Monica Ali - Brick Lane

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.474 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • In dem Buch Brick Lane geht es um die Bangladeshi Nazneen die von ihrem Vater nach London verheiratet wird.Das Buch handelt von ihrem Leben im Klein-Indien Londons.Zuerst fühlt sich sich Nazreen sehr einsam
    und versucht das fremde Leben zu verstehen.Sie schließt Kontakt mit
    anderen Frauen und beginnt zuhause mit Näharbeiten.Ihre beiden Töchter bringen sie dem Leben außerhalb des Stadtteils ein Stück näher.
    Manchmal sind auch Erlebnisse von Nazreens Schwester in
    Bangladesh eingestreut.Alles in allem ein schöner Frauenroman über das
    Leben einer Ausländerin.
    Hier noch eine Leseprobe:
    Nazneen fütteterte das Baby mit einem Apfel.Er griff nach dem Löffel und
    warf ihn weg.Dann lachte er und besprühte sie mit dem klebrigen Matsch.
    Es erstaunte sie, dass sie dieses Geschöpf gezeugt, ihn aus ihrem Fleisch
    geschaffen hatte.Wenn sie daran dachte, das auch Chanu beteiligt gewesen war, war sie vollkommen fassungslos.
    4ratten


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  • Ich habe das Buch nun auch gelesen. Ich setzte noch einen drauf.


    Es ist mehr als ein Frauenroman.
    Es ist ein Buch das erzählt welche Probleme einen in der Fremde erwarten. Von Hoffnungen die sich erfüllen, oder nicht erfüllen.
    Man muß sich darauf einlassen, nach knapp der Hälfte wollte ich das Buch zur Seite legen, da ich etwas "leichteres" erwartet hatte.
    Ich bin froh dass ich es ausgelesen habe, zumal Monica Ali ab der Hälfte bei Nazreens Selbstfindung noch mal Gas gibt und ihre Entwicklung wirklich spannend zu verfolgen ist.


    5ratten

  • Guten Morgen,


    ich hatte neulich "Brick Lane" in der Hand und musste schwer in mich gehen und habe es letztendlich doch liegen lassen. Schon das Cover gefällt mir! Ich schätze, ich werde es zumindest mal ganz oben auf meinen Wunschzettel schreiben.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Guten Morgen,


    die Beschreibungen hören sich wirklich gut an. :smile:


    Es ist aber nicht allzu dramatisch, oder? Eure Zusammenfassungen hörten sich eher nach Frauenliteratur mit Tiefgang an. :smile:

  • @ Bianca
    Was nennst du dramatisch?


    Klar ist es irgendwie ein Frauenroman, aber eben nicht einer der typischen Sorte wo Frau nur ihren Spaß will mit Shoppen, Selbstverwirklichung, etc.

  • Nazneen wird 1967 in Bangladesh geboren. Nach der Geburt atmet sie nicht, man überlässt sie zunächst ihrem Schicksal - doch sie überlebt.


    Achtzehn Jahre später geht sie auf Geheiß ihres Vaters widerspruchslos nach London, um dort einen Mann zu heiraten, den er für sie ausgesucht hat. Chanu ist ein kluger Kopf, belesen und der Philosophie zugeneigt, redet von Dingen, die Nazneen nicht versteht, und bald merkt sie, dass reden das ist, was Chanu am besten kann. Seine hochfliegenden Pläne auch in die Tat umzusetzen, ist dagegen nicht seine Stärke.


    Und so leben Nazneen und Chanu jahrelang in einer kleinen vollgestopften Wohnung in der Gegend um die Londoner Brick Lane, dem Bangladeshi-Viertel. Nie wagt sich Nazneen über dessen Grenzen hinaus, ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf ihresgleichen. Von den Ereignissen in der Heimat erfährt sie aus Briefen ihrer Schwester, die zurückgeblieben ist und nach der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann ein unstetes, ständig gefährdetes Leben führt.


    Nazneen bekommt Kinder, beginnt eines Tages, in Heimarbeit zu nähen, und verliebt sich heimlich in Karim, den Mann, der ihr die Näharbeiten nach Hause bringt.


    Karim ist engagierter Moslem und gründet mit einigen anderen eine Organisation, um sich gegen die Hetze einer ultrakonservativen christlichen zu wehren, die noch schlimmer wird, als am 11. September 2001 die Anschläge in den USA geschehen.


    Während Nazneen zwischen Verliebtheit und Pflichtgefühl hin- und hergerissen wird, schmiedet Chanu eifrige Pläne, endlich nach Bangladesh zurückzukehren, gegen den Willen der Kinder - und, wie Nazneen sich eingestehen muss, auch gegen ihren ...


    Das Buch bietet einen Einblick in das Leben der Bangladeshi-Einwanderer in London, die im Viertel Tower Hamlets in einer eigenen, abgeschlossenen Welt leben, insbesondere die Frauen - Nazneen kann noch Jahre nach ihrer Einwanderung kaum Englisch, und kaum jemand außer ihrer rebellischen Freundin Razia ermutigt sie, es zu lernen.


    Das Leben in England bedeutet vor allem für die Kinder einen ständigen Spagat zwischen den Gepflogenheiten ihres Herkunftslandes und des Gastlandes, es kommt zu diversen Konflikten, wenn die beiden Kulturen aufeinanderprallen.


    Diese Thematik wird vor allem in der zweiten Hälfte des Buches, als die Kinder größer werden, schön herausgearbeitet. Auf die Nerven ging mir allerdings Nazneens Gleichgültigkeit und Duldsamkeit, mit der sie alles über sich ergehen lässt, meistens ohne selbst groß darüber nachzudenken, ob und wie sich manches ändern ließe. Oft hatte ich das Gefühl, dass sie nicht aus Überzeugung und Tradition, sondern aus einer Art Bequemlichkeit den Weg des geringsten Widerstandes geht.


    Immer wieder eingestreut sind Briefe von Nazneens Schwester Hasina, die von ihrem gehetzten Leben in Bangladesh berichtet. Diese fand ich oft interessanter als Nazneens Alltagstrott, sehr gestört hat mich aber die gebrochene Sprache in den Briefen. Diese soll verdeutlichen, dass sich Hasina im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht groß Gedanken macht, wie sie etwas formulieren will, sondern einfach drauflos schreibt, aber seitenlang Sätze zu lesen, denen so gut wie alle Artikel fehlen und in denen Verben meistens im Infinitiv vorkommen, war extrem nervig.


    Die Hauptperson Nazneen kam mir trotz teilweise minutiöser Schilderungen ihres Alltags nicht richtig nahe, eher ging mir ihre Passivität auf den Geist. Als realistisch empfand ich die Darstellung ihrer ältesten Tochter Shahana und auch den ambivalenten Chanu, der teils mit seinen ewigen Worten statt Taten nervt, dann aber wieder erstaunlich liebevoll und einfühlsam erscheint.


    Sehr hilfreich fand ich das Glossar am Schluss, in dem zahlreiche typische Ausdrücke aus Bangladesh und aus dem Islam erläutert werden.


    Monica Ali ist selbst Halb-Bangladeshi, weswegen ich annehme, dass sie die geschilderten Verhältnisse aus der eigenen Lebenswelt kennt und ein realistisches Bild davon zeichnet. Das war durchaus interessant zu lesen, doch so richtig gepackt und gefesselt hat mich das Buch nicht.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich lese das Buch zur Zeit, nachdem ich lange gezögert habe, damit zu beginnen. Ich kann mich dem allgemein positiven Urteil nur anschließen. Allerdings muss ich sagen, dass ich besonders den Briefwechsel der Schwestern interessant und gelungen finde. Anstrengend zu lesen sind die Briefe der in Bangladesh verbliebenen Schwester schon, machen aber auf besonders eindrucksvolle Weise die Kluft zwischen beiden Welten und die Erwartungen, die beide Frauen an das Leben stellen, deutlich. Die eine lebt aus dem Bauch, wenn auch in bescheidensten Verhältnissen, die andere lebt in unglaublichem Luxus mit fließendem Wasser etc und ist entwurzelt und wie erstarrt.


    Nazneens Passivität ergibt sich für mich aus ihrem bisherigen Leben. Immer hat ihr jemand gesagt, was sie tun soll, für sie entschieden und gedacht und sie hat gelernt, dass ihre Meinung niemanden interessiert. Warum sollte sie dann mehr sagen als "Wie du willst"? Die intensiv verzahnte und streng traditionelle Bangladeshi-Gemeinde, in der jeder unter dem Mikrosop liegt, fördert die Bildung einer eigenen Meinung auch nicht gerade. Im Gegenteil: man kann nur bestehen, wenn man sich anpasst und möglichst wenig auffällt.
    Der eintönige Alltag wird minutiös beschrieben und nervt beim Lesen. Wie muss sich eine Frau fühlen, für die dieser Alltag jeden Tag Realität ist? Abgeschnitten von ihrer Heimat und der Welt, in der sie lebt und in die sie nicht passt, bleibt Nazneen nur diese Albtraumwohnung, die gelegentlichen Besuche ihrer Freundin und die Briefe ihrer Schwester.
    Das Buch schildert eindringlich die Gefühle und Erwartungen von Menschen, die sich in einer fremden Welt und mit fremden Werten zurecht finden müssen. Ich bin gespannt, wie Nazneen sich weiter entwickelt.

  • Nachdem ich das Buch jetzt beendet habe, muss ich einige Einschätzungen aus meinem vorherigen Posting relativieren. Manches hat sich anders entwickelt, als ich erwartet hatte. Es bleibt aber der Eindruck eines wirklich lesenswerten Buches, das dem Leser einen Einblick in die Lebensverhältnisse asiatischer Migranten mitten in Europa gewährt. Und es zeigt deutlich, dass die Menschen ihre Kultur nicht 1:1 auf den neuen Lebensraum in der Fremde übertragen können; das muss scheitern. Wurzeln kann man in einem neuen Land nur schlagen, wenn man sich auf die neue Lebensart einlässt, aber die eigene Herkunft nicht verleugnet.


    4ratten


  • Es bleibt aber der Eindruck eines wirklich lesenswerten Buches, das dem Leser einen Einblick in die Lebensverhältnisse asiatischer Migranten mitten in Europa gewährt. Und es zeigt deutlich, dass die Menschen ihre Kultur nicht 1:1 auf den neuen Lebensraum in der Fremde übertragen können;


    Das war ziemlich genau auch der Eindruck, den ich vor ein paar Jahren nach der Lektüre hatte. Viele der angesprochenen Faktoren spielen ja auch hierzulande in der Integrationsdiskussion immer wieder eine Rolle, und ich habe mir damals überlegt, wie das ganze aussähe, wenn man Bangladeshis durch Türken und London durch Berlin ersetzt. Das Ergebnis wäre im Detail natürlich schon anders, aber in der Grundtendenz? Ich glaube nicht. Allerdings zeigt Nazneens Weg auch, daß man selbst in einer solch geschlossenen Gemeinschaft seinen eigenen Weg entwickeln kann, aber es kostet unter solchen Bedingungen immens viel Kraft und Willen, den wohl nicht jeder aufbringen kann.

  • Da hast Du absolut Recht. Bildung ist da ein gutes Mittel gerade für Frauen, Selbstvertrauen und -sicherheit zu entwickeln und Schritte in die richtige Richtung zu unternehmen.

  • Nachdem bisher andere Lektüre Vorrang hatte, fange ich jetzt endlich mit meinem Monatsrundenbuch "Brick Lane" an.


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    Was bedeutet eigentlich Schicksal? Nazneen, in den ärmsten Verhältnissen in Bangladesch aufgewachsen, wird mit 19 Jahren verheiratet und ins ferne England geschickt. Ohne Englischkenntnisse landet sie in der Brick Lane, dem »Klein-Indien« von London, bei einem ihr völlig fremden Ehemann. Chanu ist gut zu ihr, doch aus ihrer Wohnung kommt sie selten raus. Gegen seinen Widerstand lernt sie schließlich Englisch und nimmt eine Arbeit als Näherin an. Ganz langsam, mit Hilfe ihrer Töchter und getragen von ihrer natürlichen Lebensklugheit, verlässt Nazneen den ihr vorbestimmten Weg.


    Ich habe vor einigen Jahren schon den Film gesehen, kenne die Geschichte also schon grob. Ich habe aber vieles schon wieder vergessen, deshalb bin ich schon gespannt auf das Buch. Gelesen habe ich gerade nur die ersten Seiten und hoffe, dass Nazneen (die im Buch gerade erst geboren wurde) schnell nach London zieht. Von Asien als Schauplatz habe ich nach meiner eigenen Indien-Reise und der Lektüre von "Shantaram", in der ich immer noch feststecke, gerade etwas die Nase voll...

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Dieses Buch hatte ich in der Bibliothek auch schon einige Male in der Hand, hab´s aber nie mitgenommen.- Ich bin gespannt was du berichtest :smile:.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Meine Meinung
    Viel scheint in dieser Geschichte nicht zu passieren. Nazneen verlässt ihre kleine Welt jahrelang nur selten. Aber der Eindruck täuscht. In ihrer kleinen Wohnung spielen sich dramatische Dinge ab. Da ist die Sorge um ihre Schwester, die in der alten Heimat mit dem Mann davongelaufen ist, den sie liebte. Aber die Freiheit, die sie sich mit diesem Schritt erhoffte, hat sie nicht bekommen. Ihr Schicksal ist schlimmer als das, dem sie entkommen wollte.


    Nazneen liebt ihre beiden Töchter abgöttisch, aber sie kann sie nicht vor dem Vater beschützen. Ich stelle mir das Leben der beiden Mädchen trostlos vor. Der Vater ist streng und achtet genau darauf, dass die Traditionen gewahrt bleiben. Aber er ist auch weltfremd und hat keine Ahnung, wie das Leben eines jungen Mädchens wirklich ist und was er seinen Töchtern mit den strengen Regeln antut. Ich kann in ihrem Umgang mit ihm keine Liebe erkennen, nur so etwas wie Respekt. Ganz anders bei Nazneen. Auch wenn sie sich von ihre Mutter wahrscheinlich mehr Unterstützung erhofft haben, lieben sie ihre Mutter doch sehr und fragen sie um Rat.


    Chanu ist in dieser Familie mehr ein Anhängsel, auch wenn er sich als das Familienoberhaupt sieht. Er macht nichts, außer große Reden zu schwingen. Er hat große Pläne, aber er erreicht nichts. Wie er es geschafft hat, die vielen Diplome zu bekommen, die an seiner Wand hängen, ist mir ein Rätsel. Trotzdem hält es Nazneen jahrelang bei ihm aus. Aber wo soll sie auch sonst hin?


    Brick Lane beschreibt das Leben von Einwanderern, wie man es nur selten zu sehen bekommt. Ob die Geschichte in London oder einer anderen Stadt spielt, ist dabei egal. Dass sich Nazneen aus dieser Gemeinschaft lösen kann zeigt, was für einen starken Charakter sie hat.
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.