Giuseppe Tomasi di Lampedusa - Der Gattopardo

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  • Der Gattopardo – Giuseppe Tomasi di Lampedusa


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    Klappentext:
    Voll wehmütiger Skepsis sieht Don Fabrizio, Fürst von Salina, den Beginn eines neuen Italiens – verkörpert durch seinen geliebten Neffen Tancredi und die verführerische Angelica, die ihre bürgerliche Herkunft für immer hinter sich lassen will.
    Das Meisterwerk des großen Erzählers um Tradition, Aufbruch und Leidenschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert.
    Der schönste Sizilienroman der Weltliteratur – endlich vollständig und neu übersetzt.


    Giuseppe Tomasi di Lampedusa starb 1957, dieser Roman wurde im Jahr 1958 veröffentlicht, und ist letztendlich nur ein Fragment. Und leider liest er sich auch als Solches. Die ersten vier Teile sind schon ausführlicher geschrieben, dennoch wechselt der Sprachstil ständig, von sehr blumiger, bildhafter Sprache verfällt das Werk ins sehr moderne (Überschallflugzeug). Auch ändert sich ständig die Erzählebene, mal sind es die Fresken an der Wand, Sizilien, der Autor als Kommentartor, und dann wieder der Don. Die letzten fünf Teile sind absolut fragmentarisch zu sehen, ein kurzes Kapitel des Paters, welches gar nicht zur Handlung passt, das „Liederbuch“ im Scherzo. Und wie im Anhang erwähnt wird, fehlt der Teil wo Angelica fremd geht völlig.


    Mir haben viele Passagen sehr gut gefallen, da ich ein großer Fan von Metaphorik bin. Man erkennt den großen Meister der Sprache, und es ist sehr schade, dass dieses Werk nie in seiner letztendlichen Pracht zu lesen ist. So wie es jetzt gedruckt und veröffentlicht ist, lässt es nur erahnen was es hätte werden können.


    3ratten bis 4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Kann mich da der Meinung Heidis nur anschließen. Mir hat das Buch sehr gefallen aber schade fand ich es dennoch das die Zeit gegen den Autor gearbeitet hat. (Er ist noch vor der Veröffentlichung gestorben) Ich denke er hätte noch sehr viel daran verändert. Dennoch lohnt es sich den Roman zu lesen. Allein der Stil ist klasse!

  • Hallo!


    So richtig warm geworden bin ich mit dem Buch nicht. Beeindruckend war für mich die sprachliche Gewandtheit und die von Heidi schon angesprochene Metaphorik. Viele Bilder werden allerdings wohl erst beim Zweitlesen vordergründiger.


    Der Untergang einer alteingesessenen sizilianischen Adelsfamilie, verkörpert durch Don Fabrizio, Fürst von Selina, wird beschrieben. Mit der Invasion Garibaldis ändern sich die Traditionen, der Aufstieg von Leuten mit nichtadeliger Herkunft, der "neue" Reichtum wird möglich und die alteingesessenen Adelsgeschlechter müssen sich wohl oder übel damit abfinden.


    Wie oben schon erwähnt handelt es sich im Grunde um eine Aneinanderreihung von Fragmenten. Sind die ersten Kapitel noch halbwegs zusammenhängend verliert sich die Handlung - soferne eine vorhanden - in den letzten Kapitel zusehends.


    Alles in Allem ein Einblick in ein Stück italienische Geschichte, eingebettet in eine ganz wunderbare Sprache.


    3ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich habe dieses wunderbare Buch nun auch beendet und auch mir haben sich die ganzen Symbole nicht wirklich ganz erschlossen. Der Leopard ist aber ein Werk, dass man zweimal lesen muss, um alle seine Feinheiten zu verstehen und sich ganz auf die Sprache einlassen zu können.


    Ich konnte mich beim Lesen mit keiner der Figuren wirklich identifizieren, sie blieben mir alle unnahbar, sei es der Fürst Don Fabrizio, Tancredi oder die wunderschöne Angelica.
    Was mich aber extrem gestört hat, waren die zahlreichen historischen Namen, die heute teilweise kein Mensch mehr kennt. Sie sind zwar alle in einem Glossar am Ende des Buches versehen, aber es hat mich sehr aufgehalten immer nachzublättern wer denn nun dieser neue Name ist.


    Ansonsten kann ich das Buch nur jedem empfehlen, es ist wirklich sehr leicht zu lesen und ich habe einige wunderbare Stunden damit verbracht.


    Katrin

  • Mal wieder eine geschlossene Leselücke und ein Buch von diversen Das-müssen-Sie-gelesen-haben-Listen, das mich nicht veranlaßt hat, es vorzeitig entnervt zu beenden oder ratlos zuzuklappen.


    Tatsächlich hat mir der Roman sogar recht gut gefallen, denn man spürt von Beginn an, daß hier eine untergehende Welt beobachtet wird. Die alten Familien sind zu kraftlos, um sich an die neuen Zeiten anzupassen und irgendwie wollen sie es auch gar nicht, weil es mit Anstrengung verbunden wäre und sie es auch nicht gewohnt sind. Don Fabrizio ist hier ein sehr typischer Vertreter. Er weiß, daß seine Verwalter ihn betrügen, aber er schreitet nicht dagegen ein, solange das Geld zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards reicht. Wenn es das nicht mehr tut, dann verkauft man eben ein bißchen Land, und ansonsten will er mit diesen geschäftlichen Angelegenheiten in Ruhe gelassen werden, um seinem Hobby Astronomie zu frönen. Seine Frau kann daran nichts ändern, weil sie gesundheitlich angeschlagen ist und es auch sonst wohl nicht wagen würde, ihrem Mann hineinzureden. Die Kinder sind entweder noch zu jung, zu schwach (wie der Älteste), abwesend (wie der Zweite) oder Mädchen (und deshalb nicht prädestiniert für diese Aufgaben, obwohl Concetta vermutlich das Potential dafür gehabt hätte).


    Lediglich Tancredi schafft so etwas ähnliches wie einen Absprung aus dieser familiären Misere, wobei er aber auch einen opportunistischen Zug offenbart. Letztlich ist ja wohl auch seine Entscheidung für Angelica als Ehefrau nicht nur blinder Liebe geschuldet, sondern der durchaus rationalen Überlegung, was er mit ihrem Erbe im Rücken erreichen kann. Ansonsten gefallen sich die die meisten Leute hier darin, sich an Illusionen festzuhalten, die ihnen Trost bieten sollen. Das klingt zwar jetzt vielleicht sehr deprimierend, aber das war es beim Lesen gar nicht. Ich mag es, wenn man das Gefühl hat, daß solche Familienniedergänge einfach zwangsläufig sind, weil die Personen auf Grund ihrer Sozialisation gar nicht anders handeln können, selbst wenn sie es besser wissen. Das hat mich, in höherem Maße allerdings noch, auch schon bei Thomas Manns Buddenbrooks immer fasziniert.


    Was mich aber interessieren würde, weil es in den vorigen Postings verschiedentlich erwähnt wurde: Woher habt Ihr die Information, daß es nur fragmentarisch sei? Ja, der Roman ist erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht worden, aber geschrieben hat er ihn 1954, bis zu seinem Tod 1957 hätte er ja noch daran arbeiten können, wenn es ihm wichtig gewesen wäre oder noch etwas gefehlt hätte. Ich denke, daß dieses Episodenhafte durchaus gewollt war. Die Schlaglichter reichen letztlich auch, um den Abstieg in seinen Facetten deutlich zu machen. Was jeweils in den Jahren dazwischen passiert sein muß, das konnte ich mir auch gut so zusammenreimen, das muß mir der Autor auch nicht durchbuchstabieren.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • Ich hab mal in meinem Regal gestöbert und in meine Ausgabe des Romans geschaut, das ist die obig auch verlinkte. Im Nachwort steht einiges zur Entstehungsgeschichte des Romans und aus den Informationen lässt sich ableiten das der Roman eventuell doch noch verändert worden wäre. Auch wenn dort nachdrücklich steht das man mit der vorliegenden Ausgabe wohl das Ganze nun so veröffentlicht wie di Lampedusa es gerne gehabt hätte. Das ist aber natürlich nur spekulativ.

  • Ich habe auch im Zusammenhang mit einer Neuübersetzung gelesen, daß man dort Fragmente mit verwendet/eingearbeitet/was-weiß-ich hat, die Lampedusa selbst aber verworfen hatte. Es gibt durchaus Stimmen, die der Ansicht sind, daß er das zurecht getan hat. Und ich denke auch, man sollte im Zweifelsfall davon ausgehen, daß der Autor es auch so haben wollte. Immerhin hat er den Roman ja Verlagen angeboten und nur keine Zusage bekommen, es ist also nicht sehr wahrscheinlich, daß er ihn selbst als noch unabgeschlossen betrachtet hat.

  • Meine Meinung
    Mir ist die Lektüre schwer gefallen. Ich fand die Geschichte sehr mächtig geschrieben, die großen Worte haben aber gut zum opulenten Leben der Familie gespasst. Don Fabrizio überragt s eine Familie, nicht nur wegen seiner Größe, sondern wegen seiner ganzen Art. Neben ihm kann niemand bestehen und sein Wille ist Gesetz. Echte Gefühle scheint er nicht zu kennen, außer vielleicht gegenüber seinem treuen Hund. Ich konnte Tancredi gut verstehen, dass er seine Familie verlassen hat. Neben diesem Vater kann er nicht bestehen.


    Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass das Buch aus Fragmenten bestehen würde. Sicher, gegen Ende gab es zweimal einen Sprung von mehreren Jahren, aber offensichtlich war in dieser Zeit nichts Erzählenswertes passiert.
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.