Hallo
Bin jetzt schon auf Seite 925 und die psychologisch wichtige 1 000 Seite Grenze ist schon zum Greifen nahe.
Wie schon einmal geschrieben fehlt es mir am Historischen Wissen um das Werk wirklich würdigen zu können, so das ich das ganze -trotz zunehmenden Interesse an der Thematik- nur als Leser eines Romanes beurteilen kann. Und als solches ist das Buch einfach nur desaströs.
Die Art wie die Biografie geschrieben ist, ist ja nicht die schlechteste, aber die Story ist ja unter aller Sau. Also nein, alleine der Zufall der Bothwell im hohen Norden festhält. Irgend ein Schweinehirte in nordischen Einöden fragt das Volk ob sie noch etwas an dem Edelmann auszusetzen haben und just in DEM Moment springt ne verkrachte Miträsse auf und klagt das der Stecher sie geprellt habe. *mitdemkopfaufdietastaturkrach* Lindenstrasse lässt grüßen.
Oder auch die Naivität mit der alles von Statten geht. Man leidet ja regelrecht mit ihr.
Als sie nach England aufgebrochen ist und sich der Geistliche an das Boot geklammert hat wollte ich ja nur noch mehr schreien:
"Komm schon Tussi, glaub doch mal einer Menschenseele etwas, er ist ein Priester -ein man des geistigen Wortes- niemand der mit einer Axt am Rücken und einem Breitschwert an der Rechten herumläuft. Der einzige in diesem Kalten Landstrich der keinen Persönlichen nutzen aus deinem Leiden ziehen würde, und könnte!!"
Und in ihrer Torheit beruft sie sich auch noch auf ihr Gespür das sie noch nie in stich gelassen hat. HALLO??!!
Da kann ich nur noch nimue zitieren:
*GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR*
Die Zeit damals war einfach nur barbarisch und unzivilisiert. Sicher, es ist heute auch nicht viel anders, aber dank CSI und Cold Case im Fernsehen glauben wir zumindest noch daran das unserm Recht genüge getan und ja auch immer der Richtige ans Messer geliefert wird. (habt ihr zb. gewusst das der Ölmulti Shell eine Privatarmee von knapp 10 000!! Mann unter Waffen hat die dafür sorgen das der Ölpreis stabil bleibt?? Ist doch krank)
Und die Sache mit den Briefen schreit ja gerade nach einem Rumpelstilzchenhaften Zerreißungsakt.
Obwohl gerade DAS die beiden Liebenden in die größten Schwierigkeiten gebracht hat finde ich es nicht so schlimm das er die Briefe nicht ins Feuer geworfen hat. Das ist ja schon fast wieder romantisch, und ehrlich gesagt würde ich auch keine Liebesbriefe, egal wer sie mir geschickt hat, irgendwie vernichten. Todesurteil hin oder her, DAS muss eine zünftige Liebe schon aushalten.
Und sowieso und überhaupt, wo Schatten ist, ist mit Sicherheit auch Licht zu finden.
Ihre Flucht war wirklich toll und ich fand es klasse das sie auf ihrer "Gefängnis"-Burg mitten im See, eigentlich nicht mahl so viele Einschränkungen hat hinnehmen müssen. Sicher, der erste Fluchtversuch, da hat sie mir wirklich ganz ganz ehrlich leid getan, das war *hmpf* wir nennen es mal Pech. Dafür war der zweite um so cooler. (Maria vor noch ein Tor!!)
Auch Bothwells Seeschlacht und Verfolgungsjagd auf hoher See war ganz großes Kopfkino. WOW, da ist wieder mal das Kind in mir durchgegangen, also wie die Schildkröte den großen Kreuzer in die Untiefen lockte und das Teil mit Karacho auflief...da gab´s kein halten mehr.
Alles wurde mit der Kamera im Kopf in einer Einstellung gedreht:
Bothwell steht bereits am Fenster, sein Freund springt auf sein Geheiß ebenfalls vom Tisch auf und gesellt sich zu ihm. Die Kamera fährt konstant an ihrer beider Schultern vorbei und durch das Fenster. Dabei immer die Jagd des Großen Schiffes auf das Kleine im Blickfeld. Leider weis ich nicht wie weit der Blickpunkt Bothwells vom Geschehen auf See entfernt war aber ich schätze mal 2 km. Jene Strecke legt die Kamera in konstanter Geschwindigkeit zurück, ohne langsamer oder schneller zu werden. Es ist ein Bombastischer Tag, das Wetter schön, und abgesehen von den langen Pullis und Wollmützen, die alle anhaben, schon fast Karibische Verhältnisse mit Tannenzapfen an den Palmen.
Die Schildkröte steuert unbeirrt auf die Untiefen zu, die Kamera ist noch 1 Kilometer entfernt. Die Wellen gehen hoch und da dem Leser der Wind entgegenbläst hört man bereits die ersten Schreie und die Schüsse die aus den beiden Frontseitigen Kanonen auf das kleinere Schiff abgegeben werden. Noch 500 Meter der Leser kann bereits Details der beiden Schiffe erkennen. Nervös werden Befehle gebrüllt, Männer Hetzen in den Takelagen und manche, auf dem Verfolgerschiff, schürzten schon Enterhaken und Musketen.
Noch 300 Meter ist der Leser entfernt. Der Kapitän der Schildkröte scheint die Kontrolle verloren zu haben und reist seine Nussschale in einem Gewaltakt hart Steuerbord so das sie fast längsseitig zu liegen kommt. Staunen und Jubel bei den Verfolgern über die leichte Beute.
Noch 200 Meter. Die Segel der Schildkröte erschlaffen nur kurz bis sie sich von neuem mit Wind füllen der sie wieder volle Fahrt aufnehmen lässt. Der Warnschrei, des Aussichtsposten im Krähennest des Verfolgerschiffes, kommt zu spät und verzerrt sich nur noch zu einem gurgeln als er gegen die Brüstung und dann in die Tiefe auf das Deck geschleudert wird. Männer und Kriegsgerät fliegen wie Spielzeuge durch die Luft als der große Kreuzer nicht mehr zur rechten Zeit beidrehen kann und in voller Fahrt gegen das Riff Donnert. In jenem Moment war nicht nur ein Bersten von Holz sondern auch ein dumpfes Wuuuuwf zu hören, als ob der ganzen Besatzung des Schiffes zur selben Zeit die Luft aus den Lungen gepresst würde.
Die imaginäre Kamera fährt konstant weiter, durch Trümmer, Rauch und Leichen und bekommt am Ende die Schildkröte mit ihrer jubelnden Besatzung ins Blickfeld.
...huch da habe ich mich jetzt ein bisschen hinreißen lassen
Auch wenn ich ab und an glaube das Margaret George hier ein bisschen mit angezogener Handbremse geschrieben hat, geht diese Schilderung der Handlungen rund um Bothwell schon ok. Den Rest macht ja sowieso die Fantasie.
Im groben und ganzen finde ich es schade das man erst einige 100 Seiten als Anlauf braucht um in das Buch hineinzukommen, sofern man nicht jemand ist der die Zeit und seine darin stattgefunde Geschichte mag. Für mich hat es erst so um die Seiten 500 seinen eigenen Reiz entfaltet und erst ab da haben die Momente eigesetzt wo ich wirklich sagen konnte:
"Ja, jetzt macht es mir Spaß das Buch zu lesen."
Ich habe nun noch so 300 Seiten vor mir, für die sich die Autorin sicher noch die eine oder andere Fiese Drehung und Wendung hat einfallen lassen um Marias Schicksal möglichst dramatisch zu gestalten. Somit werde ich mich sicher noch das eine oder andere mal melden. Spätestens zum Schluss mit einem kleinen Kommentar bzw. Fazit.
NtM