Stanislaw Lem - Solaris

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  • Vielen Dank.
    Ich habe mir jetzt mal die "Sterntagebücher" bestellt :smile:

  • Welchen Film? Den von Soderbergh oder den von Tarkowskij - oder beide?

  • Ich hab es tatsächlich durch!! Irgendwie hat es mich dann doch gepackt. Gestern abend sollte es eher als Lückenfüller gelten aber irgendwie konnte ich dann nicht mehr aufhören. Es hat sich zwar schon recht zäh gelesen und ich fühl mich momentan auch wie erschlagen aber ich fand es gut! Richtig gut!! (Ich weiß wieder weshalb ich eine Schwäche für ältere SF habe *g*) Jetzt muss ich das ganze wohl erst mal etwas setzen lassen. Ob ich aber eine Rezension schreiben kann... ich weiß es nicht.


    EDIT:


    Man muss sich schon auf die Geschichte und die Protagonisten einlassen können. Lem lässt sich Zeit, eigentlich passiert recht wenig auf im Vegleich recht viel Seiten. Und trotzdem irgendwie hat mich Lem mit seinem Roman berührt. Eigentlich jagen seitdem meine Gedanken im Kopf nur so umher. Die Geschichte fasznierte mich und lies eine Art Film in meinem Kopf entstehen in dem ich heute praktisch den Tag über gefangen war.


  • Man muss sich schon auf die Geschichte und die Protagonisten einlassen können. Lem lässt sich Zeit, eigentlich passiert recht wenig auf im Vegleich recht viel Seiten. Und trotzdem irgendwie hat mich Lem mit seinem Roman berührt. Eigentlich jagen seitdem meine Gedanken im Kopf nur so umher. Die Geschichte fasznierte mich und lies eine Art Film in meinem Kopf entstehen in dem ich heute praktisch den Tag über gefangen war.


    Genau das trifft es auch bei mir recht gut ....
    Ich habe "Solaris" vorletzte Woche im Urlaub gelesen und wie auch bei den davor gelesenen Büchern von Lem entstanden absolut einprägsame Bilder und Gedankenanfänge, die auch immer wieder in den Vordergrund geraten. Lems Bücher wirken auf mich bisher allesamt langfristig (bisher habe ich drei gelesen). Ich mag die Ruhe in der die Büche geschrieben sind ungemein, fand sie bisher auch noch nie langweilig, vielleicht in einzelnen Passagen anstrengend wenn ich abend doch schon zu müde war, aber eben nie langweilig. Manche Sätze müsste man öfter als zweimal lesen um sie wirklich zu verstehen, andererseits lasse ich diese Geschichten gern einfach auf mich wirken, ohne sie schon beim Lesen zu zerlegen.


    Ich tu mich schwer einen echten Kommentar zu dem Buch zu schreiben, dafür sind meine Gedanken dazu viel zu unausgegoren und unstrukturiert, aber wie auch schon "Der Unbesiegbare" geistert "Solaris" jetzt immer wieder in mir rum. Die persönliche, psychologische Situation der drei (oder vier) auf Solaris stationierten Personen miteinander und jeder einzeln für sich; der Grundgedanke dieser absolut anderen Intelligenz die eben mit ihren Werten existiert und mit "menschlichen" Werten und Vorstellungen nichts gemein hat, die Art wie Menschen damit umgehen, doch immer nach einem menschlich begreifbaren Sinn im "Verhalten" der anderne Intelligenz suchen und letztlich doch begreifen müssen, daß es eben vielleicht doch kein Verstehen, keinen gemeinsamen Nenner gibt, auf dem Verständnis entstehen könnte, ohne daß das dabei gleich Böswilligkeit im Spiel sein muß.


    Ja ... also für mich wirklich ein absolut empfehlenswertes Buch, wobei ich verstehen kann, daß es wohl nur einen Teil der Leser anspricht. Diese "Ruhe" , teilweise Langsamkeit in der Erzählweise muß man mögen.


    Stellt sich nur die Frage welches Lem-Buch das Nächste wird. Bisher habe ich gelesen "Rückkehr von den Sternen" , "Der Unbesiegbare" und eben "Solaris" .

  • Klar, dass die tiefe Philosophie dieses Buches nicht gänzlich in einem Film wiedergespiegelt werden kann. Doch scheint mir die Verfilmung zumindest in Ansätzen gelungen zu sein.

    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen der Worte. <br /><br />Mosche Ibn Esra

  • Eine interessante Diskussion, die da auf den vorhergehenden Seiten geführt wurde :smile: Nachdem ich das Buch selber gelesen habe, verstehe ich auch, wieso sie zu keinem «vernünftigen» Ende kommen konnte; über das Buch könnte man wahrscheinlich Tage diskutieren und wäre immer noch nicht weiter.


    Jedenfalls verstehe ich Aerias Fazit im ersten Posting



    Ein Klassiker, den man nicht zu kennen braucht...


    :breitgrins:


    Ich kann gut verstehen, dass jemand das Buch entnervt in die Ecke wirft, ich hatte wohl (auch) Glück, dass ich damit so gut zurecht kam und es eigentlich von der ersten bis zur letzten Seite faszinierend fand. Hier ist meine Meinung:


    Inhalt:
    Doktor Kris Kelvin trifft auf dem Planeten Solaris ein, den er mit drei anderen Forschern, die schon dort sind, näher ergründen möchte. Als er ankommt, ist ein Forscher tot (Selbstmord) und die anderen beiden scheinen dem Wahnsinn nahe. Kelvin möchte wissen, wie es dazu kam. Er bekommt keine Auskünfte der beiden anderen, aber als ihm seine tote Geliebte Harey erscheint, merkt er, dass sich auf der Forschungsstation auf Solaris sehr seltsame Dinge abspielen.


    Meine Meinung:
    Was für ein Buch und was für eine Geschichte! Wobei... Geschichte? Nein, es passiert nicht viel in der Forschungsstation, ausser dass halt geforscht wird. Das Objekt der Erforschung ist der Planet Solaris, der aus einem riesigen Meer aus Plasma besteht. Wir der Leser im Laufe des Buches erfährt, beisst sich die Menschheit schon seit Jahrzehnten die Zähne am Geheimnis von Solaris aus und da das Plasmameer trotz aller Erforschung keine eindeutigen Ergebnisse liefert, schiessen die Spekulationen ins Kraut. Da gibt es die Fraktion, die die Masse für ein lebendes, bewusstes Wesen hält und dann die andere, die ihr jegliche Intelligenz abspricht und sie zum physischen Phänomen degradiert.


    Diejenigen, die an ein intelligentes Wesen glauben (und dazu gehören die Forscher um Kelvin) versuchen – ebenfalls schon seit Jahrzehnten – Kontakt mit dem Plasma aufzunehmen, und zwar auf jede erdenkliche Art. Entsprechend spekulieren sie darüber, ob das Erscheinen der toten Harey und anderer «Gäste» ein Versuch des Plasmas ist, mit ihnen in Kontakt zu treten. Und das ist nur ein von unzähligen Fragen, denen die Forscher nachgehen. Was will das Plasma ihnen sagen, indem es Gestalten auftreten lässt, die bei den Forschern tief im Hirn «eingegraben» sind? Will es überhaupt etwas sagen? Weiss es, dass das Erscheinen der Gäste die Forscher beinahe in den Wahnsinn treibt? Und wenn ja: Ist das Absicht?


    Und auch die Gäste selber sind eine ganz schöne geistige Herausforderung: Sie entsprechen bis in Details der Mimik und der Gestik ihren realen Vorbildern, sie haben Erinnerungen an ihr früheres Leben, aber sie sind eben doch nicht ganz die Originale. Kelvin lässt sich als einziger wirklich auf seinen Gast ein und bald beginnen die Grenzen zwischen Orginal-Harey und Kopie-Harey für ihn zu verschwimmen. Er ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Kopie zu erforschen (und loszuwerden) und dem, die Situation zu geniessen und die Chance zu haben, wieder mit Harey zusammen zu sein, auch wenn er weiss, dass sie nur eine Kopie ist.


    All diese Konfliktfelder werden von Lem beschrieben und Solaris gehört zu den Büchern, die man wahrscheinlich dreimal lesen und dreimal unterschiedlich interpretieren kann. Absolut Greifbares gibt es in dem Roman wenig, vieles spielt sich nur in Gesprächen oder Gedankenspielen ab und so ganz nebenbei erfährt man noch mehr über die vergangene Solarisforschung und die Bücher, die darüber geschrieben wurden, als man jemals wissen wollte. Trotzdem fand ich gerade diese Passagen mit den Einblicken in die Geschichte der Solarisforschung spannend, weil sie zeigen, dass der Mensch vor neuen Phänomenen zwar gerne neue Wege des Denkens einschlagen möchte, aber letztlich doch wieder auf den ausgetretenen Pfaden landet. Irgendwann kommt (fast) jede entwickelte Theorie wieder darauf zurück, dass in das Plasma Motivationen oder Absichten interpretiert werden – etwas zutiefst Menschliches. Das Sein eines Wesens, das so ganz anders ist als alles uns sonst bekannte Leben scheint nicht einmal in die Köpfe von Wissenschaftlern zu passen, es sieht in dem Buch so aus, als könne der Mensch ein solches Phänomen nicht fassen. Oder als wolle er es nicht wahrhaben, weil das letztlich bedeuten würde, dass man mit dem Plasma höchstwahrscheinlich nicht kommunizieren kann und dass es wohl das Beste wäre, man würde sich von Solaris schleunigst entfernen. Den Gedanken hat Kelvin irgendwann im Buch, aber eben: Er ist ein Mensch, das heisst, er ist neugierig und das Abbrechen jahrzehntelanger Solarisforschung wäre nicht nur eine Niederlage sondern möglicherweise sogar Verrat an all denen, die dieser Forschung einen Grossteil ihres Lebens gewidmet haben. Geht nicht gibts nicht.


    Ich empfand «Solaris» als ein sehr philosophisches Buch, das viele Fragen aufwirft und mögliche Antworten liefert. Welche Frage wichtig und welche Antwort richtig ist, muss jeder Leser für sich selber entscheiden (wenn er möchte) und ich kann mir gut vorstellen, dass man jedesmal andere Antworten findet, wenn man das Buch in Zeitabständen von 15 bis 20 Jahren wieder liest. Es ist ein faszinierendes Werk, in dem vieles steckt, viele Dinge nur angedeutet werden und das weder definitive Antworten noch ein klares Ende liefert. Für Leute, die Bücher gerne interpretieren, ist das hier nicht einfach ein Festessen, sondern ein opulenter Achtgänger mit anschliessender Übernachtung. Nur sollte man nicht erwarten, dass einem am nächsten Morgen jemand nach Hause bringt...


    Fazit:
    Tiefgründig, vielschichtig, anstrengend und in seltenen Momenten ein klein bisschen langweilig (ja, 20 Seiten Plasmaformationenbeschreibung sind zwar mal was anderes, aber so nach 10 Seiten hat mans gesehen – im wahrsten Sinne des Wortes).


    8 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Dass sich "Solaris" so anstrengend liest, liegt gewiss vor allem an der einfach nur schauderhaften Suhrkamp-Übersetzung. Die alte DDR-Übersetzung von Kurt Kelm war spürbar flüssiger und eingängiger, leider weist sie Kürzungen auf.

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • *Thread hochzieh*


    Seit gestern abend lese ich Solaris (mein drittes Buch von Lem) und bin bisher sehr fasziniert von der Atmosphäre. Aber diese Übersetzung! Argh... ich lese die Übersetzung von Irmtraud Zimmermann-Göllheim aus dem Jahr 1972 und habe beim Lesen schon mehr als einmal geflucht... wie kann man nur "er klapperte mit den Liddeckeln" übersetzen? :rollen:


    Vielleicht bemühe ich mich mal nach der Übersetzung von Kurt Kelm - auch wenn sie gekürzt ist. So ist es leider kein Lesegenuss.

  • "Liddeckel" sind ja schon unfreiwillig komisch ... das hat sowas von "behaarten Haaren", oder? :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nun nach knapp einer Woche habe ich es dann doch noch geschafft, Solaris zu beenden. Leicht war es nicht. Es hat für mich schon unglaubliche Längen gehabt - Lems Ausschweifungen zur Solaristik fand ich einfach unerträglich langweilig, dass ich mich hier mehrfach beim Überblättern erwischt habe. Aber: die Idee des Ozeans gefiel mir schon sehr gut, es finden sich eine Menge philosophischer Ansätze bei Lem. Um das alles zu erfassen, muss man dieses Buch vielleicht mehr als einmal lesen. Vielleicht wird es ja noch einmal neu übersetzt, dann lasse ich mich evtl. gerne noch einmal darauf ein. So war es aber teilweise wirklich eine Zumutung.


    3ratten

  • Seit ein paar Tagen lese ich Solaris und muss leider gestehen, dass ich zu denjenigen gehöre, die bis jetzt mit der Geschichte nicht so ganz warm werden. Ich weiß nicht warum, aber ich empfinde den Schreibstil als sehr ermüdend. Mehr als ein, zwei Kapitel auf einmal gehen nicht, da mein Hirn sonst komplett abschaltet und ich gar nicht mehr weiß was ich da überhaupt lese. Ziemlich eigenartig, weil bisher (auf den ersten 100 Seiten) nicht viel passiert ist und ich auch das Geschriebene nicht als "schwer" empfinde. :gruebel:
    Von diesem Ozean habe ich bisher auch noch nicht viel mitbekommen - oder habe ich da Wichtiges überlesen?


    Lustigerweise habe ich die Verfilmung mit George Clooney schon gesehen, kann mich daran aber ab-so-lut nicht erinnern. Kam darin überhaupt dieser Ozean vor? :gruebel:


    Na, ich bin gespannt wie's mit mir und diesem Lem (mein erster) weitergeht! :zwinker:


    Lg, Juggalette

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Ich weiß nicht warum, aber ich empfinde den Schreibstil als sehr ermüdend.


    Ist es vielleicht die fehlende Action? Es ist ja ein eher "langsames" Buch, in dem nicht viel passiert. Vielleicht liegt es daran? Mir gefiel es zwar, aber ich könnte mir vorstellen, dass das Urteil auch hätte anders ausfallen können - je nach geistiger Verfassung, in der ich es gelesen hätte.


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ich vermute mal, dass ich das Buch zur falschen Zeit neben der falschen Parallellektüre lese. Takamis "Battle Royale" ist doch ein ganz anderes Kaliber als Solaris und verglichen damit passiert hier nun wirklich nicht viel. Deswegen habe ich mir auch vorgenommen, dass ich es bestimmt später, zu einem anderen Zeitpunkt mit anderer (oder besser ohne) Zweitlektüre nocheinmal lesen und es erneut auf mich wirken lassen werde. Vielleicht fällt mein Urteil dann tatsächlich ganz anders aus.


    Liebe Grüße, :blume:
    Juggalette

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys