Anna Gavalda - Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand ...

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 6.433 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Kurzgeschichtensammlung


    Anna Gavaldas Debüt ist mit 167 Seiten sehr kurz, und man gerät in Versuchung, die Kurzgeschichten hintereinander weg zu lesen. Genau das sollte man nicht tun, denn jede einzelne ist wie eine kleine Perle. Man muss den Geschichten etwas Zeit geben, und man muss sie genießen. Jede einzelne ist etwas Besonderes, und jede einzelne unterscheidet sich von der Vorangegangen.


    Die Autorin beschreibt Situationen, die meist alltäglich anfangen, und sich dann zu etwas Ungewöhnlichem steigern. Harmlos fängt die Geschichte einer Tierärztin an, die sich als Frau auf dem Land durchschlagen muss, und noch harmloser beginnt die Erzählung über einen Vertreter, der endlose Kilometer auf der Autobahn fahren muss. Beide steigern sich ins Schreckliche.
    Es gibt auch schöne unter den kurzen Geschichten, von Lieben, die unmöglich scheinen und dann doch klappen. Sie ist grandios, wenn sie Abgründe schildert. Sie kann traurig sein (wie in der Geschichte, in der ein Mann seine Jugendliebe ein letztes Mal trifft, bevor sie an schwerer Krankheit stirbt) und unglaublich komisch (wie in der Geschichte zweier Yuppie-Teens, wie sie wohl jeder im Bekanntenkreis hat, und die eine unschöne Begegnung mit einem Wildschwein haben).


    Sie schreibt in kurzen Abschnitten, ihr Stil ist wie eine Aneinanderreihung verschiedener Bilder, aber das ist großartig. Ich kann mir vorstellen, dass einige Leser ein Problem mit dieser Art des Schreibens haben. Wer Ungewöhnliches mag, und den Blick für Details, dem kann ich Anna Gavalda nur empfehlen. Ihre Dialoge sind das Gerüst der Erzählungen und fantastisch geschrieben, was sich hier schon andeutet, aber dann in ihrem Roman ‚Zusammen ist man weniger allein’ perfektioniert wird. Dieser hat mir insgesamt noch mal ein Stück besser gefallen als diese Sammlung von Kurzgeschichten, weil es doch einfach schöner ist, wenn sich Charaktere und Geschichte über längere Passagen hin entwickeln können, aber trotzdem vergebe ich 4 Leseratten.


    4ratten


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    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Danke für Deine Rezension! Ich habe letztes Jahr ihren Roman "Zusammen ist man weniger allein" gelesen, der mir auch sehr gut gefallen hat. Darum fand ich es interessant, was Du nun über ihre Kurzgeschichten geschrieben hast. Ich hab mir das Buch mal vorgemerkt.


    Viele Grüße,
    Liisa

  • schön, dass dus schon gelesen hast, swank!
    klingt ja eigentlich gar nicht so schlecht. das, was du über den schreibstil gesagt hast, hat mich echt neugierig gemacht. und 167 seiten sind ja auch nicht die welt :zwinker:
    ich glaube, ich werds mir mal im original zu gemüte führen. aber vorerst subbt bei mir noch "ensemble, c'est tout"


    danke fürs rezensieren!


    bröckchen

    :leserin:<br />Verdammnis - Stieg Larsson<br />Baader Meinhof Komplex - Stefan Aust

  • Hallihallo, hier meine Rezension:


    Inhalt


    'Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet' ist eine Kurzgeschichten-Sammlung, die sich hauptsächlich um das Thema Liebe in jeglicher Form dreht.


    Meine Meinung


    Eigentlich hätte ich schon wissen müssen, was mich erwartet, als ich auf der Buchrückseite ein Zitat von Marie-Claire sah - ein typisches Frauenbuch; genau mein Métier und natürlich wurde meine Vorahnung bestätigt und ich fand es ganz fürchterlich. Die Geschichten sind 'ganz nett', aber m.E. nichts Besonderes. Nichts, was man in der ein oder anderen Form und Variation schon woanders gelesen hatte. Ab und zu versucht sie zu schocken, was ihr jedoch nicht besonders gut gelingt.


    Das Schrecklichste an diesem Buch ist jedoch der Stil! Ich habe noch nicht so ganz begriffen, welchen Sinn es machen soll, für einen Absatz die Perspektive zu wechseln und plötzlich nicht mehr in der 1. Person, sondern in der 3. Person Singular zu schreiben. Auch gelingt es Gavaldas Schreibstil nicht elegant wie Stendhal vom auktorialen Erzähler in den inneren Monolog zu wechseln; diese plötzlichen Veränderungen wirken (zumindest auf mich) nur plump, sinnlos und irritierend.
    Anscheinend ist sie außerdem der Meinung, aus der Sicht eines Mannes auf einmal ihr Vokabular auf 'Scheiße', 'Fresse', 'kotzen', etc. umlegen zu müssen, weil sich das dann hart und sehr männlich anhört. Und überhaupt - wieso heißen all ihre männlichen Personen Pierre?


    Glücklicherweise hat dieses Buch nur ca. 170 Seiten, so dass es wenigstens schnell vorbei war. Was ich daraus gelernt habe: Lass dir niemals wieder Bücher schenken!


    1ratten


    lg,


    mondpilz

    Einmal editiert, zuletzt von mondpilz ()

  • Anna Gavalda – Je voudrais que quelqu’un m’attende quelque part


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    An diese Kurzgeschichtensammlung von Anna Gavalda ging ich ohne Vorurteil heran. Es war das erste ‚Werk‘ von der Französin, dass ich zur Hand nahm. Als Voraussetzung für das Zentralabitur in NRW in Französisch musste ich drei Geschichten sowieso lesen und weshalb dann nicht gleich das ganze Buch?
    Nach der ersten Kurzgeschichte: Enttäuschung. Ich hatte mir das Ganze vollkommen anders vorgestellt. Kurzgeschichten hatte ich unter der Kategorie „Überraschendes Ende“ oder „Zum Nachdenken“ eingeordnet, doch ich war vor lauter ‚surprise‘ weder vom Stuhl gefallen, noch ließ sich die Handlung groß hinterfragen.


    Trotzdem ließ ich mich nicht entmutigen und blätterte mich mit immer steigernder Lesegeschwindigkeit durch die restlichen Geschichten. Die einen riefen ähnliche Gefühle wie zuvor hervor: Was soll mir das jetzt sagen? Andere wiederum fand ich wirklich gut!!! Ich musste sogar lachen, obwohl das Ende doch manchmal hervor zusehen war.


    Begeistert war ich von „Le fait du jour“.


    „Die kurzen Geschichten, oft nur Skizzen, haben eines gemeinsam: Sie scheinen nur zu plaudern, sind dem nachgeschrieben (und also besonders kunstvoll), dabei aber nicht berechenbar, überraschend durch eine fast schon dreiste Vermischung der Stilebenen und Perspektiven – selbst die sonst so unerträgliche Ansprache des Lesers gelingt hier wie nebenbei." (Volker Hagel, Der Spiegel)


    Meiner Meinung trifft dieses Zitat meine Meinung nicht ganz. Ja, Anna Gavalda plaudert sich, wie es sich für eine Frau gehört, voller unnötiger Details durch die Kurzgeschichten, obwohl das noch den Charme des Buches ausmacht. Doch ist es meiner Meinung nach berechenbar, nicht überraschend und die Ansprache des Lesers ist zwar nicht unerträglich, bereitet dem Leser aber auch nicht unbedingt ein Vergnügen.


    Geht man meiner Meinung nach offen an dieses Buch heran, kann es eine sehr nette Unterhaltung bieten. Man darf nicht zu viel erwarten, dann kann man das ein oder andere Mal positiv überrascht werden.


    Deshalb gebe ich dem Buch 3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:!!

  • Ich habe von Anna Gavalda bereits zwei Bücher gelesen und beim Fund dieses Büchleins auf einem Wühltisch blind zugegriffen und erst im Nachhinein gemerkt, dass es sich um Kurzgeschichten und nicht um einen weiteren Roman handelt.


    In gewisser Weise kann man Gavaldas Charme auch in den Kurzgeschichten erahnen, aber während in den Romanen Stimmung erschaffen wird und einem die Figuren sympathisch gemacht werden, schimmert hier nur ab und zu ein Ansatz davon durch. Kurzgeschichten benötigen einen gewissen Pfiff, aber die erste in diesem Sinne gute Geschichte war in der Mitte versteckt und bis dahin war mein Interesse schon erlahmt. Die meisten Geschichten habe ich mit einem gedanklichen „und was sollte das jetzt?“ beendet.


    Ich werde weiter Gavalda lesen, aber die Finger von ihren Kurzgeschichten lassen, das lohnt sich (für mich) einfach nicht.


    3ratten