Margaret George - Maria Stuart

Es gibt 83 Antworten in diesem Thema, welches 17.259 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Nymphetamine.

  • Hallo


    Bin jetzt schon auf Seite 925 und die psychologisch wichtige 1 000 Seite Grenze ist schon zum Greifen nahe.
    Wie schon einmal geschrieben fehlt es mir am Historischen Wissen um das Werk wirklich würdigen zu können, so das ich das ganze -trotz zunehmenden Interesse an der Thematik- nur als Leser eines Romanes beurteilen kann. Und als solches ist das Buch einfach nur desaströs.
    Die Art wie die Biografie geschrieben ist, ist ja nicht die schlechteste, aber die Story ist ja unter aller Sau. Also nein, alleine der Zufall der Bothwell im hohen Norden festhält. Irgend ein Schweinehirte in nordischen Einöden fragt das Volk ob sie noch etwas an dem Edelmann auszusetzen haben und just in DEM Moment springt ne verkrachte Miträsse auf und klagt das der Stecher sie geprellt habe. *mitdemkopfaufdietastaturkrach* Lindenstrasse lässt grüßen.
    Oder auch die Naivität mit der alles von Statten geht. Man leidet ja regelrecht mit ihr.
    Als sie nach England aufgebrochen ist und sich der Geistliche an das Boot geklammert hat wollte ich ja nur noch mehr schreien:
    "Komm schon Tussi, glaub doch mal einer Menschenseele etwas, er ist ein Priester -ein man des geistigen Wortes- niemand der mit einer Axt am Rücken und einem Breitschwert an der Rechten herumläuft. Der einzige in diesem Kalten Landstrich der keinen Persönlichen nutzen aus deinem Leiden ziehen würde, und könnte!!"
    Und in ihrer Torheit beruft sie sich auch noch auf ihr Gespür das sie noch nie in stich gelassen hat. HALLO??!!
    Da kann ich nur noch nimue zitieren:
    *GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR*


    Die Zeit damals war einfach nur barbarisch und unzivilisiert. Sicher, es ist heute auch nicht viel anders, aber dank CSI und Cold Case im Fernsehen glauben wir zumindest noch daran das unserm Recht genüge getan und ja auch immer der Richtige ans Messer geliefert wird. (habt ihr zb. gewusst das der Ölmulti Shell eine Privatarmee von knapp 10 000!! Mann unter Waffen hat die dafür sorgen das der Ölpreis stabil bleibt?? Ist doch krank)
    Und die Sache mit den Briefen schreit ja gerade nach einem Rumpelstilzchenhaften Zerreißungsakt.
    Obwohl gerade DAS die beiden Liebenden in die größten Schwierigkeiten gebracht hat finde ich es nicht so schlimm das er die Briefe nicht ins Feuer geworfen hat. Das ist ja schon fast wieder romantisch, und ehrlich gesagt würde ich auch keine Liebesbriefe, egal wer sie mir geschickt hat, irgendwie vernichten. Todesurteil hin oder her, DAS muss eine zünftige Liebe schon aushalten.
    Und sowieso und überhaupt, wo Schatten ist, ist mit Sicherheit auch Licht zu finden.
    Ihre Flucht war wirklich toll und ich fand es klasse das sie auf ihrer "Gefängnis"-Burg mitten im See, eigentlich nicht mahl so viele Einschränkungen hat hinnehmen müssen. Sicher, der erste Fluchtversuch, da hat sie mir wirklich ganz ganz ehrlich leid getan, das war *hmpf* wir nennen es mal Pech. Dafür war der zweite um so cooler. (Maria vor noch ein Tor!!)


    Auch Bothwells Seeschlacht und Verfolgungsjagd auf hoher See war ganz großes Kopfkino. WOW, da ist wieder mal das Kind in mir durchgegangen, also wie die Schildkröte den großen Kreuzer in die Untiefen lockte und das Teil mit Karacho auflief...da gab´s kein halten mehr.
    Alles wurde mit der Kamera im Kopf in einer Einstellung gedreht:
    Bothwell steht bereits am Fenster, sein Freund springt auf sein Geheiß ebenfalls vom Tisch auf und gesellt sich zu ihm. Die Kamera fährt konstant an ihrer beider Schultern vorbei und durch das Fenster. Dabei immer die Jagd des Großen Schiffes auf das Kleine im Blickfeld. Leider weis ich nicht wie weit der Blickpunkt Bothwells vom Geschehen auf See entfernt war aber ich schätze mal 2 km. Jene Strecke legt die Kamera in konstanter Geschwindigkeit zurück, ohne langsamer oder schneller zu werden. Es ist ein Bombastischer Tag, das Wetter schön, und abgesehen von den langen Pullis und Wollmützen, die alle anhaben, schon fast Karibische Verhältnisse mit Tannenzapfen an den Palmen.
    Die Schildkröte steuert unbeirrt auf die Untiefen zu, die Kamera ist noch 1 Kilometer entfernt. Die Wellen gehen hoch und da dem Leser der Wind entgegenbläst hört man bereits die ersten Schreie und die Schüsse die aus den beiden Frontseitigen Kanonen auf das kleinere Schiff abgegeben werden. Noch 500 Meter der Leser kann bereits Details der beiden Schiffe erkennen. Nervös werden Befehle gebrüllt, Männer Hetzen in den Takelagen und manche, auf dem Verfolgerschiff, schürzten schon Enterhaken und Musketen.
    Noch 300 Meter ist der Leser entfernt. Der Kapitän der Schildkröte scheint die Kontrolle verloren zu haben und reist seine Nussschale in einem Gewaltakt hart Steuerbord so das sie fast längsseitig zu liegen kommt. Staunen und Jubel bei den Verfolgern über die leichte Beute.
    Noch 200 Meter. Die Segel der Schildkröte erschlaffen nur kurz bis sie sich von neuem mit Wind füllen der sie wieder volle Fahrt aufnehmen lässt. Der Warnschrei, des Aussichtsposten im Krähennest des Verfolgerschiffes, kommt zu spät und verzerrt sich nur noch zu einem gurgeln als er gegen die Brüstung und dann in die Tiefe auf das Deck geschleudert wird. Männer und Kriegsgerät fliegen wie Spielzeuge durch die Luft als der große Kreuzer nicht mehr zur rechten Zeit beidrehen kann und in voller Fahrt gegen das Riff Donnert. In jenem Moment war nicht nur ein Bersten von Holz sondern auch ein dumpfes Wuuuuwf zu hören, als ob der ganzen Besatzung des Schiffes zur selben Zeit die Luft aus den Lungen gepresst würde.
    Die imaginäre Kamera fährt konstant weiter, durch Trümmer, Rauch und Leichen und bekommt am Ende die Schildkröte mit ihrer jubelnden Besatzung ins Blickfeld.
    ...huch da habe ich mich jetzt ein bisschen hinreißen lassen :redface:
    Auch wenn ich ab und an glaube das Margaret George hier ein bisschen mit angezogener Handbremse geschrieben hat, geht diese Schilderung der Handlungen rund um Bothwell schon ok. Den Rest macht ja sowieso die Fantasie.


    Im groben und ganzen finde ich es schade das man erst einige 100 Seiten als Anlauf braucht um in das Buch hineinzukommen, sofern man nicht jemand ist der die Zeit und seine darin stattgefunde Geschichte mag. Für mich hat es erst so um die Seiten 500 seinen eigenen Reiz entfaltet und erst ab da haben die Momente eigesetzt wo ich wirklich sagen konnte:
    "Ja, jetzt macht es mir Spaß das Buch zu lesen."
    Ich habe nun noch so 300 Seiten vor mir, für die sich die Autorin sicher noch die eine oder andere Fiese Drehung und Wendung hat einfallen lassen um Marias Schicksal möglichst dramatisch zu gestalten. Somit werde ich mich sicher noch das eine oder andere mal melden. Spätestens zum Schluss mit einem kleinen Kommentar bzw. Fazit.


    NtM

  • Hallo


    Gestern war es also so weit. Ich bin durch!
    Mhm, fühlt sich seltsam an. Erstens bin ich seit einigen Wochen eh nur noch alleine in diesem Thread und zweitens habe ich das ganze Leben einer fremden Person binnen 2 Monaten miterlebt.


    Ich glaube das ich über Teil III kaum noch etwas schreiben muss außer vielleicht das er eine gewisse Unausgeglichenheit, das ganze Buch betreffend, offenbart. Während Marias "passive" Zeit (20 Jahre) in England auf 300 Seiten Platz findet wird, verständlicher weise, für ihre "aktive" Zeit (25 Jahre) fast das dreifache an Seiten aufgewendet. Nüchtern betrachtet jedoch geschieht in ihren ersten 25 Jahren (Frankreich/Schottland) eigentlich recht wenig. Oder besser gesagt, nichts das die 900 Seiten rechtfertigen würde. Grob gesagt hätte man von Teil I und II gut und gerne 200-250 Seiten herausnehmen können ohne etwas zu vergessen. Bei Teil III sind's immerhin noch 50 Seiten. Natürlich will man im Nachhinein keine der Seiten missen aber dennoch wird es viele geben die, ungeachtet der empfehlenswerten Thematik wie auch der leichten Lesbarkeit, bei der 1 000 Seitengrenze resignieren und das Buch leider schon im Vorfeld im Regal stehen lassen. Was ich persönlich etwas schade finde.
    Ärgerlich hingegen war das in Teil III mit einem mal die große Paranoia ausgebrochen ist. Jeder hat jeden verdächtigt in irgendeiner Verschwörung gegen ihn oder die Königin verwickelt gewesen zu sein. Jeder hat jeden bespitzelt und zT. waren manche Typen schon schlimmer als die Leutz von der Staatssicherheit. Also ne, gerade solche Passagen wären es gewesen die ich einfach aus dem Skript gestrichen hätte.
    Ebenfalls sehr ärgerlich ist die unglückliche Erzählreihnfolge bei den Fässerbriefchen. Leider Hat die Autorin den Leser schon im Vorfeld darüber aufgeklärt das alles eine (ach welch Wunder) Verschwörung gegen Maria ist und somit ein doch passabler Überraschungseffekt an die Wand gefahren wurde. Ebenfalls sehr schade.
    Auch Bothwell bekam das was er verdiente. Sein Ausbruch war ja wie aus dem Schiller- Bilderbuch für Hinterlist und Garstigkeiten. Gibt es in der Literatur "kafkaeske"- Momente so war die Flucht Bothwells wohl ein klassischer "schillesker"-Moment. Ich delektierte mich an seinem Ende.
    Und das bittere Ende Marias. Schön geschrieben, auch etwas beklemmend, aber dennoch ein würdiger Abschluss für ein wirklich gutes Buch.


    So bleibt kurz und gut zu sagen:
    Maria Stuart von Margaret George hat mich, als Historienbanause, einem durchaus interessanten Thema näher gebracht. Es ist leicht lesbar und niemand braucht vor der gewaltigen Seitenzahl in ehrfürchtiges zittern zu verfallen. Sicher mag man einige Längen feststellen die sich jedoch auf den Gesamtumfang aufgerechnet eher (angenehm) minimal ausnehmen. Also ein wirklich empfehlenswerter Schmöker nicht nur für Langstreckenleser und Historienkundige.


    Der nächste Historische Trip wird ja Heinrich VIII. im Juni sein. Auf den ich mich jetzt schon so richtig freue. Ohne Leserundentermine aber dennoch schon fix für dieses Jahr vorgenommen sind noch die beiden Bios Elisabeth I. und Katharina von Medici sowie eine weitere Biografie von Maria Stuart und ein begleitendes Geschichtsbuch über die Verhältnisse und Machenschaften an Marias Hof in Schottland sowie die Intrigen zu ihre englischen Gefangenschaft.
    Man liest sich sicher noch.


    NtM :winken:



    Ist das nicht schon Galgenhumor??
    Bin seit 27.04 alleine hier. Juhuuuuuuuuuuu. Kann ich ja tun und lassen was ich will.

  • Du bist doch nicht alleine Nymphetamine!
    Ich habe deine Beiträge hier eifrig gelesen.


    Schön, dass du es nun auch geschafft hast.
    Dann atme mal tief durch, schließlich ist es nicht mehr lange hin bis wir mit Heinrich wieder hier antreten. :zwinker:


    :winken:
    yanni

  • yanni
    Ach neee, emotionale Almosen. :breitgrins:
    Ich wusste doch das noch jemand da ist, hab dich atmen gehört. :rollen:


    NtM