Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhalt:
Santiago de Chile ist auch in der Nach-Pinochet-Ära manchmal ein ziemlich trostloses Pflaster - zumindest empfindet der abgehalfterte Privatdetektiv Heredia es so, als er nach einem Sommeraufenthalt am Meer in seine Heimatstadt zurück kommt. Da die eigene Wohnung erst mal weg ist, kommen Heredia und sein Kater Simenon zunächst in einem billigen Hotel unter - und übernachten prompt unter einem Dach mit einer Leiche. Der Ermittler beginnt zu ermitteln, schon um zu verhindern dass er selbst ins Visier der örtlichen Polizei gerät, bei der sein Ruf auch nicht der beste ist.
Der Tote ist Beamter des chilenischen Rechnungshofes und ein völlig unbescholtener Mann; was er in dieser Gegend, in einem Hotel wie diesem gesucht hat, bleibt lange ein Rätsel. Schließlich führen aber alle Spuren in höchste Regierungskreise, und Heredia begibt sich selbst in höchste Gefahr, als er in ein Wespennest von Korruption und Bestechung in Verbindung mit dem Großauftrag der Verlegung einer Pipeline von Argentinien nach Chile sticht.
Meinung:
Dieser Krimi und dieser Autor waren eine Entdeckung. Wie immer habe ich nicht mit dem ersten Teil einer Serie angefangen, sondern gleich mit dem zweiten - was in diesem Fall nicht viel macht, da die Geschichte wie bei den meisten Krimiserien völlig autark funktioniert und auch der Ermittler Heredia so gut eingeführt wird, dass man keine Vorkenntnisse aus seinem ersten Fall “Engel und Einsame” benötigt. Überhaupt ist dieser Ermittler von einem besonderen Kaliber: ein Eigenbröter und Einzelgänger, dabei aber auch ein Macho vor dem Herrn, der aber dennoch an einer unglücklichen Liebe (wie in einem Nebenhandlungsstrang berichtet wird) leiden kann wie ein Hund - was von seinem Kater gern mit spöttischen Kommentaren bedacht wird. Er kämpft für Ideale, an die er dank vieler Pleiten im Leben manchmal selbst nicht mehr glaubt, und schwelgt in einer ausgeprägten Melancholie, die sich aus seinen Lebensumständen speist, dem Niedergang des “alten” Santiago, dem Elend, dem er täglich begegnet und ab und zu auch aus dem ein oder anderen Glas Wodka zu viel.
Der zweite wichtige Protagonist dieses Krimis ist der Schauplatz. Santiago de Chile ist dem landläufigen Mitteleuropäer in der Aufteilung seiner Stadtviertel, seiner Atmosphäre und seinen Milieus wahrscheinlich nicht ganz so geläufig wie Rom, Paris oder gar New York. Dennoch gelingt es dem dort auch lebenden Autor mühelos, im Kopf des Lesers ein Bild der Straßen und Plätze mit ihrem ganz eigenen Flair entstehen zu lassen. Der Funke springt über, man fühlt mit Heredia, wenn er über die Veränderungen in “seiner” Stadt sinniert. Man erlebt eine Gesellschaft im Umbruch von einem diktatorischen Regime zu einer “neuen Zeit”, die nicht von allen sehnlichst herbeigesehnt wird, mit all den damit verbundenen und nicht immer gewaltfreien Verwerfungen und Brüchen. Und man erlebt eine Stadt voller südländischem Charme, in der das Leben pulsiert und auch mehrfach gestrandete Existenzen immer wieder ihren Platz finden.
Kennt vielleicht sonst noch jemand diesen Autoren und seinen Ermittler? Bisher sind (leider) nur zwei Bände bei Diognes erschienen.