A.J. Jacobs Buch dann doch etwas flüssiger als die gesamte Britannica, denn immerhin hat es so etwas wie Zusammenhang und sogar ein wenig "Handlung" - das Jahr, in dem Jacobs das Buch liest, stellt doch einen gewissen (kleinen)Wendepunkt in seinem Leben dar.

    Interessant fand ich eigentlich noch nicht einmal die "Lesehandlung" per se,sondern die Fragen über "Klugheit", die sie aufwirft und auch teilweise beantwortet (ob direkt oder indirekt..) und den Blick auf zumindest ein gewisses Segment der amerikanischen Gesellschaft.


    Auch dem Autor selbst wird am Ende wenigstens im Ansatz klar, dass das Anhäufen von (beliebig gewichtetem) Wissen nicht seine "Intelligenz" verbessern kann, eine gewisse Basis an "Wissen" und vor allem das Interesse daran (aus den naturwissenschaftlichen Teilen hat er anscheinend herzlich wenig "mitgenommen".. ;)) aber durchaus zu mehr Nachdenken und Schlüssen daraus führen kann. Die ständig wiederkehrende Motivation, auf Partygesprächen mit kuriosen Fakten glänzen und damit andere "übertrumpfen" zu können, nervt allerdings ein wenig und wirkt naiv und etwas.. kindlich. Erträglich bleibt das Ganze dann meist durch den recht ehrlichen Blick des Autors auf sich selbst und seine familiären Minderwertigkeitskomplexe - den dargestellten Wert von "Bildung" aber lässt es doch in einem etwas eigenartigen Licht erscheinen.. ^^


    Auch einige "Spezialisten" kommen im Laufe des Buches zum Thema "Wissen, Bildung und Intelligenz" zu Wort - leider werden dabei diese Begriffe und deren Sinnhaltigkeit kaum differenziert und ich war mir als Leser auch ständig unsicher ob der jeweils korrekten Übersetzung: Ist es doch ein großer Unterschied, ob jemand annimmt, eine umfassende Lexikonlektüre habe Einfluss auf sein Faktenwissen, seine Bildung oder seine Intelligenz - und was bitte ist dann "Klugheit", der Begriff, der in der deutschen Ausgabe meistens verwendet wird?? Insofern würde es mich wirklich interessieren, einen Blick in die Originalausgabe zu werfen.


    Unter den erwähnten Aspekten fand ich die Lektüre des Buches durchaus interessant - die Mehrzahl der zitierten Britannica-Einträge fällt allerdings eher unter -->"Kuriosa".


    3ratten

    und ein:marypipeshalbeprivatmaus:für die übergroße Anstrengung.

    2 Mal editiert, zuletzt von Alice ()